Titel: Hybrid

Quelle: lil'mi1 alias Dyaoka (ffnet-User 101171)
Originaltitel: Hybrid
Rating: K+ (PG)

Disclaimer: Gehört nicht mir!

Warnungen: Anderes Universum! Kein Tennisball in weiter Sicht. Und nichts für Leute, die keine Katzenohren mögen. Oh ja! Aufgrund des Themas obendrein ziemlich out of character…

Zusammenfassung: Ein Paar azurblauer Augen glitt über seine Umgebung. Eine empfindliche Nase schnüffelte in der Luft. Ein pelziges Ohr zuckte. Ein hungriger Eiji sprang. - AU, abgeschlossen

Mit freundlicher Genehmigung von Dyaoka übersetzt von: milenalupin


Teil Fünf – Zurück in die Zivilisation

Die Menschen blieben ein bisschen länger bei dem See, als Eiji erwartet hatte. Es gab ein paar Fische, hatten sie festgestellt, die in Bodennähe in der Quelle herum schwammen. Die Menschen hatten ihre Nahrungsmittel- und Wasservorräte ergänzt, bevor die zweite Nacht, die sie dort verbrachten, hereingebrochen war. Dennoch hielt Eiji sich den Großteil des Tages von den Menschen so fern wie nur irgendwie möglich, saß beinahe die ganze Zeit am anderen Ende der Quelle und verbrachte die meiste Zeit damit, in die Tiefe der Quelle zu starren. Ein oder zwei Mal entdeckte er die Silhouette eines ziemlich großen Fisches tief unten im Wasser, der sein neuer Freund, Ryoma, sein musste.

Schließlich zog sich die Dunkelheit über den Himmel, und die Menschen riefen nach dem Katzenhybriden, verwundert, wo er wohl steckte. Eiji erschien, aber er schaute noch immer so betrübt drein wie früh am selben Morgen. Sie schienen zu verstehen, warum er so unglücklich aussah, und es war offensichtlich, dass sie versuchten, ihn aufzuheitern, als sie ihn seinen Anteil an den Fischen, die sie gefangen hatten, zuerst aussuchen ließen. Aber dennoch, wann immer sie versuchten, ihn zu streicheln, wie sie es die anderen Tage getan hatten, scheute Eiji vor ihnen weg, und sein Schwanz schlug nervös hin und her. Ach… das tat weh, dieses unschuldsvolle Vertrauen so zerschlagen zu sehen.

Normalerweise würde Eiji bei so viel Aufmerksamkeit in Ekstase verfallen, aber jetzt konnte er aus irgendeinem Grund einfach nicht glücklich sein. Es war aber deutlich, dass die Menschen sich entschuldigten.

„Du hast mir immer noch nicht verziehen, nicht wahr?", fragte Fuji traurig, als Eiji vor seiner Hand davon wich. „Es tut mir Leid."

Eiji legte seine Ohren flach am Schädel an und sprang davon. Ihm war durchaus bewusst, dass die Menschen seinem Abgang traurig nachsahen. So leise wie er konnte, ging Eiji zum dunklen, tiefen Ende der Quelle hinüber, wo er Ryoma zuerst begegnet war. Er rollte sich zusammen und ließ sich in einen leichten Schlummer fallen.

Einige Stunden später wurde Eiji wach von dem Geräusch von etwas, das aus dem Wasser kam. Als er die Augen öffnete, stellte Eiji fest, dass sein Platz hell erleuchtet war vom Licht von Mond und Sternen. Letzte Nacht war er so sehr darauf fixiert gewesen, den goldäugigen Hybriden zu finden, dass ihm ganz entgangen war, welch einen fantastischen Anblick dieser Ort bot. Das Feuer, das die Menschen entzündet hatten, war schon vor langer Zeit ausgegangen, als ihm das Brennholz ausging.

