„ Ja, an einen Antiquitätenhändler! Es war aus Gold! Sie sind Engländer, bei ihnen in Europa ist man nicht kurz vor dem Verhungern! Ich bin schwer krank und meine Tochter muss schwer auf den Feldern arbeiten! Was erwarten Sie...! ", schrie sie leise wegen ihrer Krankheit. Verkauft! Die Pyramide könnte überall sein...!
„ An wen haben Sie das Goldstück verkauft ?", fragte Samantha, die sich schnell wieder besonnen hatte.
„ Tamil Pradesh, er hat einen Laden in Nagpur... "
„Komm, Lara. Wir müssen diesen Tamil Pradesh aufsuchen...", versuchte sie Lara zu überreden. Sie nickte und die beiden verließen die Hütte. Kurz vor dem Ausgang fiel Lara noch etwas auf. Eine Vase mit ägyptischen Schriftzeichen.
„ Mainya Tamang, hat es etwas mit dieser Vase auf sich? ", fragte sie. Mainya Tamang sah auf.
„Es ist ein Erbstück...", antwortete sie.
„Würden Sie mir die Vase geben?", bat Lara und zog fünfhundert Rupien (laut Rechnung zwölf Euro) aus ihrer Hosentasche. Mainya Tamang nickte.
Die beiden waren wieder auf dem Weg zurück nach Nagpur. Die Vase hatte Lara Samantha in die Hand gedrückt. Wegen den Holprigkeiten umklammerte sie die Vase, damit sie nicht auseinander brach.
„Lara, warum hast du die Vase mitgenommen...? ...Uäh!"
„Weil...hng... ich glaube, dass man, wenn man ein Stück gefunden hat, noch einmal diesen Spruch vorlesen muss, um den nächsten Ort zu sehen."
„Und jede Familie hat damals so einen Gegenstand mitgekriegt?"
„Das kann gut sein. Festhalten! Ein riesiges Schlagloch!"
„Dieses Schlagloch...hat meinem Hintern den Rest gegeben!", beschwerte sich Samantha, nachdem die beiden wieder in Nagpur angekommen waren und an der Straße geparkt hatten, um etwas zu trinken.
„Meinem auch. Schau, die Straßen werden jetzt schon zum Schlafen vermietet! Und Kühe stehen auch überall. Gehen wir lieber zu Fuß weiter und fragen ein paar Leute nach dem Laden."
„Gute Idee. Die Vase ist sicher in meinem Rucksack. Gehen wir."
Sie schlossen den Jeep ab und taten das Geplante. Die beiden hatten nach ein paar Mal fragen das Antiquitätengeschäft von Tamil Pradesh gefunden. Der Stadtplan hatte nicht wirklich geholfen. Nun standen sie vor dem schäbigen Laden und betraten ihn. Wie erwartet leer. Inmitten von müllbepackten Regalen und Kartons, die mehr oder weniger geöffnet waren, stand ein Mann. Er war dürr und trug einen Dreitagebart. Er hatte ein typisches „Kleinkriminellen-Gesicht".
„Willkommen!", begrüßte er die beiden, nachdem er sie gemustert und festgestellt hatte, dass sie keine Bettlerkleidung trugen, sondern anscheinend neue Kleidung. Lara und Samantha machten auf ihn einen gepflegten Eindruck. Oder eher reich, was wiederum hieß, sie wolle kaufen und nicht verkaufen wie es so viele Leute hier taten.
„Schön, dass Sie englisch mit uns sprechen", begann Lara.
„Was suchen Sie, schöne Frau?"
Lara ging auf ihn zu.
„Etwa Bestimmtes. Es ist aus Gold."
„Gold ist meine Lieblingssubstanz."
„War eine gewisse Mainya Tamang bei Ihnen und hat etwas verkauft?"
„Ich erinnere mich nicht an die Namen meiner Kunden..."
‚Scheint so als würde man hier in Indien nicht viel Wert auf Namen legen...', dachte sie.
„Sie verkaufte es etwas bei Ihnen, dass aus purem Gold war. Ein Prisma mit vielen eingravierten ägyptischen Hieroglyphen. Erinnern Sie sich?"
„Ja...eine arme Bettlerin kam vor langer Zeit zur mir und gab mir ein solches Dreieck für...ach, das weiß ich nicht mehr..."
„Haben Sie es noch?"
„Ja...ja, ich wollte es bald weiterverkaufen...für viel, viel Geld..."
Bei dieser Bemerkung lächelte er fies.
„Ich möchte es haben", fiel Lara ihm in die Gedanken.
„Lady, ich habe ein Angebot von zwanzigtausend Rupien! Zwanzigtausend! (laut Rechung fünfhundert Euro) Damit kann ich endlich aufhören in diesem-"
„Ich gebe Ihnen auch zwanzigtausend Rupien! Aber ich gebe sie Ihnen jetzt, okay?", unterbrach Lara. Tamil Pradesh fing an zu lächeln.
„Gerne doch, gerne doch! Zweitausend Rupien sind zweitausend Rupien!", stimmte er freudig zu und ging schon einmal in Richtung Lager.
„Halt du hier nach unseren Feinden Ausschau, okay Sam?", schlug Lara ihrer Begleiterin vor.
„Wird gemacht."
Etwas nervös betrachtete sie die Menschen auf den Straßen und dass niemand von denen zu ihren Widersachern gehörten. Gerade hatte sie sich etwas in Sicherheit gewogen, als ihr ein Auto auf den Straßen auffiel, denn es war eine Limousine. Noch wichtiger: Aus dem halb geöffneten Fenster sah Mariah Powell. Doch noch hatte Mariah sie nicht gesehen. Instinktiv suchte Samantha sich ein Versteck. Zwischen ein paar Regalen fand sie eines und huschte schnell zwischen diese. Mariah Powell ging gerade auf den Laden zu.
Lara klopfte ungeduldig mit den Fingern an die Wand des Lagers, in dem Tamil Pradesh nach dem dritten Stück der Pyramide suchte. Sie wusste, dass sich etwas anbahnte.
„Wie lange dauert das denn noch?", erkundigte sie sich nervös. Tamil Pradesh suchte noch immer in einem Karton nach dem Gesuchten.
„Nicht mehr lange..."
„Ich habe Ihnen nicht umsonst die zwanzigtausend Rupien im Voraus bezahlt!"
„Nicht gleich so aggressiv, junge Frau...ah, ich habe es gefunden", kam es schließlich von Tamil Pradesh. Er zog ein goldenes Dreieck aus der Kiste. Lara rannte auf ihn zu und riss ihm das Goldstück aus der Hand. Ja, das war das, was sie gesucht hatten.
‚Endlich sind wir dem Ziel näher gerückt! Sean, wir haben es geschafft', dachte sie froh, drückte das Stück an sich und steckte es schnell in ihren Rucksack. Da kam Samantha in die Kammer gestürzt
„Mariah Powell ist hier! Sie betritt gerade den Laden!", warnte Samantha, als es schon zu spät war und sie von hinten gepackt und rausgeschleift wurde. Alles Wehren half nichts gegen die muskulösen Männer. Als Samantha und auch Tamil Pradesh hinausgeschafft worden waren, während Lara festgehalten wurde, um nicht zu helfen, betrat auch Mariah Powell die Kammer.
„Hallo", begrüßte sie Lara.
