Nuepi: Danke für die konstruktive Kritik. Ich habe mir über das Thema schon vorher Gedanken gemacht und arbeite an einem Miniessay zu "Schreiben über Sex". Wenn er fertig ist, informiere ich euch. :) Bis zum nächsten Kapitel mit Sex dauerts noch etwas, daher ist es ja nicht so eilig.
Jean nin asar ahi smabell: extrem krasser Name ;) Danke für die Review... auch wenn ich gar nicht finde, daß Draco verweichlicht wirkt. Hoffe, Du bleibst trotzdem dabei:)

Andere LeserInnen: Ich hoffe, es gibt euch!

Die Möglichkeit der Bewegung

Eine Geschichte aus dem „Versus die Prophezeihung"-Kontext

von Raona

Sieben: Eine andere Seite

Den Rest des Nachmittags, nachdem sie zu Mittag gegessen haben – Ginny hat Essen gemacht, während er im Bad ist und sich anzieht – verbringen sie damit, Schach zu spielen. Ginny hat ein Schachspiel aus einem der Rucksäcke gekramt. Sie sind gleich gut; ein Spiel dauert mehrere Stunden, weil es keinem von beiden gelingt, den anderen auszutricksen. Irgendwann, als die Kühle im Raum zunimmt, zünden sie in der Küche ein Feuer an und kochen neuen Tee. Eine warme, herbstliche Ruhe hat sich eingeschlichen, trotz allem, was hinter und vor ihnen liegt.

„Hast du das Spielen von deinem Bruder gelernt? Er war in Hogwarts regelrecht berühmt für seine Fähigkeiten im Schach. Das hat sich sogar bis zu uns Slytherins rumgesprochen."

„Welchen meiner sechs Brüder meinst du?" Augenzwinkern.

„Mmm, das Wiesel, also...du weißt schon. Ron."

„Schon klar. Er ist der beste Schachspieler in der Familie. Ich hab das Spielen von Percy gelernt, vielleicht erinnerst du dich an ihn."

„Der Dünne, mit Brille, der sich als Vertrauensschüler immer so extrem wichtig gemacht hat?"

„Genau der."

„Hat mir einige Punkte abgezogen."

Grinsen.

„Meine anderen Brüder haben mich immer beschummelt und wollten mir weismachen, daß die Regeln in Wirklichkeit ganz anders gehen. Ron ist bei sowas immer von den Zwillingen mitgerissen worden. Percy war der einzige, bei dem ich mich darauf verlassen konnte, daß er mir keine Märchen erzählt. So richtig gut gespielt hat er nicht."

„Mmm. Schach."

„Keine Chance." König in Deckung. „Wo hast du's gelernt?"

„Von meinem Vater und meinem Großvater, als ich klein war. Sie fanden, es sei ein guter Zeitvertreib für ein Kind, schult das Denken undsoweiter. Aber mehr gespielt habe ich erst später, mit meinem Cousin und mit Millicent und Pansy. Meine Familie besteht aus schlechten Verlierern, inklusive mir."

„Pansy Parkinson und Millicent B...Wie hieß sie noch? Bulstrode?"

„Ja. Beide keine üblen Spielerinnen."

„Das ist nicht dein Ernst!"

„Doch, absolut. Mittlerweile glaube ich, daß Schach gar nicht so viel mit Intelligenz zu tun hat wie man sagt, nichts gegen dich, Weasley. Was Pansy betrifft, war es praktisch das einzige, was man mit ihr anfangen konnte."

„Du hattest keinen Sex mit ihr?"

Lächeln.

„Doch, aber keinen guten. Sie ging mir einfach auf die Nerven, außer eben beim Schach, da hielt sie die Klappe."

Beide grinsen.

„Du bist wirklich fies, Malfoy."

„Tja, das liegt im Blut."

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Einige Zeit Stille, bis auf das Schieben der Figuren und das Knacken des Feuers.

„Warum ist Potter nicht hier, Ginny? Und seine beiden besten Freunde?"

