chapter: 3/3 like glass

rating: M contains shônen-ai

drama/romance/

POV: Naoe Nagi

please R&R

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have you seen the horizon lately?

-circles and circles-

so high above

drowning

under the surface

I hide

dieing

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and shattered...

like glass

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Krampfhaft versuchte ich das Zittern meiner Hände zu kontrollieren. Es gelang nicht.

Meine Blicke huschten panisch hin und her.

Raum 223a, 223b, 224...

Ich rannte fast.

Raum 229b.

Ich stoppte, vergewisserte mich mit einem Blick auf seinen Stundenplan, den mir die Sekretärin ausgehändigt hatte, dass er genau in diesem Moment in diesem Raum Unterricht hatte. Englisch.

Ich wusste, dass er nicht gut war in diesem Fach. Wieviel er mir von sich erzählt hatte! Ich kannte seinen Lehrer sogar beim Namen, ich wusste in welchen Fächern er gut war, ich wusste welche Jahreszeit er am meisten liebte, ich kannte sein Lieblingst-shirt und ich wusste, dass er den Geruch von frischen Schnittblumen liebte. Ich wusste, dass er enge und dunkle Räume hasste und dass er am liebsten warmen Kakao trank.

Er hatte so viel von sich erzählt in diesen Stunden, Wochen die wir gemeinsam verbracht hatten...

Es war mir immer egal gewesen, was er sagte. Wahrscheinlich redete er nur gegen die drückende Stille an, die auf uns lastete. Ja, es war mir egal gewesen und ich hatte gedacht, dass ich mir nicht zwei Dinge gemerkt habe, die er erzäht hatte.

Aber ich hatte mich geirrt.

Fast jedes seiner Worte war in meinem Gedächtnis geblieben.

Sogar der Klang seiner Stimme, als er mir von einem Schulfreund erzählte, schwebte in dem Geflecht meiner Erinnerung.

Seine Stimme...!

Ich ließ mich in die Hocke sinken und vergrub mein Gesicht in den Händen.

Ich musste zur Besinnung kommen... Ich stand völlig neben mir...

Seine Stimme...!

„Hey Omi, der hatte dich heute wieder im Schwitzkasten, was?"

„Ja... Irgendwann breche ich wohl mal in Tränen aus, wenn das so weiter geht."

Lachen.

Das Lachen der anderen... Wie ein Firmament...


Und die Wirklichkeit trat zurück, als sich unsere Blicke trafen.


Er erstarrte---

Er starrte auf mich nieder.

Kein Blinzeln unterbrach unsere Angst.

Wie hatte ich es nur ausgehalten – so lange ohne sein Gesicht zu sehen?

Jetzt, da er vor mir stand, schien es mir unbegreiflich, wie ich die letzten Tage, Wochen und Monate hatte ertragen können.

Seine schmale Figur... Seine weichen hellen Haare die immer rebellisch und ungeordnet zu allen Seiten abstanden... Seine helle Haut die sich so herrlich weich anfühlte... Seine Lippen, seine Augen... Seine wunderschönen Augen...

Um uns hatte sich ein Kreis aus Neugierigen gebildet.

Einer fragte: „Kennst du ihn, Omi-kun?"

Bildete ich es mir nur ein, oder waren seine Augen ein winziges bisschen dunkler geworden?

Waren die Schatten unter seinen Augen nur Einbildung?

Die unnatürliche Blässe seiner Haut?

Wirkte er nicht dünner? Abgekämpfter?

Ich sah ihn einfach nur an.

Das Meerblau seiner Augen verwischte für einen Moment und ich wusste nicht, ob es meine oder seine Tränen waren.

„Ich-Ich...", versuchte er und seine Stimme klang fremd.

Ich konnte den Blick seiner Augen nicht deuten.

Ich sah Angst. Verwirrung. Misstrauen. Aber auch Sehnsucht.

Ein dunkelhaariger Junge neben Omi drängelte sich vor und reichte mir eine Hand.

„Bist du neu hier? Ich heiße Morima Shuichi. Das ist Tsukiyono Omi. Kommst du in unsere Klasse? Woher kommst du und warum wechselst du mitten im Jahr?"

Der Junge sah mich neugierig an und streckte erwartungsvoll seine Hand aus.

