Kapitel 7
Wilson überließ Foreman und dem Polizisten den ruhiggestellten Sam und eilte zurück in Keiras Zimmer als er ihre Rufe hörte. Wieder im Raum entdeckte er sie mit Gregory am Boden, wie sie ihn versuchte bei Bewusstsein zu halten. Doch anscheinend gelang es ihr nicht. Während James sich auf den Boden vor ihnen kniete und sich Gregory zuwandte, verdrehte dieser zunehmend die Augen und ließ sich beinahe von seinem Trauma übermannen.
„Hey Greg, schön bei Bewusstsein bleiben, ja! Hey!", sprach Wilson mit lauter Stimme zu ihm und setzte auf dessen Brustbein einen leichten Schmerzreiz, worauf Greg auch sofort mit einem Aufstöhnen reagierte. Der Sturz vorhin, addiert mit dem kleinen Zusammentreffen mit Sams Faust, schien ihm doch etwas zugesetzt zu haben, auch wenn er es nicht zugeben würde.
„Was ist gerade passiert?" wollte Wilson von Keira wissen, die Gregs Zusammenbruch mitbekommen haben musste.
Sie schien wie in Trance, während sie nachdachte. Sanft hielt sie immer noch seinen Kopf in ihren Händen und strich ihm leicht durch´s Haar: „Er ist plötzlich zusammengesackt... einfach so, nachdem Sie mit Sam den Raum verlassen hatten."
Sie sah Wilson kurz an bevor sie ihren Blick wieder auf Greg richtete. „Ich konnte ihn gerade noch halten und seinen Sturz etwas abfangen. Er muss fürchterliche Schmerzen haben..."
Fast wie abgesprochen, verzog Greg sein Gesicht just in diesem Moment zu einer schmerzerfüllten Miene, als gerade Foreman das Zimmer betrat und die drei vorfand.
„Holen sie eine Trage", wies ihn Wilson an und Eric verließ den Raum wieder, um wenig später mit der gewünschten Trage zurückzukehren. Er und James hievten House daraufhin auf das Transportmittel und gefolgt von Keira, brachten sie ihn in einen nebenliegenden Raum.
Während sie das Zimmer wechselten, sah Keira noch, wie zwei Polizeibeamte, mit Hilfe von zwei Schwestern, gerade Sam den Korridor entlang in Richtung Fahrstuhl brachten und sie spürte deutlich ihre Erleichterung. Dieser Tag war bisher einfach die Hölle gewesen.
„Er reagiert auf Ansprache und Schmerzreiz, ist aber ziemlich benommen", klärte Wilson seinen Kollegen über den derzeitigen Bewusstseinszustand ihres "Patienten" auf und zückte die Pupillenleuchte. „Pupillen sind rund, isokor und reagieren prompt auf Lichteinfall", stellte der Mediziner beruhigt fest. „Herzfrequenz liegt bei 100", fügte Foreman noch zu den Daten hinzu.
Keira beobachtete die Szenerie aus etwas Entfernung, doch am liebsten hätte sie nicht nur hilflos rumgestanden. Wilson sprach House weitere Male an, doch eine adäquate Antwort erhielt er bis hierhin nicht. Viel zu sehr war Greg mit den Schmerzen beschäftigt, die beinahe schon die chronischen Schmerzen in seinem Bein als Lappalie erscheinen ließen. Sein Kopf dröhnte, als hätte er die letzten Wochen durchgesoffen und sein Gesicht fühlte sich an, als wäre es mit einem Auto kollidiert. Seine Hand schmerzte noch immer von dem Whiskeyglas vorhin, doch es war auszuhalten.
„Sie sollten in ihr Zimmer zurückkehren", hörte Keira Foreman sagen, doch sie widersprach energisch: „Ich würde lieber hierbleiben."
„Das kann ich mir vorstellen, aber momentan helfen sie ihm mehr, wenn sie selbst wieder völlig gesund werden", versuchte Eric sie zu beruhigen.
„Aber ich…", wollte sie erneut ansetzen, doch der junge Arzt unterbrach sie: „Nichts aber", lächelte er, „Ich bringe sie zurück in ihr Zimmer, schließe sie erneut an das EKG an und wenn es etwas Neues von ihm zu berichten gibt, werde ich es ihnen sofort sagen, in Ordnung?"
