Kapitel 2
House stolperte durch die Nacht in Richtung Krankenhaus. Dort angekommen schlich er sich unbemerkt in sein Büro und sorgte dafür, dass der Lamellenvorhang blickdicht wurde. Das Licht noch immer ausgeschaltet, nahm er im Sessel an seinem Schreibtisch Platz und drehte sich in Richtung Fenster. Der Blick in die Dunkelheit half ihm, seine Gedanken zu ordnen. Wie hatte er sich nur so an der Nase herumführen lassen können? Und trotz alledem sah er ihr Gesicht ständig vor seinem inneren Auge.
Es musste eine halbe Ewigkeit vergangen sein, als sich sein Pieper plötzlich bemerkbar machte. Erst reagierte er nicht, doch als das nervige Geräusch das zweite Mal an sein Ohr drang, beschloss er, die Nachricht zu lesen und dann zu entscheiden, ob sie es wert war zu reagieren. Es war Foreman, der sich gemeldet hatte. Anscheinend gab es Arbeit. Vielleicht war es keine schlechte Idee, sich abzulenken: Sich mit schwierigen Problemen auseinander zu setzen und zu vergessen, dass er sich zum Affen gemacht hatte. Es galt allerdings immer noch rauszubekommen, wer für diese Farce verantwortlich war.
Gregory erhob sich seufzend aus seinem Sessel und riskierte einen Blick auf die Uhr. Er hatte den Pub kurz vor 22 Uhr verlassen, und mittlerweile war es bereits kurz vor halb eins. Eigentlich viel zu spät für Arbeit…
Ein paar Meter den Flur runter erspähte er Foreman. Der Afroamerikaner stand mitten im Weg, als ob er nichts zu tun hätte. Hatte auf meinem Pager nicht irgendwas von Notfall gestanden? So dringend scheint es ja doch nicht zu sein.
„Wo kommen sie denn her?", fragte Foreman, als er House aus einer für ihn unerwarteten Richtung sich nähern sah
„Hatten sie nicht frei? Cuddy sagte irgendwas von ihrer Tante, oder so. Es war mir schon unangenehm, sie zu rufen, aber wir haben momentan einen personellen Engpass auf der Intensivstation", bei diesen Worten machte House kehrt und lief in die Richtung, aus der er gekommen war.
„Hey warten sie House. Wo wollen sie denn hin?"
„Tut mir leid Lessie, aber die Intensivstation ist nicht mein Ressort."
Foreman lief ihm hinterher und baute sich schließlich vor ihm auf: „Es ist momentan aber niemand anders verfügbar. Die meisten sind durch eine grassierende Grippe völlig arbeitsunfähig. Sie kennen doch die Krankenhausvorschrift: Wer krank ist, soll zu Hause bleiben, und die Patienten nicht weiter gefährden."
„Hören sie mit der Belehrung auf. Sie sind doch schließlich da. Übernehmen sie den Fall."
„Ich habe bereits einen anderen Fall übernommen."
„Und warum lungern sie hier dann so sinnlos im Gang rum? Wollen sie in Erinnerungen schwelgen?"
„Ich kenne sie nur verletzend und griesgrämig, aber heute ist es besonders schlimm, wissen sie? Sie sind gerade unausstehlich und auch auf die Gefahr hin, dass ich sie nochmals belehre: Sie haben einen Eid geschworen, allen Kranken zu helfen und jetzt betreiben sie gezielte Selektion. Während wir hier reden, könnte die Frau auf der Intensiven bereits tot sein."
House zuckte unberührt mit den Schultern: „Ein Problem weniger. Hat sie das Schlimmste wenigstens hinter sich."
„Sie sind widerlich House, aber das wissen sie besser als alle anderen um sie herum zusammen. Sie setzen es ja auch gezielt ein."
Foreman streckte House nun bereits seit fast zwei Minuten ein Blatt Papier entgegen: Die Aufnahmepapiere. Und während House ansetzte, um Foreman eine weitere Abreibung zu erteilen, glitt sein Blick über den Kopf des Blattes. Ein Name tauchte vor seinen Augen auf, doch die Buchstaben verschwammen sofort wieder. Er blinzelte einmal und noch einmal, bis er wieder scharf sah und konzentrierte sich auf die Buchstaben und fügte sie sinnvoll zusammen. Trotz dessen, dass sie sich immer noch zu drehen schienen, konnte er eindeutig ihren Namen lesen: Keira Mills.