Der Mond war voll und rund und warf einen ätherischen Glanz über die Quelle. Die Reflektion der Sterne in der Quelle wirkte, als seien winzige Diamanten in den Tiefen des Wassers gesprossen. Eiji wollte nur noch bis in alle Ewigkeit hinstarren und diesen Anblick in sich aufsaugen. Aber wieder wurde seine Aufmerksamkeit auf den Fischjungen gezogen, der auf der Oberfläche eines Felsen saß, der sich aus dem Flachwasser erhob. Eiji wanderte ein bisschen näher zu Ryoma hinüber, und wunderte sich, was der Junge dort machte. Um ihn lag ein seltsames Glühen – wahrscheinlich vom Mondlicht und der Reflektion des Lichts auf dem Wasser. Er sah so zerbrechlich und so… blass aus, könnte man sagen. Seine Augen waren geschlossen, und alle Bewegung um ihn herum war erstarrt – als sei die Zeit stehen geblieben.

Wer weiß, wie lange der Katzenhybrid ihn schon angestarrt hatte, als sich schließlich goldene Augen gemächlich öffneten und zurück starrten. „Was starrst du denn so?", fragte er. Seine Stimme klang ziemlich fremdartig.

„Unya?" Eiji legte seinen Kopf zur Seite.

„Stell dich nicht blöd", warnte ihn Ryoma. „Verrat mir etwas. Warum wanderst du mit diesen Menschen herum? Es ist doch klar, dass sie dir weh tun. Menschen sind wirklich zu nichts nutze – sie interessieren sich nur für sich selbst."

Eiji warf ihm einen bösen Blick zu, als es wieder Klick in seinem Bewusstsein machte und ihm übersetzte, was Ryoma gerade zu ihm sagte. Ryoma seufzte nur. „Du bist ein Narr, Menschen zu trauen. Ich werd' dir was verraten. Ich habe diese Menschen schon mal gesehen, aber ich weiß nicht, ob sie mich gesehen haben. Aber sie haben mir meine… Freunde weggenommen. Sie sind Teil dieser Truppe, die all die vielen verschiedenen Hybriden fangen, und dann sperren sie sie in Käfigen ein. Es ist… schrecklich, das will ich dir nur sagen. Ich rate dir, dich schleunigst von ihnen abzusetzen. Ich werde schließlich auch verschwinden", erklärte Ryoma und warf Eiji einen spitzen Blick zu. Eiji schüttelte ungläubig den Kopf.

„Nya…" Eijis Ohr sank ein wenig tiefer, während er den Kopf drehte, um zu den Menschen hinüber zu sehen, die an der anderen Seite der Quelle ruhten. Das konnte doch nicht wahr sein… oder doch? Er wusste beinahe nichts von diesen Menschen, außer der Tatsache, dass sie wirklich freundlich zu sein schienen. Noch während er das dachte, strömten die Ereignisse des Vortages zurück in Eijis Erinnerung. Sie waren freundlich und wollten nichts Böses… oder? Darum entschuldigten sie doch bei ihm! Es war schlicht unmöglich, dass das die selben Leute sein sollten, von denen Ryoma sprach.

„Na, auch egal", gähnte Ryoma und schloss wieder seine Augen. „Aber das eine kannst du mir glauben. Wenn sie dich in einen von diesen Käfigen sperren, werden meine ersten Worte an dich sein: ‚Ich hab's dir doch gesagt.' Und jetzt lass mich in Ruhe – das ist meine letzte Chance auf ein bisschen Schlaf."

Eiji blinzelte Ryoma an. Moment… war er denn nicht ein Fisch? Schliefen Fische nicht unter Wasser? Mit einem Blick zurück zu Ryoma zuckte Eiji im Geiste die Schultern und reckte sich, bevor er sich entschied, weiter zu schlafen.

Irgendwann kurz vor Sonnenaufgang hörte Eiji das leise Platschen von Wasser gegen Fels. Er sah hinüber zu der Stelle, wo er Ryoma zuletzt gesehen hatte, aber der einzige Schimmer von ihm, den er noch zu sehen bekam, war dieser silbrig-goldene Schwanz, der rasch unter der dunklen Wasseroberfläche verschwand. Der Fischjunge war fort, ohne auch nur Lebewohl zu sagen. Aber wiederum hatte Eiji so ein Gefühl, dass dieses nicht das letzte Mal war, dass er den Fischjungen Ryoma zu sehen bekam. Vielleicht würden sie sich in der Zukunft wieder begegnen.

