So, hier ist das 4. Kapitel. Bedank mich bei allen die reviewt haben und würd mich auch weiter über eure Kommentare freuen. ;)
-4- Frauenarbeit!
Die Mädchen saßen nun schon seit zwei Stunden in der Kajüte. Sie hatten beschlossen doch ein bisschen Latein zu lernen, obwohl es gut aussah, dass sie die Arbeit morgen verpassen würden. Aber was sollte man den sonst tun, wenn die Männer ihrer Herzen entweder Segel flickten oder das Schiff steuerten und Befehle brüllten?
„ Was bitte schön ist das PPP von considere?" Sandy war nahe dran zu verzweifeln.
„Es gibt keins." Stöhnte Mary vom Bett aus. Ihr war schon wieder schlecht, ob das allerdings am Schaukeln des Schiffes oder an Latein lag konnte sie noch nicht genau sagen.
Aber mit Latein aufhören könnte bestimmt nicht schaden und so lag das unschuldige Buch zwei Sekunden später in der hintersten Ecke der Kabine.
„Was sollte das jetzt?" Irritiert sah Michelle ihre Freundin an. Normalerweise war sie immer die erste die das Handtuch bzw. das Buch warf.
„Mir ist schlecht." Mary legte sich auf den Rücken und hoffte dass sie sich wirklich bald an das Schaukeln gewöhnen würde.
„Kann ich verstehen." Angewidert starrte Sandy ihr Grammatikbuch an.
„Vielleicht sollten wir…"
S
ie wurde von der aufschlagenden Kabinentür unterbrochen.
„So meine drei Grazien, was haltet ihr davon euch etwas nützlich zu machen, oder habt ihr was wichtiges zu tun?" Jack hatte sich an den Türrahmen gelehnt und sah die Mädchen der Reihe nach auffordernd an. Sein Blick blieb bei Mary hängen, die nur gequält den Kopf gehoben hatte und Jack leidend ansah. Er lächelte sie an und sofort fühlte Mary sich so gut, dass sie sich sogar aufsetzen konnte.
„Was sollen wir tun?" Sandys Buch hatte sich zu Marys gesellt. „Wir haben nichts zu tun, nur für die olle Jones lernen."
„Häh, was für wen?" Jacks Blick ruhte immer noch auf Mary und Sandy verdrehte genervt die Augen. „Bleibt ihr mal auf eurer Wolke."
„Ähm… wie sollen wir uns denn jetzt nützlich machen." Irgendwie hatte Mary es geschafft sich von seinen Augen loszureißen und sah Jack nun fragend an.
„Och, da gibt's viele Möglichkeiten. Aber wir können ja mal mit ner Kleinigkeit zu Essen anfangen."
Sandys Augen leuchteten auf. Kochen! Das tat sie immer gerne. Schnell sprang sie auf. „Also wo ist die Küche?"
Irritiert sah Jack sie an, bis ihm einfiel, dass die Kombüse an Land ja Küche genannt wurde. Woher sollte er das auch wissen? Er hatte keines von beiden je von innen gesehen.
„Kommt mit."
Sandy und Michelle folgten ihm begeistert und Mary musste sich wohl oder übel auch aus dem Bett quälen. Na toll, jetzt durfte sie auch noch kochen, obwohl ihr bei dem Gedanken an Essen schon schlecht wurde.
Wenig später sahen sich aber trotzdem alle drei mit dem heillosen Chaos, welches in der Kombüse herrschte konfrontiert.
Mary hatte nur ein Kommentar für die Unordnung übrig: „Männer!"
Zwei Stunden später, die Sonne war bereits untergegangen, saß die gesamte Mannschaft Unterdeck und wartete auf das Essen, welches der Captain ihnen versprochen hatte. Bis her hatte jeder gegessen wann und wo er wollte, aber wenn sich schon mal jemand bereit erklärte zu kochen sollte das ausgenutzt werden. Zu mal es Frauen waren und alle Piraten waren sich einig, dass die das sowieso gut konnten.
Jack allerdings war seit dem er einen vorsichtigen Blick in die unordentliche Kombüse geworfen hatte, und prompt von den Dreien ein gereiztes „Raus" entgegengeschleudert bekam, nicht mehr so sicher ob es nicht doch sadistisch von ihm gewesen war die Mädchen zum Kochen zu verdonnern.
Doch nur zwei Sekunden später traten die drei mit triumphierenden Gesichtern und jeweils einem Tablett in den Händen durch die Tür.
Mary musste unwillkürlich lachen als sie die Piraten an einem langen Tisch sitzen sah. Die Blicke stur auf die Platten in ihrer, Sandys und Michelles Händen gerichtet und unruhig auf ihren Stühlen hin und her rutschend.
Wie Kindergarten Kinder die auf ihren Nachtisch warteten. Und so absurd es klang, Mary fand den vergleich wirklich passend.
„Na Jungs, jetzt gibt's Happahappa." Grinsend stellte sie das Tablett in die Mitte des Tisches.
„Und schön aufessen, sonst gibt's keinen Nachtisch und das Wetter wird morgen nicht gut." Führte Michelle Marys Sticheleien weiter fort und amüsierte sich prächtig wie die Augen der ach so gefürchteten Piraten bei dem Wort Nachtisch noch größer und runder wurden. Sie war sich sicher Vorfreude in ihnen aufblitzen zu sehen.
Lächelnd setzten die drei stolzen Köchinnen sich auf die noch freien Plätze, wobei Sandy grinsend feststellte, dass zur Rechten Jacks noch ein Stuhl frei war und er ihr und ihrer Schwester durch deutlich gefuchtelte Handzeichen klar machte, dass sie sich gefälligst wo anders hinsetzen sollten.
