Hermine wachte durch das heftige Kreischen der Möwen auf, sie liebte es zwar hier am Meer zu wohnen, doch die Möwen konnten manchmal etwas lästig sein.

Als sie Remus neben sich erblickte musste sie schmunzeln. Er hatte sich von seiner Decke befreit und das Polster fest über den Kopf gezogen. Er war schon oft kurz davor gewesen die Möwen zu verfluchen, hatte sich aber doch immer in letzter Sekunde von Hermine beschwichtigen lassen.

Hermine tapste grinsend in die Küche um Frühstück zu machen. Auch wenn sie mit ihrem Zauberstab die Hälfte der Zeit gebraucht hätte, zog sie die einfachen Muggelmethoden nun mal vor. Es entspannte sie mit Geschirr zu klappern, zu braten und zu backen.

Auf Zehenspitzen schlich sie zurück ins Schlafzimmer. Remus lag mittlerweile auf dem Rücken, das Polster aber noch immer fest auf das Gesicht gepresst.

Hermine musste sich die Hände fest auf den Mund pressen um nicht laut aufzulachen. Grinsend beschwor sie einen Beistelltisch herauf und stellte die Leckereien ab.

Vorsichtig schloss Hermine das knarrende Fenster und grinste ihrem Spiegelbild zu. Gerade als sie die Vorhänge zur Seite ziehen wollte, spürte sie Remus starke Arme, die sich um ihren Bauch schlangen.

„Morgen mein Engel", murmelte er und hauchte ihr einen Kuss in den Nacken.

„Daran könnt ich mich echt gewöhnen", seufzte Hermine wohlig und lehnte sich gegen Remus Oberkörper.

„Das lässt sich durchaus machen", grinste Remus schelmisch und intensivierte seine Bemühungen seine Angebetete mit Küssen zu bedecken.

Erst als Remus' Magen sein Frühstück einforderte, lösten sich die Beiden voneinander und begaben sich zurück ins Bett, um gemeinsam zu frühstücken.

Beide genossen es immer, wenn sie Zeit miteinander verbringen konnten.

„Und du willst heute wirklich dorthin gehen?" Remus biss in sein Toast und sah Hermine zweifelnd an.

„Sicher will ich das, ich dachte wir hätten das bereits geklärt. Ich will unbedingt auf das Klassentreffen... und zwar mit dir", setze sie mit Nachdruck hinzu.

„Aber,..."

„Wölfchen,...?" Hermine hob drohend den Finger. „Lass es einfach gut sein, ja?"

„Schon gut, schon gut" Remus hob abwährend die Hände.

Der Vormittag verging relativ rasch. Hermine arbeitete an einem weiteren Artikel und Remus bereitete seinen Gastvortrag an einer Magieruni vor. Hermine schielte immer wieder, mehr oder weniger unauffällig zu Remus, der angespannt über seinen Pergamenten brütete.

Seine Gesichtszüge waren vollkommen entspannt, obwohl er äußerst konzentriert war. Sie konnte ihn immer stundenlang beobachten, egal ob er arbeitete, las, oder schlief. Immer wenn sie in seiner Nähe war, wusste sie, dass es alles Wert gewesen war, was sie durchgemacht hatten. Wenn sie in seinen Armen lag, war sie zuhause. Nichts war dann mehr wichtig, es zählten nur sie beide, nur ihre eigene kleine Welt.

Auch wenn sie, allein durch den Altersunterschied verschieden waren, genauso ähnlich waren sie sich auch. Beide liebten es zu lesen, sich weiterzubilden. Beide waren loyal, besonnen und hatten dennoch immer den Drang für alles und jeden einzustehen und sich zu beweisen.

„Weißt du wo ich das Buch über die Chimären hingestellt habe? Ich kann es nirgends finden?" Remus durchsuchte zum zweiten Mal eins der vielen Bücherregale, die ihr gemeinsames Arbeitszimmer füllten.

„Steht es nicht bei den anderen mythischen Wesen, oder vielleicht bei den Fabelwesen im Allgemeinen?", grübelte Hermine und stand auf um Remus beim Suchen zu helfen.

Suchend ließ sie ihren Zeigefinger über die verschiedenen Buchrücken gleiten, vorbei an goldenen, silbernen und schwarzen Prägungen. Regal um Regal musterte sie aufmerksam, bis Hermine schließlich fand wonach sie gesucht hatte.

