Ich danke euch tausendmal für eure Reviews, zizou, kleinEli, LadyMariann und Nuepi (dieses Kapitel wird wieder eher nicht so Deinen Geschmack treffen, fürchte ich) .

Jetzt habt ihr mich sozusagen eingeholt, mein Vorsprung an Geschriebenem ist von 80 auf 4 Seiten zusammengeschrumpft. Dies dürfte das vorvorletzte Kapitel sein. Verzeiht den Kitschaspekt. :) Viel Spaß.

Die Möglichkeit der Bewegung

Eine Geschichte aus dem „Versus die Prophezeihung"-Kontext

von Raona

Siebzehn: Pause. Knall

Junger Morgen. Abends ist die Kälte noch durch jeden Spalt gedrungen, nun wirkt der Winterschutzzauber und hält die Hitze, von den Kaminen ausstrahlend, im Inneren der großen Zimmer. Er wacht nicht mit ihr in seinen Armen auf, wie man sich das vielleicht vorstellt, denkt er, aber sie liegt direkt neben ihm unter derselben Decke, den Kopf an seiner Schulter, und greift nach ihm, als er sich bewegt, blind, aber zielgerichtet. Alles zieht ihn zu ihr, und er folgt seinem Gefühl, indem er sie in die Arme nimmt. Sie seufzt schlaftrunken. Ihre Wimpern flattern, sie öffnet die Augen nur halb, als sie sich zentimeterweise hochzieht zu seinem Gesicht und ihn küßt, weich, müde. Erst dann, mit einem halb behaglichen, halb angestrengten Grunzen, setzt sie sich halb auf, gähnt und schaut schließlich zu ihm hinunter.

Er beobachtet ihre Bewegungen fasziniert. Sie kommen ihm vor wie ideale bewegte Bilder, sich entwickelnde Gemälde, die keinen Augenblick dieselben bleiben, nur das Besondere in ihrem Kern bleibt erhalten. Solche Bilder gibt es nicht, weiß er, aber es gibt den französischen Morgen. Ihr Lächeln gibt es.

Sie läßt sich lächelnd wieder nach unten neben ihn fallen und schlingt einen Arm um seinen Hals. Mit der dazugehörigen Hand streicht sie durch seine blonden Haarsträhnen. Er hat das Gefühl, daß seine Gewitteraugen jetzt Blitze aussenden zu ihr, so begeistert wie er ist. Applaus. Er lacht fröhlich und stockt.

Was, wenn jetzt diese Stimmung zerbricht? Wenn sie sich erinnert, wer er ist und wer sie und warum beide überhaupt in dieses Dorf geflogen sind, bestimmt nicht, um hier zu liegen? Sein Blick fällt kurz von ihr ab und auf seinen eigenen linken Arm, der da nur halb von der Decke versteckt, halb sichtbar ist und zu ihr hinreicht.

Ginny hört nicht auf zu lächeln, das Funkeln ihrer Augen wird höchstens etwas sanfter, und auf einmal erinnert er sich an alles, was sie schon von ihm gehört hat und an ihre Antworten, ruhig oder wütend, aber nie ist sie auf ihn wütend gewesen in diesen Gesprächen, sie hat ihn nie wirklich von sich gestoßen, auch wenn er das immer erwartet hat, und endlich beginnt er, ihr wirklich zu trauen. Nicht nur ihrem Charakter, sondern ihr in Bezug auf ihn. Solange Potter nicht da ist, denkt er, muß ich mir vielleicht keine Sorgen machen. Er beschließt, den Morgen zu nehmen, wie er ist, winterlich leuchtend. Er wird nicht derjenige sein, der ihn zerstört.

Die junge Frau mit den nach allen Seiten abstehenden kurzen roten Haaren grinst schelmisch in seine Richtung und rollt sich auf ihn. Er spürt ihre Wärme und seine, von innen, auf bestimmte Punkte konzentriert.

„Wie spät ist es?" fragt er.

„Es muß noch ziemlich früh sein.", antwortet sie sehr nah an seinem Gesicht. „Noch dunkel, und mein Zauberstab weckt uns um halb sieben, damit wir Luna ablösen können. Gestern sind wir, glaube ich, früh eingeschlafen."

Während sie redet, hat sie wieder angefangen, durch sein Haar und über seine Stirn zu streichen, und auch wenn sie sich auf ihm kaum bewegt, ist er sich doch jeder winzigen Gewichtsverlagerung ihrerseits bewußt. Er tastet nach seinen Zauberstab auf dem Nachttisch, der ihm die Zeit sagen kann: Fünf Uhr dreizehn.

