Unendlich

Meine Augen suchen Wasser in der Wüste
Meine Füße tragen lange schon den Durst
Ich bin gefallen und blieb liegen
Stand auf wollte siegen,
denn ich schmeck das Meer ist nicht mehr weit

Es musste doch irgendetwas geben, was wir tun konnten!

Sollten wir dazu verdammt sein, hilflos zuzusehen!

Nein! Das konnte ich nicht akzeptieren. Es musste etwas geben! Irgendwas!

Unmöglich konnte ich einfach mit ansehen, wie Voldemort foltert, quält und tötet.

Wie er Familien und Freunde auseinanderreißt. Und er die meinen bedroht.

Seit über 10 Jahren verbreitet er nun Angst und Schrecken.

Ich habe alles getan, was ich konnte. Der Orden des Phönix kämpfte noch immer dort draußen.

Aber jeden Tag starben mehr.

Nicht, dass ich vorhatte aufzugeben. Dies würde ich niemals tun. Bis zum letzten würde ich kämpfen.

Und doch...

...es war vorbei.

Sie hatten Voldemort nichts mehr entgegen zu setzen.

Oder?

Was war mit der Prophezeiung, die Sybille gemacht hat?

Humbug, wie Minerva vermutet? Oder steckte doch mehr dahinter?

Es schien so real... so echt. Sollte es nur gespielt gewesen sein?

Aber war diese Frau wirklich so gut?

So viele Fragen... und keiner, der sie beantworten konnte...

Auch wenn alle dir Antworten von mir erwarteten, hatte ich keine.

Ich konnte mir nicht vorstellen, wie es Säugling den vielleicht mächtigsten Schwarzmagier aller Zeiten aufhalten sollte.

Schön... liebe war mächtig. Aber so mächtig?

Gab es noch Hoffnung für sie?

Selbst wenn nicht... Ich werde weiterkämpfen.

Lieber würde ich sterben, als irgendjemand zu erlauben, Minerva, Rosanna oder Brian zu verletzen...

Es ist schwer die Spur im Sand zu finden,
denn Staub und Sturm stehlen mir die Sicht
Doch wie ein warmer Sommerregen,
regnest du auf mein Leben
Wie ein Heer aus Tropfen, auf den heißen Stein

Aber jetzt musste ich los. Ein Meeting des Ordens war für heute Abend angesetzt. In einer Stunde musste ich dort sein.

Schwer seufzte ich auf.

Noch mehr Todesmeldungen...

„Albus?" Eine warme Hand legte sich auf meine Schulter.

„Minerva."

Wortlos schlang sie ihre Arme um mich und legte ihren Kopf auf meine Schulter.

„Oh, Minerva. Glaubst du, wir haben noch eine Chance?" Ich musste eine Antwort auf diese Frage finden.

„Ja, Albus. Das glaube ich. Solange wir zusammenkämpfen, kann er uns nichts anhaben." Ihre Worte beruhigten mich. Trotzdem... Meine Zweifel blieben.

„Aber wie? Immer mehr von uns sterben. Jeden Tag neue Meldungen von Toten, Gefolterten oder Entführten. Heute sind die McFlaiens gestorben... erinnerst du dich an sie? Etwas schüchtern, intelligent und immer hilfsbereit?" Ich schloss meine Augen. Ihre Anwesenheit tat gut.

Sie gab mir wieder neue Kraft. Und Hoffnung. Vielleicht würde doch noch alles gut werden?

„Ich erinnere mich. Sie waren wirklich würdige Hufflepuffs." Ein Anflug von Trauer war in ihrer Stimme zu hören.

„Das waren sie."

„Aber sie sind nicht umsonst gestorben. Sie haben zumindest einen Todesser mitgenommen.", erklärte sie in einem Tonfall, der überzeugend sein sollte. „Und sie sind für etwas gestorben, an das sie wirklich geglaubt haben. Nämlich an Freiheit und Toleranz."

„Ich weiß." Mehr fiel mir nicht ein. Was sollte ich sonst noch sagen? Ich kannte all ihre Argumente. Hatte sie mir selbst hundertmal vor Augen geführt.

Und doch... erneut wurden zwei Leben wegen dem Wahnsinn eines einzigen Mannes verschwendet.

„Bald Albus. Ich bin mir absolut sicher, dass es bald enden wird."

Und wir waren unendlich
und das Wasser legte sich auf unsre Haut
Um uns alles vergänglich
Das behalten wir für uns
und den Tag tragen wir bis ins Grab

„Minerva... ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun sollte. Ich liebe dich." Ich drehte mich um und küsste sie zärtlich.