In jeder anderen Situation hätte ich die Hand grob weg geschlagen.

Ich ergriff die Hand und ließ mich von dem Jungen hoch ziehen.

„Ich heiße Naoe Nagi.", sagte ich und auch meine Stimme klang fremd in meinen Ohren.

Immer wieder sah ich Omi an und auch er wandte den Blick nicht ab.

„Darf ich dich Nagi-kun nennen?", fragte der Junge, der sich als Shuichi vorgestellt hatte.

Ich sah ihn verwirrt an, wollte Nein sagen, nickte dann aber und lächelte matt.

Er grinste mich an, schlug mir mit einer Hand auf den Rücken und sagte fröhlich: „Na dann – Zeigen wir die mal die Schule, okay?"


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Was hatte ich erwartet?

Dass er mir einfach so in die Arme laufen würde?

Dass es so wie früher werden würde?

Was hatte ich erwartet?

Ich kam mir unendlich betrogen vor. Btrogen von mir selbst. Von all der unnützen Hoffnung, die ich mir ohne es zu wissen gemacht hatte und die mich jetzt zu Boden drückte.

Müde schleppte ich mich aus dem Schulgebäude.

Was hatte ich mir nur dabei gedacht?

Ich war einfach losgelaufen.

Ich hatte ihn einfach sehen wollen.

Ohne zu wissen was ich wollte.

Ohne überhaupt irgendetwas zu wissen war ich losgestürmt.

Idiot...!

Ich war wütend auf mich selbst.

Ich schloss die Augen und fiel in ein Meer aus Blau.


„Nagi! Warte!"

Ich drehte mich erschrocken um und sah ihn auf mich zu rennen.

Mein Herz stockte für einen Moment.

Ich wartete bis er zu mir aufgeschlossen hatte.

Als er mich erreicht hatte stützte er seine Hände auf die Knie und atmete ein paar mal tief durch.

Dann stellte er sich wieder aufrecht, sah mich kurz an, dann fixierte er einen unbestimmten Punkt hinter mir und vermied meinen Blick.

„Was willst du?", fragte er. Seine Unterlippe zitterte etwas und er biss darauf sodass die Haut an dieser Stelle weiß wurde.

Ich sah zu Boden. Ich hatte mit dieser Frage gerechnet. Schon viel früher gerechnet. Und doch wusste ich keine Antwort.

Hilflos zuckte ich mit den Schultern.

„Ich... weiß nicht.", hörte ich mich flüstern.

Sein Blick huschte kurz zu mir, unsere Blicke trafen sich für einen flüchtigen Moment, dann sah er wieder weg, diesmal seine Schuhspitzen fixierend

Eine Weile herrschte Stille.

Dann:

„Soll ich... Soll ich mit zu dir kommen?"

Ich schloss die Augen.

Wieder versank ich in einem Meer aus Blau.

Ich öffnete Mund aber kein Ton kam über meine Lippen.

Dann:

Ja.


Meine Finger zeichneten langsam die Kontur seines linken Schlüsselbeins nach. Ich fühlte seine weiche Haut unter meinen Fingerspitzen dahingleiten.

Meine Hand fuhr ihm durch sein helles, wirres Haar. Sanft strich ich ihm eine Strähne aus den Augen.

Er lag auf meinem Bett, nackt, nur in ein weißes Laken gehüllt.

Schlafend.

Meine Finger wanderten über seinen wunderschönen Körper und meine Blicke glitten über jedes Stückchen Haut. Ich hauchte einen Kuss auf seine geschlossenen Augen. Ich atmete seinen sanften Geruch ein, den ich so lange vermisst hatte und der nun wieder wie ein Hoffnungsschimmer in meinem Zimmer hing.

Ich ließ zu, dass er sich im Schlaf an mich ankuschelte und legte schützend einen Arm um ihn.

Lange, lange streichelte ich ihn.

Dann:

Ich wusste nicht, was ich tat

:Es war so dumm:

Ich beugte mich sanft über ihn, küsste ihn noch einmal vorsichtig und zärtlich.

Dann:

:So dumm:

ganz leise


„Ich liebe dich."


Die Tür barst mit einem Knall auf.

Omi schrak auf.

„Okay, genau hier endet das Märchen."

