Author´s Note: Achtung! R-16 Szenen – Gewalt.

Kapitel 11

Auf dem Weg nach Hause genoss Greg die warmen Sonnenstrahlen, die sich zwischen ein paar Wolken hindurch den Weg zur Erde bahnten. Am liebsten wäre er heute gar nicht erst aufgestanden - wie jeden Tag. Seine Jacke hatte er sich locker über die Schulter gehängt, als er unten aus Keiras Haus trat, doch auf dem Campus der Universität Princeton wurde es ziemlich kühl und die Sonne verzog sich auch recht zügig hinter einer größeren Wolke. So wie es aussah, würde es vermutlich in ein paar Minuten anfangen zu regnen, sodass House sich dazu entschloss, seine Jacke doch lieber überzuziehen. Er lehnte seinen Stock an eine Bank neben sich und schlüpfte in seine Jacke hinein. Als er sie gerichtet hatte, ergriff er seine Gehhilfe wieder und ging ein paar Schritte weiter, bis ihm auffiel, dass etwas fehlte.

Nervös durchsuchte er jede Tasche, doch er fand es nicht: Sein Vicodin. Verdammt! Dachte er sich. Ich muss es bei Keira vergessen haben... Er hätte sich ohrfeigen können. Nun würde er sich mit Sicherheit etwas ausdenken müssen, wie er ihr geschickt seinen hohen Schmerzmittelkonsum erklären konnte.

Wenigstens habe ich vorhin welche genommen... dachte er sich. So sollte er die nächsten Stunden einigermaßen schmerzfrei überstehen können. Automatisch griff Greg sich an seinen rechten Oberschenkel und massierte ihn etwas. Wie hatte er das Herausfallen nur nicht bemerken können? Ich sollte zurückgehen und die Pillen holen. Mit etwas Glück hat Keira sie noch nicht gefunden und ich habe mehr Zeit mir eine geeignete Erklärung einfallen zu lassen. Oder habe ich es unterwegs verloren? Ein Gedanke, der Greg durchaus besser gefiel.

Nachdem er gegangen war, hatte Keira beschlossen, in ihrer Wohnung etwas aufzuräumen, doch vorher zog sie sich um. Im Schlafzimmer ließ sie das Handtuch, welches sie immer noch um den Körper getragen hatte, auf ihr Bett fallen und öffnete den Schrank, um sich bequeme Sachen herauszusuchen. Bekleidet mit einer kurzen schwarzen Hose und einem blauen Shirt, begann sie damit die Bettdecken und Kissen aufzuschütteln, die noch vom Vorabend ungeordnet auf der großen Matratze lagen. Anschließend sortierte sie die Schals aus dem Haufen unter der Garderobe im Flur heraus, um sie über einen der Haken zu hängen. Als sie gerade den Letzten aus den Falten der Wolldecke herauszog, hörte Keira ein leises Klappern. Ihre Aufmerksamkeit war geweckt und sie hob das Stück Stoff vom Boden auf, um es zusammenzulegen, als ein kleines, längliches Gefäß auf sie zukullerte.

Greg ließ von seinem Bein ab und blickte auf die Uhr. Es würde knapp werden, aber wenn er von ihr aus gleich zum Krankenhaus gehen würde, könnte er noch pünktlich dort erscheinen - sofern es ihm überhaupt wichtig war pünktlich in der Höhle des Löwen aufzukreuzen.

Der Himmel hatte sich mittlerweile vollkommen zugezogen. Es wurde regelrecht finster und verdammt kalt. Ein paar einzelne Regentropfen fielen herab und benetzten den Boden. Das hatte ja so kommen müssen.

Gregory machte Kehrt und hatte noch nicht einmal einen Fuß vor den anderen gesetzt, als er unsanft von einer entgegenkommenden Gestalt im Vorbeigehen angerempelt wurde.