Mit einem leisen Gähnen und Strecken schlenderte Eiji wieder hinüber zu der Stelle, an der die Menschen ruhig schliefen. Ohne langes Nachdenken ließ sich Eiji neben einem der Menschen zu Boden fallen und rollte sich neben ihm zusammen. Wer immer es war, zuckte augenblicklich zusammen, entspannte sich aber sofort wieder, als er sah, wer da neben ihm lag. Dann begannen zögernde Finger, die empfindlichen Stelle hinter Eijis Ohren zu kraulen. Eiji kuschelte sich näher heran und schnurrte, völlig zufrieden mit sich und der Welt. Der Halb-Mensch-Halb-Katze-Hybrid schaute hoch, und sah ins Gesicht des Menschen mit der gespaltenen Persönlichkeit. Er lächelte Eiji verlegen an. Auf seine eigene, katzenartige Weise lächelte Eiji zurück.

Als Eiji wieder wach wurde, fühlte er sich mehr als nur ein wenig knurrig. Sein Schlaf war drei Mal unterbrochen worden in dieser Nacht, und die Menschen ließen ihn auch nicht mehr länger schlafen. Mit einem leisen Wildkatzenfauchen erhob sich Eiji und kämpfte sich aus den Laken frei, die sich um seine Glieder gewickelt hatten. Warte… wann war er denn unter die Laken geraten? Wenn er darüber nachdachte, erinnerte sich Eiji, dass er neben dem Menschen mit der Persönlichkeitsspaltung eingeschlafen war. Als er sich umsah, entdeckte Eiji ihn, wie er ihre Wasserflaschen auffüllte. Die anderen packten ihr Zeug zusammen.

Mit einem Gähnen wanderte Eiji zu dem Menschen hinüber und sah ihm eine Weile zu. Der Mensch lächelte zurück zu ihm und lachte nervös. „Ähm… hi! Guten Morgen. Wie hast du geschlafen? Oh… ich weiß, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Aber ich wusste nicht, dass du Worte verstehen kannst! Du kannst mich Taka nennen." Eiji starrte den Menschen an, als sei ihm ein zweiter Kopf gewachsen. „Mein Name ist Taka." Er schenkte Eiji noch ein Lächeln und zwinkerte ihm zu, während er mit dem Finger auf seine Brust deutete.

Eiji bespritzte den Menschen – korrigiere: Taka – mit ein bisschen Wasser. Er stieß ein Quietschen aus, und revanchierte sich auf dieselbe Weise wie Eiji: Die Hand ins Quellwasser halten und leicht gewölbt rasch wieder hochziehen, so dass das Wasser den anderen anspritzte. Keine fünf Minuten später waren ihrer beiden Hemden gründlich durchnässt.

„Taka! Was machst du da mit dem Kätzchen?", fragte Fuji, der plötzlich hinter den triefenden beiden auftauchte, die schuldbewusst zu ihm zurück schauten.

„Ähm… die Flaschen wieder auffüllen?"

Fuji rollte die Augen und winkte Eiji mit dem Zeigefinger zu sich heran. Leider war Eiji ihm gegenüber gegenwärtig höchst misstrauisch. Schließlich war er es, der ihn vor ein paar Tagen so harsch angegangen war. Andererseits lag es nicht in Eijis Natur, nachtragend zu sein. Mit raschen Schritten sprang Eiji Fuji an und warf ihn beinahe zu Boden, bevor er hoch hüpfte und so schnell er konnte davonlief. Sie würden ihn nicht aus dem Tshirt herausbekommen, oh nein! Heute würde es mit Sicherheit richtig heiß werden…

„Ah! Er hat mich ganz nass gemacht!"

