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„Wir sind ein Kinofilm?!"
Entgeistert und leicht panisch sah Jack Mary an. Sie hatte ihm alles genau erklärt. Was ein Kino war, was Schauspieler waren und den Film Fluch der Karibik.
„Ja, seid ihr, jedenfalls in unserer Welt. Und es muss irgendeinen Grund geben weshalb wir hier her gekommen sind!"
Mary hatte es mittlerweile aufgeben sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht streichen zu wollen. Gegen den rauen Seewind kam sie eh nicht an. Nun lächelte das junge Mädchen über den entsetzt hilfslosen Blick des so gefürchteten Piraten.
„Ok, Luv dann sollten wir erst mal herausfinden warum ihr hier sein könntet. Das Wie ist mir inzwischen ziemlich egal." Er drehte sich kurz um und rief Mr. Cotten, der gerade das Schiff steuerte ein paar Koordinaten zu.
„Wohin segeln wir?"
„Nach Tortuga, Schatz! Es gibt keinen besseren Ort wo getratscht wird. Wenn wir da nicht rausfinden warum ihr hier seid, dann nirgendwo. Außerdem will ich meinen Männern mal wieder etwas Spaß gönnen, klar soweit?"
„Und dir selbst wahrscheinlich auch…"
Mary grinste den Captain der Black Pearl keck an und wusste selber nicht von wo ihre Schlagfertigkeit plötzlich wieder aufgetaucht war. Wahrscheinlich mit einiger Zeitverzögerung von zu Hause.
Zuerst war Jack etwas verdutzt über ihre plötzliche Art, grinste dann aber schelmisch.
„Ich kann immer Spaß haben, Luv. Wann und wo ich will, solange ich die richtige Gesellschaft habe." Meinte er mit rauer, leiser Stimme, bevor er Mary eine widerspenstige Haarsträhne hinters Ohr schob und sein Handrücken dabei kurz ihre Wange streifte.
Dann drehte er sich um und ging zu Cotten um sein geliebtes Schiff selbst nach Tortuga zu steuern. Man weiß ja nie was diese Landratten mit der Pearl anstellen könnten.
Mary hingegen war Tortuga im Moment völlig schnurz, da sie mit einer drohenden Ohnmacht zu kämpfen hatte und sich krampfhaft an der Reling fest hielt, damit ihre puddingweichen Beine ihr Gewicht weiter tragen konnten.
Währendessen hatte Sandy mit einem überdimensionalen Grinsen im Gesicht zu kämpfen. Sie hatte die ganze Szene, die sich an der Reling abspielte beobachtet und war bei dem Anblick ihrer Freundin, die einer Ohnmacht nahe war, fast an ihrem unterdrückten Lachen erstickt. Sie kannte Mary und konnte sich genau vorstellen wie ihr im Moment zu Mute war, aber trotzdem würde Mary am Abend noch mal gründlich von Sandy ausgequetscht werden.
Michelle fand die ganze Sache aber nicht halb so interessant wie den Schiffsjungen mit den schönen grauen Augen und breitem Oberkörper, der links neben ihr saß und dem Mädchen gerade erzählte warum er auf der Pearl angeheuert hatte.
Sein Freund Gary hingegen war eher der schweigsamere Typ und lauschte lieber den Erzählungen Sandys und fand genau wie sie, dass Jack und Mary irgendwie süß zusammen waren. Noch süßer allerdings fand der Sandy, aber er traute sich nicht so recht es Dave gleich zutun und ihr eindeutig zu zeigen, dass er sie mochte. Das war nicht seine Art und im Gegensatz zu Dave war in Sachen Frauen auch nicht Jack Sparrow persönlich sein Vorbild. Obwohl sein Captain bisher immer Erfolg bei selbigen gehabt hatte.
Dave hingegen hatte nichts dagegen zu flirten was das Zeug hielt. Diese Michelle war wirklich süß. Ok, Mary war auch nicht gerade schlecht, aber man sollte seinem Captain ja bekanntlich nicht in die Quere kommen.
„Gary, Dave!" Ertönte nun die laute Stimme, des Herren der Black Pearl.
