Titel: Hybrid
Quelle: lil'mi1 alias Dyaoka (ffnet-User 101171)
Originaltitel: Hybrid
Rating: K+ (PG)
Disclaimer: Gehört nicht mir!
Warnungen: Anderes Universum! Kein Tennisball in weiter Sicht. Und nichts für Leute, die keine Katzenohren mögen. Oh ja! Aufgrund des Themas obendrein ziemlich out of character…
Zusammenfassung: Ein Paar azurblauer Augen glitt über seine Umgebung. Eine empfindliche Nase schnüffelte in der Luft. Ein pelziges Ohr zuckte. Ein hungriger Eiji sprang. - AU, abgeschlossen
Mit freundlicher Genehmigung von Dyaoka übersetzt von: milenalupin
Teil Drei - Gipfelstürmer
Eine Woche war vergangen, seit sie auf den Flusslauf gestoßen waren – die letzte Wasserquelle, die sie seither gesehen hatten. Jeden neuen Tag führte Eiji sie weiter durch Dickichte und Bäume, was die Menschen am Ende einer Tagesreise erschöpft und müde zurück ließ. Jeden Tag trieb Eiji sie an, wenn sie langsamer werden wollten. Seine Hartnäckigkeit war eine von Eijis guten Seiten – oder extrem nervenden Seiten. Egal wie man es sehen wollte, brachte es sie in gutem Tempo näher an den Berggipfel. Der Pfad, den sie nahmen, wurde mit jedem Tag und jeder Meile, die sie voran kamen, steiler und steiler, und jeder von ihnen spürte, wie die Schwerkraft stärker an ihren Beinen zerrte, wenn sie die Füße hoben, um Schritt für Schritt voran zu steigen. Schließlich erreichten sie den Fuß eines felsigen Gipfels, der sich Meilen und Meilen weit vor ihnen erstreckte - weiter als das Auge sehen konnte. Dort hoch zu klettern war ihre einzige Option.
„Da sollen wir… hoch…", stöhnte der Mensch mit der gespaltenen Persönlichkeit. Er wirkte müde und erschöpft, wie der Rest von ihnen auch – abgesehen von einem Hybriden, der schon dabei war, nach oben zu klettern, ohne auch nur eine Sekunde auf die Menschen zu warten, während er an der felsigen Wand versteckte Griffmulden suchte und fand.
„Wir sollten uns besser nicht zu weit zurückfallen lassen", kommentierte der smiley-gesichtige Mensch. „Das wird ein schwieriger Aufstieg."
„Offensichtlich", murmelte irgendwer zwischen den Zähnen durch.
„Ich hoffe bloß, er weiß, wo er uns hinführt."
„Tezuka! Sei nicht so gemein!"
Eiji schaute wieder zu den diskutierenden Menschen hinab. Sie waren müde – offensichtlich, und schienen nicht so sehr bereit, diesen Felsen zu erklimmen. Mit einem frustrierten Fauchen griff sich der Hybrid einen Kiesel und warf ihn hinunter. Das schien ihre Aufmerksamkeit nicht zu erregen. Erst als ein ganzer Regen winziger Kiesel auf sie nieder geprasselt kam, schauten die Menschen zu ihm hoch. Mit einem Augenrollen setzte Eiji seine Klettertour fort. Wenn die ihm nicht folgen wollten, dann eben nicht. Sobald er erst einmal oben war, würde er einfach Steine von besserer Größe auf sie runterwerfen.
„Wir kommen, wir kommen ja", tönte eine Stimme von unten her hoch. Zu diesem Zeitpunkt war Eiji sich schon sicher, die halbe Strecke den Felsen hoch hinter sich gebracht zu haben. In einem Anfall von Ehrgeiz, viiiiiiieeeeeeel eher oben anzukommen als die Menschen, begann Eiji, auf jeden Absatz voran zu springen, den er finden konnte. Natürlich merkte Eiji schon beim nächsten Blick nach oben, dass dort noch ein ziemliches Stück vor ihm lag. Der Rotschopf schaute wieder zu den Menschen hinunter, die auf halbem Weg hinter ihm waren. Mit einem heftigen Atemsog schaute Eiji wieder nach oben. Er hätte nicht hinunter schauen sollen…
Als er sich wieder beruhigt hatte, setzte Eiji seinen Weg fort.
