A/N: liz68, vielen Dank für Deine Review; ich hab Dir eine Mail geschrieben, aber die Adresse schien nicht zu stimmen, sagte der MailerDemon... Und danke an Nuevi!
Die Möglichkeit der Bewegung
Eine Geschichte aus dem „Versus die Prophezeihung"-Kontext
von Raona
Zwei; ZweieinhalbBeim nächsten Erwachen ist es kühler geworden, die Luft fühlt sich etwas feucht um ihn an, aber er kann sich immerhin bewegen. Der Schmerz hat nachgelassen, kaum viel stärker spürbar als die Druckstellen auf Rücken und Bauch vom unbequemen Liegen.
Auch als er die Augen öffnet, bleibt es einen Moment lang um ihn dunkel, und ein Blitzstrahl der Furcht trifft ihn. Was wenn - ? Doch seine Augen gewöhnen sich schnell an das Halbdunkel, das ihn umgibt. Er kann die Silhouette des Fensters erkennen, und künstliches Licht scheint durch das Milchglas in der oberen Türhälfte. Kein heller Mond draußen also, dazu ist es dort zu düster, und erst recht keine Muggellampen oder helle Fackeln. Die Hütte steht weitab von jeglicher Zivilisation. Kühle, spätherbstliche Nachtluft weht durch die leeren Fensterquadrate. Ihn fröstelt. Wo sind eigentlich seine Sachen, der Schlafsack zum Beispiel? Wohl von den Gryffindors konfisziert. Der Gedanke treibt ein schräges Lächeln in sein Gesicht. Er befiehlt sich selbst innezuhalten. Zuerst die Lage klären, dann freu dich, eins nach dem anderen. Noch weiß ich nicht, wer überhaupt hier ist. Das Zimmer ist leer, abgesehen von ihm, der Robe und der Wasserflasche. Keine gute Idee, noch einen Schluck daraus zu nehmen. So lange, wie ich geschlafen habe, kann es gut wirklich verseucht gewesen sein. Das vorhin war höchstens die Mittagssonne, viel später als eins kann es nicht gewesen sein, und jetzt ist es Nacht.
Allzu abrupte Bewegungen wagt er nicht; je nachdem, wer hier ist, könnte es unbequeme Folgen haben, wenn man vermutet, daß er irgendetwas plant. Die Anwesenheit eines erwachsenen Mitglieds des Phönix-Ordens ist nicht zu erwarten, aber man weiß nie. Potter könnte hier sein. Draco verzieht das Gesicht. Potter. Das Worst-Case-Scenario. Bitte nicht. Nicht nur, daß er mich umbringen wird, für das, was mit Dumbledore geschehen ist, er wird mich vorher noch mit Moralpredigten foltern. Aber gerade deshalb ist es unwahrscheinlich, daß er hier ist. Er hätte sich wohl kaum bisher davon abhalten lassen, mit mir zu kommunizieren. Wer sonst hing immer mit Longbottom herum? Er ignoriert mit bewußter Anstrengung den Stich, den es ihm gibt, von der Schulzeit in der Vergangenheitsform zu sprechen. So ist es nunmal. Also? Loony Lovegood. Das Potter-Trio. Patil, Brown, Finnigan, dessen Schlammblut-Freund Dean Sonstwie...der ganze Gryffindor-Haufen. Und –
Die Tür öffnet sich. Draco hat gerade noch Zeit, den Kopf zu drehen und hinzuschauen, bevor Ginny Weasley den Zauberstab auf ihn richtet. „Petrificus Totalus!" Richtig, denkt er bemerkenswert distanziert, während sein Körper bewegungslos nach hinten fällt, sie wird noch nicht gelernt haben, wie man ohne verbale Inkantation zaubert. Trotzdem leistet sie gute Arbeit. Er kann kein Glied auch nur im mindesten bewegen. Der Zauber zwingt ihn, gekrümmt auf dem Boden zu liegen und sie anzusehen, während sie näher kommt, eine Lampe in der Hand. Die Erinnerung an einen scheinbar weit zurückliegenden Tag kommt ihm zu Bewußtsein, an dem er selbst die Formel benutzt hat, und Potter hilflos auf dem Boden des Zugabteils lag. Ein triumphaler Moment, jedenfalls hat er das damals gedacht. Ob sie nun dasselbe mit mir machen wird, was ich damals mit ihrem Liebsten getan habe? Auf eine ironische Art und Weise kommt es ihm fair vor. Er wartet. Sie ist in der Mitte des Raums stehengeblieben und mustert ihn. Fast erschrocken stellt er fest, daß er sich fragt, was sie wohl sieht. Nichts Interessantes sicher. Er kennt den Blick, mit dem die Potter-Crew ihn mustert, wie ein besonders ekliges und fremdartiges Insekt etwa, es ist ein traditioneller Blick für Feinde, die man beleidigen will, und ist immer der Meinung gewesen, daß die Gryffindors ihn von ihm haben kopieren müssen, um ihn zu lernen. Nun kann er gar keinen seiner vielen spöttischen Blicke aufsetzen, nur beobachten, und die Situation entfaltet sich wieder einmal ohne sein Zutun.
