-8- Karibiksonne

Die schwarzen Segel blähten sich im Wind und die Sonnenstrahlen ließen die türkise Meeresoberfläche glitzern. Es war ein wundervoller Nachmittag, aber Mary saß in der Kabine und las in einem Buch, welches sie noch von zu Hause hatte. Eine Freundin hatte es ihr nach Schulschluss wiedergegeben. Vor ungefähr 4 Tagen, aber Mary kam es vor wie 4 Wochen.

Das Wort zu Hause rückte für sie immer weiter in die Ferne.

Seufzend ließ sie das Buch sinken und lauschte auf das leise Rauschen des Meeres, das leise an den Bug des Schiffes schlug. Das schon so vertraute Knarren des Holzes wirkte beruhigend auf sie.

Und wieder keimte ein brennender Wunsch in Mary auf, der Wunsch noch länger auf der Pearl zu bleiben. Mit jedem Tag den sie auf dem Schiff verbrachte wurde der Wunsch stärker. Sie vermisste ihre Eltern schon etwas, bestimmt würden sie sich furchtbare Sorgen machen, aber… das alles war so weit weg! Es schien sie nichts anzugehen. Sie hatte ihre besten Freundinnen auf dem Schiff ihrer Träume, ihnen ging es gut und sie verbrachte Zeit mit Jack Sparrow.

Das Mädchen musste leicht lächeln. Der Pirat war genauso verrückt und Rum abhängig wie es im Film dargestellt wurde. Aber auf seine ganz bestimmt Art war er liebenswürdig verrückt. Es gab viele Sorten von Männern, die meisten waren zu hunderten vertreten und irgendwie ähnelten sie sich fast alle….. aber Jack Sparrow gab es nur einmal!

Das Buch wurde endgültig bei Seite gelegt. Marion Zimmer-Bradley schrieb keine Romane die man einfach so runterlesen und nebenbei an den Captain der Pearl denken konnte.

Langsam erhob Mary sich vom Bett und ging schließlich doch zur Tür und trat hinaus ans Deck. Zuerst musste sie die Augen zusammenkneifen, weil die Sonne blendete, aber danach gewahrte sich Mary ein Anblick den sie niemals vergessen würde.

Das türkise Meer, klar und sauber, wie sie es liebte, die schwarzen Segel des Schiffes und der schmale Strich der den Horizont darstellte.

Mary ließ ihre Blicke über das Deck schweifen. Gipps lotete den Wasserstand aus, er wirkte konzentriert wie bei jeder Arbeit die er tat. Cottens Papagei thronte auf einem Mast und gab sinnlose Kommentare von sich, von Cotten selbst war nichts zu sehen.

Sandy und Michelle saßen bei Gary und Dave. Die vier lachten und schienen Pause zu machen. Normalerweise wurden sie nach ein paar Minuten von Jack zur Ordnung gerufen, wenn sie Pause außerhalb ihrer eingeteilten Zeit machten, aber der Captain sah sie nur einmal kurz nachsichtig an.

Der Blick des Mädchens glitt zu Jack. Der Pirat stand auf der Brücke und hatte seine Hände ruhig auf dem massiven Steuerrad liegen.

Mit Gefühl korrigierte er hin und wieder den Kurs, man sah, dass er sein Schiff liebte, wie nur ein Captain sein Schiff lieben konnte.

Mary nahm den gesamten Augenblick in sich auf und während sie still das friedliche Bild, welches sich ihr bot betrachtete, waren die Gedanken an ihr zu Hause weiter entfernt als je zuvor.

„Aber wo sind die anderen drei Teile?" Erschöpft ließ Sandy sich auf einen Stuhl fallen und legte die Füße auf den Tisch.

Das Bett wäre zwar wesentlich bequemer gewesen, aber da hatten sich ein gewisser Piratencaptain und ihre Freundin schon breit gemacht.

„ Keine Ahnung!" Michelle saß im Schneidersitz auf dem Tisch. „Aber vielleicht sollten wir erstmal Barbossa seinen Teil abjagen."

„Abjagen? Wir können doch nicht einfach zu ihm segeln und fragen ob er uns freundlicher Weise seinen Kristall geben könnte!" Marys Stimme hatte schon wieder einen sarkastischen Unterton angenommen.

„Das werden wir auf keinen Fall machen! Ich hab keine Lust, dass Löcher in mein Schiff geballert werden!" Bestimmt sah Jack Michelle an. „Ich sag euch was wir machen werden: Als erstes versuchen wir rauszufinden wo die anderen Teile von dem Klunker sind und dann nehmen wir uns Barbossa vor." Zufrieden lehnte Jack sich zurück.