Schuldig. Panisch starrte ich ihn und die zwei anderen an. Was...!

Omi neben mir verkrampfte sich und grub seine Hände in das Laken, dass seinen Körper bedeckte.

Crawford, ohne die Spur eines Lächelns, richtete seine Waffe auf mich und sagte kühl: „Ausgezeichnet Naoe. Jetzt zieh dich an und warte draußen."

Ich starrte ihn an. Die Grabeskälte seines Blickes duldete keine Widerrede doch ich blieb wo ich war.

„N-Nagi...?"

Omi! Ich drehte mich um. Er saß mit aufgerissenen, vor Angst oder Schreck geweiteten, fast weißen Augen da. Sämtliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen.

„Omi, ich---", setzte ich an, als ich hörte wie Crawford seine Waffe entsicherte.

„Steh auf, Naoe, warte draußen.", wiederholte er.

Schuldig begann zu grinsen und Farfarello, der sich im Hintergrund hielt aber Omi und mich aufmerksam beobachtete, begann, mit dem Zeigefinger langsam über die Schneide seines Messers zu fahren.

Steh auf, Schätzchen, du hast keine Wahl...

Als Schuldig meine entsetzte Miene sah lachte er auf.

Dachtest du wirklich deine Gedankenblockade ist so perfekt?

Ich wandte meinen Blick an Crawford, der ihn ausdruckslos erwiderte.

Hättest du uns nicht mit deiner kleinen Affäre so einen großen Gefallen getan, Kleiner, hätten wir dich längst erledigt...

Panik stieg in mir auf.

Langsam erhob ich mich, hörte das ängstliche Einatmen von Omi hinter mir.

„Ihr könnt nicht---", begann ich, dann traf mich ein derartiger gedanklicher Schmerz, dass ich strauchelte und gerade so von Crawford aufgefangen wurde.

In diesem Moment verlor ich das Bewusstsein.

Das letzte, was ich wahrnahm, bevor sich das Schwarz über mich wölbte, war, wie Schudigs Stimme in meinem Kopf sprach und meine Stimme seine Worte wiederholten.


---+---+---+---

„Hey! Nagi!"

Mühsam öffnete ich die Augen. Mein Kopf hämmerte.

„Gut das du wach bist. Ich dachte schon du schaffst es nicht."

Schuldig erschien in meinem Blickfeld mit einem überheblichen Grinsen.

Ich stöhnte, setzte mich auf. Ich befand mich in meinem Bett.

Die Erinnerung kam gnadenlos.

Ich sprang auf.

„Wo ist er? Was habt ihr mit ihm gemacht?", wollte ich schreien aber es kam nur ein Krächzen heraus.

„Langsam, langsam, mein Freund. Andere hätten das nicht überlebt – da ist es nur natürlich wenn du ein bisschen schlapp bist."

Ich starrte ihn verständnislos an.

Schuldig lachte umso mehr.

„Ich habe die Kontrolle über dich übernommen, Nagi-chan, ich habe dich kontrolliert. Erinnerst du dich nicht mehr? Das ist wie Sex... nur viel besser!"

Er lachte.

Nein...

Langsam wurden mir die Ausmaße und die Tragweite bewusst.

„Was... Was hast du getan?", röchelte ich. Ich schmeckte Blut.

„Ich hab dich ein paar Dinge zwischen dir und Bombay-chan klar stellen lassen... Und ihr hattet noch einmal so richtig euren Spaß. Er war zwar keine Jungfrau mehr, aber geschrieen hat er trotzdem."

Und er lachte weiter, immer weiter.

Mir wurde schwindlig. Ich taumelte gegen die Zimmerwand und sank zu Boden. Starrte meine Hände an.


Diese Hände... Diese Hände hatten...?


Ich spürte erneut Panik in mir aufsteigen.

„Du bist selbst Schuld, Naoe. Du hättest jeden nehmen können. Aber es musste er sein, nicht wahr?" Er lachte. „Das macht dich an, nicht wahr? Du brauchst das, stimmt's? Du musstest ihn haben weil er einer von ihnen ist, ein Weiß, ein Feind, Bombay-chan..."

Er lachte.

Mein Atem ging heftiger, immer wieder schmeckte ich Blut.