„Keine Sorge, da bist du nicht der Einzige", hörte Eiji Taka Fuji antworten. Hm… Menschen hatten so merkwürdige Namen. Eiji wunderte sich kurz, wie wohl die Namen der beiden anderen lauteten – sie hatten sich ihm nie vorgestellt. Aber es schien auch nicht so, als hätten sie das noch vor. Der mit dem sanften Gesicht schien in einigen Dingen sehr zurückhaltend zu sein, und der andere… der redete ja nicht einmal mit seinen Freunden! Seinen Menschenfreunden! Aber es schien, als sei er immer so, dieser regungslose Mensch. Wahrscheinlich sprach er gerade mal ein Wort pro Tag.

Eiji wanderte zu den nahe stehenden Bäumen hinüber, und setzte sich ruhig abwartend in einen von ihnen. Er verhielt sich still, und schlief beinahe ein. Das Einzige, was seine Anwesenheit dort verriet, war der Schwanz, der nach unten hinabhing und gelegentlich zuckte. Fuji lachte und zupfte einmal testweise daran, als er vorbeikam. Das weckte Eiji beinahe auf der Stelle – er mochte es gar nicht, wenn man ihn am Schwanz griff.

Ohne es recht zu merken waren sie bald wieder alle auf ihren Füßen und wanderten weiter auf ihrer Reise, mit Eiji als Führer. Drei Tage und vier Nächte reisten sie voran, immer vom gnadenlos scheuchenden Eiji angetrieben. Er gewährte ihnen und sich kaum Ruhepausen, auch wenn man merken konnte, dass er sichtlich erschöpft war. In der vierten Nacht unterwegs erreichten sie den Waldrand, und kamen an eine mit hohem Gras bewachsene Lichtung mit kleinen Teichen. Doch das wirklich Magische an diesem Fleck waren…

„Glühwürmchen!", rief Fuji total überrascht aus. Er hatte ehrlich nicht erwartet, welche zu sehen. Als er noch ein Kind war, fand man ständig Glühwürmchen in einem nahe gelegenen Park. Aber dann waren sie eines Tages alle verschwunden, und Fuji hatte sie seither furchtbar vermisst.

„Wow!", atmete Taka tief aus. „Unglaublich!"

Sie schauten alle zu Eiji hinüber, der nur ein müdes Gähnen von sich gab, und sie heranwinkte, ihm zu folgen. Auch wenn sie alle bleiben und den Glühwürmchen zusehen wollten, setzten sie ihren Weg mit Eiji fort. Eiji führte sie zur Kuppe eines kleinen Hügels, der über etwas hinwegragte. Die Menschen lugten über die Kuppe hinweg und sahen, zu ihrem absoluten Unglauben, eine Stadt.

„Oh du meine Güte!", rief der Mensch mit dem sanften Gesicht mit einem Keuchen aus. Er schaute zu Eiji hinüber, der sich auf alle Viere zu Boden gelassen hatte, offensichtlich am Rande seiner Kräfte. Mit einem Lächeln ging er zu Eiji hinüber und begann, ihm durch das Haar zu streichen. Der Hybrid hatte wirklich wunderschönes Haar mit ganz weichem, seidigem Griff, wie das Fell einer Katze. „Danke dir", sagte er. Der Katzenhybrid schaute nur hoch und schenkte ihm ein Lächeln.

„Nya…", gähnte Eiji und kuschelte sich an die Hand des Menschen mit dem freundlichen Gesicht.

„Jungs, wie wär's wenn wir hier das Lager aufschlagen?", fragte der seine Freunde. „Die Stadt ist wirklich ganz nah, aber ich glaube nicht, dass unser kleines Kätzchen hier es schaffen wird."

Von Fuji kam nur ein leises, zustimmendes Kichern, bevor er sich nicht zu weit von dem Glühwürmchenfeld einen gemütlichen Fleck für sein Ruhelager aussuchte. Die Menschen rollten ihre Decken und Schlafsäcke aus, und krochen hinein. Eiji war zu müde, um einen Kampf anzufangen, als sie eine Extradecke über ihn breiteten, als er sich wie schon so oft neben dem Mensch mit dem sanften Gesicht zusammengerollt hatte.