Hatten die beiden doch auch vor, da sie erspähten, dass neben Gary und Dave am anderen Ende des Tisches noch Plätze frei waren.
„Wie habt…?" Ein erstaunter und bewundernder Blick von Jack traf Mary nachdem sie sich als Letzte gesetzt hatte und die Crew Sekunden später über das Essen herfiel.
„Tja…" sie lächelte fröhlich. „Wunder gibt es immer wieder."
Das Essen war wirklich gut, wie die Piraten Sandy, Michelle und Mary immer wieder voller Dankbarkeit versicherten.
Irgendwo hatten die drei Kartoffeln und etwas gesalzenes Fleisch gefunden. Nach dem sie sich mit der für sie altertümlichen Kombüse vertraut gemacht hatten, wurde Fleisch und Kartoffeln gebraten.
Kopfschüttelnd stellte Michelle fest, dass Bratkartoffeln in dieser Zeit wohl noch nicht bekannt waren. Jedenfalls wurden die Knollen erst mal skeptisch von der Crew gemustert, bevor Gipps als mutiger Freiwilliger eine kostete und so begeistert war, dass er sich gleich noch nachlud. Die Bratkartoffeln waren als erstes weg.
Auch hatte die Mannschaft anscheinend noch nie Soße zu ihren Mahlzeiten gegessen, bisher wurde immer alles mit Wein oder Rum runtergespült.
Man konnte sicher viel gegen die Europäer sagen, aber ihre Esskultur war einwandfrei.
Auch Jack war den unbekannten Speisen zu erst vorsichtig entgegengekommen, aber er erinnerte sich, dass Mary und ihr Freundinnen ja sozusagen aus der Zukunft kamen und dass wahrscheinlich alle dort so etwas aßen.
Schneller als die Mädchen gucken konnten waren die Platten leer und Jack stellte besorgt fest, dass seine drei Gäste am wenigsten von allen abbekommen hatten. Er konnte nicht ahnen, dass seine Köche vorgesorgt und schon in der Kombüse gegessen hatten.
Als Mary sah, dass fast alles aufgegessen war schaute sie zu ihren Freundinnen, am anderen Ende des Tisches. Es hatte sie nicht gestört, dass diese so weit von ihr entfernt saßen, denn sie fühlte sich neben Jack pudelwohl und hatte sich wunderbar mit ihm unterhalten.
Michelle begegnete dem Blick ihrer Freundin und stieß Sandy in die Seite.
Fast synchron erhoben die Mädchen sich und verschwanden wieder in der Kombüse.
Nach kurzer Zeit tauchten sie wieder auf, jede eine Schale Obstsalat in der Hand. Die Früchte waren noch überraschend frisch gewesen und sie hatten sie lieber früher als später verbrauchen wollen.
Als sie die Schalen auf den Tisch gestellt hatten, ging das gleiche los wie bei den Bratkartoffeln. Was war das den wieder für ein komisches Gericht?
Diese Mal wagte Jack sich als erster vor und ermunterte dadurch seine Crew wieder einmal kräftig zuzulangen.
Die Blicke die die Freundinnen trafen waren schon nicht mehr bewundernd, sondern schon fast ehrfürchtig.
Jack grinste. „Ich glaube ich sollte euch nicht noch mal kochen lassen, sonst hat die Mannschaft bald mehr Respekt vor euch als vor mir." Flüsterte er Mary ins Ohr.
„ Wenn du Lust auf ne Meuterei hast…" Antwortete diese und schauderte leicht.
„Ich werds mir überlegen", meinte er und klaute dann das letzte Ananasstückchen von ihrem Teller.
Nachdem Mary den Piraten strafend angesehen und frech von ihm angegrinst worden war, stand sie auf und wartete bis die gesättigte Meute sie bemerkte und zu Ruhe gekommen war.
„Ok Jungs, hats geschmeckt?" Die Blondine erhielt begeisterte Zurufe.
„Na das ehrt uns aber."
Sandy und Michelle schauten sich verwundert an. Was hatte Mary vor?
„Und da wir zwei Stunden lang in der Kombüse gestanden und uns abgerackert haben sind wir jetzt ziemlich fertig." Mary lachte als sie die verwirrten Gesichter der Männer sah. „Also Leute, ihr wisst wahrscheinlich wo die Kombüse ist, also bewegt eure Hintern da hin, nimmt das Geschirr mit, wascht ab und räumt auf. Alles klar?"
Sie biss sich auf die Lippen. Den Anblick würde sie nie vergessen. Jeder Pirat war in seiner Bewegung erstarrt und starrte sie ungläubig an. Jack hatte seinen typischen „Was soll das denn jetzt?" Gesichtsausdruck aufgesetzt (wisst ihr welchen ich mein?) und sowieso die ganze Mannschaft schien gerade Aliens gesehen zu haben.
Sandy und Michelle hingegen, waren kurz davor vor Lachen von ihren Stühlen zu fallen.
„Na was ist?" Abwartend sah Mary die Männer an. „Ihr müsst es ja nicht alle machen, drei Leute sollten genügen. Wen ihr verdonnert, ist eure Sache, aber entscheidet euch möglichst bald." Sie grinste fies. „Also husch-husch! In einer Stunde kommen wir wieder und schauen uns die Kombüse an. Wenn ihr nicht ordentlich ward, haben wir das letzte Mal für euch gekocht."
Plötzlich kam Leben in die Crew und es wurde auf alle möglichen Männer gezeigt, die ja wohl abwaschen müssten, da sie zu viele Pausen an Deck gemacht hätten.
Mary klopfte Jack noch einmal aufmunternd auf die Schulter und verließ dann mit ihren Freundinnen den Saal um sich in der Kabine in Ruhe über die Piraten totlachen zu können.
