Viel Spass mit dem neuen Kapitel der FF. Ich hoffe, ihr habt Spaß beim Lesen.


Lass' den Kater aus dem Sack

Erste Missverständnisse...

„Sagt mal, schläft Kai etwa noch?" Ein wenig verwundert sah Takao Rei und Max an, während sie gemeinsam am Frühstückstisch saßen.

Es war inzwischen acht Uhr vorbei, und normalerweise war Kai der Erste, der morgens auf war. Aber sie hatten noch nichts von ihm gehört, in seinem Zimmer schien alles ruhig zu sein.

„Ich glaube schon. Außer, er ist heute extrem früh aus dem Haus, so dass wir ihn alle nicht gehört haben." mutmaßte Rei, wobei er begann, den Tisch abzuräumen.

„Sollen wir nachschauen gehen?" fragte Max und schaute zu Rei, der langsam nickte.

„Ich denke schon. Nicht, dass er verschläft und seinen Ärger darüber an uns auslässt. Womöglich gibt er uns noch die Schuld am Verschlafen." murrte Takao.

Max und Rei sahen sich in stillem Einvernehmen an und schmunzelten.

„Na, dann wird es dir doch sicher nichts ausmachen, wenn du nachschauen gehst, oder?" grinste Rei und verschwand mit den Tellern in der Küche, wo man gleich darauf das Wasser der Spüle rauschen hörte.

„Finde ich auch. Ich gehe in der Zwischenzeit Rei helfen." sprach's, und schon war Max hinter dem Chinesen in der Küche verschwunden.

„Aber..." stammelte Takao, der ein wenig bedröppelt die verschlossene Küchentür anstarrte.

„Das ist nicht fair..." murrte er, während er langsam die Stufen nach oben ging. Immerhin wollte er den Moment so lange wie möglich herauszögern, konnte er sich Kais Reaktion nur zu lebhaft vorstellen, wenn er ihn wirklich wecken musste.

Doch wie es immer so ist. Wenn man etwas absolut nicht möchte, ist es schneller da, als man denkt. Und so stand Takao auch schon wenige Sekunden später vor der Zimmertür ihres Captains.

Angestrengt lauschte er an der Tür, konnte jedoch nichts hören.

„Kai?" flüsterte er und klopfte leise an.

Keine Reaktion.

„Kai?" Dieses Mal klopfte er lauter.

Noch immer kam keine Reaktion von der anderen Seite.

/Er ist bestimmt schon weg./ dachte Takao ein wenig beruhigt, wollte jedoch sicherheitshalber noch einmal einen Blick in das Zimmer werfen.

Vorsichtig öffnete er die Tür und lugte durch den entstandenen Spalt. Sein Blick fiel auf das Bett, wo er gleich den graublauen Haarschopf des Russen erkannte. Er schluckte. Also war Kai doch noch zu Hause und schlief. Musste er ihn wohl oder übel wirklich wecken.

Behutsam schlich er in das Zimmer und näherte sich dem Bett.

„Kai?" Ängstlich piekste er dem Älteren in die Schulter, woraufhin er nur ein unverständliches Brummeln als Antwort bekam.

„Kai?" wiederholte er und stupste ihn nun ein wenig fester an.

„Lass das, Rei." nuschelte Kai und drehte sich um.

Mit großen Augen sah Takao auf den Russen. Hatte er das jetzt wirklich gehört? Hatte Kai gerade von Rei gesprochen? Wie kam er denn jetzt da drauf?

Verwundert und seine vorherige Angst vollkommen vergessend rüttelte er Kai nun ein wenig heftiger.

„Los. Aufwachen!"

„Lass mich weiterschlafen. Ich hab jetzt keine Lust zum Kuscheln, Rei." brummte der Russe.

„Kai!" schrie Takao nun vor Schreck.

/Kai...Rei... kuscheln.../ Immer wieder schnellten diese drei Worte durch seinen Kopf, so dass er wirklich das letzte bisschen Angst vor dem Anderen vergaß.

„Was?" Kai blinzelte kurz und erkannte Takao, der mit erschrockenem Blick vor seinem Bett stand.

Mit einem Schlag war er hellwach, wusste er doch genau, was er eben noch gemurmelt hatte. Jäh fuhr er im Bett hoch und sah Takao nun mit dem gleichen Blick an.

„E-Es ist nicht d-das..." begann er stammelnd, wurde jedoch knallrot dabei.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, stürmte Takao aus dem Zimmer. Kai hörte ihn nur rufen „Er ist jetzt wach!", dann eine zufallende Zimmertür, dann war es still.

Stöhnend schlug sich der Russe mit der flachen Hand gegen die Stirn.