Gregory riss dem jungen Neurologen das Blatt aus der Hand und eilte, so schnell es ihm möglich war, den Flur hinunter direkt in Richtung Intensivstation. Eric Foreman blieb verwundert stehen. Er hatte keine Ahnung, was plötzlich in seinen Boss gefahren war, doch er schien seine Gründe zu haben. Dr. House tat nie etwas ohne Grund. Trotzdem wollte er wissen, was er gesehen hatte.
Als Gregory House auf der Intensiven ankam, spähte er in alle Behandlungszimmer, so weit die Lamellenvorhänge geöffnet waren. In einem der letzten Zimmer sah er sie. Sie lag auf einer Sanitätertrage und schien ohne Bewusstsein. Er konnte nicht alles erkennen, denn ein Teil ihres Körpers war in eine Thermodecke eingehüllt, und die Sicht auf einen anderen Teil versperrte ihm der Sanitäter an ihrer Seite. Nur anhand ihres Gesichts identifizierte er sie als Keira Mills. House war geschockt. Es war keine drei Stunden her, dass er sie gesund und munter verlassen hatte. Du meinst: geflohen bist du. Nun lag sie dort. Sie war seine Patientin geworden. Das hatte er nicht gewollt. Sie hatte im gesagt, dass sie nicht seine Patientin werden würde.
Plötzlich spürte er den stechenden Schmerz in seinem Bein erneut, der sich krampfartig den bekannten Weg durch seinen Körper direkt in den Kopf bahnte. Nicht jetzt. Verdammt. Fluchte er innerlich. Als der Sanitäter sich gerade zu ihm umdrehte, wandte sich House ab und griff mit der freien, linken Hand in seine Jackentasche und zog das filigrane Gefäß heraus, welches ihm Linderung versprach. Er nahm, wie immer, drei Pillen und schloss einen Moment die Augen. Reiß dich zusammen. Ermahnte ihn die bekannte Stimme in seinem Kopf, während er das Vicodin hinunterschluckte.
„Du hast leicht reden", murmelte er.
„Was sagten sie?"
House
drehte sich um und sah den Sanitäter vor sich, der gerade mit
seinem Kollegen und Equipment aus dem Behandlungsraum trat. Er war
jung, groß und kräftig gebaut.
"Nichts. Ich sagte
nichts. Zumindest nichts zu ihnen." House versuchte sich
zusammenzureißen und bekannt abweisend zu wirken, aber die
Vorwürfe und die Sorgen nagten an ihm: „Was ist passiert?",
fragte er, während er an dem jungen Mann vorbei in den
Behandlungsraum stürmte.
„Wir haben sie in einer Seitengasse der Manchester Street gefunden", erzählte der Sanitäter, der Greg zurück in den Behandlungsraum folgte. Nur zwei Straßen vom Pub entfernt. Fuhr es House durch den Kopf, während er begann sie zu untersuchen, auch wenn es merkwürdig war, sie zu berühren, nicht so angenehm wie noch vorhin.
„Ein anonymer Anrufer hat uns dorthin bestellt. Sie reagierte weder auf Ansprache, noch auf Schmerzreize. Verdacht auf SHT zweiten oder dritten Grades. Sie wurde augenscheinlich überfallen, vermutlich auf dem Nachhauseweg. Wir haben sie noch vor Ort im Krankenwagen intubiert."
Und du Versager bist schuld daran. House, du verdammter Mistkerl bist dafür verantwortlich, was man ihr angetan hat. Du warst nicht da, um sie nach Hause zu begleiten, wie es sich gehört hätte. Sie ist allein gegangen und wurde überwältigt und wer weiß was noch.
House schluckte schwer: „Sie können gehen. Ich komme hier gut allein klar", schickte er den jungen Mann weg. Er wollte jetzt niemanden sehen, doch so leicht sollte es nicht sein. Eine Krankenschwester, die er erst jetzt in einer Ecke des Raumes ausgemacht hatte, sprach ihn an: „Danke, dass sie den diensthabenden Arzt hier heute vertreten Dr. House."
Sie war älter als er. Vermutlich Anfang Fünfzig und hatte dieses typische Großmutterauftreten. Er wusste nichts zu entgegnen und nickte nur: „Teilen sie mir bitte ihre Ergebnisse mit, Schwester, bevor wir die selbe Arbeit zweimal machen und die Behandlung somit unnötig hinauszögern", House war überrascht wie plausibel diese Ausrede, sie nicht derart berühren zu müssen, geklungen hatte.