Keira nickte nur stumm und ließ sich ins andere Zimmer geleiten, jedoch nicht, ohne noch einmal nach Greg zu sehen. Er hatte den Kopf leicht gedreht und sah sie direkt an doch Keira konnte ihm nur noch verhalten zuwinken und hob leicht ihre Hand, während sie die Lippen zu einem feinen Strich zusammenpresste.
Im Nebenraum angekommen, half Foreman ihr zurück auf das Bett und schloss sie wieder an das EKG an.
„Sie sagen mir bescheid, wenn…", wollte Keira sicherstellen.
„Das mache ich. Versprochen. Aber jetzt ruhen sie sich aus. Wir kümmern uns um Dr. House."
Mit diesen Worten ging er hinaus und verschwand in die Richtung, aus der beide gekommen waren. Wilson behandelte zu dieser Zeit bereits Gregs Verletzungen, wozu auch eine aufgeplatzte Lippe gehörte, während dieser versuchte ihm klarzumachen, dass alles in Ordnung war.
„Höööhhhr zuuuu. Mmmmir gehhht es guuut", lallte House.
„Deine Art dich zu artikulieren lässt anderes vermuten, Greg", widersprach James.
„Aaach komm hööör auuuf mmmich zuu bemutteeern. Iiiich weiiiß, wann miiiit miiir allllles in Oooordnung iiiiist."
„Sagte der Mann, der sein Wiskeyglas zerdrückt, sich den Kopf prellt und anschließend verprügeln lässt", war alles, was Wilson erwiderte. Er konnte Greg nur mit Mühe davon abhalten sich aufzurichten und drückte ihn bereits zum dritten Mal wieder zurück auf das Bett: „Du wirst hier liegen bleiben. Mindestens eine Stunde und wirst nicht eher aufstehen, bis ich das abgesegnet habe. Solange wirst du deinen Brummschädel ausruhen und zu Kräften kommen."
Diese Ansage schien ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben, denn House schwieg einen Moment lang und es sah aus, als ob er über das Gesagte nachdachte. Schließlich blickte er seinen Freund an: „Wo ist sie?", fragte er plötzlich völlig klar.
„Keine Sorge. Foreman bringt sie gerade in ihr Zimmer und schließt sie wieder an das EKG an. Wir behalten sie noch mindestens einen Tag zur Beobachtung hier."
„Mmmmh", war alles, was Gregory über die Lippen brachte, kurz bevor er die Augen schloss und in einen tiefen Schlaf fiel.
„Geht doch", stellte James fest und lächelte. In diesem Moment betrat Foreman den Raum und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: „Schläft Rambo?"
„Ja und zwar noch eine Weile", gab Wilson zufrieden an und zeigte Eric eine leere Diazepam Spritze.
4 Stunden später…
Gregory erwachte und blickte direkt in die grelle Deckenbeleuchtung des Zimmers. Es musste für die Patienten grausig sein, direkt nach dem Aufwachen derart geblendet zu werden. House spürte Übelkeit und Schwindel in sich aufsteigen und er versuchte sich aufzurichten, doch es blieb vorerst bei einem Versuch. Er ließ sich also zurücksinken und schloss einen Moment lang die Augen, um sich zu sammeln. Danach folgte ein zweiter Versuch. Als Greg sich schließlich aufgesetzt und die Beine über den Rand des Bettes geschoben hatte, suchte er mit Blicken nach seinem Stock. Als er ihn nicht ausmachen konnte, schossen die Bilder der vergangenen Stunden in seinen Kopf. House erinnerte sich, dass er in Keiras Zimmer zusammengebrochen war und rieb sich die Stirn, um die Schmerzen wegzumassieren. Er konnte sich sogar daran erinnern, dass er sie umarmt hatte – dass sie ihn umarmt hatte. Heißt dass, dass sie mir verziehen hat, oder war es nur die Freude darüber gewesen, dass ich Samuel außer Gefecht gesetzt habe? Möglicherweise wäre alles viel schlimmer gekommen. Meine Gehirnerschütterung und die aufgeplatzte Lippe sind ein recht niedriger Preis im Vergleich damit, was hätte passieren können. Jacobs wäre zu ihr gelangt und hätte sie womöglich getötet oder schwer verletzt, bis jemand dazwischen gegangen wäre. Aber warum? Was hat ihn derart wütend gemacht? War es nur der Fakt, dass sie mit mir essen war? Es muss da noch mehr geben, dachte Gregory und schob sich langsam von der Bettkante, um sich seinen Weg ohne Stock aus dem Raum zu bahnen. Er verließ das Zimmer, trat vor die geschlossene Nebentür und klopfte leise. Von drinnen hörte er Stimmen und wollte gerade Kehrt machen, als er Keiras Stimme rufen hörte: „Ja, bitte."