„Aber warum holen wir nicht erst Barbossas Teil?" Gary verstand die Denkweise seines Capains nicht so ganz.

„Ganz einfach Junge", Jack verdrehte die Augen, „ Während wir Barbossa hinterher fahren und wenn wir das wollen müssen wir ihn erstmal aufspüren, wird er fleißig die anderen Teile suchen. Und plötzlich müssen wir ihm nicht ein Teil abjagen, sondern gleich alle, klar soweit?"

Gary nickte.

„Aber wie sollen wir rauskriegen wo die anderen Teile sind?" Meldete Dave sich zu Wort.

Betretenes Schweigen folgte.

„In einer Bibliothek!"

„Was?" Dave sah Mary fragend an.

„Ja! Über solche Dinge gibt es doch bestimmt Geschichten und Legenden und wo findet man so was?" Triumphierend sah sie den Piraten an.

„Is ne gute Idee, aber Bibliotheken gibt es nur dort wo die ganzen Blaublüter rumlaufen." Nur ungern erinnerte Gary sich an die Auseinandersetzung die er mit einem Navi Soldaten gehabt hatte. „Wie sollen wir da reinkommen?"

„Ganz einfach!" Jack grinste süffisant. „Wir stecken einfach eine unserer Ladies in ein schickes Kleid."

„Mich garantiert nicht!" Sandy griff nach einem Apfel. Kleider mochte sie nicht und sie hatte auch nicht vor eins anzuziehen.

„Mich auch nicht!" Michelle wurde allein bei der Vorstellung ein Korsett tragen zu müssen der Sauerstoff knapp.

Nun waren alle Blicke auf Mary gerichtet.

„Gibt es keine andere Möglichkeit?" Hilfesuchend sah sie Jack an.

„Nein, Schatz, gibt es nicht. Wir steuern also den nächsten Hafen an in dem es eine Bibliothek geben könnte. Gary! Dave! Sagt den anderen Bescheid!" Der Pirat wandte sich zurück zu Mary, die ihn immer noch gequält ansah. „Keine Sorge Süße, das Kleid wird dir bestimmt gut stehen."

„Hey Jack, wie lange werden wir noch brauchen?"

Am nächsten Tag wurde auch die Crew unterrichtet wohin die Reise als nächstes gehen sollte und Mary saß wie auf Kohlen, da sie Barbossa keinen allzu großen Vorsprung lassen wollte.

„Noch ein paar Stunden! Bei dieser Flaute!" Rief der Pirat vom Steuerrad zu ihr herüber.

Die karibische Sonne brannte heiß auf das Deck hinunter und selbst die Piraten, die die Sonne eigentlich gewohnt waren, versuchten sie viel wie möglich im Schatten zu arbeiten.

Als Sandy aufs Wasser sah, bemerkte sie wie die Luft vor dem Schiff flimmerte und das Mädchen ging zu einem Wasserbottich um sich ein bisschen Wasser ins Gesicht zu spritzen. Die Kleidung klebte unangenehm an ihrem Rücken und der Schweiß rann Sandy über die Stirn. Ein Blick zu ihrer Schwester bestätigte ihre Vermutung, dass es ihr auch nicht besser ging, denn Michelle saß erschöpft auf dem Boden und knotete ein paar Taue zusammen. Sandy beneidete sie um ihre Arbeit. Sie und Mary mussten beim einholen des Topsegels helfen, da dieses bei der Flaute eh unnütz war und des gleißende Sonnenlicht nur noch reflektierte und die Temperatur auf dem Schiff so noch erhöht wurde.

Seufzend ging sie zu Mary und den anderen Piraten und machte sich an die schweißtreibende Arbeit.

Nach dem auch diese erledigt wurde stellte Mary mit einem Blick auf den Sonnenstand fest, dass sie nun Pause hatte. Die Sonne stand im totalen Zenit und um die Zeit sollte so wenig wie möglich gearbeitet werden, dass Risiko einen Hitzeschlag zu bekommen war einfach zu groß. In der Zeit wurden die weniger wichtigen Arbeiten verrichtet.

Ächzend stand Mary auf und schritt langsam auf die Kajüte zu, sie wollte nur noch raus aus der sengenden Hitze. In der Kabine war es zwar auch nicht gerade kühler, im Gegenteil, aber dort war man nicht den erbarmungslosen Sonnenstrahlen ausgesetzt.

Kaum hatte Mary die Kajüte betreten holte sie sich einen nassen Lappen, setzte sich aufs Bett und legte den Lappen auf ihre Stirn.