„Dachtest du, du könntest das ewig vor uns geheim halten? Dich hinter unserem Rücken mit Klein-Bombay - wie nennst du ihn? Omi! – treffen?"

Schuldig hörte auf zu lachen und kam ganz nahe an mich heran.

„Von mir aus mach dich für jeden auf der Welt zur Hure, Nagi-chan, aber dieses eine mal bist du zu weit gegangen.", flüsterte er mir ins Ohr.

Dann lachte er wieder in seiner abscheulichen Art.

„Dabei sollten wir dankbar sein! Dank dir sind wir ziemlich lästige Insekten losgeworden. Dachtest du, ich nutz das nicht aus, dass du mit einem laufenden Informationsterminal ins Bett gehst?" Er lachte. „Ooooh dachtest du etwa du wärst der einzige, der mit Omi-chan geschlafen hat während den letzten Monaten? Ich bin sicher er denkt das auch. Ich versteh schon, dass du ihn nicht gehen lassen wolltest... Und dank dir hatte ich auch meinen Spaß, mehr als nur einmal, ohne das einer von euch es bemerkt hätte..."

Ich kämpfte gegen den Drang an, mich auf ihn zu stürzen.

Ich wusste, dass ich vollkommen hilflos war.

Ich war zu schwach um meine Kräfte einsetzen zu können und fühlte mich außerstande, sie überhaupt zu kontrollieren.

Tränen der Hilflosigkeit und der Wut rannen meine Wangen hinab.

Längst hörte ich nicht mehr die Worte, die Schudig sprach.

„Wo ist er?", fragte ich leise.

Schuldig stockte inmitten seiner bildhaften Schilderungen und sah mich an.

„Nun wir haben ihn gehen lassen. Was hätten wir tun sollen? Seine Freunde sind tot – er ist absolut wertlos."

„Wann?", fragte ich und meine Stimme drohte erneut zu versagen.

Schuldig sah auf die Uhr.

„Vor etwa 30 Minuten, glaube ich. Farfarello hat sich den Süßen noch kurz zur Brust genommen aber ich denke, dass Crawford ihn vor einer halben Stunde rausgeschmissen hat."

Ich schluckte, rappelte mich auf.

„Du willst ihm wohl doch nicht hinterher?", fragte Schuldig und lachte erneut.

„Vergiss nicht, du selbst hast ihm gesagt, dass du ihn nur ausgenutzt hast..."

Ich antwortete nicht. Glühender, rasender Hass loderte in mir.

Ich schleppte mich zur Tür, durch den Flur. Als ich bei der Haustür angekommen war, drehte ich mich um. Hinter mir standen sie. Alle drei. Alle drei bereit mich zu töten.


Wir waren ein Team.

Wir waren Schwarz.

Wir waren vier Menschen, die durch die Ironie des Schicksals oder einfach durch pures Pech aneinander gebunden waren.

Vier Menschen, die alle immer nur ganz knap am Rande des Wahnsinns vorbei schlutterten.

Und auf irgendeine Art und Weise verdankte ich diesen drei Killern mein Leben.

Auf irgendeine Art und Weise waren wir tatsächlich ein Team.

Nicht aus Freundschaft.

Nicht aus freiem Willen.

Sondern aus Abhängigkeit.

Ich hatte mich nie Illusionen hingegeben was die Art unserer nicht vorhanden Zwischenmenschlichkeit betraf. Ich hatte gewusst, dass ich – genau wie sie – nur Mittel war, nur Werkzeug. Ich konnte ganz leicht ersetzt werden, das wusste ich.

Am Anfang tat ich alles was sie wollten um irgendwie akzeptiert zu werden. Doch sie lachten mich aus.

Dann begann ich meine Grenzen auszutesten. Wie weit ich gehen konnte...

Und plötzlich

---stand ich zwischen ihnen und ihrem Willen.

Oder sie standen zwischen mir und dem, was ich wollte...

(Er ist ersetzbar.)

Ich stellte ein Risiko dar.

Ich war nicht mehr tragbar.

Ich war unbrauchbar geworden.

Jetzt mussten sie mich loswerden.



Ich weiß nicht wie es hatte kommen können...

Vielleicht hatte Crawford den eigenen Tod nicht vorhersehen können...

Vielleicht war Schuldig noch zu erschöpft, um sich direkt in meine Gedankenwelt zu hacken...