„Ich wäre euch wirklich sehr, sehr verbunden wenn ihr jetzt freundlicher Weise wieder anfangen würdet zu arbeiten."
Dave stöhnte genervt auf. „Der sieht echt alles! Als wenn er nicht auch mal ne kleine Pause macht um unsere bezaubernden Gäste zu unterhalten", meinte er und sah mit einem schelmischen Grinsen zu Michelle.
„Na ja, ähm… wir gehen dann wohl besser, aber wenn ihr mal frei haben solltet, sagt uns einfach Bescheid."
Erschrocken stockte Michelle als ihr klar wurde was sie eben gesagt hatte.
Dann wurde sie rot und lief schnellen Schrittes zu Mary, die sich wieder halbwegs beruhigt hatte und versuchte möglichst unauffällig zu Jack hinüber zu sehen.
Auch Sandy folgte ihrer Schwester, lächelt Gary aber noch kurz zu.
Jetzt würde sie ein bisschen Mary ärgern, obwohl Sandy bezweifelte, dass sie in ihrem benebelten Zustand überhaupt etwas mitkriegen würde, genauso wie Michelle, die sich neben Mary gestellt hatte und Dave aus den Augenwinkeln beobachtete.
Sandy seufzte gespielt. Ja, ja, sie hatte es schon schwer mit den beiden.
„Ich hätte Riechsalz mitnehmen sollen", waren Sandys ersten Worte als sie die Kajüte betrat.
„Warum?" Mary hatte sich wieder aufs Bett gelegt und sah ihre Freundin unschuldig an.
„Weil die akute Gefahr für dich besteht zusammenzuklappen. Ich hab euch doch gesehen, dich und Jack." Die letzten Worte hatte sie besonders betont. Grinsend schnappte Sandy sich einen Stuhl. Sie hielt es für besser nicht in Marys Reichweite oder die des Kissens zu kommen.
„Schön, sind jetzt alle in meinem Privatleben auf dem neuesten Stand?"
„Welches Privatleben?"
Wumm! Das Kissen hatte eine größere Reichweite, als Sandy angenommen hatte.
„Warum kümmert ihr euch nicht um eure Typen?" Grummelnd vergrub Mary ihr rotes Gesicht in der Bettdecke. Für Sandy ein deutliches Zeichen wie Recht sie mit ihren Vermutungen mal wieder hatte.
„Wohin segeln wir eigentlich?" Wollte Michelle wissen, um Mary von Sandys unbarmherzigen Sticheleien zu befreien.
„Nach Tortuga." Der blonde Haarschopf traute sich wieder unter der Decke hervor.
„Wunderbar, Mary macht dem Captain schöne Augen und wir kriegen Informationen aus erster Hand." Sandy klatschte erfreut in die Hände.
Mary hingegen schickte ihrer Freundin ihren berüchtigten Fall-tot-um-Blick hinüber und tatsächlich hielt Sandy es für besser das Thema zu wechseln. Sie wusste aus Erfahrung, dass man Mary nur bis zu einem bestimmten Grad reizen sollte.
„Warum nach Tortuga?"
„Weil Jack meint, dass wir dort am ehesten herausfinden warum wir hier sind."
„Und er sich bestimmt königlich besaufen will!" Michelle hatte Tortuga aus dem Film noch gut in Erinnerung. „Und wir dürfen uns dann in Tortuga von den ganzen betrunkenen Männern angraben lassen."
Mary zuckte mit den Schultern. Das war ihr herzlich egal. Wenn ihr einer zu nahe kommen würde, hätte er im nächsten Moment ihre Fingerabdrücke im Gesicht.
„Das sollte unser kleinstes Problem sein. Außer dem passen ja Gary und David auf euch auf."
„Sein Name ist Dave!" Michelle hob kritisch eine Augenbraue.
„Tja Mädels", Sandy griff nach einem Apfel aus der Schale, die auf dem Tisch stand. „Auf nach Tortuga!"
Nadine: Nach langer Zeit hab ich es geschafft weiter zu schreiben. Jetzt geht's mit den Kapiteln schneller.
Bloody Mary Read: Danke für den Hinweis. Bin mir da nie ganz sicher gewesen.