„Danke schön", wurde Eiji noch einmal von dem Mensch mit dem sanften Gesicht ins Ohr geflüstert. Er schaute zu dem Menschen hoch, der zu ihm hinablächelte. Eiji lächelte sanft und hob den Kopf, so dass sich ihre Nasen berührten. Damit kuschelte sich Eiji dann zum Schlafen ein.

Die grelle Sonne, die auf ihn hinab schien, weckte Eiji am nächsten Tag. Wie üblich war es erst kurz nach Sonnenaufgang, was bedeutete, dass die Menschen erst noch erwachen mussten. Eiji warf seine Decke von sich und suchte sich noch immer schläfrig seinen Weg zu der Stelle, von der aus man auf die Stadt hinunter blicken konnte. Und richtig, auch wenn es eine eher kleine Stadt war, herrschte schon reges Treiben, und die Straßen bevölkerten sich zunehmend mit Händlern, die ihre Marktstände aufbauten. Mit einem leisen Gähnen schaute Eiji zu den schlafenden Menschen hinüber. Ach… sie würden ihn wahrscheinlich nicht vermissen.

Gerade als er sich auf den Weg in die Stadt hinunter machen wollte, hörte er leise Schritte hinter sich. Eiji wandte sich um und fand sich Angesicht zu Angesicht mit dem Menschen, der selten sprach. Mit einem fragend zur Seite geneigten Kopf schaute Eiji ihn an.

„Verzeih mir, und danke dir", sagte der Mensch ihn direkt anblickend, aber seine Gefühle sorgsam verbergend. Man sagt, die Augen seien die Fenster zur Seele – in seinem Fall stimmte aber offenbar auch nicht. Selbst seine Augen zeigten nichts. „Und… du darfst mich Tezuka nennen." Eiji blinzelte nur. „Te.Zu.Ka", wiederholte er noch einmal, langsamer dieses Mal, und zeigte auf sich selbst. Er wusste, dass der Hybrid ihn irgendwie nicht verstand. Das war der Grund, warum er so traurig ausgesehen hatte, als Fuji bei der Quelle behauptet hatte, dass er sprechen könne. Es war wahrscheinlich sogar wahr, er konnte schon sprechen, hatte Tezuka damals gedacht. Aber er kannte nur einfache, kurze Worte und Sätze.

Eiji lächelte und sprang näher, um Tezuka zu umarmen. Das erwischte den Menschen offenbar völlig unvorbereitet, da er zurück stolperte. Eiji grinste bloß, und ließ den Menschen wieder los. Als er sich wieder in Marsch setzen wollte, wurde er nochmals aufgehalten. Tezuka hatte seinen Arm ergriffen, und schüttelte den Kopf. „Bleib noch ein bisschen. Fuji, Oishi und Taka werden traurig sein, wenn du gehst." Eiji zuckte die Achseln. Er hatte nur soviel verstanden, dass Tezuka ihn bat, noch zu bleiben.

„Unya…", war alles, was von Eijis Lippen erklang, während er zu der Stadt hinüber schaute. Na gut. Die Stadt konnte warten.

Nach kurzem Warten zusammen mit Tezuka (der endlich, sehr zögerlich, angefangen hatte, Eiji hinter dem Ohr zu kraulen), erwachten die anderen aus ihrem Schlummer. Sie schienen alle aus irgendeinem Grund ziemlich erfrischt. Wahrscheinlich, weil sie sich alle danach sehnten, in die Stadt zu kommen. Einen Monat in der Wildnis zu verbringen und herum zu wandern, ohne zu wissen, wohin dein „Führer" dich führt, macht es zu einer echten Erfrischung, wenn du die Zivilisation wieder erreichst.