Vielleicht war Farfarello nicht konzentriert genug...


Ich weiß nur, dass ich zu schreien begann.

Ich schrie so laut und so lange ich konnte.

Es gab ein lautes Knallen und Crawfords Kugel erwischte mich in der Schulter, wenige Zentimeter neben dem Herzen.

Es tat weh und die Schmerzen trieben mich fast in den Wahnsinn. Aber die Wunde reichte nicht.

Ich schrie.

Und dann:

Eine Explosion erschütterte das gesamte Gebäude. Für einen Moment schien sich alles um mich herum zusammen zu ziehen bis zur größt möglichen Verdichtung. Einen Herzschlag lang herrschte gespenstische Stille.

Dann:

In rasender Geschwindigkeit dehnte sich die Wirklichkeit wieder aus, riss, zerriss, zerriss alles um mich herum in Fetzen.

Ich hörte nicht auf zu schreien, bis ich vor Erschöpfung zusammenbrach, mich gleich wieder aufrappelte und aus den Trümmern des Hauses kroch.

Ich musste ihn finden...

Ehe es zu spät war...

Wenn es nicht schon längst...


„Was ist dir am wichtigsten im Leben?"

Er lachte und antwortete ohne dem geringsten Zögern: „Weiß. Meine Freunde!"

Dann schlug er die Augen nieder und errötete leicht.

„Und... du."


War das erst gestern gewesen?


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Ich fand ihn. Er stand auf dem Dach des Hotels, in dem wir uns so oft getroffen hatten.

Unter ihm hatten sich eine Menge Schaulustige eingefunden, die neugierig zu ihm herauf starrten.

Ich wollte hinau rennen, zu ihm, doch meine Beine bewegten sich keinen Zentimeter.

Ich stand da, wie erfroren, und starrte zu ihm auf.

Der Traum kam mir wieder in den Sinn.

...Die Stimmen...

Wie das Rauschen der Wellen, wenn sie als Brandung

den Sand unter den Füßen wegspülen

ein kaputtes radio

Wirre Fetzen einer Sprache, die ich nicht verstand.

Nicht mehr verstand.

Ich bekam Kopfschmerzen.

Ihre Blicke waren gierig, neugierig, heischend, jagend... Um mich herum... ihre lechzenden Augen, ihre lüsternen Blicke...

Eine Sensation, ja, wie eine Sensation.

Schaulustige.

Gaffer.

Widerliches, hungriges Starren.

Ich fühlte mich nackt.

Meine Hände zitterten. Meine Augen taten weh, salzige Tränen rannen meine Wangen hinab, sie waren kalt, wie Meerwasser.

salzige spuren vertrockneter wellen

Wie die Erinnerung an eine kühle Sommerbrise

- sein kurzer Augenaufschlag in meine Richtung, eher das Gefühl einer Berührung; ein Wort kam mir in den Sinn.

Dann

- leises Rauschen der vereisten Wellen im Straßenlabyrinth -

eisgraue Schleier, seine tränenverschmierten Augen, tausend geweitete Pupillen direkt auf ihn und mich ausgerichtet, aufgereiht wie Lampions an einer Schnur.

Alptraumhaft verließen seine Füße den Erdboden und

sein schmaler Körper wurde vom Wind empor geschleudert ---

und fiel 50 Meter

bis er auf dem Boden

zerschellte


...wie Glas

Ich wollte schreien.

Aber meine Stimme war gebrochen.

Ich kriege keine Luft...!

Das ist alles nicht wahr!

"Ich habe es nicht geglaubt, ich wollte es nicht glauben, ich konnte nicht. Es war wie eine Denksperre; meine Gedanken weigerten sich einfach, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Es konnte einfach nicht stimmen - es konnte nicht stimmen weil es nicht durfte."+


dieses szenario existierte nicht

es geht nicht

es konnte nicht

das war nicht geschehen!

nichts davon!

es ist alles... nicht wahr...

Omi!

Und als alles um mich zusammenbrach

und die Splitter meiner Welt tiefe blutige Schnitte auf meinem Körper hinterließen

als alles

was 'ich' bedeutete

in Scherben zu meinen Füßen lag

ging die Sonne auf

und der Mond stürzte in den Ozean

wie ich


- ende -