Hier ist das nächste Kapitel. Reviews wie immer äußerst erwünscht.

-2- Rose der Dunkelheit I

Vorsichtig schlich Hermine näher, immer versuchend Schutz im Schatten der Bäume zu finden. Die Stimmen waren lauter geworden und Hermine hegte nun an der Weiblichkeit der Stimmen keinen Zweifel mehr. Zudem war sie sich sicher, dass es sich um mehrere handelte.

Mit klopfendem Herzen blieb sie hinter einem sehr großen Baum mit kräftigem Stamm stehen und ließ ihren Blick über eine kleine Lichtung schweifen, die unerwartet vor ihr aufgetaucht war.

Eigentlich eine ganz normale Lichtung, abgesehen von den 4 Grabsteinen, die im Kreis um einen marmornen, edelaussehenden Altar angeordnet waren.

Allein schon die Vorstellung, sich auf einem Friedhof zu befinden, jagte Hermine Schauer über den Rücken, doch als sie sah, was sich auf den Grabsteinen befand, hatte sie das Gefühl, ihr Herz würde vor Angst zerspringen.

Vier Frauen, jede auf einem Grabstein sitzend und mit funkelnden Augen in das Feuer blickend, welches auf dem Altar brannte.

Eine von ihnen mit glänzenden schwarzen Haaren, die – wie Hermine fand und das sollte schon was heißen, da sie Snape gewohnt war- eine ungewöhnlich blasse Haut hatte, lachte leise und trommelte mit ihren Fingern auf den groben Stein unter ihr.

Sie trug eine enge, schwarze Lederhose –jede der Frauen trug eine- und spielte mit ihrer anderen Hand unbewusst mit dem Knoten ihrer blutroten Wickelbluse.

Hermine konnte erkennen, dass trotz der Hitze eine schwarze kurze Samtjacke hinter ihr lag.

Verwirrt beobachtete Hermine, wie die Frauen einander belustigte Blicke zu warfen, bis eine schließlich den Kopf schüttelte.

„Komm schon raus, Kätzchen, wir werden dich auch nicht beißen!" Aus irgendeinem Grund sorgte die Versprechung bei den anderen für lautes Gelächter.

Hermine war im Gegensatz zu ihnen gar nicht nach lachen zumute. Sie war entdeckt worden, aber wie?

Langsam, mit einer Hand an ihrem Zauberstab trat sie hinter dem Baum hervor.

Ihre Zauberhand zitterte unkontrolliert und nagenden Angst kroch in ihr hoch.

Waren die Frauen Anhänger von Voldemort?

Selbst an diesen Namen zu denken machte der jungen Frau im Moment Schwierigkeiten.

Sie war eine Freundin des berühmten Harry Potter! Sie wollte sich lieber nicht vorstellen, was Todesser mit ihr machen würden, würde sie in deren dreckige Finger geraten.

Dass die vier Personen vor ihr unmöglich zu den „Guten"gehören konnten, war Hermine klar.

Niemand mit ehrlichen Absichten würde sich mitten in der Nacht auf einem unbekannten Friedhof mit nur vier Gräbern herum treiben und dabei so tun, als wäre es nichts aufregenderes, als ein Wochendausflug.

„W-wer seid ihr?"Hermine bemühte sich vergeblich ihre Stimme sicher klingen zu lassen.

„Aber Kätzchen, keine Angst, ich hab doch gesagt, wir tun dir nichts." Die eine unbekannte erhob sich von ihrem Grabstein. Ihr Haar war goldblond, die Augen von einem intensiven Grün, und auch ihre Haut war unnatürlich blass. „Also das hier ist Stella", ein Wink zu der Schwarzhaarigen, „und das hier Xenia", nun deutete sie auf eine Frau mit schwarzen Rastazöpfen, die nicht so blass wie ihre Vorgängerinnen war, was aber nur an ihrem ohnehin dunkleren Teint lag, der darauf schließen ließ, dass Mutter oder Vater aus südlicheren Gegenden stammten, „zu meiner Linken befindet sich Kathryn", dunkel violett gefärbte Haare und eisblaue Augen ergaben eine einschüchterne Mischung, „ und ich...bin Dominique."

„W-wer seid ihr?"Hogwarts Jahrgangsbeste war über die bereitwillige Vorstellung etwas verdutzt. Wo verdammt noch mal bin ich hier reingeraten?

„Ah, Kätzchen, jetzt sind war dran mit fragen."Dominique hatte spielerisch einen Zeigefinger erhoben und erschreckte Hermine mit dieser bloßen Geste mehr, als ein ausgewachsener Fluch es getan hätte. Sie ließ das Mädchen im Unklaren darüber, was als nächstes passieren würde.

„Also..." Xenia- Hermine glaubte sich an den Namen zu erinnern- musterte sie abschätzend. „Warum bist du hier? Und versuch gar nicht erst zu lügen, ich riech es sowieso."

Hermine zuckte bei dem drohenden Unterton in ihrer Stimme merklich zusammen und Dominique sah Xenia tadelnd an.

„Ich hatte Streit mit meinen Freunden."Hermine rückte gleich mit der Wahrheit heraus. Sie spürte, dass lügen wirklich keinen Sinn hätte... aber warum eigentlich reichen? „Ich wollte alleine sein und bin zum See gelaufen, aber leider... ähm... also es waren schon zwei Leute am See und dann bin ich einfach weiter gelaufen. Tja, und dann hab ich euch gehört."Sie versuchte ein Lächeln zu Stande zu bringen, aber den Blicken Xenias zu urteilen gelang es Hermine nicht wirklich.

