Nach langer, langer Zeit geht es weiter. Ich hab die story wirklich etwas schleifen lassen. Mea Culpa. Dafür ist dieses Kapitel auch etwas länger.

Hoffentlich habt ihr überhaupt noch Interesse.

Ab dem nächsten Chap werde ich auch wieder Zeit haben eure Reviews einzeln zu beantworten an dieser Stelle aber ein Dank eine alle Leser. :)

-11-

Helle Sonnenstrahlen fielen durch die kleinen Fenster und von draußen drang der Lärm von Seeleuten, Kindern und Soldaten in die Kajüte.

Von dieser Geräuschkulisse geweckt drehte Mary sich grummelnd auf die andere Seite, um den frechen Sonnenstrahlen zu entgehen.

Ihre Lippen kräuselten sich zu einem glücklichen Lächeln als sie sich an den nackten, männlichen Körper neben ihr kuschelte. Nun konnte und wollte sie nicht länger schlafen. Sie stützte ihren Kopf bequem auf den Ellenbogen und betrachtete nachdenklich das Gesicht des schlafenden Piraten. Sanft, um ihn nicht zu wecken, fuhr Mary mit den Fingerspitzen die Konturen seiner Lippen nach. Jack murmelte irgendetwas zufrieden im Schlaf und legte seinen Arm besitzergreifend um ihre Taille. Mary ließ ihren Kopf zurück aufs Kissen sinken und begann mit den Fingern kleine Kreise auf seinem Oberarm zu malen.

Plötzlich, völlig unerwartet, stahl Florian sich in ihre Gedanken. Was hatte Michelle gesagt? Er wäre ein ganz normaler 0/815 Junge und Jack etwas Besonderes. Michelles Meinung nach war das der wesentliche Unterschied zwischen den beiden. Aber für Mary gab es noch einen viel größeren Unterschied:

In Jack war sie verliebt! In Florian nicht!

Für Jack fühlte sie sowieso vollkommen anders als für ihre bisherigen Freunde. Irgendwie ehrlicher und tiefer. Alle Beziehungen, die Mary eingegangen war endeten aus dem gleichen Grund: Die Jungen hatte nach einer bestimmten Zeit immer mehr gewollt als sie und hatten nicht akzeptiert, dass Mary mit dem Sex noch warten wollte.

Aber bei Jack, den sie erst seit 10 Tagen kannte war es anders!

Marys Handbewegungen hielten kurz inne. Sie hatte mit ihrem Ersten Mal gewartet… instinktiv auf den „Richtigen", auf Jack. Es klang irgendwie kitschig, entsprach aber den Tatsachen.

In der vergangenen Nacht hatten sie beide mehr voneinander gewollt und mehr bekommen. Warum war es bei ihm anders als bei den anderen?

Mary verschob ihre tiefgründigen Gedanken auf später, da eine raue Hand begonnen hatte sanft über ihren Rücken zu streicheln.

„Na! Auch mal wach?" Mary lächelte den Piraten an und zog neckisch an seinem geflochtenen Bart.

„Fragt die Langschläferin des Schiffes!" Jack stützte wie zuvor Mary den Kopf auf den Arm und sah auf das Mädchen hinab. Ein verliebtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als er die zierliche, eng an ihn geschmiegte Person betrachtete. „Morgen Luv", meinte er nur und küsste Mary zärtlich.

„Wenn jeder Morgen so wäre, könnte das Wachwerden richtig schön sein." Seufzte Mary leise und legte ihren Kopf auf seine Brust.

„Dann wirst du dich jetzt jeden Abend auf das Wachwerden freuen können."

„Oh Gott, was war in dem Rum drin? Ecstasy? " Michelle atmete die frische Morgenluft ein und hoffte die Trollfamilie in ihrem Kopf würde aufhören zu tanzen.

„Ich weiß zwar nicht was das ist, aber es war ganz sicher nur Rum. Ihr seid halt noch nicht so trinkfest, aber keine Sorge daran arbeiten wir noch." Dave legte grinsend einen Arm um Michelles Schulter.