Sie sieht auf, dann wieder aufs Schachbrett.

„Die drei sind in einer anderen Sache unterwegs als wir, keine Ahnung, wo genau sie sich gerade rumtreiben. Ehrlich gesagt, ich wüßte es gern. Ich frage mich, ob mittlerweile überhaupt noch irgendjemand in der Schule ist, oder ob jeder auf irgendeine Mission gezogen ist."

„Was ist in der Schule passiert, nachdem ich weg war? So im Allgemeinen, meine ich, nicht exakt was jeder getan hat."

„Ich weiß nicht so recht. Genesung, Aufräumen, Beerdigung, Umorganisation. Sie haben überlegt, die Schule zu schließen, aber sich dagegen entschieden, was ich auch vernünftig finde."

"Die Schule schließen? Sollen alle magischen Kinder in England wie Squibs aufwachsen, oder was?"

„Das hab ich auch überlegt. Gerade zur Zeit ist es wichtig, daß Leute lernen, ihre Fähigkeiten so gut wie möglich zu benutzen, sonst fallen sie nur denen zum Opfer, die sie bedrohen. Wo soll man Verteidigung gegen die dunklen Künste lernen, wenn nicht auf einer Schule wie Hogwarts? Und wenn es zur Zeit irgendeine essenzielle Fertigkeit gibt, dann ist das ja wohl Verteidigung gegen die dunklen Künste."

„Diese Fertigkeit ist in Hogwarts sowieso immer vernachlässigt worden. Ihr habt nie Okklumentik gelernt, oder? Naja, nicht, daß das gegen den Dunklen Lord irgendwas bringen würde."

„Wieso nicht?"

„Er ist einfach zu stark."

„Schach."

„Was...oh, verflucht. Du hast mich absichtlich abgelenkt."

Grinsen.

„Es gibt hier nicht nur einen, der fies sein kann, Malfoy."

„Das weiß ich, Weasley. Glaub mir. Ich habe es gemerkt."

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Der erste von Ginnys Freunden, der zurückkehrt - von wo auch immer, denkt Draco - ist Longbottom. Ginny stellt das Schachbrett beiseite und wendet sich einem Buch zu.

Klar. Es sollte nicht so auffällig sein, daß sie irgendetwas mit mir zu tun hat, abgesehen davon, daß sie zur Sicherheit hier geblieben ist.

Er dreht sich zu dem Ankommenden und versucht etwas Ähnliches wie ein Lächeln, das ihm eher zu einem verqueren halben Grinsen gerät, aber immerhin. Neville grinst zurück, zu erschöpft, um noch Unsicherheit an den Tag zu legen, und läßt sich auf einen der Stühle fallen.

„Wo treibt ihr euch eigentlich den ganzen Tag rum?" fragt Draco, den Zustand des anderen ausnutzend.

Ginny wirft ihm über die Seiten des Buchs hinweg einen mißbilligenden Blick zu. Er zuckt die Schultern, gleichzeitig mit Neville. Darauf steht Ginny kopfschüttelnd auf und macht sich auf den Weg in Richtung Küche.

„Stell keine dummen Fragen, Malfoy",warnt sie vorher. „Niemand wird sie dir beantworten."

„Alles ist also top secret?" Er fragt Neville, nachdem sie aus dem Raum verschwunden ist.

„Na ja. Irgendwie schon. Es hört sich vielleicht albern an, aber wir haben wirklich Gründe, es geheim zu halten. Oh. Das hätte ich nicht sagen sollen, oder?"

„Vermutlich nicht."

„Ich hoffe, du stehst wirklich auf unserer Seite."

„Ich hoffe, daß eure Seite mich überhaupt haben will."

Nachdenklich fixiert Neville die Tischplatte. „Du kommst mir ziemlich verändert vor." Es hört sich an, als wollte er noch mehr sagen, aber er unterläßt es, aus Vorsicht oder Sensibilität.

„Ich sollte wohl wieder anfangen, jemanden zu beleidigen oder anzugreifen, damit ihr mich wiedererkennt."