„Können sie nicht aufpassen?" schimpfte er, rieb sich die Schulter und sah dem Mann kurzzeitig grimmig hinterher. Dieser schien gut auf das Unwetter vorbereitet zu sein, da er sein Baseballcap tief in die Stirn gezogen hatte und eine Art Regenjacke trug.

Greg bemerkte im Weitergehen nicht, wie sich der Mann umgedreht hatte und ihm ein paar Schritte gefolgt war.

„Ich denke, du solltest dich entschuldigen", drang dessen tiefe Stimme an House´ Ohr. Greg wusste zunächst nicht, ob er gemeint war, doch beim Umschauen konnte er niemanden anderes in der näheren Umgebung ausmachen. Er drehte sich jedoch nicht um und reagierte auch sonst nicht auf die Anmache des Fremden, sondern ging einfach weiter. Idiot. Beschimpfte er ihn aber in Gedanken.

Dass House nicht reagierte, schien dem Mann nicht zu gefallen, da er nun schnellen Schrittes zu Greg aufschloss, ihm im geeigneten Moment seinen Stock aus der Hand riss, und ihm diesen mit voller Wucht in den Rücken rammte.

Keira drehte das orangefarbene Gefäß in ihrer Hand hin und her. Sie war sich sicher, dass es ihr nicht gehörte. Überhaupt hatte sie nur wenige Medikamente im Haus. Es sprach alles dafür, dass es sich um Gregorys Arznei handelte. Als Keira die Worte „FOR PAIN" ins Auge fielen, beschloss sie, Greg nicht auf dem Trockenen sitzen zu lassen und lief zum Fenster im Wohnzimmer, von welchem aus sie die Devereaux Avenue einsehen konnte. Nichts. Sie konnte House nicht ausmachen. Als sie auf die Uhr sah, wurde ihr bewusst, wie lange er schon fort war, und dass er sich vermutlich gerade irgendwo an der Ecke Harrison und Western befand. Keira wollte sich gerade auf den Weg machen, als sie bemerkte, dass es draußen stark regnete und so lief sie noch einmal ins Schlafzimmer, nahm sich aus dem Schrank eine lange Hose und einen dicken Pullover, zog beides an und schlüpfte anschließend in ihre Schuhe neben der Garderobe.

Ein vernichtender Schmerz durchfuhr House, der sich keine zwei Sekunden später auf seinen Händen und Knien auf dem mittlerweile nassen Gehweg wiederfand.

„Verdammt, was soll das?", brüllte er sein Gegenüber an, während er krampfhaft versuchte den Schmerz wegzuatmen und sich aufzurichten.

„Ich denke, das weißt du ganz genau, Gregory."

„Wer zum Teufel sind sie?", Greg dachte nach, woher und ob ihm die Stimme bekannt vorkam. Der Regen und das Grummeln in den Wolken über ihm, machten es nicht gerade einfacher sie zuzuordnen.

„Du warst bei ihr zu Hause, habe ich Recht?", brüllte der Mann ihn an und schwang den Stock knapp unter Gregs Brustkorb in die Magengegend hinein.

„Argh!", mit schmerzverzerrtem Gesicht ließ Greg sich auf die Seite fallen und krümmte sich wie ein Embryo auf dem Boden.

„Die ganze Nacht...", ergänzte der Mann noch wütender und setzte noch einen Tritt hinterher.

Von was redete der Kerl nur? Meinte er etwa Keira? Wer war er? Wäre es möglich, dass...? Greg versuchte in der Dunkelheit und dem hinabfallenden Regen das Gesicht des Mannes zu erkennen. Abermals setzte dieser zu einem Schlag mit dem Stock an, doch Greg konnte ihn abfangen und umklammerte den Griff fest mit beiden Händen. Er setzte seine ganze Kraft ein, dass ihm der rutschige Stock nicht wieder aus der Hand gerissen wurde.