„Hier ist es, ich hab's gefunden" lächelnd hielt sie ein dickes, in Leder gebundenes Buch in die Höhe

„Du bist echt die Beste weißt du das? Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen würde", grinste Remus und küsste sie ausgiebig, bevor er ihr das Buch abnahm.

„Immer wieder gerne", meinte sie keck, stellte sich auf die Zehenspitzen und forderte einen erneuten Kuss.

„Aber wieso gerade Chimären?"

„Es ist ein Vortrag für das erste Semester und ich will auf die Gemeinsamkeiten zwischen Muggeln und Magier hinweisen. Dass Muggel zwar an dieselben Wesen glauben, wie wir, nur dass wir auch an ihre Existenz glauben", erklärte Remus sachlich. „Immerhin lesen viele Muggel in der griechischen Mythologie, ‚Ilias' gehört sogar zu den meistgelesenen Büchern und vergiss nicht die Bauwerke, welche Muggel sogar mit Fabelwesen schmücken, wie die Chimären-Galerie auf den Türmen von Notre Dame."

"Ich weiß, ich weiß, denn dank Ihnen Professor, habe ich eine sehr umfangreiche Bildung erhalten", grinste Hermine schelmisch. "Aber wenn wir gerade vom Lernen sprechen, erkennst du dieses Buch?" Hermine hielt Remus ein kleines gelbes Büchlein unter die Nase.

"Und so was wie du war in Gryffindor. Du kleines durchtriebenes Biest", knurrte Remus und zog Hermine erneut zu sich um sie zu küssen.

Genüsslich seufzend erwiderte Hermine den Kuss und zog Remus mit sich auf die Couch.

Zu gut erinnerten sie sich die Beide an dieses Buch. Es war ein Muggelbuch. Genaugenommen ein Theaterstück. Shakespeares Sommernachtsraum.

#Flashback#

Hermine murmelte ein leises „Lumos" und stellte fest, dass es erst halb 6 war. Sie seufzte. In weniger als 6 Stunden würde der Zug nach Hogwarts abfahren. /Wie die Zeit vergeht/ dachte sie. Immerhin würde sie morgen offiziell ihr siebentes Schuljahr beginnen. Ihr siebentes und letztes.

Mit einem Blick auf Ginny, die noch immer friedlich schlief, nahm sie ihr Reclambuch vom Nachttisch und schlich sich nach unten.

Sie liebte dieses Buch einfach, sie hatte es bestimmt schon 100 Mal gelesen.

Mit angehaltenem Atem schlich sie die knarrenden schiefen Stufen des Fuchsbaus hinunter.

Sie wollte einfach nur in den Garten gehen und in Ruhe lesen, denn spätestens in einer halben Stunde würden die Ersten wach werden. Wie sehr sie die Stille am Morgen liebte.

Endlich war sie unten angekommen und schlich sie aus dem Haus. Das Gras war noch nass vom Tau und umspielte ihre nackten Füße angenehm.

„Lumos" Hermine zuckte zusammen. Sie hätte nicht erwartet, dass noch jemand hier draußen war.

„Hermine, was tust du denn zur Schlafenszeit hier?", ertönte Remus Lupins sanfte Stimme.

„Das könnte ich dich auch fragen, oder?", grinste Hermine und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken.

„Ich konnte nicht schlafen", kam es dumpf vom Braunhaarigen.

„Dann sind wir schon zwei", schmunzelte Hermine und setzte sich zu Remus der auf der Gartenbank saß und, wie konnte es anders sein, las.

Hermines Augen weiterten sich als sie bemerkte welches Buch er in den Händen hielt.

Remus bemerkte ihren Blick und hielt das Buchcover in die Höhe. „Kennst du es?"

Hermine hob statt einer Antwort ebenfalls ihr Buch hoch und erkannte das Glitzern in Remus Augen, dass sie so sehr mochte.

Überhaupt fand sie immer mehr gefallen an dem ruhigen Mann, der immer mehr vom ehemaligen Lehrer zum Freund wurde.

„Wir scheinen den selben Geschmack zu haben, was Muggel-Literatur betrifft", grinste Remus.

„Harry und Ron lachen mich immer aus, wenn sie mich mit dem Buch erwischen. Sie finden die Sprache einfach schrecklich."

„Wieso denn? Shakespeares Sprache ist doch wunderbar." Erneut begannen Remus Augen zu glitzern.