Es war später Nachmittag, als Eiji endlich oben angekommen war. Die Kletterei hatte ihn praktisch den ganzen Tag gekostet. Mittlerweile war Eiji völlig ausgelaugt. Seine Arme waren wund, und seine Beine taten weh, weil er damit mehr als einmal an dem Felsgestein entlang gescheuert war. Wenn er hochsah, konnte er den Himmel schon rosa anlaufen sehen, und weiter im Osten wurde daraus schon eine dunkle Blauschattierung. Eiji legte sich auf seine Seite und rollte sich ein, den Rücken in Richtung des Abhangs, den er hochgeklettert gekommen war. „Unya…" Langsam schloss er die Augen, nur um sie ein wenig ausruhen zu lassen, so hatte er beschlossen. Schließlich würden auch die Menschen bald oben sein…
Erst als er Schreien hörte, wachte Eiji wieder auf. Mit einem müden Augenblinzeln drehte sich der Hybrid um und starrte durch die Dunkelheit in Richtung der Plateaukante. So wie es aussah, war der erste der Menschen oben angelangt. Es war der stoische Mensch, und es schien, als benötigte er ein wenig Hilfe hochzukommen. „Nya", seufzte Eiji und streckte seinen Arm aus, um den Mensch an der Schulter zu packen, ohne dabei zu bemerken, dass seine Krallen sich tief in die Haus des Menschen bohrten. Der zuckte vor Schmerz zusammen. Der Hybrid schaffte es, ihn über die Klippe in Sicherheit zu ziehen. Als der Hybrid hinunter sah, erkannte er den Menschen mit der Persönlichkeitsspaltung nicht weit zurück, und hinter ihm den Menschen mit dem sanften Gesicht. Am weitesten zurück jedoch war der Mensch mit dem ewigen Lächeln im Gesicht – der jetzt allerdings nicht mehr lächelte. Er hatte auf einer vorspringenden Klippe angehalten, die gerade eben breit genug war, dass man darauf sitzen konnte.
Eiji stieß einen traurigen Schrei zu ihm hinunter aus, um ihn auf seine eigene Weise zum Weiterklettern zu drängen. Aber der Mensch tat nichts, sondern winkte nur einmal als Erwiderung. Als der Rest der Menschen hochgeklettert war, saß Eiji immer noch an der Klippe und schaute zu dem Menschen hinunter, der dort unten verharrte. „Mach dir keine Sorgen", ertönte eine Stimme. Eiji drehte sich und blickte in das freundliche Gesicht des sanften Menschen. „Er wird hochklettern, sobald er seine Energie zurück gewonnen hat. Er hat nicht die Kraft wie wir, um das ganze Stück in einem Rutsch hochzuklettern."
Da er nur die Hälfte von dem verstand, was der Mensch gesagt hatte, blieb Eiji weiter an der Klippe sitzen. Selbst nachdem die anderen beschlossen hatten, sich schlafen zu lagen, saß Eiji noch dort, regungslos, bis auf das gelegentliche Zucken und Schwingen seines Schwanzes. Schließlich, irgendwann im Laufe der Nacht, fielen auch Eiji wieder die Augen zu.
Kritz Kratz.
Eijis Ohr zuckte. Selbst ein solch schwaches Geräusch war in der Lage, den Halb-Katze-Halb-Mensch-Hybriden zu wecken, was von seinem unglaublichen Gehör zeugte. Eiji hob den Kopf, der bisher auf seinen Armen geruht hatte, und schaute sich nach dem Ursprung des Geräusches um.
Kritz Kratz.
Blinzelnd scannten Eiiis in der Dunkelheit leuchtenden Augen die Umgebung vor ihm. Es war niemand da, aber das Geräusch war weiter hörbar.
Kritz Kratz.
Kam das Geräusch von…? Eiji schaute nach unten, und konnte mit Hilfe des Scheins des abnehmenden Mondes eine einsame Figur erkennen, die stetig aufwärts kletterte. Er kommt! Eiji huschte augenblicklich aus dem Weg, um dem hochkletternden Mensch Platz zu machen. Dann gab er dem anderen Hilfestellung, und zog ihn über den Rand der Klippe hoch. Der Mensch brach schwer keuchend in einem Häuflein zusammen. „Danke", sagte er, als er seinen Atem soweit zurückgewonnen hatte. Er nahm den Rucksack ab, der auf seinem Rücken hing, und setzte ihn ein Stück abseits der Klippe auf den Boden. „Komm her. Ich glaube, du möchtest da auch nicht runterfallen, nicht wahr?", meinte er leise zu dem Hybriden, um seine schlafenden Freunde ja nicht zu wecken. Glücklich hüpfte Eiji zu dem wieder lächelnden Menschen hinüber.
„Nya!", klang es fröhlich aus Eijis Mund, als ihm der Mensch erlaubte, unter die Decken zu kriechen. Auch wenn er die Decke nicht wirklich benötigte, war es immer noch nett. Er spürte eine Hand heranreichen und den empfindsamen Fleck hinter seinen Ohren streicheln, und Eiji schnurrte. Das rief ein leisen Glucksen bei dem Mensch hervor, während Eiji sich näher an ihn herankuscheln wollte.