„Sie weißt Schürfwunden, Prellungen, sowie äußere Blessuren auf. Es scheint, dass sie sich nichts gebrochen hat…", weiter kam sie nicht, denn House fiel ihr ins Wort: „Wurde sie…", er unterbrach sich selbst und erwischte sich dabei, wie er ihren regungslosen Körper anstarrte. Er beschloss ihre Pupillenreaktion zu checken, um nicht untätig rumzustehen. Resultat war, dass beide eine normale Größe aufwiesen und auf Lichteinfall spontan reagierten. So weit, so gut.
„Nein. Es scheint sich ausschließlich um einen Raubüberfall zu handeln. Ihre Geldbörse wurde gefunden, sie war leer, bis auf den Ausweis war alles entwendet worden. Sie wachte allerdings seither nicht wieder auf", die Schwester beobachtete einen Moment lang seine Reaktion und fragte dann: „Ist alles in Ordnung mit ihnen, Doktor?"
„Natürlich. Ich bin nicht der Patient. Kümmern sie sich um sie. Ich will das ganze Programm: Monitoring der vitalen Funktionen, CCT, Blutzucker, Elektrolyte, Nierenwerte, Blutbild inklusive Hämatokrit, Toxinnachweise und bestimmen sie den Grad der Bewusstlosigkeit. Das Labor hat viel zu tun", mit diesen Worten eilte House aus dem Behandlungszimmer. Es ist alles behandelbar. Sie wird das schaffen. Beruhigte er sich selbst. Aber warum verdammt wacht sie dann nicht auf?
Gregory hatte keine Antwort auf diese Frage. Im Gegenteil: Je mehr er darüber nachdachte, umso mehr Fragen stellten sich ihm. Er beschloss, sein Team hinzuzuziehen, ganz gleich, was sie zu tun haben mochten, doch sein erster Weg führte ihn in den Herrenwaschraum für Angestellte des Krankenhauses. Nachdem er den Stock gegen eine Wand gelehnt hatte, begann er damit, sich mit beiden Händen Wasser in sein Gesicht zu schaufeln. Er wollte sich seinen Mitarbeitern gegenüber nichts anmerken lassen und ließ sich Zeit, um einen klareren Kopf zu bekommen. Das kühle Nass benetzte seine Haut und die Lippen. Er stützte sich mit den Händen am Waschbecken ab, während er einige Momente lang sein Gesicht im Spiegel betrachtete.
Wie auch schon die letzten Stunden, hingen seine Gedanken bei Keira und ihrem Gesundheitszustand, bei den unwirklich scheinenden Vorkommnissen und Zufällen in den letzten zwei Wochen seit ihrem ersten Treffen. Immer wieder spielten sich Szenen vor seinem inneren Auge ab, die er am liebsten mit Keira erlebt hätte, doch wohl nie erleben würde. Wieso glaubte er anfangs nur, dass sie sich aus einem anderen Grund als Mitleid mit ihm treffen wollte? Ihm hätte gleich klar sein müssen, dass etwas faul an der Sache war. Er hätte es vor dem Treffen merken müssen, bei dem „zufälligen" Treffen in der Einkaufspassage, dann wäre...
Sein Blick wich von seinem Gesicht zum Abfluss des Waschbeckens, in dem sich das Wasser in einem kleinen Strudel verlor. Ja. Das alles wäre vermeidbar gewesen. Er sah sich wieder eine ganze Zeit lang im Spiegel an, ohne irgendeine Regung zu zeigen. Worte wie "Idiot" und "Dummkopf" kamen ihm in den Sinn, während er sich betrachtete und seinen Griff am Waschbecken festigte. Mit einem Ruck riss er sich plötzlich los, griff nach einem Papiertuch und trocknete sein Gesicht ab.
Als er gerade aus dem Waschraum kam, lief er James förmlich in die Arme.
„Du wirst gebraucht, komm", sagte er nüchtern und Wilson tat wie ihm geheißen. Er folgte Gregory, der währenddessen Nachrichten an sein Team mit Hilfe des Pagers versandte.
Alle fünf trafen fast zeitgleich im Besprechungsraum ein und Chase, Cameron und Foreman blickten ihren Chef verwundert an.
„Er sieht irgendwie krank aus", flüsterte Chase Dr. Cameron zu.
„Krank ist gar kein Ausdruck. Diese Augenringe", erwiderte Allison, wurde aber von House gleich unterbrochen: „Ich weiß, dass es ihnen mitunter schwer fällt, ihr Collegegelaber abzustellen, aber solange sie nicht einmal wissen, worum es geht, bitte ich sie inständig ihre sinnlosen Spekulationen zu unterlassen. Falls sie es übersehen haben: Auf meiner Visitenkarte steht „Dr.". Das steht für: Doktor, nicht für Dreher, Dramaturg und auch nicht für Drogensüchtiger. Haben die zwei Lästerschwestern in der letzten Reihe das verstanden?"