Sie lächelte bloß und legte ihren Kopf auf meine Schultern.

Eine Weile standen wir so da. Unsere Umgebung vollkommen vergessend und zum ersten Mal seit Tagen fühlte ich mich wirklich entspannt.

„Was würdest du dazu sagen, wenn wir noch den Treffen einfach mal woanders hingehen würden? Nur für ein paar Stunden?"

„Und wo hin?"

„An den Strand?"

Ich wusste, dass ich eigentlich noch viel Anderes zu tun hatte, trotzdem willigte ich sofort ein. Es war schon viel zu lange her, seit ich das letzte mal wirklich alleine mit Minerva gewesen bin.

Sicher, wir schlafen nachts zusammen. Aber normalerweise sind wir in diesen Fällen - die immer seltener werden - so müde, dass wir kaum noch Zeit füreinander haben. Und ich vermisste die endlosen Gespräche mit ihr.

Es war einfach zu viel geschehen...

Jetzt hieß es nur noch, durch das Meeting zu kommen. Und dies schien heute noch länger zu dauern als sonst.

Immer wieder hatte jemand Anders etwas vorzubringen und neue Fakten hinzuzufügen.

Gerade diskutierten Moody und James den Einsatz von Unverzeihlichen Flüchen gegen Todesser.

Sicher sehr Interessant und an jeden anderen Tag hätte ich auch mitdiskutiert, aber mussten sie das heute machen!

Ich brauchte irgendeine gute Ausrede, um mit Minerva gehen zu können. Aber welche? Sie sollten schließlich nicht gleich erfahren, dass wir eine Beziehung führten oder gar verheiratet waren.

Gerade jetzt war so etwas sehr gefährlich. Denn ich war mir absolut sicher, dass wir ein Spion unter uns hatten. Ein Gedanke, der mir absolut missfiel.

„Meine Herren.", sagte Minerva plötzlich, mit ihrer strengsten Lehrer-Miene. „Tut mir leid, ihre Unterhaltung unterbrechen zu müssen, aber der Schulleiter und ich müssen gehen. Es muss noch sehr viel vorbereitet werden, bevor die Schüler aus den Sommerferien zurückkehren können." Niemand wagte zu widersprechen. Nur mir wurden einige mitleidige Blicke zugeworfen. Ich hätte Minerva am liebsten auf der Stelle geküsst. Sie war einfach genial! Alle glaubten ihr!

Stattdessen ging ich jedoch ruhig mit ihr aus dem Hauptquartier heraus.

„Du warst klasse.", erklärte ich lachend.

„Ich weiß. Ihre Gesichter waren sehenswert." Breit grinsend wand sie sich mir zu. Jetzt können wir immerhin unseren Abend genießen.

Als Antwort küsste ich sie leise und wies sie mit einer Handbewegung an voran zu gehen. „Ladys first."

Mit einem Plopp war sie in die Dunkelheit der Nacht verschwunden.

Für den Augenblick hielten wir die Luft an
und zusammen tauchten wir bis auf den Grund
Wir ließen uns treiben,
mit dem Strom der Gezeiten
und wir strandeten, sind angekommen

Kurz darauf kam auch ich neben ihr an. Wir standen auf einem kleinen, verlassenen Strand. Klares Wasser erstreckte sich soweit das Auge reichte und der Mond ließ die Schatten lebendig werden.

Frische Luft strömte uns entgegen und belebte unsere Geister.

„Es ist wunderschön hier.", sagte Minerva sich an mich lehnend.

Das war es tatsächlich. Seit Jahren kamen wir hierher.

In unser Versteck, wie Minerva diesen Ort nannte.

Hier hatten wir wundervolle Stunden verbracht. Oft auch mit Brian und Rosanna zusammen. Doch die beiden waren mittlerweile selber Erwachsen uns letzten Monat hatte Rosanna geheiratet.

Natürlich habe ich dafür gesorgt, dass er weiß, was mit ihm geschehen wird, sollte er je meinem kleinen Mädchen wehtun.

Minerva hat darüber nur den Kopf geschüttelt und etwas von wegen „Männer" geflüstert.

Bei dieser Erinnerung musste ich lächeln.

„Woran denkst du?", fragte Minerva plötzlich.

„An die Hochzeit unserer Tochter." Ein Grinsen formte sich auf ihren Gesicht und erneut schüttelte sie ihren Kopf.

„Komm, setzen wir uns.", sagte sie und holte ihren Zauberstab heraus. Ohne ein Wort verwandelte sie ein Laubblatt in eine kuschelige Decke auf die wir uns beide setzten.