„Der Captain erfährt besser nicht, dass wir alle sooo viel getrunken haben." Gipps hatte immer noch leichte Probleme in geraden Linien zu gehen.

„Warum? Er säuft doch selber auch so viel." Sandy verstand die Logik nicht so ganz.

„Und lässt sich dann von Mary ins Bett bringen." Lachte Michelle und fand, dass Daves Arm durchaus noch ein paar Stunden auf ihrer Schulter bleiben könnte.

„Naja, eigentlich is es ja auch ganz normal", setzte Gary zum erklären an. „Aber Jack will nicht, dass wir bevor wir wieder lossegeln so viel trinken."

„Durchaus verständlich." Meinte Sandy trocken und wünschte, Gary wäre etwas weniger schüchtern und würde sich ein Beispiel an Dave nehmen.

Und so stolperte die gefürchtete Crew der Black Pearl zurück aufs Schiff. Vor Kopfschmerzen stöhnend, aber dennoch lachend und ausgelassen wie Kinder.

Währenddessen waren Jack und Mary in der Kabine gerade dabei sich wieder anzuziehen, obwohl es beiden lieber gewesen wäre noch ein bisschen im Bett zu bleiben. Die laute Piratenmeute die nach und nach aufs Deck strömte hatte die Ruhe allerdings endgültig gestört.

„Wann fahren wir eigentlich weiter?" Wollte Mary wissen und war erstaunt, dass Jack ihre Bluse geschickter und schneller schließen konnte als sie selbst.

„Sobald du und deine lieben Freundinnen mir gesagt haben wo ich hinfahren soll. Also seid schön fleißig und übersetzt den netten Text."

„Während du und die ganzen anderen in der Sonne faulenzt, hab ich Recht?" Lachte Mary und griff nach ihren Stiefeln.

„Ich leiste dir seelischen Beistand, dafür solltest du dankbar sein." Meinte Jack während er sich sein Hemd anzog.

Lächelnd ging Mary auf ihn zu und verschränkte die Hände hinter seinem Nacken. „Wer hat gesagt, dass ich das nicht bin?"

Als Antwort bekam sie nur einen zärtlichen Kuss, war damit aber vollauf zufrieden. Jack wollte Mary gerade dicht an sich ziehen, als die Kabinentür schwungvoll aufgestoßen wurde und Sandy in triumphierendes Lachen ausbrach.

„Hah! Na endlich, aber hättet ihr nicht noch drei Tage warten können? Wirklich nur drei Tage? Ich mein ich freu mich ja für euch, aber die drei Tage! Naja, ich will mal nicht länger stören." Dann wurde die Tür mit einem lauten Knall geschlossen und das zurückgebliebene Paar sah sich verdattert an.

„Hoffentlich fall ich nicht aus der Hängematte."

„Konzentrier dich auf den Text!"

Doch Sandy kümmerte sich nicht um Mary, sondern beurteilte in Gedanken ihre und Michelles neue Schlafstätte. Unter Deck, bei den anderen der Crew und in Hängematten!

Für die beiden Schwestern war es selbstverständlich gewesen ihre Lager dort aufzuschlagen, damit Mary und Jack wenigstens etwas Privatsphäre hatten. Allerdings hatten die drei vier Tage gebraucht, um sich zu dieser Entscheidung durchzuringen.

Natürlich hatte Michelle bei den Neuigkeiten triumphierend gegrinst und freute sich schon auf Sandys Kochkünste und Garys Rum.

Aber vor allem freute sie sich für ihre Freundin und Jack! Genau genommen freute sich die ganze Crew, obwohl ihnen der Gedanke, dass ihr Captain jetzt in festen Händen war irgendwie suspekt vorkam. Jack Sparrow und EINE Frau? Doch alle hatten die beiden beobachtet und grinsend die Köpfe geschüttelt, wenn ihnen klar wurde, wie vernarrt Jack in das Mädchen war, auch wenn der Pirat es wahrscheinlich nie zugeben würde. Niemand zweifelte daran, dass es dieses Mal wirklich bei EINER bleiben würde.

