Die Malfoys und ihr Besuch saßen am langen Esstisch im Speisezimmer. Draco hatte Lucius' einstigen Platz am Kopfende eingenommen. Zu seiner Linken saß Narzissa, rechts von ihm Bellatrix und am weitesten entfernt Nyah.
„Ich bin euch sehr dankbar, dass ihr Nyah bei euch aufnehmt.", sagte Bellatrix mit ihrer rauen Stimme.
„Oh ja.", fügte Nyah hinzu. „Ich könnte mir keinen schöneren Ort zum leben vorstellen."
„Wo sind deine Eltern?", fragte Narzissa.
Nyah starrte auf ihren Teller, als sie sagte: „Meine Mutter starb kurz nach meinem fünften Geburtstag. Sie stammte aus einer alten amerikanischen Zaubererfamilie. Wir lebten in Florida, in einem Haus direkt am Strand. Nach ihrem Tod sind mein Vater und ich zurück nach England gezogen. Kurz vor meinem elften Geburtstag ist er von Auroren getötet worden, weil er auf der Suche nach dem dunklen Lord war." Nyah schob hastig ein Stück Zentaurenfleisch in den Mund und schluckte viel zu früh, um den dicken Kloss in ihrem Hals zu lösen.
Draco sah sie lange an. Ihr Blick aber blieb fest auf den Teller gerichtet. „Wieso bist du nie in Hogwarts gewesen?"
Nun richtete Nyah ihre Augen auf ihn. „Weil die Familie meiner Mutter mich zurück nach Florida geholt hat. Sie waren meine einzigen Verwandten, die nicht im Gefängnis saßen."
Bellatrix fühlte sich angesprochen. „Ich wünschte, es wäre alles anders gekommen…"
Nyah legte ihre Hand auf Bellatrix' Arm. „Ach Tante, das habe ich nicht als Vorwurf gemeint. Du weißt, dass ich dich sehr für das bewundere, was du getan hast."
„Ist sie nicht ein wundervolles Mädchen?", meinte Bellatrix lächelnd zu den andern. „Wenn ich je eine Tochter gehabt hätte, sie wäre genau wie Nyah geworden."
„Zweifellos.", sagte Narzissa leise.
„Dann bist du in Amerika zur Schule gegangen?", fragte Draco mit hochgezogener Braue.
„Nur zweieinhalb Jahre. Danach bin ich weggelaufen."
Wieso erstaunt mich das nicht, dachte Draco und lächelte. „Und was war der Anlass dafür?"
„Ich kann Amerika nicht leiden. Der dunkle Lord ist dort nicht annähernd so bekannt und gefürchtet, wie hier in Europa. Als ich erfuhr, dass er zurückgekehrt war, stand mein Entschluss fest. Ich bin nach England gereist."
„Alleine? Mit dreizehn?", fragte Draco kritisch.
„Natürlich! Traust du mir das nicht zu?"
„Doch, doch, auf jeden Fall.", sagte Draco stichelnd. Er amüsierte sich darüber, dass Nyah so heftig auf seine Frage reagiert hatte. „Und was hast du in England gemacht? Etwa den dunklen Lord gesucht?"
„Unter anderem. Ich war ganz auf mich gestellt, aber ich konnte mich immer durchschlagen. Eines Tages las ich in der Zeitung, dass einige Todesser aus Askaban ausgebrochen waren, darunter drei mit dem Namen Lestrange. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich sie aufgespürt habe."
„Stellt euch vor!", rief Bellatrix. „Bis dahin hatte ich noch keine Ahnung, dass Velkan Lestrange eine Tochter hatte."
„Ich auch nicht.", sagte Narzissa. „Nach der Zeit in Hogwarts habe ich ihn nie wieder gesehen. Ich wusste nicht einmal, dass er nach England zurückgekehrt war. Ich frage mich, wieso er sich nie bei uns gemeldet hat."
„Er hatte eben viel zu tun.", sagte Nyah knapp. „Ich wäre jetzt sehr froh, wenn wir über etwas anderes reden könnten."
Bellatrix begann prompt mit dem Thema, dass Draco im Augenblick so gerne vermieden hätte – nämlich Dumbledores Tod. Sie und Nyah stellten ihm sehr viele Fragen und wollten alles über seine Taten wissen. Tapfer gab Draco Antwort und es gelang ihm nur mit Mühe, dabei heiter und gelassen zu wirken. Seine Mutter litt mit ihm.
In Nyahs Gesicht und in ihrer Stimme konnte er wieder die gleiche Begeisterung erkennen, wie damals im Pedigreed. Sie bewunderte ihn dafür, dass er Voldemort dienen durfte, dass er ihn gesehen hatte, dass er mit ihm gesprochen hatte, dabei hasste Draco das Todesserdasein. Natürlich erwähnte er dies in keinem einzigen Satz.
Er konnte nicht leugnen, dass ihm Nyah und ihre Art gefiel, auch wenn sie seiner Meinung nach etwas weniger von Voldemort angefressen sein könnte.
Die Zuneigung zwischen den beiden blieb von Narzissa und Bellatrix nicht unbemerkt. Sie warfen sich oft bedeutungsvolle und verschmitzte Blicke zu.
Nach dem Dessert zogen sich Narzissa und Bellatrix in den Salon zurück, um einige wichtige Dinge zu besprechen.