„Wir haben unendlich viel Zeit." stellt er leise fest. Dann grinst er. „Ich hole das Frühstück."

Als er Hose und Hemd überzieht, auf der Bettkante sitzend, fühlt er sich beobachtet und sieht sich um. Sie hat Decken und Kissen wie einen Liegethron um und unter sich drapiert, streckt die Füße Richtung Kopfende des Bettes und mustert ihn. Aus Angst, rotzuwerden, wendet er sich wieder den Hemdknöpfen zu. In ihm hat sich ein warmes Kribbeln ausgebreitet.

„Draco?"

Er dreht den Kopf. Sie lächelt.

„Guten Morgen."

Er prescht durch den kaum begonnenen und schon denkwürdigen Morgen die Protest knirschende Treppe hinunter und kurze Zeit und zwei Übersetzungszauber später mit einem beladenen Tablett vor ihm schwebend wieder nach oben. Ginny steht am Fenster, durch das noch kein Licht in den Raum dringt. Sie hat das Kaminfeuer neu entzündet, so daß die Flammen zusätzlich zum Zauberlicht ihres Stabs die Szene erhellen. Die Szene: Sie, halb zu ihm gewendet, wirres Haar, in Unterwäsche. Eine Hand stützt sie auf die Fensterbank.

Sie hört ihn und dreht sich, Rücken zur Wand, nicht defensiv, sondern entspannt in ihren Bewegungen. Er nimmt sich mehr Zeit, als er zu haben empfindet, um das Tablett sanft auf den Boden gleiten zu lassen und die Tür leise zu schließen, Schritt für Schritt. Erst dann begibt er sich ebenfalls zum Fenster. Sie zieht den roten Vorhang wieder davor. Er schaut hinunter in ihre Augen, die Farbe ist im Halblicht verschwommen, er kennt sie aber: braunes Moor, verschlingend; nicht tödlich, oder wenn, dann nur für manche und er gehört nicht dazu.

Wie schnell und langsam zugleich es jedes Mal geschieht. Er hat sie, das könnte er schwören, nur mit einer Fingerspitze berührt, aber auf einmal tut er es mit den Lippen auf ihrem Hals und unter ihrem Kinn. Sie kichert. Er küßt sie auf den Mund, in den Mund eigentlich, sie zieht ihn und er dringt zu ihr vor, sie umkreisen einander nicht, sie versuchen, die Trennung aufzuheben, ein sich wild bewegendes Ganzes in zwei, oder so fühlt es sich an, und was sich anfühlt, ist wahr, denkt er, so ist es. Der Moment dauert an, bis sie sich freiwillig wieder auseinandernehmen.

Sie greift nach ihm und er hält ihre Hände fest, nur symbolisch zuerst, als sie sich nicht wehrt und ihn nur mit den Augen fixiert, etwas realistischer, mit einer Hand, hinter ihrem Rücken. Mit der Linken streicht er über ihre Schultern, Achseln, um ihre Brüste und schiebt das Unterhemd über ihren Kopf und dann den Slip ihre Beine hinunter und beides fällt zu Boden. Als sie dort steht kann er nicht anders, gegen alle unklaren Pläne, als sie in die Arme zu nehmen. Vielleicht friert sie, sie zittert leicht mit geöffnetem Mund gegen seinen Körper. Er preßt sie an sich oder sie tut es. Seine Erektion unter der Hose drückt gegen sie, zwischen ihren Beinen an den roten Flaum.

Hundert Liebesgeständnisse liegen ihm auf der Zunge.

Ihre Hände hat er vergessen und wieder freigelassen. Einen Moment lang wankt sie und stützt sich dann aufs Fensterbrett und die schmale Kommode, die neben ihr steht, und er ist immer weiter nach unten geglitten bis er vor ihr kniet, und muß grinsen, gemeinsam mit ihr. Wie versprochen, aber nicht ganz, trotzdem, es fühlt sich nicht genauso an.

Die Innenseite ihrer Schenkel, weich, glatt, sie stöhnt unterdrückt, wenn seine Zunge in Schleifen darübergleitet. Ihr besonderer Geruch im krausen Rot umnebelt seine Gedanken, die seit dem Fall in ihre Augen noch übrig geblieben sind. Nicht mehr geduldig, bezaubert dringt er zwischen ihre Schamlippen vor. Mit einem Arm umfängt er ihre Hüften und stützt sie, denn sie zittert, taumelt fast. Zwei Finger in ihr, saugt er zugleich an dem winzigen, angeschwollenen Ding, ihrer Klitoris, sie stöhnt, dann schreit sie und packt blind suchend nach seiner Schulter. Ihr Schrei klingt, wie das Zucken ihrer Hüfte, ihres Geschlechts, ihres ganzen Körpers sich anfühlt, irgendeine Naturgewalt, etwa das Meer, prallt gegen einen Felsen und der zerbricht.