„Was haben wir denn schon?" Michelle knabberte resignierend an einem Apfel. Sie hasste Latein!

„Also", Mary warf einen prüfenden Blick auf ihre Übersetzung. Ihr Latein war alles andere als gut, aber mit ach und krach hatten sie es doch geschafft die lateinischen Passagen halbwegs zu übersetzen. Wohlgemerkt nach 3 Stunden und 7 Pausen, in denen die Schwestern erschöpft die Köpfe auf den Tisch legten und Mary Jack berichtete wie weit sie gekommen waren.

Sandy allerdings hatte sich die weltbewegende Frage aufgetan, ob man mit einer zusätzlichen Zunge im Mund von Übersetzungen berichten konnte, aber sie war klug genug Mary nicht zu fragen.

„Wir wissen, dass der Kristall aus vier Teilen besteht, der eine befindet sich in irgendeinem Dingsbums, aber den hat Barbossa ja eh schon und der andere auf so einer Insel, von der wir nicht wissen wie sie heißt und wo die beiden anderen sind steht hier nicht."

„Insulae morturi…" Michelle kaute an ihrem Bleistift. „Was könnte das heißen?"

Mary dachte scharf nach. Irgendwo hatte sie morturi schon mal gelesen, aber…

„Ich hab's! Die Insel der Todgeweihten! In dem einen Klassenraum in dem wir mal Vertretung hatten stand auf Latein „Sei gegrüßt Lehrer, die Todgeweihten grüßen dich!" Das muss es sein!"

„Und wie finden wir heraus wo diese Insel ist?"

Mary zuckte mit den Schultern. „Das ist nicht mehr unsere Sache, wir waren schon für den Papierkram zuständig. Jetzt können unsere lieben Piraten mal zeigen was sie können."

Die lieben Piraten zeigten sich gänzlich überfordert eine Insel zu suchen, die den Todgeweihten gehörte. Sie hatten sich schon einmal mit Verfluchten angelegt und legten keinen Wert darauf diese Begegnung zu wiederholen.

Nachdem Jack allerdings verkündet hatte, er würde jedem, der sich weigerte zu helfen die Rumrationen streichen, legten alle sich mächtig ins Zeug und riefen sich alle Geschichten die über irgendwelche Inseln handelten ins Gedächtnis.

Doch vergeblich!

Niemand kannte eine Geschichte worin die Insel der Todgeweihten vorkam und so beschloss ein Komitee, welches sich aus Jack, Michelle und Sandy zusammensetzte, dass Mary wohl oder übel noch mal ins Kleid schlüpfen müsste.

Die Verurteilte bestrafte den weiblichen Teil des Komitees mit Nichtachtung.

Dem männlichen Teil hatte sie allerdings schnell verziehen.

„Aber mach es diesmal nicht so fest! Ich wäre letztes Mal fast erstickt!" Mary atmete noch einmal tief ein. Oh, wie sie die Mode des 17. Jahrhunderts hasste!

Doch dieses Mal war es nicht ganz so schlimm, denn Jack schnürte das Korsett, folgsam wie er war, nur halb so fest wie am Vortag.

Nachdem Mary nun wieder fertig angezogen und frisiert war, war ihre Laune auf dem Tiefpunkt angelangt.

„Hätte nicht Michelle dieses Mal gehen können?"
"Warum ich?"

„Ok, oder Sandy?"

„Nein, hätten wir nicht. Vielleicht läuft dir ja dein Verehrer wieder über den Weg und kann dir helfen!"

„Ach Quatsch, sie schafft das schon alleine!" Kam es äußerst mürrisch von Jack. Sandy hätte das Wort Verehrer nicht in den Mund nehmen dürfen.

„Eifersüchtig?" Neckte Mary ihren Piraten. Als Antwort zog Jack sie nur fest in die Arme. „Muss ich denn?"

Mary lächelte liebevoll. „Nein, niemals. Was soll ich den mit so einem aalglatten Adeligen, wenn ich Captain Jack Sparrow haben kann?"

„Eben!" Meinte Jack nur selbstüberzeugt und küsste Mary zärtlich.

