Hermine stand am Fenster und beobachtete den Vollmond. Wie jedes Mal zog sich ihr Herz zusammen und ihre Gedanken wanderten zu dem Mann, den sie seit mehr als zwei Jahren liebte. Remus Lupin. Sie erinnerte sich noch genau wie alles begann: In ihrem siebenten Schuljahr hatte sie gemerkt, dass es mehr als belanglose Schwärmereien waren, die sie für ihren Lehrer empfand und nach und nach hatten sich die beiden einander genähert, auch wenn sich Remus anfänglich mit Händen und Füßen gegen seine Gefühle gewehrt hatte.

Hermine musste bei dieser Vorstellung grinsen.

„Ich habe es mir nun mal zur Angewohnheit gemacht zu bekommen, was ich will," grinste sie schelmisch vor sich hin und setzte sich mit angewinkelten Knien auf die Fensterbank.

Wie schön und klar die Sterne am Himmel standen. Eine Wolke verdeckte gerade den Mond und brachte somit die Sterne noch besser zur Geltung.

Seufzend zog sie sich eine karierte Wolldecke über die Schultern. Welch Ironie, dass der Vollmond zu ihrer liebsten Nacht im Monat gehörte. Schon als Kind hatte sie es geliebt, im Schein des Mondes auf ihrer Schaukel im elterlichen Garten zu sitzen und die mystische Stimmung zu genießen, die der Mond auf sie hatte.

Wie gerne sie so eine Nacht mit ihm verbracht hätte. Doch seit einem halben Jahr nahm Remus an einem Versuchsprogramm im St. Mungos teil, dessen Ziel es war ein Medikament zu entwickeln, was die Verwandlung vollkommen verhindern sollte. Remus hatte sich sofort bereiterklärt, daran teilzunehmen. Zu gerne wollte er den Wolf in sich hinter sich lassen. Wollte diese Seite in sich vergessen und die ganzen dunkeln Erinnerungen, die der Wolf mit sich brachte.

Miauend sprang Hermines Kater Krummbein auf ihren Schoß und forderte seine Streicheleinheiten. Zu gerne kam sie seiner Forderung nach und begann, versonnen durch sein rotes Fell zu streichen. Lächelnd dachte sie an Remus und wie sehr er es liebte, wenn sie seinen Haarschopf kraulte.

Am Anfang war ihre Liebe auf viel Ablehnung gestoßen, doch nach und nach hatten sich, zumindest ihre Freunde, daran gewöhnt. Hermine war ihren Freunden dafür mehr als dankbar, denn auch wenn sie Remus über alles liebte, so ganz ohne ihre Freunde wäre ihr das Leben nur wie ein halbes vorgekommen.

Sie schlang die Decke noch ein wenig fester um sich, ohne Remus fühlte sie sich immer einsam. Sie hätte es niemals für möglich gehalten, sich so nach einem Menschen zu verzehren. Sie hatte immer ihre Freundinnen belächelt, doch nun, seit sie Remus kannte und liebte, sah sie, dass alles anders. Sie liebte ihn wirklich, mit jeder Faser ihres Körpers. So sehr, dass es weh tat.

OOOoooOOO

„Na mein Engel, hier schläft es sich aber nicht sehr bequem" hörte sie Remus sanfte Stimme.

„Du bist wieder da." Ein Strahlen huschte über ihr Gesicht.

„Sag bloß du hat daran gezweifelt," schmunzelte der Braunhaarige amüsiert.

„Was unterstellst du mir da? Ich freu mich einfach nur dich zu sehen."
Hermine gähnte herzhaft und streckte sich ausgiebig.

Remus haucht ihr einen Kuss auf den freiliegenden nackten Bauch, was bei ihr einen Kicheranfall auslöste.

„Eigentlich war Lachen nicht die Reaktion, die ich bei dir auslösen wollte" grummelte Remus gespielt beleidigt.

„Ach nein, was war es dann?" neckte ihn Hermine grinsend und verschränkt ihre Arme hinter seinem Nacken um ihn zu einem Kuss zu sich zu ziehen.

Widerstreben löste sie sich nach einer Weile von ihm und setzte sich wieder aufrecht hin.

„Aber jetzt erzähl erst mal. Wie ist es gelaufen?"

„Wie immer," seufzte Remus, „Ich wünschte mir, dass sie langsam Fortschritte machen würden, langsam finde ich es nicht mehr so lustig Laborratte zu spielen"

„Aber wenigstens behalten sie dich nur noch eine Nacht dort, das ist doch schon ein Fortschritt," Hermine zog Remus in eine erneute Umarmung, der sich sofort an sie schmiegte.

„Du hast ja Recht, aber ich bin das Ganze momentan echt Leid" kam es grummelnd von Remus.

„Ich kann dich verstehen, Wölfchen, aber du wirst sehen, eines Tages werden wir uns gemeinsam den Mond anschauen und dann kannst du ihm ins Gesicht lachen. Wie klingt das?"

„Schöööööön" murmelte Remus und hauchte Hermine einen Kuss auf die Stirn, worauf hin sie ein schnurrendes Geräusch von sich gab. „Aber bist du dir sicher, dass der Mond ein Gesicht hat?"

„Sicher hat er das, oder kennst du den Mann im Mond nicht?" Hermine streckte ihm die Zunge raus.

„Und so was von der klügsten Hexe, die ich kenne" grinste der Braunhaarige amüsiert.

„Hey du weißt dass es jede Menge magische Geschöpfe gibt, aber du glaubst nicht an den Mann im Mond?"