„Dir ist hoffentlich klar, daß wir dir nicht trauen, Malfoy. Und mir ist es sehr recht, dein Geschwätz nicht anhören zu müssen."
Ebenso wie Neville vorhin klingt sie nicht wütend. Vielmehr nachdenklich, als hätte sie in den letzten Monaten gelernt, wie wichtig es ist, zu reflektieren, bevor man handelt, wichtig für das Überleben. Draco fragt sich unwillkürlich, wie sie die Lektion gelernt hat, nicht so wie ich hoffentlich, denkt er. Sie sieht müde aus, aber nicht resigniert.
„Wir wollen dir noch einige Fragen stellen, bis wir dich dem Ministerium übergeben", fährt sie einige Sekunden später fort. „Aber vorher denken wir uns noch einen Zauber aus, der dich ruhig hält, während wir dich befragen. Solange kannst du genausogut hier rumliegen."
Sie verzieht leicht den Mund. Paßt ihr irgendetwas nicht? Sie müßte sich doch wohlfühlen in ihrer Position. Aber so sieht sie nicht aus, glaubt er zu erkennen, sie schaut ihn nicht mehr direkt an, ihre Miene angespannt. Dann kann er ihr Gesicht nicht mehr sehen, da sie sich schwungvoll auf dem Absatz umdreht und zur Tür strebt. Schon die Klinke in der Hand, wendet sie sich nocheinmal in seine Richtung und zögert. Vielleicht ist der Ausdruck in ihrem Gesicht etwas weicher geworden. Sie holt Luft, als wollte sie etwas sagen.
Aus irgendeinem Grund, den er nicht durchschaut, hält er die Luft an. Was auch immer sie sagen wird, er will es hören. Aber sie hat sich anders entschieden. Rasch öffnet sie die Tür und verschwindet mit dem Licht im Schatten des zweiten Raumes, den er nicht einsehen kann. Die Tür knallt ins Schloß. Er zuckt innerlich zusammen. Ginny Weasley war schon immer eine der Leute, die die Türen knallen lassen, nicht so wie er selbst stets auf Contenance bedacht, auch wenn er immer und immer wieder darin gescheitert ist, das perfekte Bild von sich abzugeben. Für solche Menschen muß es einfacher sein, denkt er, sie verlieren die Kontrolle, aber das macht nichts, weil es zu ihnen paßt, sie sehen sogar gut aus dabei.
Wie seltsam es ist, kaum, daß er sich nicht mehr bewegen kann, beginnt sein Kopf wie wild zu arbeiten, er denkt über die verrücktesten Dinge nach, sogar über Weasleys Psyche, bei Merlin. Wie ihr rotes Haar geweht hat, als sie sich zur Tür wendete. Er erinnert sich vage, daß sie wie Granger ein wildes, kühnes Funkeln in den Augen hatte, direkt bedrohlich wirkte es manchmal. Es kündigte an, daß hier ein Mensch war, der sich holte, was er wollte, koste es, was es wolle. Damals hat es ihn nur irritiert. Später, irgendwann in den letzten Monaten, hat er sich von neuem gefragt, was das Funkeln bedeutet. Sicher ist er natürlich nicht. Er kennt diese Frauen nur als Feinde. Doch manchmal hat er geglaubt, es bedeutet, daß sie wie Löwinnen sind: sie kämpfen für das, was ihnen wichtig ist, Ideale, bestimmte Menschen.