Der Mann hatte das andere Ende fest im Griff und versuchte nun mit gezielten Tritten dafür zu sorgen, dass Greg wieder von dem Stock abließ. Da er diesen aber fest umklammerte, bot es ihm trotz dieser unfairen Situation einen gewissen Vorteil. Ruckartig rollte er sich auf die andere Seite und die „Waffe" glitt aus den Händen seines Angreifers. Er wollte sich gerade aufrichten, um sich zur Wehr zu setzen, als der Fremde sich auf ihn stürzte. Allem Anschein nach, hatte er ein großes Verlangen danach Greg vollständig außer Gefecht zu setzen. Die Kraft seines Gegners war unglaublich und House hatte große Schwierigkeiten den Angriffen auszuweichen. Einige Male wurde er unsanft im Gesicht getroffen, was ihm unschöne Platzwunden an der Augenbraue, sowie am Mund bescherte. Greg schluckte und erkannte den metallischen Geschmack von Blut wieder, was sich den Weg hinunter in seinen Magen bahnte.

Einen weiteren, mehr oder weniger gezielten, Fausthieb von Sam fing Gregs Nase auf. Durch den dadurch freigesetzten Schmerz traten ihm Tränen in die Augen und seine Sicht verschwamm noch mehr. Als er kurz mit der Hand seine Nase berührte, spürte er etwas Klebriges: Ebenfalls Blut.

Sah denn niemand in der Gegend, was hier passierte? Wieso rief niemand die Polizei, oder schritt ein? Gregory wusste, dass er mit seiner geringen Muskelkraft nichts gegen den Mann ausrichten konnte.

Er musste versuchen ihn mit einer List außer Gefecht zu setzen, doch das würde nicht einfach werden, denn immer noch war House damit beschäftigt den Tritten und Fausthieben des Fremden auszuweichen. Leider gelang ihm das nicht immer und er spürte jede einzelne seiner Rippen, als sie bei der Wucht des Aufpralls auf seinen Brustkorb beinahe zu zerbersten schienen.

Keira griff nach dem Behältnis, welches sie neben ihren Schuhen abgestellt hatte, verließ ihre Wohnung und trat auf den Hausflur hinaus. Dort betätigte sie den Rufknopf für den Fahrstuhl, doch nur Sekunden später machte sie Kehrt, und lief stattdessen die sieben Treppen bis ins Erdgeschoss hinunter. Mit Glück würde sie ihn noch auf dem Weg nach Hause treffen, wenn sie sich beeilte.

Greg hatte es schließlich geschafft dem Angreifer einen Hieb zu verpassen, der ihn rückwärts in Richtung Straße taumeln ließ und das bot ihm selbst die Gelegenheit sich an einer Hauswand mit Hilfe seines Stockes aufzurichten. Blitzartig drehte er sich um und nutzte die Mauer im Rücken als zusätzliche Stütze, um eine bessere Ausgangsposition für die Umsetzung seines Plans zu haben, sobald der Gesichtslose sich ihm wieder nähern würde. Gregory musste nicht lange darauf warten, denn es schien seinem Gegner immer noch viel daran gelegen zu sein, ihm soviel Schmerzen wie möglich zuzufügen und er setzte zu einem erneuten Angriff an.

„Niemand darf sie berühren, außer mir", schrie der Fremde und House schwang seinen Körper entlang der Hauswand ruckartig um die eigene Achse und sah zu, wie er ins Straucheln kam und gegen die Mauer driftete. Greg nutzte den Augenblick und versetzte ihm einen Stockhieb in die Kniekehlen. Der Mann brach zusammen und krümmte sich vor Schmerz, als Greg ihm das Basecap vom Kopf zog und ein bekanntes Gesicht darunter zum Vorschein kam. Der Namenlose erhielt einen Namen: Samuel Jacobs. Er war es, so wie House vermutet hatte. Sam war der Einzige, der Gründe dafür sah, ihn zu malträtieren. Doch Greg wusste beim besten Willen nicht, wie er hier sein konnte. Er sollte in Untersuchungshaft in irgendeiner dunklen Zelle sitzen, aber das war nicht der Fall. Er war hier. Bevor House weitere Überlegungen anstellen konnte, traf ihn ein weiterer Schlag ins Gesicht, der ihn kurzzeitig die Orientierung verlieren ließ. Sam schien nicht aufzugeben, und es kam ihm durchaus zum Vorteil, dass er in besserer körperlicher Verfassung war. Er stürzte sich auf sein Opfer und nahm dessen Stock zu Hilfe um ihm die Luft abzuschneiden.