Alle Anwesenden schwiegen, als sie bemerkten, dass House heute nicht nur schlecht gelaunt, sondern anscheinend mehr als verstimmt war.
„Wir haben eine Patientin. Keira Mills, 34", während er sprach, beobachtete House sein Team ganz genau, doch keiner zeigte eine Reaktion. Weder Chase, noch Cameron, Foreman, oder Wilson schienen sie zu kennen.
Seit wann interessiert sich Dr. House für Namen? Schoss es Chase in den Sinn, doch seine Gedanken wurden unterbrochen, als House seinen Vortrag fortsetzte:
„Sie wurde von Sanitätern in einer Seitengasse der Manchester Street gefunden, überfallen und schwer verletzt. Die Wunden konnten weitestgehend behandelt werden, doch seit sie aufgefunden wurde, hat sie ihr Bewusstsein nicht wiedererlangt. Momentan warten wir auf die Laborwerte, bevor wir Schritte einleiten können, die Bewusstlosigkeit zu durchbrechen. Chase, sie und Cameron sind im Labor eingeteilt. Gehen sie den Laborratten da unten zur Hand und piepen sie mich an, wenn die Ergebnisse da sind. Foreman, sie…"
„Moment mal", unterbrach Foreman Gregorys Redefluss, „Wir haben alle unsere eigenen Fälle. Wenn es ihnen entfallen sein sollte: Momentan gibt es einen Engpass im Krankenhaus, was das Personal angeht, und sie wollen gleich fünf Ärzte auf eine Patientin ansetzen?", er blickte seinen Vorgesetzten zweifelnd an und suchte auch den Augenkontakt mit seinen Kollegen. Er wusste jedoch nichts zu erwidern, als House nur trocken entgegnete: „Ja, und wenn sie mich nun meinen Satz beenden lassen würden", er holte tief Luft: „Foreman, sie benachrichtigen ihre Eltern."
„Und was ist mit einem Mann, Kindern oder dergleichen?", fragte Eric spöttisch und hätte House ungewollt fast dazu gebracht, sich zu verplappern und zuzugeben, dass er wusste, dass es niemanden gab, außer ihren Eltern. Doch dieser kriegte gerade noch die Kurve und antwortete: „Eben alle, die sie finden können."
Er selbst machte sich auf den Weg aus dem Besprechungsraum und humpelte in Richtung seines Büros. Bis er dort ankam war, hatte er nicht bemerkt, dass ihm jemand gefolgt war. Erst als er die Tür seines Büros schließen wollte, um mit sich und seinen Gedanken allein zu sein und eine Behandlung für Keira zu finden, bemerkte er, dass James ebenfalls eingetreten war.
House atmete hörbar aus und schloss dann die Tür. Er wusste, dass er sich gleich wieder eine Frage-Antwort-Runde mit Wilson würde liefern müssen.
„Was ist los mit dir?", fragte dieser, als die Tür ins Schloss gefallen war.
„Was meinst du?", versuchte Gregory aufgesetzt freundlich auszuweichen.
„Ich meine dein Benehmen eben. Was ist los mit dir? Du und dieses Engagement um eine Patientin? Gib zu, das wirkt bizarr. Die Krone für Foreman, Chase und Cameron war aber mit Abstand, dass du sogar den vollen Namen der jungen Frau, inklusive des Alters wusstest. Irgendetwas stimmt mit dir nicht und ich bin hier, um zu erfahren was. Du hast viel Zeit mir alles zu erklären, die Laborergebnisse werden noch einen Moment auf sich warten lassen", mit diesen Worten ließ sich James in den Sessel auf der anderen Seite von House Schreibtisch fallen und blickte ihn erwartungsvoll an.
Gregory, der wusste, dass er diesen Raum nicht ohne Details zu nennen verlassen könnte, wandte sich zum Fenster, um den Blicken seines Freundes zu entgehen und fixierte stattdessen die scheinbar immerwährende Dunkelheit auf der anderen Seite der Scheibe. Er ließ die Schultern hängen und stützte das ganze Gewicht auf seinen Stock: „Ich bin schuld, dass sie hier ist", gestand er schließlich tonlos.
„Wie meinst du das?", Wilson wurde hellhörig. Mit so etwas hatte er bei Weitem nicht gerechnet.