„Kommt schon, die Sonne ist aufgegangen, und wir sollten zusehen, dass wir in die Stadt kommen", rief Fuji, während er sich seinen Rucksack auf den Rücken schwang. Als sie sich Richtung Stadt in Bewegung setzten, hatte sich ihre bisherige Marschordnung verändert. Eiji hing jetzt zurück und ging neben dem, den er als den Mensch mit dem sanften Gesicht bezeichnete. Sie sprachen nicht miteinander, aber Eiji konnte immer den Blick des Menschen auf sich ruhen fühlen. Normalerweise würde er nicht am Ende der Gruppe laufen.

Auch wenn die Stadt, die sie von den Hügeln aus gesehen hatten, relativ nahe gelegen war, brauchten sie doch eine gute Stunde, um sie tatsächlich zu erreichen. Sie wanderten hinein – jeder Zoll von ihnen als Reisende von einem fremden Ort erkennbar. Ihre Kleider, schmutzig und ziemlich abgewetzt, waren nicht von der Art, wie sie die Stadtbevölkerung trug, wie Eiji bemerkte. Die Menschen waren schnurgerade auf einen Gasthof zugegangen, als sie erst einmal den Fuß in die Stadt gesetzt hatten. Zweifellos hatten sie die Betten und ein Bad vermisst – ja, unbedingt ein Bad.

Als sie den Hybriden in das Gebäude hinein ziehen wollten, erstarrte Eiji augenblicklich. Nein! Er wollte hier nicht bleiben und setzte zu einem Fluchtversuch an, aber ein paar starker Arme griff ihn um die Mitte, und so fand der Rotschopf unversehens sich über eine Schulter geworfen und die Treppe hoch getragen, dahin wo sich die Zimmer befanden. Mit einem erstickten Schrei versuchte Eiji, sich zu befreien, hatte damit aber keinen Erfolg. Als er endlich freigelassen und in einem der vielen Zimmer, die der Gasthof hatte, auf einem Bett abgesetzt wurde, fing Eiji zu schmollen an.

Eine halbe Stunde und ungezähltes schrilles Quieken, Kreischen und Wasserspritzen später war Eiji von all dem Schmutz und Schweiß gesäubert, der an ihm klebte, und auch die Kleider, die man ihm gegeben hatte, waren jetzt sauber. Aber dafür waren Wasser und Seife bekanntlich da, nicht wahr? Zum Saubermachen. Auch wenn es bedeutete, dass während der Prozedur der Mensch mit dem sanften Gesicht klatschnass wurde, war der Hybrid jetzt immerhin sauber. Eiji seufzte nur und rollte sich auf dem Bett zusammen, ermüdet von dem Kampf in der Badewanne. Ohne es zu merken, schlief er ein.

„Oi, oi! Jetzt wach schon auf!"

Eiji schlug nach der Hand, die ihn wach schüttelte. Er wollte gar nichts mehr, als einfach weiterschlafen. Das Bett war so… bequem und warm. Dann zupfte es an seinem Ohr. Eiji fuhr auf der Stelle hoch und starrte böse in Richtung – wer auch immer es wagte, ihn da am Ohr zu ziehen. Es war der Mensch mit dem sanften Gesicht.

„Na, na… wir wollen jetzt was essen gehen, weißt du. Du musst doch auch hungrig sein. Du hast gestern den ganzen Tag geschlafen."

Eiji gähnte. Was der Mensch sagte, war ihm irgendwie egal. Er kuschelte sich wieder auf dem Bett ein, und wollte gerade wieder eindösen, als er eines seiner Lieblingsworte hörte… oder besser. Lieblingsessen.

„Fisch."

„Unya?" Eiji fuhr hoch und starrte den Mensch an. Sein freundliches Gesicht lächelte zurück, konnte sich aber kaum ein Kichern verkneifen.

„Oh, komm schon. Gehen wir. Sie werden nicht ewig auf uns warten, weißt du?", meinte der Mensch. Er nahm sanft die Hand des Hybriden in seine und führte ihn zur Tür hinaus. Irgendwie gefiel Eiji dieses tröstliche, warme Gefühl, jemandes Hand zu halten. Es ließ ihn… sich nicht mehr so einsam fühlen.