Sie sinkt in sich zusammen, nein, in seine Umarmung, und küßt ihn tief und sanft. Er glaubt, einfach zu zergehen, wie Pudding oder, poetischeres Beispiel, der Fels, den sie zerbrochen hat, im Meer. In ihrem Kuß. Ohne Vergleich.

So erschöpft sie gewirkt hat, sie ist es nur sehr kurze Zeit, dann, auf einmal, zieht sie ihn mit sich nach oben, und sie strahlt ihn an, beinah etwas besessen sieht sie aus, sicher so wie ich auch, fällt ihm ein, er strahlt zurück. Tut er das wirklich? Niemand beobachtet ihn, der darüber urteilen würde. Wieder stehen sie aneinander gepreßt und er hält sie, zwischen sich und der Wand, während sie einen Arm um seinen Rücken gelegt hat, sein Penis pocht zwischen ihren Beinen. Irgendetwas würde er gern tun oder sagen, das ausdrücken würde, was er fühlt, alles, nicht nur Teile davon, aber bei Teilen bleibt es, ohne daß jemand die anderen wirklich vermißt.

Sie: „So spät ist es doch noch nicht, oder?"

Er, ohne auf eine Uhr zu sehen: „Nein."

Schließlich denkt er nicht mehr und ist ein einziges Flackern, ungelenkt. Sie küssend kommt er noch näher auf sie zu, sie reißt den Verschluß seiner Hose auf, Stoffe beiseitegeschoben, und er dringt in sie ein. Sie stöhnt lachend, hält sich an ihm und der Kommode fest, ihre Körper und Zungen kleben aneinander, sie bewegen sich in verschiedenen dissonanten unkontrollierten Rhythmen. Er versucht, ruhiger zu werden, den Rhytmus an ihren lauten Atem anzupassen, den er auf und neben seinen Lippen spürt. Wörter und Bilder, ungefiltert an den Rändern seiner Vorstellung vorbeiflitzend, ihr Gesicht hinter allen Erinnerungen, ihr Geruch übertönt mühelos alles in seinem realen Sichtfeld. Oder was real heißt.

Wird es immer so sein? Sie, ich, wir, und daß alles, was ich glaube oder vermute sich auflösen kann durch eine Gewichtsverlagerung, wie jetzt, wir sind voller Anstrengung eine Maschinerie geworden und zucken im selben Takt zusammen, sie wegen meiner Bewegung, ich wegen ihrer und wir unseretwegen, wie kann ich -

Er schließt die Augen, ihre Wange an seiner und ihr Haar an seinen Lidern spürend, außerhalb und innerhalb des Raumes, in dem alle Gedanken zu einem Schrei gepreßt werden. Selbst dort scheint sie bei ihm zu sein, irgendwie unmystisch, als ob einfach ihre Gegenwart außerhalb seines Kopfes im Zimmer auch ihr Hiersein erklärt. Sie steuert ihren Schrei bei zu seiner noch unkommentierten Welt.

Dann, ohne die Augen zu öffnen, küßt er sie. Ihre Lippen sind tränennaß. Seine oder ihre Tränen? Langsam. Er blinzelt, begegnet ihrem Blick. Sie sieht glücklich aus, wenn auch erschöpft. Niemand hat das Bedürfnis, wegzusehen oder sich zu bewegen.

Ein plötzlicher lauter Knall hinter ihm, die Tür wird gegen die Wand geschmettert. Was zur- ?

Bevor er überhaupt reagieren kann, trifft ihn etwas und schleudert ihn mit voller Wucht von ihr und mit dem Kopf voran zu Boden.

„Malfoy, du verdammtes Schwein, laß die Finger von meiner Schwester!" brüllt eine bekannte Stimme aus vollem Hals. Nicht wirklich. Nicht wirklich, oder? Er dreht sich mühevoll um, in seinem Kopf dröhnt es gewaltig von dem Fluch und dem folgenden Sturz. Doch, wirklich. Ein puterroter, vor Wut schäumender Ron Weasley steht im Türrahmen, den Zauberstab ausgestreckt.

Ginny hat sich schnell vom Schreck erholt.