Unten angekommen, verließ Keira das Haus und lief die Devereaux Avenue rechtsentlang hinunter, in Richtung Harrison Street, während der immer stärker werdende Regen auf sie hinunterprasselte und ihr Haar, sowie ihre Sachen augenblicklich durchnässte.

So stark wie er nur gegenhalten konnte, versuchte Greg einem Tod durch Ersticken entgegenzuwirken, doch aus seiner Position war es beinahe unmöglich. Er musste nicht nur dem Druck von Sam Widerstand leisten, sondern auch einen guten Teil dessen Gewichtes wegstemmen, mit dem er sich auf das Holz stützte. Je mehr ihn die Kräfte verließen, umso näherkam Jacobs seinem Ziel. Er konnte das Holz schon an seinem Hals spüren, wie es allmählich anfing die Ringknorpel in Richtung Speiseröhre zu drücken und es ihm schwerer fiel, Luft zu bekommen. Dass Sam bei dieser Aktion halb auf seinem Brustkorb kniete, und er sich bei dem Kampf vermutlich die eine oder andere Rippe angeknackst hatte, machte das Unternehmen "Atmung" nicht leichter.

Sam grinste ihn teuflisch an: „Du wirst sie nie wieder sehen! Sobald ich mit dir fertig bin, werde ich mich an ihr rechen! Sie wird es bitter bereuen meinen Antrag abgelehnt zu haben, diese kleine, miese Schlampe! Diesmal wirst du mich nicht aufhalten..."

Trotz dessen, dass Keira rannte, wurden ihre Hoffnungen, Greg bald einzuholen enttäuscht. Kaum war sie auf die Harrison Street gebogen und hatte versucht House in der Ferne auszumachen, wurde ihr bewusst, dass sie noch ein weites Stück Weg vor sich hatte.

Der Regen brannte in seinen Augen. Greg hörte Jacobs´ Worten nur halbherzig zu, doch das Wichtigste registrierte er. Er durfte nicht zulassen, dass dieser Psychopath auch nur in Keiras Nähe kam.

„Du hast schon... einmal versagt...", keuchte Greg unter der Luftnot und der Anstrengung, „Du wirst keine... weitere... Chance bekommen... dich an ihr... zu vergehen... du mieses Schwein!"

„Zweimal", korrigierte Sam ihn. Hatte er da gerade richtig gehört? Das dritte Mal? Sollte das bedeuten, dass er auch für den Überfall nach ihrem ersten Date dafür verantwortlich war?

Greg wurde von Sekunde zu Sekunde klarer, warum Sam vorgehabt hatte, Keira im Krankenhaus zu töten: Er konnte ja nicht wissen, dass sie sich nicht an den Überfall erinnerte und hatte Angst von ihr hinter Gittern gebracht zu werden.

„Doch das dritte Mal, werde ich erfolgreich sein!", brüllte Sam ihm ins Ohr und ließ abrupt von seiner Kehle ab.

Hörbar japste House nach Luft, und sah in einer kurzen Sequenz, in der er seine Augen wieder öffnete, einen Gegenstand auf sich zu kommen. Sam hatte sich von seinem Brustkorb erhoben und holte nun mit dem Stock zu einem Schlag aus, bei dem Gregs Kopf das Ziel darstellte.