Aber dann ließ er Eijis Hand fallen, als sie in die Eingangshalle hinaus traten – etwas, über das Eiji enttäuscht war. Trotzdem, der versprochene Fisch war mehr als genug, um ihn wieder aufzumuntern. Das Paar traf den Rest der Gruppe, und sie verließen den Gasthof unter beinahe aufgeregtem Plaudern. Nur Tezuka und Eiji waren die Schweigsamen der Gruppe.

Sie wanderten weiter bis ins Zentrum der Stadt, wo am meisten los war. Beinahe instinktiv wollte Eiji schon losflitzen und etwas von den Ständen stehlen, änderte seine Absicht aber schnell, als er ein leichtes Zupfen hinten an seinem Hemd spürte. Er sah hinter sich und schaute in Tezukas missbilligend verzogene Miene. Offenbar konnte er genauso Gedanken lesen wie Ryoma! Eiji kicherte ein wenig bei dem Gedanken, was die Aufmerksamkeit seiner menschlichen Begleiter auf ihn zog. Sie sahen ihn an, als sei ihm noch ein Schwanz gewachsen oder so was.

„Du... kicherst", meinte Fuji schließlich mit einem Lächeln im Gesicht. Eiji legte nur fragend den Kopf schief.

„Lasst uns zur Feier eines Kicherns was zu essen suchen!", erklärte Taka enthusiastisch. Er war offensichtlich sehr hungrig.

„Nya?"

Sechs Portionen... Sechs Portionen … Sechs Portionen …

Ein gewisser Halb-Katze-Halb-Mensch-Hybrid schaffte es, sechs Portionen FISCH in einem Zug zu vertilgen. Taka war über diese Tatsache immer noch blank entsetzt, und Fuji lächelte die ganze Zeit, während sie ‚Kätzchen', wie sie beschlossen hatten ihn zu nennen, dabei zuschauten.

„Oishi, wann willst du ihm eigentlich deinen Namen sagen?", fragte Fuji.

„Huh?"

Taka lachte. „Wir haben ihm schon alle unsere Namen verraten. Sogar Tezuka!"

„Hn."

„Wir dachten einfach, dass es ihn vielleicht mehr zum Sprechen ermutigt, wenn er unsere Namen alle kennt, weißt du? Ich meine, es ist schon ziemlich schwierig mit jemandem zu reden, wenn man nicht mal seinen Namen weiß!"

„Das stimmt wohl..."

„Also? Wann willst du dich endlich förmlich bei ihm vorstellen?", fragte Fuji ihn mit dem Hauch eines Lachens in der Stimme.

„Ich schätze… ich könnte ihm ihn jetzt sagen, nicht? Okay, denn man los." Er räusperte sich. „Ähm… Kätzchen?"

Eiji sah hoch von seinem Teller, den er gerade eifrig sauber leckte. Die Menschen glucksten, schließlich war der Anblick vor ihnen geradezu unerträglich süß, könnte man sagen.

„Wir sind jetzt einen Monat lang zusammen gereist... und ich schätze, meinen Namen weißt du immer noch nicht, nicht wahr?", fing der Mensch verlegen an. Er hatte keine Ahnung, wie er hier vorgehen sollte, aber war entschlossen, es jetzt durchzuziehen. Eiji hatte den Teller abgesetzt und starrte ihn aus diesen intensiven, azurblauen Augen an, die ein wenig an Fuji erinnerten, aber einen viel tieferen und dunkleren Ton besaßen als Fujis helle saphirblaue Augen. „Na ja… Du kannst mich Oishi nennen. Es ist einfacher, mich Oishi zu rufen." Eiji neigte den Kopf zur Seite. „Oishi", wiederholte der Mensch und fühlte sich dabei ziemlich blöd.

Dann schloss der Hybrid die Augen und richtete das Gesicht zur Decke. Tief azurblaue Augen öffneten sich und richteten sich auf die Menschen, die um den Tisch versammelt saßen.