„Dafür hab ich ja dich" gluckste Remus und küsste sie zärtlich.

Hermine grummelte leise vor sich hin. Sie mochte ihre Neckerein mit Remus, aber manchmal merkte sie einfach den Altersunterschied, doch solche Momente versuchte sie immer so gut es ging zu verdrängen, doch so einfach ließen sich fast 20 Jahre ja auch nicht von der Hand weisen.

Als die Standuhr ankündigte, dass es bereits ein Uhr Mittags war, schreckte Hermine hoch „Merlin, ich muss doch noch den Artikel fertig bekommen" Hermine arbeitete seit ihrem Abschluss als freie Kolumnistin in mehreren Fachmagazinen. Zur Zeit arbeitete sie an einem Artikel über die Erforschung von tibetanischen Bräuchen und Zaubern.

Sie sprang auf und spurtete zu ihrem Laptop um sich an die Arbeit zu machen.

Remus sah ihr lächelnd zu, er liebte es, wenn sich ihre Wangen vor Aufregungen röteten und sie an ihrer Unterlippe kaute. Schon als sie noch seine Schülerin war, waren ihm diese Gesten immer an ihr aufgefallen. Er erinnerte sich noch genau an jede Unterrichtsstunde, die Hermine mit ihrem Wissen bereichert hatte, dank ihr wusste er wieder, wieso er sich dazu entschieden hatte Lehrer zu werden. Sie hatte nicht nur das Wissen aufgesaugt, sie hatte es auch umzusetzen gewusst. Ja, es war ihre Intelligenz gewesen, die ihn als erstes tief beeindruckt hatte, viel später erst, in der siebenten Klasse, hatte er registriert, dass diese junge Frau nicht nur außergewöhnlich intelligent war, sondern auch noch eine natürliche Schönheit. Nicht so eine aufgeblasene überkandidelte 17-jährige, nein Hermine war ganz anders, sie war von eine unscheinbare Schönheit und dennoch, oder gerade deswegen, hatte sie ihn in ihren Bann gezogen. In einen Bann, in den er niemals hätte geraten dürfen. Zumindest nicht zu jenem Zeitpunkt. Er war ihr Lehrer gewesen und er schämte sich immer noch dafür, so schwach gewesen zu sein.

Dafür war nach dem Abschlussball ein Traum wahr geworden. Endlich konnte er die Liebe genießen, die ihm diese wunderbare Frau entgegenbrachte und er konnte sie zurückgeben. Erwiderte Liebe war das schönste Gefühl, dass ihm bis jetzt widerfahren war und auch jetzt noch konnte er sein Glück kaum fassen, wenn er neben Hermine aufwachte.

Immerhin war ein Werwolf, ein Monster – und sie war so rein, so unschuldig, so zerbrechlich – so das genaue Gegenteil von ihm und dennoch hatte er nie die Kraft gehabt, sich ihr zu entziehen. Auch wenn er genau wusste, dass er sie eines unbeschwerten Lebens beraubte, denn immerhin war das Leben mit einem Werwolf nicht das einfachste, konnte er sie nicht gehen lassen. Viel zu sehr war er auf ihre Liebe angewiesen, Sie hatte es nur durch ihre Anwesenheit geschafft, den Werwolf in ihm zu kontrollieren.

Er sah Hermine zu, wie sie ihre schlanken Finger über die Tastatur gleiten ließ und sofort wurde sein noch, von der letzten Nacht angespannter Körper von Wärme durchflutet.

Er schlich sich auf Zehenspitzen in die Küche, um Hermine einen kleinen Snack zuzubreiten, er wusste genau, dass sie total ausgehungert sein musste, sie vergaß immer zu essen wenn sie auf ihn wartete.

„Ich denke, du solltest eine kleine Pause machen," grinste Remus und stellte das vollbeladene Tablett auf dem Tisch ab.

„Aber ich bin noch nicht mal bei der Hälfte," murrte Hermine, doch der Geruch von Zimttee und Kürbiscremesuppe ließ sie die Arbeit für einen kurzen Moment vergessen.

Dankend nahm sie den Teller voll köstlicher Suppe entgegen und begann zu essen.

Als sich Remus zu ihr setzten wollte, klackerte eine Eule ans Fenster. Hermine machte Anstalten aufzustehen, doch Remus winkte nur ab „Du iss in Ruhe, ich mach das schon." Und ließ die Eule ein.

„Für dich. Aus Hogwarts."

Hermine besah sich den Brief, bevor sie das Siegel brach und ihre Augen über die grünen Zeilen glitten.

„Hogwarts lädt zu einem Klassentreffen!" fasste sie überrascht zusammen.

Hermine ließ den Brief sinken. Irgendwie behagte ihr die ganze Vorstellung nicht. Nicht viele wussten von ihr und Remus, und mit ihm auf einem Klassentreffen aufzutauchen und ihre fragwürdige Beziehung vor ihren ehemaligen Schulkameraden zu rechtfertigen gehörte nicht zu den Dingen, die sie gerne erleben würde.

„Schon gut Hermine. Keiner verlangt von dir, dass du dort mit mir auftauchst." Remus traurige Augen trafen sie wie ein Stich ins Herz.

„Ich liebe dich Remus, und ich stehe zu dir, egal was kommt, dass du ja nicht daran zweifelst."

Bevor Remus noch die Chance hatte, zu antworten, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und verschloss ihn dem Mund mit einem Kuss.