Nicht, daß ich dazu das Bedürfnis hätte, überlegt er. Diese Leute sind zur Zeit für mich das, was noch am ehesten an Verbündete herankommt, auch wenn sie es nicht wissen. Longbottom ist seit ich hier bin nichts als freundlich zu mir gewesen. Dafür müßte ich ihn für verrückt erklären. Aber es ist ein beruhigendes Gefühl, zu wissen, daß jemand mir nichts nachträgt. Und nichts von mir will.

„Schon gut!" meint Neville, gleichzeitig belustigt und doch etwas erschrocken. „Ich kann doch ganz gut ohne Beleidigungen und Angriffsflüche leben." Er zögert, dann räuspert er sich. „Übrigens, Malfoy...soll ich vielleicht diesen...ähm...Bluterguß auf deinem Hals heilen? Der sieht wirklich auffällig schlimm aus."

Draco fällt vor Überraschung fast vom Stuhl.

Neville verwandelt eine Untertasse in einen Spiegel mit Porzellanboden, was beim zweiten Versuch klappt, und hält sie ihm hin. Tatsächlich. Einer von Ginnys intensiveren Küssen hat ein deutliches Mal auf seinem Nacken hinterlassen, so weit hinten, daß es ihr wahrscheinlich selbst nicht aufgefallen ist, als sie ihm gegenüber gesessen hat. Von der Seite kann man es allerdings ausgesprochen deutlich erkennen.

Er gibt Neville den Spiegel zurück und mustert ihn forschend, doch im Gesicht des anderen Jungen sind dessen Gedanken nicht zu erkennen. Draco sieht nach unten.

„Ich wäre dir sehr dankbar."

Konzentriert murmelt Neville einen Heilspruch. „Alles klar."

Als Draco seinem Blick begegnet, lächelt er vorsichtig, und Draco, durcheinander, nicht in der Lage, das eben Geschehene einzuordenen, aber trotzdem beeindruckt, reagiert einfach und erwidert das Lächeln, obwohl er weiß, daß er unsicher dabei wirken wird. Ihm schwirrt schon wieder der Kopf.

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Gerade als Ginny mit belegten Broten aus der Küche wiederkommt, platzen auch Luna und Cho herein. Luna strahlt in die Runde.

„Aenaeas ist zurück! Und er hat eine Antwort dabei. Oh, und Ginny – wir haben's praktisch geschafft. Sämtliche Pfeiler sind auf meiner Karte. Alles, was noch getan werden muß, ist die Schleier zu lüften!"

Draco ist sicher, daß über seinem Scheitel ein für alle sichtbares großes Fragezeichen schwebt.

„Hast du den Brief schon gelesen?" fragt Ginny, sichtlich erfreut über Lunas kryptische Nachricht.

Luna legt ihren Mantel ordentlich zusammen und verstaut ihn in einer Ecke, setzt sich dann bequem an den Tisch und nimmt sich ein Salamibrot. Alle anderen scheinen den Atem anzuhalten. Nachdem sie ein paar Bissen gegessen hat, lehnt sie sich zurück.

„Ja, hab ich. Aber er ist völlig unverständlich. Kommt von einer gewissen Dora, und es geht um ein Quidditch-Spiel, das die Hawick Honeybees gestern verloren haben." Sie zuckt die Schultern, bevor sie ein leicht zerknülltes Pergament aus ihrer Tasche holt und auf den Tisch legt.

Neville greift danach. „Ein Code," erklärt er. Konzentriert deutet er mit dem Zauberstab auf das Pergament und macht eine schwer nachvollziehbare Bewegung. Die Buchstaben beginnen, sich neu anzuordnen.

Cho beugt sich währenddessen zu Ginny, emphatisch flüsternd. Draco versteht Wortfetzen wie „der Idiot" und „so offensichtlich...nicht trauen!"

Es dauert etwa eine Viertelstunde, den Brief zu dekodieren. Neville scheint dafür der Experte zu sein, da niemand anderes Anstalten macht, die Sache zu beschleunigen.

