7. Kapitel
Schon wieder wurde die Tür geöffnet, jemand kam herein, grüßte kurz, schnappte sich ein Sandwich und stapfte die Treppe hinauf. Vom oberen Stockwerk konnte man lautes Stimmengewirr hören. Dann tönte es klock, klock, klock von den Stufen, jemand anderes rief ihr von hinten „Hallo Molly" zu und verschwand durch eine andere Tür. Langsam fragte sie sich, ob sie im Fuchsbau, dem Haus der Weasleys, wohnte oder in einem Ameisenhaufen. Dieses Chaos musste ein Ende haben. Sie stellte sich unten an die Treppe und schrie nach oben:
"Jeder, der Mittagessen haben will, muss jetzt nach unten kommen. Es wird am Tisch gegessen! Verstanden, alle Weasleys und alle Gäste?"
Nach einem Moment der Stille erfolgte eine kurze Zeit lang Getrappel und aus allen Richtungen strömten die Familienmitglieder an den großen Tisch in der Küche. Molly hatte einen großen Teller mit selbst gemachten köstlichen Sandwichs bereitgestellt, eine Schale mit Obst und einige kleine Pasteten und Kuchen. Ihr Mann Arthur langte kräftig zu und schaffte es sogar, mit vollem Mund zu sagen:
"Eben habe ich es im Ministerium von Scrimgeour gehört. Minerva McGonagall hat erklärt, dass Hogwarts weiterhin offiziell als Schule betrieben wird, natürlich unter ihrer Leitung, und alle Lehrer damit beschäftigt seien, das Schloss abzusichern um bald wieder Unterricht zu ermöglichen."
"Wahnsinn", mampfte Ronald, „echt cool!"
"Ein mutige Frau, ein große ´exe, isch muss schon sagen", Fleur strahlte Bill an, der anerkennend nickte.
"Minerva packt es an. Sie hat Recht, Arthur", stimmte Mrs Weasley zu, „wir dürfen jetzt nicht klein beigeben. Albus hätte es nicht gewollt, er hielt Hogwarts immer offen."
Betretenes Schweigen herrschte, als sie Dumbledores Namen nannte. Der Schock seiner Ermordung saß tief.
"Ja, Molly", sagte ihr Mann leise, "das hätte er nicht gewollt. Aber er war Albus Dumbledore. Und es ist gefährlich, sehr gefährlich. Du-weißt-schon-wer wird versuchen, Hogwarts zu übernehmen. Ich wundere mich, dass es nicht schon geschehen ist. Im Ministerium hört man, dass die Auroren gehäufte und immer offenere Aktivitäten der Todesser um das Schloss herum beobachten."
"Wenn der Du-weißt-schon-welcher-Widerling noch nicht in Hogwarts drin ist, dann haben wir das nur der alten McGonagall zu verdanken", meinte Fred. George ergänzte: "Genau, sie braucht dringend ein paar hochwirksame Haltet-den-Halunken-Haken." „Oder Schreckt-den-Scheußlichen-Schwaden." „Oder einige Weasleys-windige-Wirrwarr-Wirbel." „Wir sollten uns sofort nach Hogwarts begeben und McGonagall unsere mutige Mitarbeit anbieten."
"Fred!", „George!", riefen ihre Eltern wie aus einem Mund.
"Nein, wir meinen es ernst."
"Todernst."
Molly wurde bleich.
„Ich finde ihre Idee gut", schaltete Tonks sich ein, „sie haben ihre Fähigkeit, Chaos zu verbreiten, inzwischen perfektioniert. Ich werde mich anschließen und mich als Lehrkraft für Verteidigung gegen die Dunklen Künste bewerben. Ich habe genügend Erfahrung als Aurorin um aushelfen zu können."
„Der ganze Orden sollte sie unterstützen!" Hermine wirkte empört. „Wer sonst soll Voldemort Widerstand entgegensetzen? Ich werde ebenfalls wieder nach Hogwarts gehen!"
„Als einzige Schülerin?"
„Nein, Ron, nicht nur als Schülerin, als Vorbild für alle anderen. Wenn viele mitmachen, werden es die Todesser schwer haben. Professor McGonagall hat die richtige Entscheidung getroffen. Dumbledore hat immer gesagt, wir müssen zusammenhalten. Das ist unsere einzige Chance."
„Ich gehe auf jeden Fall mit Hermine mit", sagte Ginny und blickte Ron wütend an, „und du solltest das auch tun!"
Ron verzog die Mundwinkel.
Die Zwillinge riefen: „Komm schon, kleiner Bruder, wir beschützen dich!"
Ron lief rot an im Gesicht und murmelte: „Nicht nötig."
Arthur Weasley hob an, um zu protestieren, aber Molly beschwichtigte ihn.
„Arthur, lass sie gehen, schwierige Zeiten erfordern schwierige Entscheidungen. Hogwarts ist trotz allem noch sicherer als der Fuchsbau. Wir können wahrscheinlich die Tage zählen, bis die ersten Todesser hier eintreffen und uns überwältigen."
Ron versuchte, seine Ehre wieder herzustellen: „Können wir nicht Harry überzeugen, dass er mitkommen muss?"
„Bitte, wenn du willst, hol dir noch eine Abfuhr!" Hermine war immer noch aufgebracht. „Er will den einsamen Helden spielen. Ich habe genug."
„Ist ja schon gut. Ich dachte nur, es wäre schön..."
Ginny kaute auf einer Brotkante herum und betrachtete intensiv die Maserung des Holztisches. Hermine starrte aus dem Fenster. Die Zwillinge grinsten sich an und schnitten Grimassen. Die Eltern der Weasleys zuckten mit den Schultern. Als sie Harry beim Abschied klar machen wollten, dass sie ihm auf jeden Fall helfen würden, hatte er schließlich einen Wutanfall bekommen. Er wollte nicht auch noch für ihren Tod verantwortlich sein, hatte er geschrieen, und sie sollten ihn endlich gehen lassen. Er müsse da alleine durch. Dann war er verschwunden. Zurzeit wusste keiner, wo Harry sich aufhielt und was er tat. Arthur ergriff das Wort.
„Ich bringe euch selbst hin, ich muss sowieso noch mit Minerva sprechen. Packt eure Sachen. Wir nehmen das Flohnetzwerk. Es wird noch vom Ministerium überwacht und ist relativ sicher. Tonks, ich wäre dir dankbar, wenn du ein Auge auf die Kinder haben könntest."
Nymphadora Tonks grinste: „Sogar zwei, auch wenn es keine Kinder mehr sind."