Draco führte Nyah unterdessen zu ihrem Zimmer. Mit einem simplen Wingardium Leviosa ließ er ihre einzige Tasche hinter ihnen herschweben (er war volljährig und durfte jederzeit Magie anwenden).
„Mehr Gepäck hast du nicht?"
„Nein, brauche ich auch nicht. Mit dem Schrumpfzauber kriegt man die Sachen überall rein. Oh – sind das deine Vorfahren auf diesen Gemälden?"
Sie waren oben an der großen Treppe angelangt. An der Wand hingen viele Porträts, in denen sich hochmütig dreinblickende Männer und Frauen tummelten. In der Mitte prangte das stolze Familienwappen der Malfoys.
„Ja, etwa zwanzig Generationen, wenn ich mich nicht irre.", sagte Draco ein bisschen stolz. „Dort oben bin ich. Wir lassen das Bild jedes Jahr erneuern, damit es aktuell bleibt."
Er erklärte ihr noch das eine oder andere über seine Familie. Nach einer Weile liefen sie weiter in einen langen Gang aus dunklem Magahoniholz.
„Wir haben das größte freie Zimmer für dich ausgesucht.", sagte Draco. „Es liegt direkt gegenüber von meinem. Da vorne links."
Er öffnete eine Tür und ließ Nyah eintreten. Das Zimmer war im gleichen dunkelgrün-silbernen Styl eingerichtet, wie seins, nur dass dieses keine Terrasse besaß. Bad, Himmelbett, Vorhänge, Schreibtisch, Schränke, Wandbehänge; alles war ziemlich ähnlich.
„Schön habt ihrs hier." Nyah staunte.
Draco lehnte mit verschränkten Armen im Türrahmen und beobachtete sie. „Dann lasse ich dich mal in Ruhe auspacken."
„Wie du willst."
Draco stutzte. „Eins weiß ich allerdings immer noch nicht. Warum willst du ausgerechnet bei uns wohnen?"
Nyah wandte sich von ihrer Tasche ab, schritt geheimnisvoll auf ihn zu und blieb sehr dicht neben ihm stehen. „Weil du mich – wie soll ich sagen – neugierig gemacht hast. Ich wollte dich kennen lernen. Und ich kriege immer das, was ich will."
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Narzissa und Bellatrix saßen im Salon und tranken Wein. Bellatrix war schon, als sie das Anwesen betreten hatte, aufgefallen, in welch besorgniserregendem Zustand Narzissa sich befand. Schließlich kannte sie ihre Schwester fast auswendig. „Meine Güte, Zissy, du siehst bei jeder unserer Begegnung schlimmer aus, als bei der letzten."
„Es war ein hartes Jahr.", erwiderte Narzissa und nahm einen großen Schluck aus ihrem Kristallglas.
Einfühlvermögen war eine Eigenschaft, mit der Bellatrix weiß Gott nicht beschenkt worden war. „Reiss dich etwas zusammen. Du bist nicht die Einzige, deren Mann in Askaban sitzt. Ich denke genauso an Rodolphus. Es ist nicht gut, wenn du von deinem Mann so abhängig bist."
„Ja, Lucius fehlt mir sehr.", sagte Narzissa und sie sah aus, als ob sie den heftigen Drang zu weinen unterdrücken musste. „Aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb ich mir Sorgen mache."
Bellatrix war klar. „Also manchmal verstehe ich dich einfach nicht! Du solltest stolz auf deinen Sohn sein! Er hat etwas geschafft, das ihm niemand wirklich zugetraut hätte."
„Ich habe Angst, ihn zu verlieren, Bella. Es wird mit Sicherheit nicht seine letzte Aufgabe gewesen sein. Der dunkle Lord wird immer wieder an Lucius' Stelle nach ihm verlangen."
„Vielleicht wird das bald nicht mehr nötig sein."
„Wie meinst du das?"
Bellatrix senkte die Stimme. „Dieses verdammte Askaban hat unserem Herrn und den Todessern schon zuviele Probleme gemacht. Damit soll endlich Schluss sein."
Narzissa war angespannter denn je. „Bella, was hat der dunkle Lord vor?"
Bellatrix lächelte kämpferisch. „Die meisten Dementoren haben auf unsere Seite gewechselt. Es dürfte nicht mehr allzu schwer sein, Askaban in unsere Gewalt zu bringen."
Narzissas Augen weiteten sich. „Ihr wollt Askaban stürmen? Seid ihr von Sinnen?"
„Wieso?", meinte Bellatrix, als wäre es ein Sonntagsspatziergang. „Ich weiß nicht, was du daran schlecht findest. Dann hättest du schließlich deinen Lucius wieder."
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Noch vor Mitternacht disapparierte Bellatrix von Malfoy Manor. Draco fiel auf, dass seine Mutter seit ihrem Gespräch mit Bellatrix furchtbar nervös geworden war. Irgendetwas ging vor sich, aber er fragte sie nicht danach. Er wusste, sie würde es ihm erzählen, wenn es auch für seine Ohren bestimmt war.
Hi Leuz!
Na, gefällt euch die FF bisher? Ich würd mich total freuen, wenn ich von euch n bisschen mehr reviews bekäme, ihr wisst gar nicht was für eine riesengrosse Freude ihr mir mit einem einzigen Satz machen würdet(ich beisse auch nicht)! Damit ich weiss wie mein Geschreibsel in etwa ankommt.
Ich bemühe mich, das nächste Kap so schnell wie möglich on zu stellen!
lg, Lesy