Endlich nickt er zufrieden. „Okay, ich hab's. Tonks schlägt einen Treffpunkt vor, an dem jemand von uns morgen auf ein Mitglied des Ordens treffen soll. Wir sollen selbst entscheiden, ob wir ihn oder sie dann hierher bringen. Hm. Komisch." Er schaut in die Runde. „Heißt das, sie finden jetzt doch, daß wir unsere eigenen Entscheidungen treffen können?"

„Solange meine Mutter nichts mitzureden hat," entgegnet Ginny lächelnd, „liegt das durchaus im Bereich des Möglichen."

Neville lacht. „Also, soll ich die Person dann morgen hierher bringen?" fragt er. „Soweit können wir ihnen doch vertrauen? Und es gibt hier auch einen Hinweis, wer die Kontaktperson sein wird."

Darauf tauschen Neville und Ginny einige geheimnisvolle Blicke aus, die ihnen anscheinend genügen, sich über die Identität der besagten Person zu verständigen, da Ginny dann bestätigend nickt.

„Okay, aber ich treffe mich mit ihm. Ich will auch mal wieder an die frische Luft kommen und etwas tun."

Hier hast du wohl nichts getan, denkt Draco und wirft ihr einen Blick zu. Sie schaut in die andere Richtung. Wenigstens scheint er nicht der einzige zu sein, der im Dunkeln gehalten wird, was den Orden betrifft. Luna und Cho beschäftigen sich mit dem Essen und hören weg. Draco beschließt, das Gleiche zu tun.

Nach einer Weile steht Cho auf. „Wir sollten heute abend noch unsere Planung besprechen. Ihr habt ja gehört..." Sie schweigt vielsagend, mit Blick auf Draco.

„Holdeste, willst du mir damit vielleicht signalisieren, daß ich Eindringling mich endlich aus eurem privaten Konferenzzimmer entfernen soll?" Er schmunzelt. Sie verzieht indigniert das Gesicht.

„Dich geht das alles jedenfalls nichts an."

Er lächelt. „Na dann."

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Ohne sich nocheinmal nach den anderen umzusehen, steht er auf, geht ins Nebenzimmer und schließt die Tür hinter sich. Im Dunkeln setzt er sich auf den Schlafsack in der Ecke.

Ich wollte ohnehin nicht dort draußen herumhängen und beobachten, wie sie mich ignoriert. Natürlich war damit zu rechnen. Es wäre schiere Dummheit, auf etwas anderes zu hoffen. Nichts gibt mir dafür einen Anlaß.

Bemitleide dich nicht, Malfoy. Deine Gedanken drehen sich nur sinnlos im Kreis. Geh einfach schlafen.

Es klopft, und die Tür öffnet sich. Draco spürt ein seltsames Ziehen in seinen Eingeweiden. Aber sie wird es nicht sein, denkt er, und sie ist es wirklich nicht. Longbottom ist es, in der einen Hand das Schachbrett, in der anderen den leuchtenden Zauberstab und eine zusammengerollte Schlafmatte, von der eine Kapuze herunterhängt.

„Ich hab einen Mantel dafür verwandelt," meint er entschuldigend. „Bestimmt ist es unbequem, nur auf dem Schlafsack zu liegen."

„Ach. Die Kapuze gibt ihr doch erst die individuelle Note. Danke, Longbottom. Du bist unverbesserlich nett."

Neville grinst und zuckt die Schultern. „Ich weiß schon über alles Bescheid, was Luna den anderen jetzt erzählt, und ich werde nicht wirklich gebraucht... Hast du Lust auf eine Runde Schach?"

„Warum nicht?"

Sie spielen, bis beide zum Umfallen müde sind. Auch wenn sie sich wenig unterhalten, hat Draco kaum noch Gelegenheit, melancholische Gedanken zu wälzen. Diese Nacht schläft er ungestört, tief und ohne beklemmende Träume.

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