no-one knows the hell

where sanity dies+

Ein Schleier von Meerblau rauschte an meinem Inneren vorbei und ich hörte für eine Zentelsekunde noch einmal… wie durch dicken, dichten Nebel… seine Stimme

„Nagi! Nein! Nein!"

Etwas schlug voller Wucht in meinen Nacken und ich fiel hart auf den Boden. Im selben Moment erloschen für eine Sekunde alle Lichter um mich herum und das einzige, was ich wahrnahm, war das dumpfe und regelmäßige Schlagen eines Herzen… ein entfernter, langsamer Herzschlag.


Erschöpft öffnete ich wieder die Augen.

Omi kniete direkt über mir, biss sich so sehr auf seinen Handrücken, dass dünne Blutrinnsale über seine weißen Gelenke auf den Boden tropften. Unsere Blicke kreuzten sich und das einzige, was ich in seinen Augen sehen konnte, war bodenloser Schmerz und… Wahnsinn.

„N-Nagi…", wimmerte er und Tränen liefen über seine Wangen. „Nagi!"

Ich versuchte zu lächeln, aber plötzlich bemerkte ich, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte.

„Was… ist denn los?", murmelte ich angestrengt.

Omi sah mich an. „D-Du hast sie getötet… Berserker… Mastermind… Du… bist plötzlich ganz still geworden und hast angefangen… wie verrückt zu zittern und… dann explodierte alles… und Mastermind… Mastermind…" Omi begann haltlos zu schluchzen und biss erneut in seine Handgelenke.

Er sagte nichts mehr, aber ich konnte mir den Rest gut selbst denken. Schuldig… Ich erinnerte mich nur zu genau an die Kälte der Pistole, die er im meinen Nacken gedrückt hatte… Oh ja, ich erinnerte mich noch sehr genau… an den plötzlichen Stoß durch meinen Körper, wie ich zu Boden geschleudert wurde…

Ich schloss die Augen und versuchte mich zu konzentrieren.

Wieso lebte ich eigentlich noch immer?

Ein Schuss ins zentrale Nervensystem… aus dieser Nähe… das konnte niemand überleben…

Plötzlich spürte ich auch, wie das Blut meinen Körper verließ. Ich wurde müde.

„Nagi… Nicht… nicht…", wiederholte Omi nur immer wieder wie in Trance, wie eine Beschwörung. Als würden Worte zählen. Tränen rannen seine Wangen herunter. „Nicht… sterben…" Das letzte Wort hatte er geflüstert.

„Omi…", murmelte ich leise, lauschte in mein Innerstes, was ich ihm noch sagen könnte… Da war nichts. Alles war gesagt wurden, alles war… vorbei

Der Gedanke tat gleichzeitig weh und doch befriedigte er mich. Ich hatte meinem Leben für Sekundenbruchteile einen Sinn gegeben – und Schwarz hatte ihn nicht ausradieren können. Nicht wie mit Tot. Nicht wie mit meinem ganzen Leben. Zum ersten mal…

„Es… tut so weh…", flüsterte ich leise und schloss die Augen erneut. Müdigkeit überfiel mich wie eine Woge.

„N-Nagi… Neiiin, nicht… nein…", hauchte Omi

Ich lächelte in Gedanken.

„Tust du mir einen Gefallen, Omi?", murmelte ich müde.

Omi antwortete nicht, ich konnte nur sein Weinen hören.

„Würdest… würdest du es… zu Ende bringen, Omi?"

Meine Augenlieder wurden immer bleierner und es fiel mir immer schwerer mich zu konzentrieren. Es war nur noch eine Frage der Zeit… bis sie gewonnen hatten. Nicht Schwarz, nicht Weiß. Nicht „ß" oder Kritiker. Niemand von ihnen und doch alle gleichzeitig. Alle hatten gewonnen, jeder verdammte Mensch, der Schwarz als das Gegenteil von Weiß ansah, jeder verdammte Mensch hatte gewonnen.

Wie ein Idiot, dachte ich sarkastisch, lag ich hier auf dem staubigen Boden, umgeben von nichts als Blut… und Blut… und Blut. Wie ein verdammter Idiot.

„Würdest du… mich töten?", fragte ich noch einmal, leise.

Omi hatte aufgehört zu schluchzen, sein ganzer Körper zitterte wie verrückt.

„W-Warum? Ich – ich kann das nicht…", flüsterte er gebrochen.

„Tu es… für mich. Solange ich noch atme, will ich sie nicht als Sieger anerkennen…"

Ich begann haltlos zu schluchzen.

Nicht noch einmal! Nicht noch einmal! Nie wieder! Oh Gott, wenn es dich gibt…. nur dieses eine mal… ERBARME DICH!

Omis Augen suchten meinen Blick. „Du…", murmelte er und richtete Schuldigs Pistole auf meine Stirn. Obwohl er am ganzen Körper zitterte, blieb seine Hand und die Pistole ruhig, in beinahe erfrorener Haltung zwischen meine Augen gerichtet.

„Ich liebe dich.", hauchte er, dann drückte er dreimal kurz hintereinander ab

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...Ich liebe dich auch...

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-owari-


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