House holte tief Luft und drückte die Klinke bis zum Anschlag hinunter, um dann die Tür aufzumachen. Drei Augenpaare, davon zwei sehr neugierig dreinblickende, begutachteten den Ankömmling.
„Hi", sah Greg Keiras Lippen formen, doch kein Ton verließ ihren Mund.
„Wunderschönen guten…", Greg schaute auf die Uhr und ergänzte, „…Tag."
„Mom, Dad, dass ist…", wollte Keira Greg ihren Eltern vorstellen, doch dieser unterbrach sie hastig: „Dr. Gregory House, sehr erfreut", mit diesen Worten griff er nach seinem Stock, der mittlerweile auf dem Besucherstuhl neben Keiras Bett lag und stützte sich darauf: „Ich bin der behandelnde Arzt ihrer Tochter."
„Sie?", fragte Mr. Mills ungläubig, „Sie brauchen doch selbst einen Mediziner." Mit diesen Worten wies er auf Greg, der nun an sich hinuntersah und erkannte, welchen Eindruck er zu machen schien: Die Hand verbunden, die Lippe blutig, Haare zerzaust, humpelnd und stoned wirkend, stand er Keiras Eltern gegenüber.
„Greg…", setzte Keira zu einer Erklärung an, doch wieder unterbrach House sie. Er wollte nicht, dass ihre Eltern erfuhren, wer er noch war, einmal abgesehen vom Arzt ihrer Tochter: „Schon in Ordnung. Wissen sie, ich habe eine verdammt miese Nacht hinter mir: Ich benehme mich wie ein Idiot woraufhin jemand verletzt wird, der mir sehr wichtig ist. In meiner blinden Freude darüber schneide ich mich an ein paar Scherben, nachdem ein Glas in meiner Hand in seine Einzelteile zerspringt. Als ob das nicht genug wäre, stoße ich mir den Kopf und ein Irrer rammt mir seine Faust ins Gesicht, kurz bevor er sich aufmacht ihre Tochter zu töten. Zu guter Letzt verpasse ich diesem Wahnsinnigen eine Spritze, die ihn ins Land der Träume schickt und momentan sitzt er vermutlich halluzinierend und ausrastend in einer Zelle im hiesigen Department. Ich würde einfach gerne festhalten wollen, dass ich in den vergangenen zwölf Stunden nicht im Entferntesten dazu gekommen bin, mein sonst tadelloses Aussehen zu richten. So und nun dürfen sie mich fragen, was ihrer Tochter fehlt."
Ungläubig starrten Keiras Eltern den ungepflegten Mann in dem Zimmer ihrer Tochter an, der sich auch noch als ihr behandelnder Arzt ausgab. Ihre Mutter schien über die Worte "töten" und "Wahnsinniger" nachzudenken, während sich ihr Vater als erstes wieder fing und anfing Gregory ein paar Fragen zu stellen, nachdem er sich geräuspert hatte: „Nun, wir wissen bereits von Keira, dass sie angeblich überfallen wurde."