„Schau mich mal an", sagte der Mensch, der plötzlich aufhörte, den Hybriden zu streicheln und seinen Kopf hob, um ihn anzusehen.
„Unya…?" Eiji blinzelte, als er in die Tiefe dieser himmelblauen Augen starrte, die im Schimmer der Mondsichel, die schon tief am Himmel hing, noch tiefer wirken. Bald würde der Morgen hereinbrechen.
„Auch wenn du mich wahrscheinlich nicht verstehst, versuch ich's mal", sagte der Mensch, machte aber eine kleine Pause. „Ich denke, dass es Zeit ist, sich mal richtig vorzustellen. Ich bin Fuji." Der Mensch zeigte mit dem Finger auf seine Brust und wiederholte: „Fuji."
Eiji schaute ihn an, als er es noch einmal wiederholte und wieder auf sich zeigte. Dann klickte etwas in seinem Hirn, und er begriff, dass der Mensch ihm seinen Namen sagte. Der Name des lächelnden Menschen lautete Fuji.
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Der nächste Tag brach heran und verging wieder. Die Menschen hatten beschlossen, es nach der Kraftanstrengung des Vortags ruhig anzugehen, ihre wunden Arme auszuruhen und ein paar Wunden an ihren Knien zu versorgen – etwas, wozu sie in der letzten Nacht nicht mehr fähig waren. Eiji ging trotzdem auf Wanderschaft, um die Gegend ‚auszukundschaften'. In Wirklichkeit suchte er vielmehr nach einem guten Platz für ein Schläfchen. Die Gipfelkuppe war kahl – mit wenigen Bewohnern und kaum lebenden Pflanzen. Hier oben sangen keine Vögel, und der Wind war bitterkalt. Eiji zitterte ein bisschen bei dem trostlosen Anblick. Tote Bäume und Pflanzen standen überall verstreut herum, und das Unkraut wucherte wild. Was Eiji jedoch am meisten beunruhigte, war der grässliche Gestank, der von der Ostseite des Gipfels herüberwehte. Mit einem leisen Seufzer ging Eiji zurück zu der Stelle, wo er die Menschen zurückgelassen hatte.
„Da bist du ja!", ertönte eine Stimme, als Eiji ins Blickfeld der Menschen kam. Es war der Mensch mit der gespaltenen Persönlichkeit, der nach ihm rief. Mit einem fragenden Blick zu dem Menschen ging er langsam zu ihm hinüber, setzte sich vor ihm, und rieb sich wie eine Katze an seinem Bein. „Du warst eine ganz schön lange Zeit unterwegs, weißt du das?" Eiji sah zu dem Menschen hinüber, der mit ihm redete, aber was er sagte, war Eiji eigentlich egal. Mit einem Gähnen legte der Hybrid seinen Kopf auf die Arme, rollte sich zusammen und legte sich schlafen.
„Er ist auf jeden Fall selbst beim Schlafen noch aufmerksam."
„Tja… Ich frage mich immer noch, was er ganz alleine hier so weit draußen in der Wildnis macht. Er könnte einer dieser Ausreißer sein…"
„Also willst du ihn ausliefern?"
„Natürlich nicht!"
„Es geht uns nicht wirklich etwas an, was er hier draußen zu suchen hat."
„Ich weiß, aber…"
„Ich glaube, er hat keine Kennzeichnung. Was meinst du, Tezuka?"
„Keine Kennzeichnung, kein Ausreißer. Er ist frei geboren."
„Wirklich? Das ist heutzutage selten."
„Ja schon… normalerweise werden sie augenblicklich markiert, wenn sie geboren werden. Ich frag mich, wie er es geschafft hat, frei zu bleiben?"
„Wer weiß? Es ist ein Rätsel – genauso, wieso er nicht spricht, und keine Worte versteht."
„Was ist mit dem Halsband? Das Halsband ist aus hochwertigem Material gemacht, und die Worte sich in Saphir eingraviert."
„Vielleicht… ist es gestohlen?"
„Unwahrscheinlich. Jemand muss es ihm umgelegt haben, als er noch sehr jung war. Er muss damit aufgewachsen sein, weil es nur ein schicker Schmuckreif ist."
„Haha. Typisch Tezuka, auf so was hinzuweisen."
„Hn."
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„Okay, wir haben nichts vergessen, oder?", meinte Fuji gerade, als Eiji gähnte. Die Sonne war gerade vor einer Stunde aufgegangen, und der Halb-Katze-Halb-Mensch-Hybrid war nicht sonderlich wild darauf, aufzustehen. Seit Eiji Fujis Namen erfahren hatte, hing er aus irgendwelchen, ihnen unbekannten Gründen, öfter um den immer lächelnden Jugendlichen herum. Vielleicht lag es daran, dass er der einzige war, der sich bisher die Mühe gemacht hatte, dem Hybriden seinen Namen zu verraten – etwas, zu dem die anderen immer noch nicht gekommen waren.