Auf halbem Weg zwischen Southern und Western Way machte Keira in der Ferne eine nur langsam vorankommende Person aus, doch als sie näher kam, erkannte sie, dass es sich nicht um Greg handelte, wie sie gehofft hatte. Es war eine ältere Dame, die anscheinend noch in den Vormittagsstunden ihren Wochenendeinkauf hatte machen wollen, und nun auf dem Nachhauseweg vom plötzlichen Regen überrascht wurde. Sie trug zwei scheinbar schwere Tüten im Arm, die wie ihr Inhalt bis auf den Boden durchnässt schienen. Keira beschloss, ihr ein wenig Arbeit abzunehmen, denn sie war sich sicher, dass wenn sie Greg nicht unterwegs erwischte, sie ihn spätestens daheim antreffen würde, wenn er sich umzog.

Mit letzter Kraft rollte House ein Stück zur Seite. Sam hatte offenbar mit einer so flinken Reaktion nicht mehr gerechnet und ließ seine Waffe hart auf dem Gehweg aufschlagen. Durch den Regen rutschte das Ende des Stockes ein Stück weg und Sams linke Hand landete unsanft auf dem harten Untergrund, was ihn vor Schmerz aufschreien, und das Holz loslassen ließ. Greg lag benommen und durchnässt neben ihm auf dem Boden. Sam glaubte nicht daran, dass von ihm noch irgendeine Gefahr ausging, sodass er zunächst einmal seine aufgeschürfte Hand an sich heranzog und mit der anderen drückte, um den Schmerz auszuhalten.

Nachdem Keira der alten Dame dabei geholfen hatte ihre Einkäufe in den nahe gelegenen Western Way zu schaffen und dafür in die entgegengesetzte Richtung gelaufen war, in die sie hätte gehen müssen, um zu Greg nach Hause zu gelangen, legte sie einen Schritt zu und lief nun den Weg zurück und in Richtung Campusgelände.

House nutzte die Gelegenheit seine letzten Kraftreserven zu aktivieren und griff nach seinem Stock. Als Sam bemerkte was gerade geschah, spürte er schon einen stumpfen Gegenstand in seinem Nacken und ehe er sich versah, sog sich seine Kleidung mit der aufgestauten Nässe des Bodens voll.

Greg, der sich schräg neben ihm auf die Knie gekämpft hatte, zögerte nicht lange zu noch einem weitern Schlag auszuholen, der seinen Feind an ziemlich genau der gleichen Stelle traf. Stille. Die Geräusche des Kampfes waren verschwunden. Nur noch das Gewitter und das Plätschern des Regens umhüllte ihn.

Immer noch nach Luft ringend begutachtete er den reglosen Körper neben sich. Kraftlos glitt Greg das nasse Holz aus seinen Händen. Er unternahm weder den Versuch die Vitalfunktionen seines Gegenübers zu überprüfen, noch sich von der Stelle zu bewegen. Durch die Platzierung des Schlages konnte er sich ausrechnen, dass er ihn mehr als nur bewusstlos geschlagen hatte.

Es ist vorbei. schoss es Gregory durch den Kopf, und er spürte, wie der letzte Funken Kraft aus seinen Gliedern wich und sein Körper unter seinem Gewicht nachgab. Unsanft landete er auf dem nassen, kalten Bürgersteig. Der Regen, den er die ganze letzte Zeit aus seinem Geist ausgeblendet hatte, kehrte in sein Bewusstsein zurück und begann damit seine Kleidung zu durchdringen. Er spürte überall Schmerzen. Das Atmen fiel ihm schwer und die Kälte verteilte sich langsam aber sicher in seinem Körper. Einen Moment lang die Augen schließen. War alles, was House wollte und er gab sich seinem stillen Wunsch hin.