„Das angeblich können sie getrost weglassen. Ihre Tochter leidet an retrograde Amnesie. Sie kann sich, vermutlich auf Grund des Schocks, nicht an die traumatischen Ereignisse erinnern. Ein wenig Kopfweh wird alles sein, was sie noch ein paar Tage begleitet. Wir behalten sie noch einen Tag hier in der Klinik und überwachen ihre Vitalfunktionen, anschließend kann sie dann zurück nach Hause", mit diesen Worten wandte sich House um, nicht ohne noch einmal Keiras Blick zu suchen und wollte gerade den Raum verlassen, als er sie ihn zurückrufen hörte: „Dr., Hätten sie noch einen Moment?"
Greg hielt inne und dachte einen Moment lang nach, doch dann entschloss er sich, zu bleiben.
„Mom, Dad, würdet ihr uns einen Moment entschuldigen. Unten soll es eine unglaublich gute Cafeteria geben", versuchte Keira ihre Eltern auf diplomatischem Wege aus dem Zimmer zu schicken.
„Aber Schatz…", wollte ihre Mutter protestieren und warf noch einmal einen misstrauischen Blick auf den scheinbar verwahrlosten Mann neben der Tür.
„Kein aber, geht und holt euch einen Kaffee und esst etwas Kleines. Ich werde nicht weglaufen, versprochen, aber nach eurer langen Reise, habt ihr sicherlich Hunger", ermutigte sie ihre Mutter. Sie wechselte mit ihrem Vater kurze Blicke. Kurz darauf schob Mr. Mills seine Frau aus dem Raum und schloss die Tür. Keira war sich sicher, dass er etwas ahnte, es ihrer Mutter aber nicht auf die Nase binden würde.
Endlich allein im Zimmer, hörte Keira Greg hörbar ausatmen und sie sah, wie er die Schultern hängen ließ, während er erst zu Boden und schließlich zu ihr aufblickte.
„Hey", flüsterte sie, „Du siehst nicht gut aus. Ich habe Dr. Foreman die ganze Zeit gefragt, wie es dir geht, aber er meinte nur, dass du immer noch tief und fest schlafen würdest."
„Wilson hat mir etwas verabreicht. Ich schätze Diazepam und das hat mich eine Weile außer Gefecht gesetzt."
Immer noch hielt Greg gebührenden Abstand, bis er jedoch sah, dass Keira ihm ihre Hand entgegenstreckte. Er zögerte einen Moment lang, setzte sich aber schließlich in Bewegung und ergiff ihre Hand, um sich anschließend auf den Stuhl neben ihrem Bett sinken zu lassen.
„Ich konnte mich noch gar nicht bei dir bedanken", stellte Keira fest.
„Wofür? Dafür, dass ich mir von diesem Kerl die Fresse habe polieren lassen?", fragte House, nicht ohne einen ironischen Unterton in der Stimme.
„Nein. Dafür, dass du ihn außer Gefecht gesetzt und mich vor Schlimmerem bewahrt hast", antwortete sie ernst.
Greg zögerte und schien darüber nachzudenken: „Wer war der Kerl? Und was wollte er von dir?", stellte er die Fragen, die ihn schon beschäftigten, seit er Samuel Jacobs das erste Mal begegnet war.
„Mich heiraten", antwortete Keira trocken.
„Das ist alles?", hakte Greg nach und Keira bestätigte: „Das ist alles."
„Du hast nein gesagt", kombinierte House.
„Ja. Das war vorgestern. Er rief mich an und wollte mit mir reden, obwohl wir schon seit einiger Zeit keinen Kontakt mehr hatten und ich habe einem kurzen Treffen zugestimmt, da er meinte, es wäre wichtig. Na ja,… er hielt um meine Hand an und ich wies ihn ab. Daraufhin stürmte er aus dem Lokal und…", Keira hielt inne, „Liegt es an mir, dass alle Männer vor mir fliehen?", scherzte sie und beobachtete, wie Greg gequält lächelte.
„Nein. Es liegt nicht an dir", widersprach er daraufhin und spürte, wie ihre Hand, die in seiner lag, nach dem Verband tastete: „Wie ist das passiert?
„Ein Glas ist in meiner Hand zerbrochen."
„Einfach so?", hinterfragte Keira skeptisch.