„Eiji", sprach der Hybrid. Auch wenn sie es schon einmal gehört hatten, war dies das erste Mal, dass sie seine Stimme aus der Nähe hörten. Sie klang ziemlich heiser und kratzig, aber es war ein netter Klang. „Ich bin Eiji." Der Hybrid schenkte ihnen ein kleines Lächeln.

„Du hast gesprochen", meinte Oishi mit einem Lächeln. Aber für den Moment wollte Eiji nicht weiter mit ihnen reden. Die empfindlichen Ohren des Hybriden hörten das Klipp-Klapp, Klipp-Klapp von Pferdehufen, die sich näherten. Es war höchste Zeit zu verschwinden. Eiji verstand, was es bedeutete, ein Dieb zu sein, aber genau das war er nun einmal. Und Pferdehufe waren kein gutes Omen für Diebe.

Ohne weitere Erklärungen abzugeben schoss Eiji auf der Stelle zur Tür. Die Menschen warfen ihm einen verwunderten Blick zu, aber Eiji schenkte ihnen noch einmal sein strahlendstes Lächeln, bevor er durch die Tür verschwand. Er raste die Straßen der Stadt entlang, und wie ihm seine Ohren bestätigt hatten, kamen die Pferde gerade um die Ecke in ihre Straße. Den Abzeichen nach, die sie trugen, arbeiteten sie für die Regierung. Anscheinend verteilten sie neue Kopfgeldaufrufe für Kleinkriminelle und Diebe oder so was. Eiji schlug einen Salto, während er weiterrann, und flog über die Offiziere auf ihren Pferden hinweg. Das erschrak normalerweise die Offiziere und die Tiere, auf denen sie saßen.

Ohne weitere Zeit zu verschwenden, kletterte Eiji auf das Vordach eines Händlers, und von da aus auf das nächste Dach. Mit einem Lächeln schaute Eiji auf das ganze Tohuwabohu hinab, den er verursacht hatte. Ah… das war das wahre Leben. Er beobachtete, wie die Offiziere die Plakate an Händler und Passanten verteilten.

Eines der Papiere, die die Offiziere in den Händen hielten, löste sich und wurde von einer stärkeren Windböe nach oben getragen. Eiji schnappte danach, als es an ihm vorbeiflatterte, und strich es glatt, um es sich anzuschauen. Es war Kopfgeld für ihn. Eiji grinste. Er wusste, dass die Leute in der Stadt die Regierung informieren würden. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass so etwas passierte.

Mit geradezu schadenfroh beschwingtem Schritt sprang Eiji unauffällig auf ein anderes Dach in der Nähe. ‚Tschüssi!', dachte Eiji gerichtet an die Menschen, mit denen er sich angefreundet hatte. Er musste diesen Ort sofort verlassen, wo die Kopfgeldgebote jetzt offen bekannt waren.

Der Halb-Katze-Halb-Mensch-Hybrid lächelte, während er in die Außenbezirke der Stadt wanderte. Wenn er sich nicht irrte, sollte es im Osten eine City geben, und eine weitere kleine Stadt im Norden. Wohin sollte er gehen? Eiji schaute zur Sonne hoch, die gerade ihren höchsten Punkt überschritten hatte. Ohne weiter zu überlegen, beschloss Eiji in die City zu ziehen.

Da würde wohl mehr los sein.


Ende

Ü/N: Das war's erst mal! Die vorliegende Übersetzung hat über ein Jahr fix und fertig in meinem Laufwerk c: geschmort, bevor ich mich dazu hinreißen konnte, sie endlich mal hoch zu laden.

A A
(°:°)
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Ich habe vor, auch die Sequels zu übersetzen, aber weiß nicht, wann und ob ich überhaupt dazu kommen werde. Die unmittelbare Fortsetzung „Freedom" steht derzeit bei 8 Kapiteln, ist aber noch nicht abgeschlossen. Dyaoka schreibt an zu vielen anderen Geschichten, sagt sie, und nimmt gerade eine Auszeit von diesem Universum.

Dann gab's irgendwo noch ein Spinoff über Ryoma, das ich aber verflixt-noch-mal einfach nicht wiederfinden kann.