„Oh Miss Smith, welch eine Freude Euch wieder zu sehen!" Kaum hatte Mary die Bibliothek betreten, stürzte Jean Delone auf sie zu.

„Die Freude liegt ganz auf meiner Seite Mister Delone. Was für ein glücklicher Zufall, dass ich Euch hier treffe! Es tut mir zwar Leid Euch erneut zu belästigen, aber…"

Mary schaute verlegen auf das Parkett.

„Was aber? Sagt es mir, ich stehe zu Euren Diensten."

„Naja, euer Wissen über den Kristall der Zeit ist beachtlich und da habe ich mir gedacht Ihr könntet mir vielleicht auch etwas über die Insel der Todgeweihten erzählen."

In bester Klein-Mädchen Manier zog Mary einen Schmollmund.

"Oh natürlich kann ich das, aber dieses Mal verlange ich eine Gegenleistung."

Dieses charmante Lächeln könnt ich ihm aus dem Gesicht prügeln!

„Welche?"

Der eifrig lauschende Bibliothekar hatte das Gefühl in der Karibik würden plötzlich Minusgrade herrschen, so eisig klang Marys Stimme.

„Verrat mir, was eine Dame wie Ihr auf einem Schiff mit schwarzen Segeln zu suchen hat?"

Mary erstarrte. „Ihr seid mir gefolgt."
"Nur für eure Sicherheit!"

„Ich wüsste nicht, was Euch das angehen könnte."

„Und ich wüsste nicht, warum ich mein Wissen über die Insel mit Euch teilen sollte." Die Lady kam Delone immer suspekter vor.

„Ihr seid ein widerwärtiger Erpresser!"
"Und Ihr seid braun gebrannt!"

Das saß! Mary wusste, dass sie enttarnt war. Keine feine Lady hatte zu dieser Zeit gebräunte Haut. Die Blondine war zwar nicht so braun, wie sie es gern hätte, aber es reichte um zu sehen, dass sie ihre Zeit nicht in kühlen Räumen einer Villa verbracht.

„Wer oder was seid Ihr wirklich, Miss Smith!" Jean betonte ihren Namen, um zu verdeutlichen, dass er auch diesen anzweifelte.

„Werdet Ihr mir über die Insel erzählen, wenn ich Euch die Wahrheit sage?"

„Aber natürlich! Ihr habt mein Wort!"

Entschlossen wandte Mary sich zur Tür. „Dann kommt mit! Eigentlich braucht ihr es nicht mir erzählen, sondern gleich jemanden, der etwas damit anfangen kann."

„Ich folge Euch über all hin Lady, nur Ihr habt mir noch nicht gesagt wer Ihr seid." Beharrlich bohrte Delone nach und bekam eine Antwort, die er nie erwartet hätte.

„Ich bin Mary, ich bin eine Piratin, vorläufig zumindest."

Jack Sparrow, stolzer Captain der Black Pearl, bekam erst Stielaugen und dann Zornesfalten, als er sah, wen Mary als Gast mitbrachte.

„Nein! Nicht gut! Gar nicht gut! Was will dieser… dieser…."

„Reiche?" Half Michelle von der Seite nach.

„Dieser reiche und… und…" Jack überschlug sich vor Wut.

„Schleimige?" Kam Sandy von der anderen Seite.

„Und schleimige…." Jack wusste nicht Recht welches Schimpfwort er benutzen sollte.

„Vollidiot?" Ertönte es hinter Jack im Chor, während Jean von Schiffsjungen Augen bedrohlich gemustert wurde.

„Genau! Was macht dieser reiche, schleimige Vollidiot auf meinem Schiff?"

„Er weiß wo die Insel liegt! Und er hat mir diese reiche Mädchen- Nummer nicht mehr abgenommen! Was hätte ich denn machen sollen?"

„Das weiß ich doch nicht!" Jack wanderte, wild mit den Händen fuchtelnd, vor Delone und Mary auf und ab. „Aber ihn doch nicht hierher bringen!"