Erschöpft schloss sie die Augen und genoss das Gefühl des kühlenden Wassers. Die Arbeit auf einem Piratenschiff war wirklich anstrengend, aber im Vergleich zu dem stundenlangen Lernen, welches sie zu Hause ertragen musste, machte die Arbeit richtig Spaß. Während des Schuftens wurde viel gelacht und Sticheleien gingen von einem Piraten zum anderen. Eine Tätigkeit an der die drei Mädchen rege teilnahmen, wobei die beiden Schwestern anscheinend beschlossen hatten Mary aufzuziehen, wo es nur ging.

Mary wurde aus ihren Gedanken gerissen, als die Kabinentür aufging und sich Schritte näherten.

„Na Liebes, warm?" Jacks Stimme hatte einen spöttischen Unterton angenommen, aber Mary wusste, dass es nicht böse gemeint war.

„Nein natürlich nicht. Ich spiele gerne Brathuhn." Mary hob den Kopf und musste dabei den Lappen festhalten, damit er nicht von ihrer Stirn rutschte.

Lächelnd ging Jack zum Bett und setzte sich neben sie. „An die Hitze wirst du dich auch mit der Zeit gewöhnen."

„Na hoffentlich, immerhin bin ich nicht mehr seekrank." Marys Gesichtsausdruck wurde nachdenklich. Keiner, nicht sie und ihre Freundinnen und auch nicht die Piraten, versuchte zu verdrängen, dass die Mädchen wohl länger auf dem Schiff bleiben würden. Eben schon wieder. Jack hatte gesagt sie würde sich mit der Zeit dran gewöhnen. Und Mary hoffte sie würde lange genug bleiben um sich an alles Mögliche gewöhnen zu können. An die Hitze, an das Schaukeln des Schiffes in der Nacht,… . An so viele Dinge die ihr fremd waren.

Plötzlich spürte Mary wie Jacks raue Finger über ihren Nacken strichen. „Du hast einen ganz miesen Sonnenbrand, Herzchen."

Vorsichtig fuhr er über ihren feuerroten Nacken. „Lass mal sehen."

Bereitwillig drehte Mary sich mit dem Rücken zu ihm, zuckte aber zusammen als seine Hand sich auf ihre rechte Schulter legte. „Au!"

Sofort nahm Jack seine Hand von der Schulter. „Du scheinst ein ganz schön verbranntes Brathuhn zu sein." Spöttelte der Pirat.

„Ich find das nicht lustig!" Schmollend drehte Mary sich zu Jack um. „Und hör auf so zu grinsen!" Sie schien nicht zu wissen, wie hinreißend Jack sie in dem Moment fand.

Eine Schnute ziehend, ihn mit mitleidigem Blick ansehend und ohne auf ihre Haare zu achten, die Mary mal wieder ins Gesicht fielen.

„Ist ja schon gut." Sein Grinsen blieb aber. „Jetzt sei ein braves Mädchen, zieh deine Bluse aus und dreh dich um."

„Bitte?" Der mitleidige Blick hatte sich in einen mörderischen verwandelt. „Ich soll was?"

„Deine Bluse ausziehen und dich wieder umdrehen, klar soweit, Liebes?" Der mörderische Blick verwandelte sich in einen fragenden.

„Der Sonnenbrand muss gekühlt werden und alleine kommst du da eh nicht ran." Ungeduldig sah Jack sie an. In solchen Dingen waren Frauen einfach zu schwer von begriff, die dachten immer gleich daran, dass alle Männer Schweine wären und nur das eine wollten. Naja, so ganz ohne Hintergedanken hatte Jack sein Vorhaben nicht geäußert, aber in erster Linie wollte er wirklich nur helfen.

Mary schaute zwar immer noch etwas skeptisch, drehte sich aber um und begann

ihre Bluse aufzuknöpfen.

Jack hatte sich einfach nicht unter Kontrolle und musste unwillkürlich zufrieden Grinsen, was ihm aber schnell verging, als das weiße Stück Stoff Marys verbranntes Schulterblatt freigab.

Mit den Fingerspitzen strich Jack über die gerötete Haut und stellte fest, dass Mary selbst bei dieser leichten Berührung zusammenzuckte. Mit der einen Hand griff der Pirat nach dem Lappen, der zuvor auf Marys Stirn gelegen hatte und tauchte ihn in den am Bett stehenden Eimer Wasser.

Mit der anderen schob er den weißen Träger vom BH über ihre Schulter und legte dann das feuchte Tuch vorsichtig auf die rote Haut.

„Besser?"

Trotz der Hitze lief Mary eine Gänsehaut über den Rücken, als sie seinen Atem so nah an ihrem Ohr spürte.

„Mhm." Genießerisch schloss sie die Augen bei dem Gefühl, das seine andere Hand auf ihrer gesunden Schulter verursachte.