„RON! Bist du wahnsinnig geworden? Was soll der Blödsinn? Wer hat dir gegen den Kopf getreten?"

Weasley sieht angemessen durcheinander aus.

„Ich... Ginny, was hat der verfluchte Todesser mit dir gemacht? Malfoy, wenn du meiner Schwester nur ein Haar gekrümmt hast, dann zerfetze ich dich bei lebendigem Leib, das schwöre ich dir! Ginny -"

„Ron, du totaler Idiot, nach was sieht das hier denn aus? Vielleicht nach öffentlicher Veranstaltung, oder nach irgendwas, wo du einfach reinplatzen und jemanden beschimpfen kannst?"

Sie macht eine Pause, und da sie nicht in Dracos Blickfeld ist, weiß er nicht, was sie tut.

„Draco, ist alles in Ordnung mit dir?", hört er sie dann mit völlig veränderter Stimme fragen. „Ich glaube, du blutest."

Er tastet nach seinem Hinterkopf und erfühlt in der Tat etwas Feuchtes, besonders besorgniserregend fühlt es sich aber nicht an.

„Nichts passiert." bemerkt er. „Ich schätze, das Wiesel zielt schlecht." Naja, nicht so schlecht. Seine Sicht ist noch leicht verschwommen.

Ron währenddessen schaut entsetzt zwischen Ginny und dem Slytherin hin und her. Er holt Luft.

„Was geht hier ab?" fragt er ins Leere, mit erhobener Stimme. „Ginny, ich meine, was ist jetzt, hat er dir irgendwas getan?"

„Aaaaaarrrgghh!" schreit Ginny (oder etwas Ähnliches). „Nein! Hörst du nicht zu? Und überhaupt, selbst wenn er es versucht hätte, Ron, dann wäre ich ja wohl in der Lage gewesen, mich zu verteidigen, oder was denkst du? Bin ich vielleicht ein Prinzeßchen, das von seinem Bruder beschützt werden muß? Aber ja, klar, das denkst du doch! Überleg mal, Blödmann, wo du die letzten Monate warst! Mich zu beschützen fällt dir da reichlich spät ein! Also was willst du hier?"

„Was? Man muß anscheinend aber doch auf dich aufpassen!" brüllt Ron, offenbar nicht mehr desorientiert. „Du bist hier in einem Zimmer mit MALFOY, und was war hier los? Ich meine, du bist...du.. Zieh dir irgendwas an!"

Draco rappelt sich auf, um in Ginnys Richtung sehen zu können. Sie glüht praktisch. Eigentlich müßte sie explodieren.

„Ich ziehe mir was an, wenn ich es für richtig halte, verstanden! Halt dich aus meinem Privatleben raus! Das ist meine Angelegenheit!"

„Du willst damit ja wohl nicht sagen," schreit ihr Bruder, „daß du wirklich mit IHM... irgendwas...! Freiwillig?"

So langsam ist es aber gut, denkt Draco, schließt die Knöpfe an seiner Hose und steht auf.

„Deine Schwester ist alt genug, ihren eigenen Geschmack zu haben, Wiesel.", mischt er sich ein, bevor Ginny etwas entgegnen kann. Den Mund verzieht er zu einem spöttischen Lächeln. „Du solltest dich besser deiner eigenen Schmutzwäsche zuwenden."

Rons Gesicht ist bereits röter geworden als seine Haare.

„Halt du deinen Mund, Frettchen! Das geht dich nichts an, außer du hast sie gezwungen, und das hast du ja wohl, weil meine Schwester sich sonst nie mit einem Todesser einlassen würde!"

„Mal wieder ungeheuer kreativ in der Wahl deiner Schimpfwörter, was, Potter-Anhängsel?" entgegnet Draco kalt. Er muß sich bemühen, die Ruhe zu bewahren. Unter seiner lange erprobten Maske glüht es auf einmal. Auf gewisse Art hat Ginnys Bruder ins Schwarze getroffen. „Und so aufmerksam. Putz deine Ohren und hör ihr zu."

Der große Rothaarige schickt seinen Blick zwischen den beiden anderen hin und her.

Seine Gesichtsfarbe wechselt auf einmal von knallrot zu bleich.

„Ginny..." Bedrohlicher Klang. „Sag nicht -"

„Halt die Klappe!" brüllt sie, außer sich. „Ich bin nicht auf die Suche nach euch gegangen, um mir das hier anzuhören. Da hätte ich ja gleich beim Orden des Phönix bleiben können! Wie ich dir schon hundertmal gesagt habe, geht dich mein Liebesleben einen feuchten Dreck an! Was maßt du dir eigentlich an, hier reinzukommen und den tollen Bruder raushängen zu lassen, jetzt auf einmal?"

