Lara und Samantha machten keine Anstalten zu halten, auch wenn es Nacht geworden war. Es war kälter geworden und nun konnten sie sich wunderbar an den Sternen am Himmel orientieren. Immer noch waren sie ganz allein auf weiter Flur.
Derweil in Santiago befand sich Mariah Powell allein auf ihrem Bett. Sie trug einen Pyjama und nur leises Schluchzen erfüllte den Raum. Um sie herum ausgebreitet lagen fünf Gemälde, eines davon hielt sie fest umklammert. Es waren die Weltenbilder von Samantha Jones. Unter jedem Bild war ihre feine Unterschrift zu lesen. Sie liebte diese Bilder und nahm sie überall mit hin. Es waren Originale wie viele Bilder, die sie besaß. In ihrem Gesicht waren Tränen, sie weinte schon mehrere Stunden. Sie weinte immer, wenn es niemand sah. Denn sie wollten niemandem zeigen, dass sie schwach war. Denn wer anderen seine Schwäche zeigt, der kann sicher sein, dass diese auch ausgenutzt wird, so dachte Mariah. Sie sprach aus Erfahrung. Es gab eine Zeit, als sie anderen ihre Tränen gezeigt hatte, weil sie diese nicht zurückhalten konnte, und diese anderen waren ihre Feinde. Doch eines Tages hatte sie genug von diesen Menschen, mit denen sie hatte leben müssen. Sie war fortgelaufen, so schnell und so weit sie konnte.
Doch dann musste sie sich ausruhen. Und schon wurde sie von anderen aufgegriffen, die ihr Schmerz zufügen wollten. Doch in diesem Moment begegnete sie ihm.
Damals war er noch nicht so kalt gewesen wie jetzt. Er hatte sie aufgenommen und wollte, dass sie lächelt.
„Du bist noch schöner, wenn du lächelst", hatte er ihr immer liebevoll gesagt, wenn sie an die Vergangenheit denken musste. Was für ein liebevoller Mann Charles James West doch gewesen war, damals. Es gab eine Zeit, da war Mariah Powell glücklich, zu der Zeit, als er ihr diesen Namen schenkte. Doch die Suche nach der Pyramide des Horus hatte ihm die Gefühle genommen und die Liebe von damals war schon lange erloschen.
Mariah wusste, dass sie diese Zeit nicht wiederbringen konnte und wenn sie ehrlich war, glaubte sie auch nicht mehr an die Liebe. Jetzt war niemand mehr da, der wenigstens so tat als würde ihn ihre Gefühle interessieren. Die Welt war schlecht, aber Mariah wollte das ändern. Sie wollte die Macht der Pyramide besitzen, um eine bessere Welt zu erschaffen. Eine Welt, in der niemand ihr mehr wehtun mochte.
Eine Welt, in der niemandem mehr wehgetan werden sollte.
Doch um das zu erreichen musste sie noch viel durchmachen und dazu war sie bereit, auch wenn ihre Gegnerin Lara Croft hieß.
Noch eine Weile weinte sie, bis sie mit dem Gemälde im Arm einschlief, während Lara Croft und Samantha Jones sich kurz vor der Morgendämmerung doch auf ein paar Stunden Schlaf einließen und sich hinlegten.