„Ich wusste gar nicht, dass du so hilfsbereit und besorgt sein kannst." Sie drehte ihren Kopf und sah Jack aus ihren grünen Augen an.

„Oh doch, ich kann Liebes und ganz uneigennützlich ist es ja auch nicht." Grinsend wagte Jack einen Blick über Marys Schulter und fing sich prompt einen Rippenstoß ein.

„Das war nicht nett."

„Aber nötig!" Entschied Mary lächelnd und hatte das Gefühl 10.000 Schmetterlinge im Bauch zu haben, als sie spürte wie Jacks weiche Lippe sich sanft auf ihren brennenden Nacken legten um von dort weiter zur Schulter zu wandern.

Ihr entwich ein leises Seufzen und Mary wollte gerade nach der rauen Piratenhand greifen, die unermüdlich über ihre gesunde Schulter streichelte, als eine nur allzu bekannte Stimme vor der Kajüte ertönte.

„Hey Mary! Komm mal, mein Schwesterchen will irgendwas von dir!"

Jacks Lippen hielten inne und genau wie Mary schien der Pirat im Geiste bis 10 zu zählen um Sandy nicht sofort über die Planke zu jagen, sondern damit zu warten, bis sie an einem Gebiet mit vielen Haien vorbeikommen würden.

Schweren Herzens löste er sich von Mary und griff dann nach der Bluse.

„Was will sie denn?" Rief er zeitgleich Sandy durch die geschlossene Tür entgegen.

Das Mädchen vor der Kajüte wunderte sich im ersten Moment etwas, als sie Jacks Stimme vernahm, grinste im nächsten Moment aber. Jack hatte sich irgendwie genervt angehört, so als ob er gestört worden wäre.

„Keine Ahnung! Woher soll ich das bitte schön wissen?" Sandy legte ihr Ohr an die Tür und war sich sicher drinnen ein geknurrtes „Hättest sie ja vorher mal fragen können!" vernehmen zu können.

In der Kajüte hatte Mary ihre Bluse inzwischen komplett geschlossen und stand auf um zur Tür zu gehen, als sie plötzlich von Jack am Arm gefasst und umgedreht wurde.

Mit todernster Miene und den Worten „Es ist doch viel zu warm!" öffnete er seelenruhig die beiden oberen Knöpfe.

„Du bist unmöglich!" Lächelnd schüttelte Mary den Kopf, hinderte den Piraten allerdings nicht an seinem Tun.

„Ich weiß, Schätzchen." Er zupfte noch einmal an der Bluse herum und verließ dann die Kabine, nicht ohne Sandy einen mörderischen Blick zuzuwerfen.

Kurz darauf trat auch Mary wieder in die Sonne und bedachte ihre Freundin mit ihrem berüchtigten Fall-tot-um-Blick, bevor sie zielstrebig auf Michelle zusteuerte, die heftig am flirten mit Dave war und vollkommen vergessen zu haben schien, dass sie was von Mary wollte.

Sandy hingegen stand etwas verdattert vor der Kabinentür. Die beiden sahen echt sauer aus! Grinsend und höchstzufrieden kam sie zu dem Schluss die beiden gestört zu haben.

Malia: Ich kann über Jack irgendwie am besten schreiben und noch mal: Das bin nicht ich!... Auch wenn ich es gerne wäre. ;) Mary hat leider nur sehr wenig mit mir gemeinsam, genauso wie Sandy und Michelle mit meinen Freundinnen. Sie haben sich beim schreiben in selbstständige Charaktere entwickelt. Die Personen mit den realen Vorbildern gedanklich gleichzusetzen ist irgendwie …mhm…falsch.

Aber ich weiß schon was du meinst und wie gesagt: Über Jack schreib ich am liebsten. Auf die anderen wird in späteren Kapiteln näher eingegangen und Sandys und Michelles Beziehungen nehmen eher eine Nebenrolle ein. Hätt ich nicht schon so viel vorgeschrieben hätt ich es noch geändert, aber wenn du dich gedulden kannst, wird ich, wenn ich jetzt an den späteren Kapiteln weiter schreib mehr über die anderen bringen. Hihi… das ist auch ne Art die Leser bei der Stange zu halten. gg

SilverSnake: Da bin ich ja beruhigend, dass es dir bis jetzt so gefällt. Einen kleinen Vorteil werden die drei aber noch haben, kommt aber erst später, aber ich denke, ich hab den eigentlich recht logisch eingebaut. pfeiff

Nen richtigen Kater hatte ich bis jetzt zum Glück noch nie… konnt auch noch immer selber laufen- sogar gerade! stolz ist Weiß aber nicht, ob das so bleibt. g