Was für ein Blödsinn. Wenn ich jetzt nur den Kopf über mich selbst schütteln könnte. Funkeln. Ph. Das kommt davon, wenn man nichts anderes zu tun hat, als Weasley anzuschauen und rumzuliegen. Was hat sie gesagt, Befragung? Sicher, das war zu erwarten. Fragt sich, wie lange ich werde warten müssen. Niemand aus dem Orden ist in der Nähe, soviel ist sicher. Sie würden niemals einige Jugendliche mit einem Todesser alleinlassen. Was das betrifft- Er konzentriert sich auf seinen Körper. Linker Arm. Ist mein Hemsärmel offen? Ich spüre keine enge Manschette ums Hangelenk. Natürlich, und es hätte mir längst einfallen müssen, daß sie sichergegangen sind. Auch ohne nachzusehen weiß Draco, daß das Dunkle Mal auf seinem Unterarm nur zu deutlich erkennbar ist, vor allem, wenn man danach sucht. Nun ja. Dann zweifeln sie eben nicht mehr. Was solls. Halt diese verflixten Tränen zurück, Junge. Was bringt das. Nichts ist mehr rückgängig zu machen.
Seine Gedanken driften und umlagern die vergangenen vier Monate, die Zeit mit den Todessern, nach Dumbledores Tod. Verzweifelt dreht er seine Augen zur Decke, mustert konzentriert die Flecken, auch wenn er sie im Dunkel nicht wirklich erkennen kann, sie sind da, einer in der Ecke dort, einer halb rechts davon, stell dir vor, sie bewegen sich, der große da ist der Quaffel, vernageltes Fenster und Tür sind Tore, die Spieler, nein, nicht Potter und Weasley, es sind Krum und seine Mannschaft bei der Meisterschaft – Meisterschaft, das Dunkle Mal, die Freunde meiner Eltern in dunklen Kutten – nein denk nicht daran. Der Quaffel fliegt auf das Tor zu, halt ihn, es ist das bulgarische Tor, du bist der Torhüter, du kannst den Quaffel mit deiner Konzentration halten, schau nur nirgendwo anders hin und laß dich nicht ablenken, nicht von der Nässe auf deinem Gesicht, vielleicht regnet es. Flieg weiter. Denk nicht nach. Denk nicht.
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Während sein Blick den imaginären Bällen an der Decke zu folgen versucht, beruhigt er sich langsam. Die langen Jahre der Meditiation als Vorbereitung aufs Occlumens-Training haben sich also doch bezahlt gemacht. Es gelingt ihm, gleichmäßig zu atmen, ohne darauf zu achten, daß seine Bewegung gebremst wird. Du kennst das ja, gefangen zu sein. Beweg einfach deinen Geist. Richte deine Wahrnehmung nach außen. Es ist ruhig. Gedämpfte Stimmen sind durch die Tür zu hören. Er lauscht. Jemand scheint sich zu streiten, die Worte sind unverständlich. Ginnys wütende Stimme, irgendjemand, der dagegen redet, ein Krachen, vielleicht ein Gegenstand, der umgeworfen wurde, dann kein lautes Geräusch mehr, nur Murmeln.
Minuten vergehen, in denen nichts geschieht, viele Minuten wahrscheinlich, er achtet nicht darauf, sondern versucht erfolglos, zu hören, was draußen gesprochen wird. Natürlich spielt auch das nicht wirklich eine Rolle. Es geht allein um die Fokussierung, die er damit vornimmt und die ihn davor schützt, tiefer in sein eigenes Inneres vorzudringen; womöglich kann man die Taktik feige nennen. Hier, denkt er, würde ich eher sagen, daß sie vernünftig ist. Eine Überlebenstaktik. Wer weiß, was passiert. Und sie sprechen noch immer, außer Ginnys Stimme ist keine zuzuordnen. Beratschlagen sie, was sie vorhaben?
Ohne Vorwarnung öffnet sich die Tür wieder. Seine Aufmerksamkeit war also nicht ausreichend, aber er wird wohl noch Zeit zum Üben bekommen.
Die Gestalt in der Tür kann er nur schemenhaft, aus dem Augenwinkel, sehen, dunkles langes Haar, schlank, keine der Gryffindors. Sie bewegt den Zauberstab und irgendetwas Großes gegenständliches entsteht neben ihm aus dem Nichts, dann spürt er, daß er sich wieder bewegen kann, doch bevor er es schafft, sich aufzurichten und zur Tür zu schauen, hat sie sich wieder geschlossen.
Also ruhig. Nutz deine Zeit sinnvoll.