„Ach, und da warst du so mutig und musstest Geräuschen in einer im wahrsten Sinne des Wortes gottverlassenen Gegend nachgehen? Wie mutig von dir Kätzchen."In Xenias Stimme schwang deutlich Verachtung mit.

„Wenn es dich interessiert, es ist bestimmt nicht das Mutigste, was ich je gemacht habe", fauchte Hermine der Unbekannten entgegen und schlug sich daraufhin entsetzt die Hand vor den Mund. Sie war wirklich nicht in der Position gehässig zu sein. Trotzdem setzte sich noch einen drauf: „Ich bin mit Harry Potter befreundet und glaubt mir, wenn ich mich vor ein paar Jahren, schon von unbekannten Frauenstimmen aus der Ruhe hätte bringen lassen, sähe es schlecht für diese Welt aus. Ihr macht mir keine Angst!"Der letzte Satz verließ unsicher ihren Mund und strafte ihre Worte Lügen.

„So, Angst?"Xenia hatte sich erhoben und glitt einer Katze gleich auf Hermine zu. „Glaub mir Kätzchen, wir machen dir keine Angst." Sie stand nun genau vor der Schülerin und sah ihr fest in die Augen. „Wenn wir dir Angst machen wollten, sähe das gaanz anders aus und glaube mir...", sie beugte sich vor und ihr Atem streifte Hermines Ohr, „ ... dann hättest du Angst... so sehr wie noch nie zuvor in deinem Leben, egal wie oft du dich schon mit Voldie herumgeschlagen hast."

Hermine hatte zitternd die Augen geschlossen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sowohl Xenia als auch die anderen drei etwas unglaublich kraftvolles ausstrahlten: Macht!

Diese Macht schien nun nach Hermines Herz zu greifen und sich wie ein eiserner Mantel um den Sitz ihrer Seele zu legen.

Unwillkürlich wollte sie ihren Zauberstab fester umfassen, doch sie griff ins Leere.

Hermines Augen weiteten sich erschrocken und sie sah an sich hinunter.

„Suchst du den hier?"Kalt lächelnd hielt Xenia ihre einzige Waffe in der Hand. „Den Kinderkram wirst du erstmal nicht brauchen."

Hermine schloss die Augen und zwang sich tief durchzuatmen. Jetzt nur nicht den Kopf verlieren. Ohne Zauberstab fühlte sie sich schon unsicher genug, aber wenn nun auch noch ihre Logik sie im Stich lassen würde, wäre sie völlig hilflos.

Hätte diese Frauen ihr was tun wollen, so hätten sie es längst getan. Außer sie spielten nur mit ihr, wie diese Xenia es unübersehbar tat. Aber was war mit den anderen.

„Was seid ihr?"Abrupt öffnete sie die Augen und sah Dominique, die wohl die Sprecherin der Gruppe zu sein schien, fest an.

Ein nachsichtiges Lächeln zeichnete sich auf deren Lippen ab.

„Du bist wohl eine kleine Wildkatze. Ein anderer wäre in dieser Situation längst vor Angst gestorben... ich spreche aus Erfahrung."

Der eiserne Mantel griff wieder nach Hermines Herz. Das war eben definitiv kein Scherz gewesen.

„Obwohl...", Dominique legte scheinbar nachdenkend einen Finger an ihr Kinn, „wir haben immer etwas nachgeholfen."

Apparieren, warum zum Teufel kann ich nicht apparieren?!

In ihrer Panik vergaß Hermine, dass sie auf Hogwarts Gelände gar nicht apparieren könnte.

„Was...wie... ihr habt..."

„Menschen getötet, oh ja..."Dominique sagte es, als wäre diese Tatsache das Natürlichste der Welt.

„Aber..." Hermine biss sich auf die Unterlippe. Todesser, eindeutig, aber... Plötzlich kam ihr das „Voldie"in den Sinn. Ihre Verwirrung wuchs ins unermessliche.

„Schätzchen", zum ersten sprach Kathryn und strich sich eine violette Haarsträhne aus der Stirn, „ wir sind Vampire. Es liegt in unserer Natur zu töten, obwohl wir diesen Drang nicht so primitiv ausleben, wie die meisten unserer Artgenossen", fügte sie den Mund verächtlich verziehend hinzu.

Das muss ein grauenhafter Alptraum sein!

Vampire! Brutale, grausame Wesen, die ihren Blutdurst auf bestialischste Weise stillten.

In Hermines Kopf begann sich alles zu drehen. Warum sie? Warum ausgerechnet sie? Wenn es nichts mit Voldemort zu tun hatte, wäre es doch nicht zu viel verlangt, dass andere Schüler mal ihren Kopf hinhalten könnten.

Hermine spürte wie ihr das alles zu viel wurde. Der Streit mit Harry und Ron, das lange, schnelle Laufen um den See, die Grabsteine, die Vampire.

Die junge Frau riskierte einen letzten Blick auf ihre momentanen Feinde, sah genau in ihre Gesichter und erschrak.

Es waren keine Frauen, wie sie zuvor angenommen hatte. Es waren Mädchen, gerade so alt wie sie, vom Aussehen her jedenfalls. Sie waren so alt wie sie gewesen, als sie in Vampire verwandelt worden waren. Würde Hermine das gleiche Schicksal bevorstehen?

Die Nacht war auf einmal erschreckend warm und das letzte was Hermine hörte war Dominiques gelangweilte Stimme: „Fang sie auf, Stella."

Dann war da nur noch Dunkelheit!