„Das finde ich auch, allein die ganze Stimmung die dadurch unterstützt wird." Spätestens jetzt war sich Remus darüber im Klaren, dass Hermine so ganz anders war, als ihre Altersgenossinnen. Jetzt saß er hier mit seiner ehemaligen Schülerin und philosophierte über Shakespeares Werke. Hermines braune Augen strahlen als sie über ihre Lieblingspassagen sprach.

Remus schluckte. /Hör auf damit sie so anzusehen/ schalt er sich und dennoch konnte er nicht anders. Hermine hatte eine ganz eigene Wirkung auf ihn, eine Wirkung von der er genau wusste dass sie nicht gut war. 17-jährige Mädchen durften einfach nicht so auf ihn wirken, immerhin könnte er ihr Vater sein.

Doch immer wenn er in ihre braunen Augen blickte, die ihn so wissbegierig anblickten, wusste er genau, dass er das, was er empfand, nicht empfinden durfte.

„Diese Meinung teilen nicht viele, immer höre ich nur, dass ich seltsam und anders bin", murmelte Hermine traurig.

„Hey", Remus legte ihr sanft die Hand auf die Schulter, „du bist weder anders, noch seltsam. Du bist einfach besonders, jeder, der so über dich spricht ist in Wirklichkeit nur neidisch, dass du eine so junge, begabte und wunderschöne Hexe bist"

„Wunderschön?", stammelte Hermine verwirrt. Hatte Remus sie gerade wunderschön genannt? Erneut fühlte sie dieses Kribbeln, dass sie immer verspürte wenn er in ihrer Nähe war.

Als Remus bemerkte was er gerade gesagt hatte, hatte er plötzlich den Drang, viel Platz zwischen sich und Hermine zu bringen.

„Es tut mir Leid Hermine. Es stand mir nicht zu das zu sagen,... ich,...", versuchte er die passenden Worten zu finden.

„Schon gut ich verstehe schon", murmelte Hermine traurig und stand ebenfalls auf. Hier wollte sie nicht länger bleiben.

„Hermine, warte", rief er plötzlich einem inneren Impuls folgend.

„Ja?" widerstrebend blieb sie stehen und zwang sich Remus anzusehen.

Sie hasste sich dafür, dass er sie so durcheinander brachte. Es würde ohnehin nichts bringen für ihn zu schwärmen, denn was sollte ein Mann wie Remus Lupin auch schon von ihr wollen?

Beide waren sich nun ziemlich nahe, so nahe dass Hermine, Remus Atem spüren konnte, der ihr eine angenehme Gänsehaut bescherte.

Braune Augen trafen auf braune. Hermines Herz schlug so laut, dass sie glaubte Remus müsste es hören.

Wie schön seine Augen waren. Sie leuchteten wie reines Bernstein und dennoch hatten sie etwas Trauriges, Geheimnisvolles an sich.

Remus war irritiert, dass Hermine so ruckartig stehen geblieben war. Fast hätte er sie über den Haufen gerannt.

Gebannt blickte er in ihre hellbraunen Augen. Wie schön sie waren, genauso schön wie sie. So gern er auch wollte, er konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Was passierte nur mit ihm? Ganz plötzlich wurde ihm bewusst was passierte. Nein, das durfte nicht geschehen. Er versuchte ein paar Schritte zurück zu machen, doch seine Beine versagten ihm den Dienst.

Erst ein plötzlicher Platzregen riss die Beiden aus ihren Gedanken. Endlich schafften sie es den Blickkontakt zu lösen und rannten zurück in den Fuchsbau. Bis auf die Knochen durchnässt und mit klopfendem Herzen kamen sie ihm Wohnzimmer der Weasleys an.

„Hermine, wegen vorhin,...", versuchte Remus zu einer Entschuldigung anzusetzen.

„Schon gut, du musst nichts sagen. Ich sollte jetzt nach oben gehen", murmelte Hermine und versuchte die aufsteigende Hitze in sich zu verdrängen. Mit einem letzten Blick auf Remus lief sie die Treppen nach oben.

#Flashback ende#

„Mein Herz klopft immer noch, wenn ich an damals denke", murmelte Hermine und kuschelte sich enger in Remus Arme.

„Wem sagst du das. Damals hast du mich das erste Mal so richtig durcheinander gebracht und von da an fast jeden Tag", grinste Remus und beugte sich zu ihr um sie zu küssen.

Hermine schlang verlangend ihre Arme um seinen Hals. Sie war froh, dass dieses ganze Hin und Her nun hinter ihnen lag. Keine heimlichen Schwärmereinen mehr, nur aufrichtige Liebe.