Ich habe den leisen Verdacht, dass ihr das nächste Kapitel mögen könntet und dass hat nicht zwangsweise was mit Hermine oder Severus zu tun. Na schauen wir mal, ob ich das richtig einschätze. Ach ja: Ich schreibe gerade an Kapitel 64.

54. Kapitel

Sobald Severus die Tür hinter sich zugeworfen hatte, begann er seine Sachen zusammen zu suchen. Niemand würde ihn erpressen, etwas zu tun, von dem er wusste, dass er es nicht überleben würde. Nicht seit Voldemort tot war.

Albus musste völlig durchgedreht sein, wenn er glaubte er könne ihn zwingen, sich zu Hermine zu begeben. Das Thema war Vergangenheit. Der heutige Morgen hatte ihm so viele Erkenntnisse über sich und Hermine gebracht, dass er sich sicher war, das Richtige zu tun. Wenn das bedeutete, er müsste auch die Schule verlassen, verdammt, dann hieß es das eben. Vielleicht war es gar nicht mal schlecht, völlig neu anzufangen, an einem Ort ohne Erinnerungen an Hermine als Schülerin und einem Zuhause, in dem sie nicht das Leben und sogar das Bett mit ihm geteilt hatte.

Ungewollt hatte der Direktor ihm gerade eine Möglichkeit für die Zukunft aufgezeigt, die Severus ganz und gar nicht missfiel. Natürlich würde er auch weiterhin nicht verhindern können hin und wieder an Hermine zu denken und sicher würde es nicht immer leicht sein, aber mit ein bisschen Glück wäre er die nächsten Wochen damit beschäftigt sich eine neue Bleibe und eine neue Arbeit zu suchen. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde er da nicht viel Zeit übrig haben, um an Vergangenes zu denken.

Ein bisschen kam es ihm wie eine Flucht vor, aber den Gedanken schob er unwirsch zur Seite. Es war ja nicht so, dass er aus freien Stücken ging. Albus hatte ihm sprichwörtlich den Finger auf die Brust gesetzt und zwang ihn das zu tun.

Nein, Severus war nicht so dumm zu glauben, Albus wolle ihn loshaben. Ihm war klar, was der Direktor eigentlich beabsichtigte. Er hatte ihn unter Druck setzen wollen. In den besten Absichten wahrscheinlich. Das er sein eigentliches Ziel damit weit verfehlt, ja sogar aus dem Blickfeld geschoben hatte, war ihn sicherlich nicht klar gewesen.

Die nächsten Stunden verbrachte Severus damit all seine Habe zu verkleinern und via Zauber in Koffer, Taschen und Kartons räumen zu lassen. Nach vier Stunden war nichts außer ein paar Toilettenartikeln mehr in normaler Größe und Severus beschloss, sich erst einmal auszuschlafen, dann aber gleich am frühen Morgen auf Wohnungssuche zu gehen.

In dieser Nacht schlief er wie ein Baby. Die Aussicht darauf, vollkommen von vorn anzufangen, gab ihn Auftrieb.

Albus Dumbledore dagegen tat in dieser Nacht kein Auge zu. Er spürte, dass er über das Ziel hinausgeschossen war. Severus schien es ernst zu meinen, als er vom Packen sprach und so wie er den Mann kannte, würde er sich ohne zu zögern seine Sachen schnappen und verschwinden, wenn er wirklich der Meinung war, er täte das Richtige.

Manchmal war es aber mit Severus auch wirklich hoffnungslos. Der Mann war so voller Selbstzweifel, Wut und Zynismus, dass Dumbledore nicht wirklich verstand, was Hermine in ihm sah. Ja, er war mit ihm befreundet und ja, Severus war im Kampf gegen Voldemort ein treuer Verbündeter gewesen, aber was konnte die junge Frau dazu gebracht haben, sich in ihn zu verlieben? War er so anders, als sie mit ihm verheiratet gewesen war?

Seufzende drehte er sich im Bett und blicke die schlafende Minerva an. Auch sie waren durch dieses Ehegesetz zusammen gekommen. Ob Minerva in ihm wohl vor der Ehe auch etwas anderes gesehen hatte, als jetzt?

Sicher hatten sie sich nicht so gut gekannt, wie sie es heute taten und natürlich hatten sie vorher nicht miteinander geschlafen, aber das Ehegesetz war nur an einem Teil der Veränderungen direkt schuld, die sie in den letzten dreieinhalb Jahren durchlaufen hatten.

Erst hatten auch sie nur nebeneinander her gelebt, in getrennten Zimmern geschlafen und außer dem Namen auf der Heiraturkunde keine Gemeinsamkeit gehabt, die sie nicht vorher auch hatten. Dann, nach einem Jahr hatte Albus Minerva überraschend zum ersten Hochzeitstag zum Tanz ausgeführt.

Ihr erster Kuss an diesem Abend war so berauschend gewesen, wie in Jugendjahren, als er zum ersten Mal das Mädchen küssen durfte, an das er sein Herz verloren hatte.

Bis sie so eng zusammen lebten, wie es jetzt war, hatte es von da ab trotzdem noch einige Zeit gedauert, aber das war gut so gewesen. Zwei Einsiedler konnte man nicht einfach zusammen in eine Wohnung stecken und hoffen sie würden ein Paar. So wie es jetzt war, war es verdammt gut. Nie hätte Albus gedacht, in seine Alter noch einmal eine Frau zu finden, an die er sein Herz verschenken konnte.

