Kapitel 24 – Unverhoffte Rettung
Nicht nur die Eiszapfen fielen, auch die Höhle wurde durch die Detonation zugeschüttet. Keine der beiden bewegte sich auch nur einen Zentimeter. Es fielen einfach überall Eiszapfen und es kam ihnen vor, egal, wo sie sich hinbewegt hätten, es wäre einer der Zapfen auf sie niedergeprallt. Es machte einen Heidenlärm, wenn ein Zapfen sich in den Boden bohrte und als der letzte nur ein paar Zentimeter neben Laras Gesicht gefallen war, wagten sie es sich wieder zu bewegen. Langsam richteten sie sich auf…und lachten, fast schon unheimlich.
„So, das war also dein Plan?", fragte Samantha.
„Hey, wir sind entkommen, also beschwer dich nicht", antwortete Lara ironisch. „Aber wie geht es nun weiter?"
Sie stand auf und ging durch die gefallenen Eiszapfen. In der Höhle war es ziemlich finster. Von draußen kam nur noch ein dünner Lichtstrahl durch eine kleine Luke. Lara versuchte durch diese etwas zu erkennen – erfolglos. Von draußen hörte sie nur unverständliches Stimmengemurmel ihrer Gegner.
„Also hier kommen wir nicht raus. Wäre auch keine kluge Idee", stellte Lara fest.
„Der Skibob ist auch hinüber", meinte Samantha, die inzwischen die zerdrückte Motorhaube des Schneefahrzeugs gemustert hatte. Lara kramte in ihren Innentaschen herum, zog eine Fackel hervor und entflammte diese. Der Raum wurde erhellt und sie erkannten den eisigen, runden Ort nun genauer.
„Schau, ein Durchgang", entdeckte Lara, als sie sich umsah. Da sie im Prinzip keine andere Wahl hatten, krochen sie durch den engen Gang, in der Hoffnung irgendwo rauszukommen. Irgendwann konnten sie geduckt gehen und nach einigen Metern aufrecht. Sie fühlten sogar einen Luftstrom durch die Gänge. Irgendwann kamen sie dann am Ende des Ganges an. Leider war die Luke, durch die der Luftzug gekommen war genau so klein wie die in dem vorherigen Raum.
„Wie sollen wir hier nur wieder herauskommen?", fragte Samantha verzweifelt und ließ sich gegen an der eisigen Wand herabsinken.
„Wir finden einen Weg", antwortete Lara beiläufig und schaute durch das kleine Loch, wobei sie sich auf die Zehenspitzen stellen musste. Draußen sah sie Fußspuren. Jemand musste dort sein, oder auch gewesen.
„Hallo!", rief Lara durch die Luke, auch auf die Gefahr hin, dass die Fußspuren den Feinden gehörten.
„Ja bitte?", antwortete ein kleines Mädchen mit Zöpfen, das kniete und seinen Kopf fast ganz durch die kleine Luke streckte. Ihr Gesicht hatte asiatische Züge und sie trug für Inuit typische Kleidung. Lara wich etwas erschrocken zurück.
„Wir sind hier gefangen. Kannst du uns helfen?", fragte Lara freundlich. „Oder jemanden holen, der es kann?"
„Wer ist denn ‚wir'?", wollte das Mädchen wissen.
„Ich und eine Freundin."
„Sharon! Was machst du da schon wieder?", rief eine weibliche Stimme aus der Entfernung.
„Hier drin ist jemand!", antwortete das Mädchen, den Blick von Lara abgewandt. Die Stimme kam näher und ein paar Sekunden später kniete auch eine Frau neben dem Mädchen.
„Wer sind Sie?", fragte die Frau. „Und warum sind sie da unten eingesperrt?"
„Mein Name ist Lara Croft. Warum ich mit meiner Freundin Samantha Jones hier eingesperrt bin, ist eine lange Geschichte. Bitte helfen Sie uns hier raus", bat Lara.
„Wir werden ihnen helfen", versicherte die Frau, die ebenfalls zu den Inuit zu gehören schien. Sie rief ein paar andere Leute herbei und bat Lara und Samantha zurückzutreten. Kurz darauf wurde eine Spitzhacke durch die dicke Eisschicht gerammt und nach ein paar Minuten wurde das Loch so vergrößert, dass Lara und Samantha von den anderen Inuit durch die Luke gehievt werden konnten.
„Wir danken ihnen vielmals, dass sie uns daraus geholfen haben", bedankten die beiden sich schließlich.
„Das haben wir doch gerne gemacht", versicherte die Frau. Neben ihr stand das kleine Mädchen mit den Zöpfen.
„Ihr seid nicht von hier, oder?", fragte die Kleine.
„Nein, wir kommen aus England", antwortete Lara nett.
„Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt", fiel es der Frau ein. Sie reichte beiden ihre Hand, die wie die der beiden Engländerinnen mit einem dicken Handschuh überzogen war. „Mein Name ist Rachel. Rachel Oktolik."
„Oktolik sagen Sie?", schoss es aus den beiden hervor.