„Ich hab vielleicht ein bisschen fest zugedrückt, als ich einen Schluck trinken wollte", gestand er daraufhin und spürte, wie ihre Finger über seine Handfläche glitten. Beide schwiegen einen Moment lang, bis Greg schließlich die Augen schloss und seinen Kopf auf Keiras Bett sinken ließ. Mit der Stirn auf dem Laken gelegen, tankte er einen Augenblick lang Kraft und ihn überkam ein vertrautes Gefühl, als Keira ihm durch sein Haar fuhr.
„Es tut mir leid", flüsterte House in die Bettwäsche, doch sie hatte ihn genau verstanden. Er hatte gerade den Kopf wieder gehoben und wollte weiterreden, als sie ihm sanft einen Finger auf die lädierten Lippen legte: „Ist schon gut. Ich möchte daran nicht denken und ich möchte auch nicht, dass du dir die Schuld daran gibst, was passiert ist. Es hätte auch an einem anderen Tag geschehen können."
„Aber es ist an dem Abend passiert, als wir miteinander aus waren. Ich hätte nicht gehen dürfen, so verwirrt und wütend ich auch war, es war falsch dich allein zu lassen…", wieder spürte er ihre Finger auf seinem Mund und schwieg.
„Genug für heute", entschied Keira und strich ihm über seine Wange, „Wie wäre es mit einem zweiten Versuch? Natürlich nur, wenn du das willst."
Greg blickte sie verwundert an, sie wollte ihn tatsächlich immer noch wiedersehen: „Und ob ich das will", gestand er und Keira lächelte: „Das hatte ich gehofft."
Mit einem Blick auf die Uhr, stand House hastig auf: „Ich sollte gehen. Deine Eltern müssten bald wiederkommen. Sie sollten mich nicht unbedingt noch mal hier sehen müssen. Das erste Mal war schon einmal zu viel für deine Mutter."
Keira ergriff seinen linken Arm und hielt ihn fest, um ihn kurz danach zu sich zu ziehen. Er setzte sich zu ihr auf die Bettkante und fixierte ihre Augen mit traurigem Blick. „Das ist mir egal. Es war mir vorhin schon egal, was sie dachten", flüsterte sie und House spürte kurz darauf ihre Lippen auf seinen. Zärtlich erwiderte er den Kuss und Keira legte ihre Arme um seinen Hals, während sich Greg auf ihrem Bett abstützte.
Keiner von beiden bekam mit, dass sich die Tür zum Zimmer geöffnet und zwei Paar Augen hineingeschaut hatten, nur um kurz darauf die Tür wieder zu schließen.
„Kein Wort Martha", kam Mr. Mills seiner Frau zuvor, die gerade ansetzen wollte zu protestieren, „Sie ist alt genug", verteidigte er seine Tochter und ihre augenscheinliche Wahl, was Männer anging.
„Das kann doch nicht dein Ernst sein Richard, diesen ungepflegten Mann da drinnen kannst du doch nicht gutheißen", wollte Mrs. Mills entgegensetzen, doch ihr Mann schob sie stattdessen wieder den Flur hinunter und brachte so einige Meter zwischen Dr. House und seine Frau.
Nur wenige Minuten später, beobachteten die Mills, wie Gregory House das Zimmer ihrer Tochter verließ und machten sich auf den Weg zu ihr. Kaum hatten sie geklopft und waren eingetreten, ergriff ihr Vater das Wort: „Wirklich eine sehr nette Cafeteria da unten."
„Ach Richard, hör auf abzulenken. Wir haben euch gesehen", platzte es aus Martha Mills heraus.
„Ja, und?", fragte Keira.
„Ja, und?", wiederholte ihre Mutter die Frage, „Weiß Sam davon? Ich meine, ihr seid doch immerhin ein…"
Keira unterbrach Martha und stellte klar: „Sam und ich sind nicht zusammen. Nicht mehr. Schon seit fast einem halben Jahr, aber ich wollte euch nicht damit bedrücken, dass eure mittlerweile 34 Jahre alte Tochter es noch immer nicht geschafft hat eine dauerhafte Beziehung zu führen. Es war nicht gelogen. Dr. House ist mein Arzt, aber wir waren gestern Abend auch miteinander aus. Ich mag ihn sehr, wirklich, und du wirst mir das nicht kaputt machen, Mutter."