Er sieht sich im düsteren Raum um. Als er erkennt, was in der nächsten Zimmerecke steht, kann er ein überraschtes Auflachen nicht unterdrücken. Die Gryffindors! Sie haben ihm tatsächlich eine Toilette beschworen, plus Wandschirm, ungeachtet aller Risiken. Kein Slytherin wäre je so sensibel und so naiv gewesen. Er lächelt, als ihm endlich wirklich bewußt wird, was sich geändert hat. Dies mag eine Gefangenschaft sein. Aber dem Schrecken ist er vorerst entkommen.
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Kurze Zeit später, Draco steht am zerstörten Fenster und atmet die kalte Nachtluft ein, hört er hinter sich wieder das leise Knarren der sich öffnenden Tür. Natürlich können sie ihn nicht so lange allein lassen. Er dreht sich nicht um, entschlossen, so lange wie möglich in der Nähe der frischen Luft zu bleiben, und natürlich ebenso entschlossen, keine Furcht oder Nervosität zu zeigen, ein Instinkt, über den er nicht reflektieren will.
Die Person, die hereingekommen ist, durchquert den Raum mit hörbaren, großen Schritten, um schräg hinter ihm zum Stehen zu kommen, drei große Schritte vom Eingang bis zum Fenster. Erschrocken bemerkt Draco, daß ihm klar ist, wer dort steht, obwohl er weiter aus dem Fenster ins Dunkel starrt. Ihre Schritte sind unverkennbar; sie reflektieren irgendetwas in ihrem Wesen, ihre Ungestümheit etwa, oder ihre Leidenschaft. Ich weiß nichts von ihr, korrigiert er sich, ob sie überhaupt ungestüm ist. Ich nehme an, ich erwarte das von ihnen allen. Es kann auch ein anderer von ihnen gekommen sein, und ich täusche mich.
„Ginny.", sagt er, als Feststellung, obwohl er längst zu zweifeln begonnen hat.
„Seit wann nennst du mich beim Vornamen, Malfoy?"
Sie ist es also. Er versucht, sich durch seine seltsame Treffsicherheit nicht irritieren zu lassen.
„Ich glaube, ich habe bisher noch überhaupt nicht mit dir geredet, und falls doch, war die Anrede in dem Moment wohl bedeutungslos."
Sie tritt einen Schritt nach vorn, so daß sie neben ihm steht. Um sie anzusehen, genügt es, den Kopf leicht nach links zu drehen. Sie hat diesmal kein Licht mitgebracht, ihre Gesichtszüge verschwinden fast in den Schatten, die ihr offenes Haar wirft.
„Was hat dich in diese Gegend gebracht? Wieso warst du allein unterwegs, haben deine Todesser-Freunde dich im Stich gelassen?"
Er hört nicht auf den Tonfall ihrer Stimme, weil es ihm egal ist, was sie fühlt.
Wichtiger ist es, die Antwort zu erwägen. Je weniger, desto besser.
„Ich weiß nicht einmal, wo das liegt, was du als „diese Gegend" bezeichnest. Vom Fenster aus kann man die Sternbilder nicht sehen."
Er wendet sich wieder dem Fenster zu, wie um seine Worte zu illustrieren, eigentlich aber, um sie nicht anzusehen, Distanz zu wahren, wie er es gelernt hat.
„War Schlafmittel in dem Essen?"
„Das geht dich nichts an."
Er zieht eine Augenbraue hoch. „Wen würde es wohl eher etwas angehen?"
Sie fabriziert ein mißbilligendes Geräusch in ihrer Kehle, das an ein Grunzen erinnert.
„Hör mal, dir ist wohl nicht klar, in welcher Lage du dich hier befindest. Wir sind mehrere mit Zauberstäben, du bist einer ohne Zauberstab. Du bist ein Todesser, der mit für den Tod eines unserer wichtigsten Leute verantwortlich ist. Wir hätten dich längst beseitigen können, Moralvorstellungen hin oder her. Langsam könntest du aufhören, dich wie der Prinz von Slytherin aufzuführen. Der bist du nicht mehr."
Schließlich sieht er sie doch an, und sie sieht ruhig aus, wenn man bedenkt, was sie gerade gesagt hat, steht ohne zu zittern neben ihm, hat nicht einmal ihren Zauberstab erhoben.
„Gut. Ihr könntet mich also töten." Das Wort „beseitigen", denkt er, kommt ihm fehl am Platz vor, aus ihrem Mund. „Warum also habt ihr es noch nicht getan? Auf was wartet ihr? Ihr wollt mich befragen? Dann solltet ihr das jetzt tun, damit ihr die Sache schnell beenden könnt und zu wichtigeren Dingen fortschreiten, die ihr zweifellos zu tun habt. Ihr verschwendet hier eure Zeit."