„Ich war nicht auf der Beerdigung meiner Tante", gab Greg zu und staunte nicht schlecht, als Wilson antwortete: „Ich weiß, du hast ja nicht mal eine. Keine Sorge, ich hab Cuddy nichts verraten. Aber, lass dich nicht unterbrechen: Erzähl weiter."
„Ich war heute 20 Uhr mit Keira Mills in einem Pub, zwei Straßen vom Ort des Überfalls entfernt, verabredet", gab er zu.
„Lass mich raten. Du hattest Angst, bist nicht erschienen, sie ist wieder gegangen und dabei wurde sie überfallen", vermutete James.
„Nein. Ich war da. Wir haben was getrunken, uns unterhalten", Gregory verstärkte den Griff um seinen Stock, ohne zu bemerken, dass sich die Haut über seinen Knöcheln, bereits weiß färbte, „und dann bin ich gegangen."
„Einfach so?"
„Nein, verdammt, nicht einfach so", House wirbelte herum und seine Stimme wurde lauter: „Ich bin abgehauen, förmlich geflohen vor dieser Frau, und ich kann nicht sagen warum. Sie ist die Frau, die ich mir in einsamen Stunden, abends in meinem Bett vorstelle, wie sie neben mir liegt. Sie ist die Frau, die in meinen Phantasien und Tagträumen hier durch die Tür in mein Büro spaziert und alle Hüllen fallen lässt, verstehst du? Und ich Idiot haue einfach ab und überlasse sie ihrem Schicksal. Der heutige Abend war einfach perfekt, und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass jemand wie sie sich ernsthaft für mich interessiert. Du hast sie nicht gesehen. Sie hatte, sich rausgeputzt, für mich. Für einen Krüppel, den sie ihren Eltern doch nicht allen Ernstes als Freund und Vater ihrer Kinder vorstellen kann. Ich war überzeugt, dass einer von euch, Cuddy, Foreman, oder du sie mir geschickt hat, um mich abzulenken. Mich, den armen Gregory House, der keine Frauen in Eigeninitiative kennenlernt", äffte er.
„Mach dich nicht immer schlechter als du bist. Du entschuldigst viel zu viel mit deinem Bein. Du bist doch deswegen nicht vom Markt. Ich habe sie dir definitiv nicht geschickt. Du weißt, dass ich mich da nicht einmische. Warum kann eine Frau dich nicht attraktiv finden?", wollte Wilson wissen.
„Zur Hölle, weil sie jeden haben könnte", mit diesen Worten ließ er sich in seinen Sessel, gegenüber von Wilson fallen und warf den Kopf in den Nacken. Nachdem er die Augen geschlossen hatte, sprach er weiter: „Dann waren es Cuddy, oder Foreman, dieser Buschjunge."
„Wieso muss sie jemand geschickt haben, Greg?"
„Weil alles zusammenpasst. Ihr Fall über meinen Stock. Das zufällige Treffen in der Stadt, mitten in der Einkaufpassage, durch die ich fast täglich laufe", er konnte nicht weiterreden, da Wilson ihn erneut unterbrach: „Ihr Fall über deinen Stock? Du meinst die Frau von vorletzter Woche? Die, die mitten in der Eingangshalle gestolpert ist? Sie ist diese besagte Keira Mills?"
„Genau, sie ist es", bestätigte House atemlos und rieb sich seine Stirn.
„Oh. Wow", war alles was James hervorbrachte, „Sie ist sogar mir im Gedächtnis geblieben."
Bei diesen Worten, schnellte Gregorys Kopf in die Höhe: „Was meinst du?"
„Ich meinte, dass sie echt", er stockte kurz, „eine verdammt attraktive Frau ist."
„Ach nein? Wirklich? Verdammter Idiot. Sag es ihr doch, wenn sie denn überhaupt wieder erwacht. Ich kümmere mich derweil um Letzteres", er stemmte sich aus seinem Sessel und ging zur Tür.
„So war das nicht gemeint. Das weißt du", versuchte ihn Wilson zu beschwichtigten und sprang auf, um die Tür noch einen Moment lang zu versperren, bevor sein Freund auf den Flur und aus seinem Blickfeld flüchtete: „Ich meinte, dass ich dich verstehe: Deine Gedanken und Mutmaßungen, und ich werde versuchen, etwas für dich rauszufinden, aber im Tausch dafür musst du mir versprechen, auch mal in Betracht zu ziehen, dass du gar nicht so eine schlechte Partie bist."
Ohne eine Reaktion oder Antwort, schob House die Hand seines Freundes von der Klinke und verließ den Raum.
Weiter in Kapitel 3