„Das ist sicherlich nur Mitleid, Liebes, das geht vorbei. Du kannst diesen verzottelten, humpelnden Kerl doch nicht einem Mann wie Sam vorziehen", protestierte Martha.
„Einem Mann, der mich nicht liebt, sondern als sein Eigentum betrachtet und mich zudem heute morgen umbringen wollte? Doch, das kann ich und das tu ich auch."
„Das kann ich nicht glauben", Martha bedeckte ihren Mund geschockt mit ihrer rechten Hand und Richard lauschte entsetzt den Worten seiner Tochter. Hatte sie wirklich gerade gesagt, dass Sam sie umbringen wollte? Noch bevor er nachhaken konnte, setzte Keira ihren Vortrag fort: „Ihr beide solltet nach Phoenix zurückkehren und ich lebe mein Leben hier so, wie ich es will. Ich komme euch demnächst besuchen. Mit oder ohne Begleitung." Keira war traurig über den Verlauf des Gesprächs und das Verhalten ihrer Mutter. Sie wollte momentan allein sein und ihr Vater schien das zu ahnen. „Wir werden noch nicht abreisen, das verstehst du sicher, aber wir werden dich eine Weile in Ruhe lassen und uns für die nächste Nacht ein Hotel suchen. Schlaf gut mein Engel", Richard hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und begleitete seine geschockte Frau nach draußen. Er würde auf die Erklärung mit Sam noch etwas warten müssen, doch das war kein Problem. Er spürte, dass sie hier in guten Händen war und er selbst müsse sich zunächst einmal um seine Frau kümmern, der das ganze doch sehr an die Nieren ging.
Richard und Martha Mills machten sich auf den Weg das Krankenhaus auf direktem Wege zu verlassen, um sich eine kleine Pension oder ein Hotelzimmer zu suchen. Als sie gerade die Eingangshalle durchquerten, platzte es aus Martha heraus: „Wie kann sie mir das nur antun?", rief Mrs. Mills außer sich und blieb mitten in der Halle stehen.
„Was hat das mit dir zu tun Schatz? Es ist ihr Leben. Lass Keira ihre Entscheidungen doch endlich allein treffen. Was denkst du, warum sie in eine Stadt gezogen ist, die 3500 Kilometer von uns entfernt liegt?"
„Ach hör doch auf. Sie wird immer mein kleines Mädchen sein."
„Aber damit verschreckst du sie und wir verlieren sie ganz."
„Du willst mir doch nicht sagen, dass ich ihre Beziehung zu dieser Geschmacksverirrung von Mann einfach so hinnehmen soll."
„Was bleibt dir anderes übrig?"
„Ich werde sie zur Vernunft bringen, wenn sie aus dem Krankenhaus kommt", antwortete Martha energisch.
Während sie weiterhin in der Halle standen, bemerkte keiner von ihnen, die junge, dunkelhaarige Frau, die festen Schrittes selbige durchquerte, jedoch in die entgegengesetzte Richtung und einen Moment lang innehielt, als sie die letzten Fetzen des Gesprächs der beiden mitbekam, welches sich um Dr. Gregory House zu drehen schien:
„Dieser Dr. House ist ein furchtbarer Mensch. Er sieht aus wie ein Obdachloser und überall am Körper hat er Wunden, Verletzungen oder Verbände. Er wirkt wie ein Schläger aus irgendeiner Gosse und unfreundlich ist er auch", beschwerte sich Mrs. Mills.
Als Richard mehr und mehr das Gefühl hatte, dass alle um ihn herum sie beide beobachteten, schob er seine Frau langsam weiter in Richtung Ausgang. Die ganze Situation wurde ihm langsam unangenehm.
Lisa Cuddy hingegen, die nun einiges gehört hatte, was ihr nicht gefiel, machte sich auf den Weg in ihr Büro. Sie würde nur schnell ihre Sachen ablegen und anschließend Dr. House aufsuchen, um ihn zu fragen, was er mit diesem Paar angestellt hatte. Man konnte ihn auch nie allein lassen, ständig bedurfte er ihrer Aufsicht.
Weiter in Kapitel 8