Sie hat leicht den Mund verzogen bei seiner Rede, soviel war zu sehen. Er ärgert sich über sich selbst. Ein unnötiger Redeschwall. Ich bemitleide mich zuviel, und nun lasse ich es sie auch noch wissen. Der Eindruck müßte sich tilgen lassen. Mmm.
„Will Potter den nicht mit mir reden? Wo du bist, kann doch dein Liebster nicht weit sein."
Diesmal ist sie zusammengezuckt. „Harry ist nicht hier."
Klingt ihre Stimme belegt? Sie hätte Licht mitbringen können, damit ich ihr Gesicht besser sehen kann. Ist Potter vielleicht etwas passiert? Aber davon hätte ich gehört.
„Er hat anderes zu tun." Sie hat sich gefaßt, keine offensichtliche Gefühlsregung mehr in Stimme oder Körperhaltung. Niemand weiß, warum sie weiterspricht.
„Und er ist nicht mein Liebster. Aber das ist nicht deine Angelegenheit."
Wieso sagt sie es mir dann?
„Du weichst nur meinen Fragen aus. Warum warst du hier im Glen unterwegs? Wohin wolltest du?"
Das ist der Zeitpunkt. Sag ihr, daß du den Orden gesucht hast. Sag ihr, daß du Informationen hast, die ihre Seite brauchen kann. Sie fragt doch. Sag die Wahrheit.
„Laß mich in Ruhe, Weasley. Ich weiß nicht, was ich dir erzählen soll."
Sie seufzt. „Na gut, also morgen", murmelt sie."Ich wollte sowieso schlafen."
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Auf dem Weg zur Tür hält sie abrupt inne und deutet mit dem Kopf in Richtung des Robenlagers.
„Setz dich wieder hin."
Draco schrickt zusammen. „Was –„ Er räuspert sich, sein Hals fühlt sich rauh an. „Was meinst du?"
Sie schüttelt unwillig den Kopf. „Du sollst dich wieder dort hinsetzen. Wir haben keine Zeit, dich rund um die Uhr zu bewachen, wie du ja selbst vorhin schon vermutet hast. Ich verwende wieder den Zauber."
Und ich dachte, das sei vorbei. Beim Gedanken, wieder gelähmt zu sein, wird seine Kehle eng. Er hat das Gefühl, keine Luft zu bekommen und tritt unwillkürlich, ohne nachzudenken, nah ans Fenster, an dem er gestanden hat. Er stolpert fast. Gut. Sie wird es tun. Ich werde sie nicht bitten, es zu lassen. So tief bin ich noch nicht gesunken. Selbst wenn ich schon vor einer Weasley zurückzucke.
„Was ist los, Malfoy? Hast du Angst?"
Er atmet noch so tief durch, wie es möglich ist, ohne allzu offensichtlich zu sein, dann geht er langsam durch den Raum zum Lager. Wer braucht mehr Schritte, sie oder ich? Der Weg ist äußerst kurz, so oder so. Er denkt an Käfigtiere im Muggelzoo, die hinter den Gitterstäben ihres Gefängnisses hin und her wandern.
Sie hebt schon den Zauberstab, allerdings anders als erwartet."Accio Schlafsack!" Sekunden später knallt etwas von außen gegen sie Tür. Sie öffnet und läßt den Schlafsack herein. Im anderen Raum leuchtet kein Licht mehr.
Ginny gibt ihm den Schlafsack, und während er ihn auf dem Boden ausbreitet und sich zurechtlegt, womit er gleich seine Gedanken beschäftigen wird, repariert sie die Fensterscheibe, Reparo, so einfach, aber niemand hat bisher daran gedacht. Er setzt sich so bequem wie möglich auf dem Schlafsack-Roben-Lager zurecht, wartend. Zögert sie? Sie scheint ihn im Dunkel zu mustern, wieder fragt er sich, was sie sucht. Dann, einen Moment später, zieht sie die Luft ein und schwingt ihren Stab, eine Bewegung, die ihm bekannt vorkommt. Aus dem Nichts – aus dem Äther, würde McGonnagal sagen – schlingen sich Bänder um seine Hand- und Fußgelenke, er spürt, wie sich etwas Weiches über seine Augen legt. Dann hört er, wie ihre Schritte sich entfernen. Die Tür schließt sich.
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