Draco fragt sich, ob er sie darauf hinweisen soll, daß sie sich wiederholt, beschließt aber um seiner eigenen Sicherheit willen, es zu lassen. Er geht im Gegenteil einen Schritt zurück. Sie kann also noch bedrohlicher wirken, als er gedacht hat.

„Ich hab mich nicht in deine letzte Beziehung eingemischt -"

„Das war ja auch dein bester Kumpel!"

„Der hier ist jedenfalls ein Arschloch! Er ist unser Feind! Und außerdem, verdammt noch mal, ist er ein Todesser, kapierst du das nicht?"

Ginny atmet tief durch.

„Ron." Sie redet deutlich ruhiger, doch die Wut ist noch immer in ihrer Stimme zu hören. „Er WAR ein Todesser. War. Diesen dezenten aber bedeutenden Unterschied solltest du wohl in Betracht ziehen." Gegen Ende des Satzes ist sie wieder lauter geworden.

Auf dem Gesicht des Wiesels hat sich ein verwirrter Ausdruck breitgemacht. Ginny blinzelt.

„Oh, du bist nicht auf dem Laufenden?" fragt sie sarkastisch. „Ist sowas denn möglich?"

„Äh-" beginnt Ron.

„Aber Hauptsache mal reinkommen und sich über etwas auslassen, von dem man keine Ahnung hat, weil man unterwegs war und es einem egal war ob sich andere Sorgen gemacht haben, man denkt ja man ist der Weltretter, und deshalb ist es egal, welche Probleme andere haben..."

Während dem Reden verliert sie Punkt und Komma, ihre Tirade steigert sich in gleichmäßigem Crescendo, bis sie wieder schreit. Es hört sich nicht so an, als würde sie bald einen Endpunkt finden, und Ron hat schon wieder den Mund aufgemacht, um ihr weiteren Zündstoff zu geben.

Zu schade, daß es mir auffällt, denkt Draco. Aber so kann das hier nicht weiterlaufen.

„Ginny. Du wiederholst dich."

Überrascht fährt sie herum. „Willst du dich jetzt auf seine Seite stellen?"

Er zieht die Augenbrauen hoch. „Nicht im Mindesten. Ich will mich nur selbst schützen, indem ich zur Deeskalation beitrage. Sonst wird uns hier noch der Himmel auf den Kopf fallen." Kaum merklich, aber für sie vielleicht trotzdem sichtbar, schiebt er einen Mundwinkel ironisch nach oben.

Wider Willen muß sie lachen.

„Ich löse hier meine Konflikte, Malfoy. Was geht dich das an?"

„Ich fühle mich bedroht." Er grinst. „Und übrigens, Miss Weasley, so gern ich dich in deiner ganzen natürlichen Schönheit hier stehen sehe, du irritierst damit dein Brüderchen."

Verwunderlicherweise wird sie tatsächlich ein wenig rot, als sie an sich herabsieht.

Dann erst wenden beide sich wieder Ron zu, der wie ein begossener Pudel in der noch immer geöffneten Tür gestanden und fassungslos dem kurzen Wortwechsel gelauscht hat.

„Ähm", sagt er. „Dann bist du kein Todesser mehr, Malfoy?"

Draco seufzt, plötzlich wieder in der Welt angekommen, in der ein Steingewicht in seinen Bauch gepflanzt ist. „Nein. Ich bin keiner mehr."

Nun, da es leiser geworden ist, sind die Schritte auf der Treppe zu hören. Aller Blicke richten sich auf den einsehbaren Teil des Flures. Eine atemlose, zerstrubbelte Hermione Granger hat gerade den oberen Treppenansatz erreicht und schaut sich suchend um, bis sie das offene Zimmer und die drei Menschen darin entdeckt. Ginny schenkt sie einen kurzen, überraschten Blick; Draco scheint sie völlig zu übersehen oder er paßt nicht in ihr Weltbild.

„Ich hab dich gesucht!", wendet sie sich ohne Umschweife an Ron. „Harry glaubt, Hinweise darauf gefunden zu haben, daß die Todesser bereits hier waren. Er -"

Sie stockt. Ihre Hand fährt zum Ausschnitt ihres Pullovers und sie zerrt eine goldene Münze hervor. Als sie wieder den Kopf hebt, sind ihre Augen weit und angsterfüllt.

„Los." sagt sie mit rauer Stimme. „Sie greifen an."