„Jack beruhig dich oder ich knall dir eine!" Mary meinte ihre Worte vollkommen ernst und… es half!

„In Ordnung Junge! Du wirst uns sagen wo diese verfluchte Insel liegt UND du wirst mitfahren, nicht dass du mir hier Märchen erzählst. Ich vermute mal du weißt alles."

„Miss Mary hat mir alles erzählt."

„Na das ist aber freundlich von Miss Mary." Jacks Worte trieften vor Sarkasmus.

Ein Adeliger, auf seinem Schiff!

„Allerdings kenne ich nicht alle Legenden über die Insel. Sie stehen in einem Buch, auf Lateinisch, aber das Buch ist nicht hier."

„Oh doch ist es!" Meldete sich Sandy zu Wort. „Sandy Schmidt mein Name, aber wenn sie wollen dürfen sie Smith sagen. Können sie Latein?"

„Äh ja… ich beherrsche es ein wenig." Unsicher sah Delone von Jack zu Mary, dann zu Sandy und Michelle und zum Schluss zu Gary und Dave. In was hatte er sich da nur hineingeritten?

„Na wunderbar, dann dürfen Sie den Text übersetzen." Sandy war begeistert!

„Dann fang am besten gleich an!" Wurde Delone von Jack angeschnauzt. Der Pirat machte keinen Hehl darauf, wie wenig er den Jüngeren mochte.

„Komm, ich zeig Ihnen wo das Buch liegt."

Als Sandy und Delone sich etwas von den anderen Piraten entfernt hatten, gab das Mädchen dem Adeligen einen weisen Rat.

„Finger weg von Mary! Sonst wirst du von Jack Sparrow persönlich kielgeholt! Nicht, dass es mich stören würde, aber wir brauchen dich!"

„Die Grammatik ist wahrlich nicht die Beste, Vergil hätte sich wahrscheinlich im Grabe umgedreht."

„Nun, Vergil war aber auch einer der Größten seiner Zeit." Erinnerte Mary Jean und erntete ein bewunderndes Lächeln.

„Du weißt wirklich fiel über die alten Griechen und Römer. Lernt man das in deiner Welt?"

Mary nickte und beugte sich wieder über das Buch, um mit dem Übersetzen weiterzumachen. Sie hatte sich bereit erklärt Jean zu helfen. Warum wusste sie auch nicht, wahrscheinlich hatte sie mal wieder eine „Soziale Phase", wie Sandy und Michelle es immer nannten.

„Ich will euch Gelehrte ja nicht stören, aber könntet ihr einem dummen Piraten mal sagen, wer dieser komische Vergil eigentlich ist!"

Missmutig sah Jack zwischen Mary und dem Adeligen, der ihn geschockt über so viel Unwissenheit ansah, hin und her.

„Er war ein sehr berühmter Schriftsteller der Antike, ich weiß allerdings nicht mehr ob er Grieche oder Römer war, da hab ich nicht aufgepasst."

„Na is ja auch egal", brummte Jack und verließ die Kabine. „Hauptsache ihr habt euren Spaß."

Es störte den Piraten, dass er plötzlich so unbeachtet war. Mary und dieser… dieser Schleimer unterhielten sich ja prächtig über irgendwelche Schriftsteller und Sandy und Michelle waren mal wieder mit Gary und Dave unterwegs.

Jack setzte sich auf die Reling und starrte missmutig auf das Wasser. Aus seiner Kabine hallte, dass klare, helle Lachen von Mary und plötzlich fühlte Jack wie eine nichtbekannte Traurigkeit sich in ihm breit machte.

Immerhin war es seine Kabine! Seine und Marys!

Da hatte diese Jean Delone gar nichts drin zu suchen! Eigentlich hatte er überhaupt nichts auf der Black Pearl zu suchen, aber am wenigsten in der Kabine!

Sandy und Michelle, ja die duldete der Pirat dort, auch wenn er manchmal lieber mit Mary allein gewesen wäre, aber die beiden gehörten irgendwie zu seiner Freundin dazu.

Seine Freundin!