Keira betrachtete das Straßenschild zu ihrer Linken: Broadmead Street. Sie war nicht mehr weit vom Campus und der Washington Street entfernt, in der Greg wohnte und plötzlich überkam sie das seltsame Gefühl noch schneller laufen zu müssen. Getrieben vom Gedanken fast am Ziel zu sein setzte sie sich wieder in Bewegung und lief weiter.

Gregs Körper wollte mehr als nur kurzzeitig die Augen geschlossen halten. Er wollte ihm die Schmerzen des Kampfes erträglicher machen. Greg kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit an, doch es wurde von Sekunde zu Sekunde schwieriger. Er hatte weder die Kraft sich irgendwo vor dem Gewitter zu schützen, noch mit einer Hand sein Gesicht von dem Regen abzuschirmen, der zunehmend eine Pfütze um ihn und Sam bildete.

Seine Atmung wurde flacher. House versuchte damit die Schmerzen in seinem Brustkorb etwas zu verringern. Er öffnete für den Bruchteil einer Sekunde seine Augen, wurde jedoch von dem starken Regen dazu gezwungen sie wieder zu schließen. Er fror. Seine Körpertemperatur sank langsam und stetig, doch das Kältezittern blieb aus.

Er hoffte inständig, dass sich an einem Samstag irgendjemand auf diesen Teil des Uni-Geländes verirrte. Jede einzelne Faser seines Körpers spürend, vernebelte ihm allmählich der Schmerz die Wahrnehmung.

Doch was war das? Greg glaubte seinen Namen zu hören, doch das konnte nicht sein. Sein Verstand meldete ihm, dass es nur eine Halluzination war und zwang ihn immer energischer in die Bewusstlosigkeit hinein.

Keira hatte gerade das Universitätsgelände betreten, als sie in einiger Entfernung an einem der Gebäude etwas erblickte. Sie wusste nicht, ob es sich hierbei um Menschen, ein Tier, oder Dinge, die der Wind umhergeweht hatte handelte, aber sie beschloss nachzusehen. Je mehr sie sich dieser bizarren Szenerie näherte, um so unruhiger schlug ihr Herz und sie lief langsamer, doch als sie nah genug herangekommen war, um zu erkennen, dass es sich um Menschen handelte, die auf dem Gehweg lagen, beschleunigte sie ihre Schritte wieder und eilte zu Hilfe. Sie wurde von Sekunde zu Sekunde nervöser. Sie sah sich um, doch anscheinend war niemand sonst in der Nähe. Je dichter sie kam, umso mehr Details erspähte sie durch den starken Regen, der immer noch unaufhörlich auf die Erde niederprasselte. Nur noch wenige Meter trennte sie von den beiden regungslosen Körpern.

Abrupt blieb sie stehen. Fassungslos hielt sie sich eine Hand vor den Mund und sie hätte schwören können, dass ihr Herz kurzzeitig aussetzte. Oh mein Gott...

„Greg!" platzte es aus ihr heraus und sie überwand die letzten beiden Meter. Ihn hatte mittlerweile die Energie verlassen sich gegen das Schwarz, was sich unerbittlich in seinem Kopf ausbreitete, zu wehren. Kraftlos lag sein Körper auf dem Boden.

Er bekam kaum mit, wie jemand neben ihm kniete und immer wieder seinen Namen rief:

„Greg? Greg! Verdammt, Greg. Mach die Augen auf. Sieh mich an, bitte" , drang eine Frauenstimme durch das laute Prasseln des Regens an sein Ohr.

Er blinzelte die Tropfen von seinen Wimpern und öffnete die Augen einen Spalt weit. Genug, um das vertraute Gesicht vor sich zu erkennen.

„So ist´s gut. Sie mich an, OK? Der Krankenwagen ist unterwegs hierher. Was ist nur passiert?"

Keiras wunderschöne braune Augen blickten voller Sorge auf den Mann direkt vor ihr und schließlich auch zur anderen regungslosen Gestalt.

Weiter in Kapitel 12