„Nee! Los geht's, Fuji!", erwiderte der Mensch mit dem sanften Gesicht. Bei dem Klang von Fujis Namen schaute Eiji zu Fuji hinüber. Der Mensch lächelte nur und tätschelte Eijis Kopf, bevor er hinter seinen menschlichen Freunden herwanderte. Eiji saß immer noch auf dem Boden, als die Menschen aus seinem Sichtfeld verschwanden. Auch gut… er würde sie später einholen. Es war auch nicht sehr wahrscheinlich, dass sie seine Hilfe hier oben brauchten… sie mussten schließlich bloß geradeaus gehen, und dann würden sie die großen Überresten eines Baumes erreichen, und von da an erklärte sich der Weg praktisch von selbst. Oder, na ja… nur um sicher zu gehen…
Eiji erhob sich und reckte sich wie eine Katze, bevor er mit überraschender Geschwindigkeit in die Richtung wetzte, in die sich die Menschen davongemacht hatten. Er holte sie rasch ein und überholte sie, rannte mit voller Geschwindigkeit in Richtung des toten Baums. Er war sich ziemlich sicher, dass sie von seinem Tempoausbruch total überrascht waren, als er an ihnen vorbeischoss. Nur zu bald kam er am Fuße der riesigen Überreste des toten Baumes an. Auch wenn an den Stammresten keine Blätter mehr waren, warf er doch immer noch einen ziemlichen Schatten über einen großen Teil des Platzes – vor allem in der Richtung, in die sie unterwegs waren, als ob er verlorene Wanderer in die richtige Richtung weisen wollte.
Als die Menschen den Hybriden kurze Zeit später wieder eingeholt hatten, wanderten sie gemeinsam über den beinahe nicht erkennbaren Pfad, der sich durch das tote Gras zog. Eiji hatte den Pfad gestern getreten, während seines ‚Auskundschaftens'.
„Wow… das ist hier vielleicht ein trostloses Fleckchen. Ich frag mich, was hier wohl passiert ist…", sagte der Mensch mit der Persönlichkeitsspaltung mit leisem Pfeifen. „Es sieht aus, als hätte es hier eine Trockenzeit oder so was gegeben…"
„So sieht es wirklich aus, nicht wahr?", stimmte der Mensch mit dem sanften Gesicht zu und sah sich um. Seine klaren, olivgrünen Augen reflektierten eine dröge und farblose Umgebung. „Sieht fast aus wie… eine Wüste."
Eiji blinkte und blieb da, wo er stand, stocksteif stehen. Irgend etwas stimmte hier nicht, das sagten ihm seine Sinne. Seine achtsamen Blicke strichen über ihre Umgebung, stellten wieder fest, dass hier nichts lebte, außer ihnen und vielleicht noch ein paar Insekten, die es gewagt hatten, in so hoch liegendes Territorium zu kommen. Seine Ohren nahmen keine Geräusche außer denen wahr, die sie selbst machten. Das war noch etwas, was ihm Sorgen bereitete. Wo es keine Geräusche gibt, lauert Gefahr.
„Was ist los?", fragte Fuji, der gerade neben ihn trat. Eiji starrte nur einen weiteren Moment auf das kahle Land, bevor er zögernd einen Schritt vorwärts tat, aber auf der Stelle wieder zurück trat. Es war nicht wie gestern… hier war etwas… etwas sehr Gefährliches.
„Oi, was hat er denn?", grummelte der stoische Mensch, der ebenfalls zu ihnen heran trat. Er schaute sich um, konnte aber nicht erkennen, was nicht stimmen würde. „Lasst uns gehen", meinte er und schubste Eiji voran. Aber als der Hybride gezwungen war, einen Schritt vor zu setzen, sprang er mit einem verängstigten Quietschen zurück und versteckte sich hinter dem Mensch mit dem sanften Gesicht.
„Irgendetwas muss hier sein, das ihn so nervös macht."
„Ich denke, wir sollten seinen Instinkten trauen. Schließlich hat er uns bis hier hin gebracht. Wir sollten ihm hierbei schon trauen können, und erst mal nicht weitergehen." Den ‚erst mal' hatte keiner überhört – nicht einmal Eiji.
Also beschlossen die Menschen, sich erst mal im Schatten unter dem toten Baum niederzulassen, während Eiji entschied, ob das Weitergehen sicher war oder nicht. Der Hybrid saß nur da, an der gleichen Stelle, an der sie angehalten hatten, und starrte in die kahle Landschaft vor ihnen. Erst zwei Stunden später rührte Eiji sich tatsächlich wieder.
Fortsetzung folgt…