Er strich eben jener Frau, mit der er jetzt sein Leben teilte, über Schulter und Arm, zog sie leicht zu sich und dankte Merlin dafür, dass sie beide nicht auch solche Dickköpfe waren, wie Hermine Granger und Severus Snape.

Eine dieser Sturköpfe wurde in den frühen Morgenstunden wach und sprang energiegeladen aus dem Bett. Seit langem hatte sich Severus nicht mehr so gut gefühlt. Heute würde er ein neues Leben beginnen. Zwar würde es ein einsames Leben sein, aber eines, bei dem er niemand verletzen konnte und bei dem er vor allem nicht selbst verletzt wurde. Vielleicht war es feige so zu denken, aber er war sich sicher, es sei das Beste für Hermine und auch für ihn.

Schnell zog er sich an, frühstückte zwischen all den Kisten und Koffern ein letztes Mal in den Räumen, die er über 20 Jahre lang bewohnt hatte und ging dann hinauf zum Portal. Kurz überlegte er sein Glück bei der Wohnungssuche in Hogsmeade zu versuchen entschied sich aber dagegen. Der Ort lag zu nah an seiner alten Heimat. Auch die Winkelgasse kam nicht in Frage.

Er blieb einen Moment stehen und grübelte, wo er hingehen konnte. Ins Ausland vielleicht? Amerika wäre gut, oder Frankreich. Auch Spanien oder Italien kamen ihm in den Sinn. Ja, warum nicht. Wenn er schon neu anfangen wollte oder musste, dann richtig.

Severus wollte die Tür gerade öffnen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Schon wollte er Albus anfahren, doch als er sich umdrehte, sah er sich Ginny Weasley gegenüber.

Über seinen Blick erschrocken zog sie ihre Hand schnell zurück, sah ihn aber weiter an.

Warum war sie hier? Sie war doch schon längst keine Schülerin mehr, schoss Severus durch den Kopf. Laut fuhr er sie an. „Was machen Sie hier, Miss Weasley und warum erdreisten Sie sich, mich anzufassen?"

Der jungen Frau wurde es sehr mulmig, aber sie hatte Dumbledore vor einer halben Stunde geschworen, Snape mit allen Mitteln aufzuhalten. Außerdem tat sie es ja nicht für ihren ehemaligen Direktor oder für Snape, nein, sie war einzig und allein wegen Hermine so mutig, hier vor ihm zu stehen und zu sagen, was sie zu sagen hatte. „Gehen Sie nicht, Professor!"

„Was?" Er war viel zu verdutzt, dass sie seine Pläne zu kennen schien, als dass er zu mehr in der Lage gewesen wäre.

Ginny gewann ein bisschen Selbstvertrauen wieder, weil er sie nicht angriffen, ja noch nicht einmal angefahren, hatte. „Ich bitte Sie nicht zu gehen, Professor Snape. Hermine braucht Sie und sie liebt Sie."

Langsam begann es Severus zu dämmern, wer die rothaarige junge Frau hier her geholt und auf ihn angesetzt hatte. Innerlich kochte er vor Wut auf Albus. „Was glauben Sie eigentlich, was Sie hier tun?" fuhr er sie an. „Glauben Sie ernsthaft, dieses Thema geht Sie irgendetwas an? Glauben Sie das wirklich? Verschwinden Sie, bevor ich mich vergesse und sagen Sie Dumbledore, dass der Nächste, den er zu mir schickt nicht so glimpflich davon kommt." Er war durch die Tür, bevor Ginny etwas erwidern konnte.

‚Nein, nein, nein!' schrie alles in ihr und sie riss die Tür auf, um ihm hinterher zu laufen. „Warten Sie doch! Haben Sie eigentlich gehört, was ich gesagt habe? Sie liebt Sie doch, verdammt noch mal!"

Severus war schon ein ganzes Stück von ihr weg, drehte sich aber auf dem Absatz um und schritt auf sie zu. „Und das wissen Sie bitte woher?" Seine Stimme war kein Stück leiser als zuvor. Das bisschen Hoffnung, dass gerade in ihm wuchs, wischte er erfolgreich zur Seite.

„Weil Sie es mir schon angedeutet hat, als Sie noch mit ihr verheiratet waren und weil sie alle andern Männer ignoriert und weil sie verdammt noch mal geheult hat wie ein Schlosshund, weil Sie ihr die unterschrieben Annullierungsurkunde gegeben haben!"

Ginny redete sich in Rage und seine im Zweifel hochgezogene Augenbraue verstärkte dies noch. „Und verdammt noch mal, wenn ich auch nicht verstehen kann, wieso, aber Sie waren das Einzige, was Hermine in der Zeit bei Malfoy am Leben erhalten hat. Ich schwöre Ihnen, Snape, wenn Sie ihr noch weiter wehtun, indem sie sie ignorieren, werde ich Sie persönlich verhexen. Soweit können Sie gar nicht wegziehen, dass ich Sie dann nicht finde." Dann drehte sie sich um und verschwand so schnell wieder im Schloss, dass Severus beinahe glaubte sie sei disappariert.

Da stand er nun und sah ihr nach. Sollte er wirklich glauben, was sie gerade gesagt hatte? Liebe ihn Hermine womöglich doch? Aber wieso?

TBC

Na, wie fandet ihr es? Severus ist immerhin nicht abgehauen. Ein Anfang. Oder mehr?