Ich schlang meine Arme um sie und schaute auf das Meer.

Dabei wehte uns eine laue Briese entgegen.

Lange Zeit sprachen wir kein Wort. Wir genossen einfach die Nähe des Anderen. Das war das tolle an Minerva.

Man musste nicht ständig reden und das Schweigen war nie unangenehm.

Noch nie ist mir eine so außergewöhnliche Frau wie Minerva begegnet. Nun... vielleicht mit Ausnahme unserer Tochter.

Und wir waren unendlich
und das Wasser legte sich auf unsre Haut
Um uns alles vergänglich
Das behalten wir für uns
und den Tag tragen wir bis ins Grab

„Komm Albus!", rief Minerva dann. „Gehen wir schwimmen!"

Vollkommen verblüfft beobachtete ich, wie sie ihre Kleidung in einen Badeanzug verwandelte und langsam ins Wasser lief.

„Komm schon! Es ist schön hier!"

Nun ja... Eine große Wahl hatte ich eh nicht. Sie konnte sehr temperamentvoll sein. Also entschloss ich mich, auch ins Wasser zu gehen.

Ich schnappte meinen Zauberstab - den ich schon aus Sicherheitsgründen immer mit mir trug - und verwandelte auch meine Sachen in eine Badehose.

Dann hörte ich Minerva lachen.

„Was?", fragte ich verwirrt. Manchmal war sie wirklich seltsam...

„Sei froh, dass hier niemand anders ist, sonst..." Ein neuer Lachanfall verhinderte, dass sie ihren Satz beendete und mit einem lauten Patschen landete sie im Wasser.

„Sonst was?" Langsam ging ich auf sie zu. Als ich vor ihr stand, versuchte sie gerade sich wieder aufzurichten.

Dem warmen Wasser schenkte ich dabei jedoch keine Beachtung. „Sag schon!"

„Deine Hose..."

Irritiert sah ich an mir herunter. Ich konnte nichts ausmachen, dass ihren Anfall hervorgerufen haben könnte.

Ich trug eine dunkelblaue, weite Hose, die mit silbernen Monden bestickt war. Meine Lieblingsbadehose.

„..sie ist etwas..." Wieder lachte sie. „...extravagant."

Da hatte sie allerdings recht. Trotzdem... Ich liebte diese Kleidung. Und ich liebte es, sie zu ärgern...

Grinsend schnappte ich sie an den Handgelenken und stupste sie ins Wasser. Sie strampelte wild mit ihren Beinen, hatte aber keine Chance gegen mich.

Blitzschnell war sie von oben bis unten nass.

„Unfair!", rief sie aus, nachdem ich sie losgelassen habe.

„Wieos?", fragte ich noch breiter grinsend und schwamm von ihr weg.

„Na warte!" Mit kräftigen Bewegungen setzte sie mir noch und bald ‚kämpften' wir ausgelassen im Wasser miteinander.

Nichts anderes zählte mehr.

Es ist schwer den Weg im Sand zu finden
denn Staub und Sturm stehlen dir die Sicht
Doch jeder braucht den Sommerregen,
was wäre ohne ihn das Leben
Jeder brauch ein Stück Unendlichkeit

Später lagen wir schwer atmend auf unserer Decke.

„Ich bin müde.", sagte ich dann leise. „Dafür bin ich zu alt." Natürlich war das nur ein Scherz und Minerva wusste das auch. Ich hatte mich schon seit Wochen nicht mehr so gut gefüllt.

So lebendig und voller Hoffnung.

„Du und alt?" Minerva rollte zu mir herüber und stütze ihre Hände auf meinem Brustkorb ab. „Ein bisschen dramatisch heute, was?"

„Ich zeig dir dramatisch!", erklärte ich lachend und drehte sie auf ihren Rücken.

„Und was jetzt?", fragte sie grinsend. „Ich denke, du bist müde?"

„Bin ich auch."

„Und was hast du dann vor?"

„Was willst du den, dass ich vorhabe?" Ich liebte solche Gespräche. Genauso sehr, wie ich sie liebte.

„Hmmm... Was will ich wohl?" Verführerisch lächelnd hob sie ihren Kopf und küsste mich leicht.

Ja, es war wirklich perfekt.

Ich hoffte sehr, dass es immer so bleiben würde. Um dies zu erreichen, stand jedoch Voldemort im weg.

Doch wir werden ihn besiegen.

Egal wie lange es dauert, oder was es kostet.

Und wir waren unendlich
und das Wasser legte sich auf unsre Haut
Um uns alles vergänglich
Das behalten wir für uns
und den Tag tragen wir bis ins Grab