Jack wurde warm. Das hörte sich schön an. Noch nie hatte er eine Frau als „seine Freundin" bezeichnet.

Und SEINE Freundin saß darin mit diesem aufgeblasenen Adeligen und diskutierte über Vekil, oder wie der hieß.

Ob er es zugab oder nicht, aber das erste Mal in seinem Leben war Captain Jack Sparrow eifersüchtig.

„Hey du!" Marys sanfte Stimme ließ Jack herumfahren. Inzwischen war es Abend geworden und die letzten Sonnenstrahlen brachten das Meer zum glühen.

„Hey Liebes", obwohl Jack sich eigentlich vorgenommen hatte, erstmal kein Wort mehr mit Mary zu wechseln, damit sie mal sah wie das ist, zog er sie nun glücklich in die Arme. „Seid ihr fertig?"

„Mhm, Jean kann dir die Koordinaten sagen, ich hab davon überhaupt keine Ahnung." Zufrieden kuschelte Mary sich an ihren Piraten. Sie fühlte sich rundum wohl. So in seinen starken Armen…

„Du Jaaack?"

„Was denn Darling?" Verträumt spielte Jack mit einer goldblonden Haarsträhne.

„Kommst du heute Abend mit?"

„Wohin?" Misstrauen schwang in seiner Stimme mit. Er hatte das Gefühl, dass ihm das „mitkommen" absolut keinen Spaß machen würde.

„In die Bibliothek. Jean wollte mir noch ein paar alte Geschichtsbücher zeigen. Das bringt mir in der Schule bestimmt viel und interessant ist es auch."

Zum Teufel mit ihrer komischen Schule! Zusätzlich zur Eifersucht kam noch eine ganz andere Angst in Jack hoch. Die Angst sein Mädchen zu verlieren. Sie sollte nicht zur Schule gehen, sondern hier bei ihm bleiben. In seiner Welt! Und nicht unnützes Zeug wie Latein lernen!

„Nee, will ich nicht." Jack klang wie ein trotziges Kind, das keine Lust zum Einkaufen hatte. „Bleib doch hier, deine Schule ist weiiiiit weg."

Mary haderte mit dem Schicksal. Sie würde liebend gerne bei Jack bleiben.

Mit ihm reden, rumalbern oder einfach nur auf dem Bett liegen und kuscheln, aber die Bibliothek reizte das Mädchen ebenfalls. Geschichte hatte sie schon immer interessiert. OK, sie erlebte gerade Geschichte live, aber die Geschichtsbücher des 17. Jahrhunderts waren bestimmt mal was anderes.

Und außerdem, morgen würden sie schon wieder auslaufen. Jack würde sie dann immer haben, aber die einmalige Gelegenheit…

„Ich würd wirklich gern gehen. Bist du sicher, dass du nicht mit willst?"

„Nein will ich nicht!"

Bestimmt löste Jack sich von Mary und verschwand wütend und verletzt in der Kajüte.

Bitte, wenn sie lieber ihre Zeit mit diesem Jean Delone verbrachte als mit ihm. Tagsüber hatte er sie schon nicht bei sich und jetzt sollte er seine geliebte Mary auch noch abends missen? Jack konnte mit den Gefühlen, die ihn bewegten nicht umgehen. Wut herrschte in ihm, vermischt mit Eifersucht und Traurigkeit. Es fühlte sich nicht gut an, gar nicht gut!

Seufzend legte Jack sich aufs Bett und starrte an die Decke. Was sollte er in einer Bibliothek? Er konnte nicht mal lesen, die paar Sätze die er zustande brachte zählten nicht. Jean Delone, ja der konnte lesen, war gebildet und kam aus einer guten Familie. Mit ihm konnte Mary sich über diese komischen Schriftsteller unterhalten und sonstigen Gelehrten- Quatsch, während er, Jack, nicht einmal die Hälfte von dem verstand, worüber die beiden miteinander redeten. Zum ersten Mal in seinem verfluchte Jack, dass er ein Pirat war. Wenn er doch auf seine Mutter gehört hätte und wenigstens zur Schule gegangen wäre.