Lara und Samantha schritten durch die unheimlich ruhigen Korridore. Lara hatte ihre Waffe gezogen und prüfte vorm Abbiegen jede Kurve, bevor sie diese mit Samantha passierte. Wo waren die Gäste dieser Etage? Sie konnten nicht einfach spurlos verschwunden sein. Mittlerweile waren sie im dreizehnten und höchsten Stock des Hotels. Neben den Luxussuiten befand sich hier eine Möglichkeit auf das Dach zu gehen und sich an heißen Tagen dort bräunen zu lassen. Nun standen die beiden vor der Tür, die nach draußen führte. Sie hatten ein ungutes Gefühl bei der Sache. Samantha presste sich rücklings an die Wand neben der Tür, ebenso wie Lara, die auf der anderen Seite der Tür stand, die Waffe in der Hand.
„Wie lief eigentlich dein Auftritt als Lita?", versuchte Lara die angespannte Stimmung zu lockern.
„Ach…wie kann man sich nur so einen bekloppten Namen ausdenken? Aber der Auftritt lief ganz wunderbar, besonders, als ich anstatt dem saudämlichen Lied dieser Anfängerin unseren Klassiker gesungen habe", antwortete Samantha zwinkernd.
„Hey, ich hätte nie gedacht, dass der es mal auf die Bühne schafft", gab Lara zu und beendete somit den kleinen Wortwechsel. Blitzschnell öffnete sie die Tür und sicherte ihre Blickwinkel ab. Alles schien sicher.
„Komm", wisperte Lara und Samantha folgte ihr auf das Dach, wo viele Liegen verteilt waren und sich auch eine Bar befand. Nur durch die von hier aus leisen Geräusche des Nachtlebens dieser Stadt und die Schritte wurde die Stille unterbrochen.
„Niemand scheint hier zu sein", stellte Samantha fest.
„Das glaube ich auch. Gehen wir wieder rein", schlug Lara vor. Doch gerade als sie der Dachterrasse den Rücken zugewandt hatten, hörten sie einen Schuss und er führte genau zwischen die beiden und verursachte ein Loch in der Wand.
„Schnell", rief Lara, packte Samantha und sprang mit ihr hinter die Bartresen. Während des Sprunges streifte ihre Hand eine Statue auf der Arbeitsfläche und ihre Waffe landete vor dem Tresen; Samantha und Lara hinter ihm.
„Sch…", fluchte Lara und rieb sich die Hand. „Jetzt haben wir keine Chance mehr."
Sie hörten die Schritt ihres Angreifers näher kommen.
‚Jetzt ist alles aus!', dachte Lara, als sie auf einen Spiegel oberhalb ihrer sah, der Anfänge eines Pools zeigte. Sie sah in die Richtung und erkannte wirklich das dunkle Wasser. Es war gefährlich, ja, es war vielleicht sogar dumm aus fünfzig Metern Höhe dies zu tun, aber es war besser als erschossen zu werden. Der Killer hatte nun den Tresen erreicht und wollte seine Waffe auf die beiden richten, als Lara ihre beste Freundin schon mit sich zog und zur anderen Seite des Geländers rannte. Der Berufsmörder ließ sich nicht beeindrucken und richtete seine Waffe trotzdem auf die beiden. Im gleichen Moment kam Mariah außer Atem und mit verrutschtem Bademantel auf die Dachterrasse gerannt.
„NICHT!", schrie sie, aber davon bekamen weder Lara, Samantha noch der Killer etwas mit. Lara und Samantha sprangen in die Tiefe, der hoffentlich das Wasser ein Ende nahm und nicht die Erde.
Es war wieder dieses Gefühl, als wäre die Magengegend auf einmal leer. Dieses Gefühl breitete sich dann auf den ganzen Körper aus, der zu kribbeln begann. Selbst die Fingerspitzen prickelten. Einerseits gab dieses Gefühl Nervenkitzel, es fühlte sich gut an; andererseits wollte man, dass es aufhört und man endlich wieder die Sicherheit spürte.
Die Zeit verging so langsam in diesen Momenten. Es schien als ob sie gar nicht fortschritt. Doch hat man diese Phase endlich hinter sich, kommt der Schmerz. Der Schmerz des Aufpralls in diesem Fall auf hartem Wasser, was sich anfühlt als würde es nie im Leben nachgeben. Doch schließlich ist man froh die Kälte zu spüren. Als Zeichen, dass man noch am Leben ist. Ja, sie lebten noch, auch wenn der ganze Körper wehtat. Noch immer hielten sie einander fest. Trotz des Leids waren sie glücklich. Sie waren hinuntergekommen. Sie hatten überlebt, sie fühlten die Kälte. Doch wurde der Schmerz so groß, dass sie ihn nicht mehr aushielten. Schließlich waren sie froh, als sie die Augen schlossen und das Bewusstsein verloren. Es fühlte sich gut an, das hier hinter sich zu haben.
Oben auf dem Dach stand Mariah, neben dem Killer und blickte hinunter in den Pool.
„Gehen wir", beschloss sie und wandte sich ab.