/Warum immer ich/ Sein Blick fiel auf das kleine Fellbündel, welches sich neben dem Bett zusammengerollt hatte. Gestern Abend hatte er dem Kater ein notdürftiges Bett gebaut, indem er ihm ein Handtuch auf dem Boden zusammengerollt hatte. Und da lag er nun und schaute unschuldig zu seinem neuen Besitzer. ( Anm.: Takao hat das von seiner Seite des Bettes nicht gesehen. )

„Alles nur wegen dir!" meckerte Kai, während er langsam aufstand. Was Takao jetzt wohl von ihm denken würde? Kopfschüttelnd ging er ins Bad.

/Erst einmal duschen/ war der einzige Gedanke, den er jetzt noch hatte, musste er sich doch in Ruhe darüber klar werden, wie er den anderen diesen Irrtum erklären sollte, war er sich doch sicher, dass Takao ihnen alles brühwarm erzählen würde.

/Ich kann ihnen nicht sagen, dass ich mir einen Kater angeschafft habe./ dachte er, während das Wasser angenehm über seinen Körper rieselte. /Dann würden sie mich womöglich noch für weich halten, weil ich mich plötzlich um eine Katze kümmer. Und dann hören sie im Training gar nicht mehr auf mich. Ich muss mir was anderes einfallen lassen. Aber bei so einer Aussage... Das wird schwer./

„Er ist jetzt wach!" hörten Rei und Max Takao von oben rufen, dann war nur noch das Zuknallen einer Zimmertür zu hören. Wenige Minuten später hörten sie das Wasser rauschen.

Die beiden sahen sich an und kicherten.

„War das nicht gemein, dass wir Takao vorgeschickt haben?" wollte Max wissen, da sich nun doch sein schlechtes Gewissen meldete.

„Ich denke nicht. Und so hat es immerhin nicht uns getroffen," grinste Rei ihn an, während er das Spültuch zusammenlegte, „denn so wie er die Tür zugeknallt hat, muss Kai dieses Mal wirklich sehr, ich betone, SEHR wütend gewesen sein."

Skeptisch sah Max ihn an. „Na ja, ich glaube, ich gehe trotzdem besser mal nachsehen, ob noch alles an Takao dran ist. Nicht, dass Kai ihm was angetan hat."

Er grinste schief und war auch schon verschwunden.

/Ich denke nicht, dass Kai ihm wirklich weh getan hat. Immerhin sind wir doch seine Freunde. Auch wenn er es nicht immer zeigt... Irgendwie mag er uns doch./ dachte Rei lächelnd, während er die letzten Reste des Frühstücks beseitigte.

Anschließend ging er die Treppe hinauf, um sich umzuziehen. Auf dem Flur begegnete er Takao, der ihn mit großen Augen anstarrte.

„Na, hat Kai noch alles heil gelassen?" fragte Rei, woraufhin Takao nur nickte und sofort wieder in seinem Zimmer verschwand.

„Was hat der denn?" murmelte der Schwarzhaarige, konnte er sich auf die seltsame Reaktion des Anderen doch keinen Reim machen. Normalerweise war der Japaner doch eine richtige Quasselstrippe, besonders, wenn es darum ging, seinem Ärger über den Russen mal wieder richtig Luft zu machen.

„Oh, guten Morgen, Kai." begrüßte der Chinese diesen nun, welcher gerade aus dem Badezimmer kam.

„Morgen." brummte der Andere leise und verschwand mit einem leichten Rotton in seinem Gesicht ebenfalls in seinem Zimmer.

Kopfschüttelnd sah Rei ihm nach. „Ja. Sind denn jetzt alle durchgedreht?" Er klopfte bei Max an, in der Hoffnung, dass dieser ihm vielleicht das merkwürdige Verhalten der anderen Beiden erklären konnte. Doch der Blonde schien nicht in seinem Zimmer zu sein. Rei zuckte mit dem Schultern und ging langsam in seines.

/Na ja. Dann frag ich ihn eben nachher beim Training. Sicher wird Kai das trotz seinem Verschlafens nicht ausfallen lassen. Ich sollte mich also beeilen./

Gedacht, getan. Schnell zog er sein Hemd aus. Es schien ein schöner Sommertag zu werden, so dass er lieber etwas Kürzeres anziehen wollte. Nachdem er sich ein kurzes Shirt übergeworfen und Driger in die Tasche gesteckt hatte, spazierte er gemütlich in die Trainingshalle.

Es schien, als wäre er der Erste. Ein wenig erstaunt blickte er sich um, hatte er doch immerhin mit Kai gerechnet.

/Na ja. Dann mach ich mich schon einmal warm./ Er begann langsam, seine Runden in der Halle zu drehen.

Etwa zehn Minuten später kamen Max und Takao.

„Da seid ihr ja endlich." begrüßte sie der Chinese, woraufhin er jedoch nur einen mehr als merkwürdigen Blick erntete.

Doch Rei dachte sich noch nichts Großartiges dabei. Erst als Kai wenige Minuten später ebenfalls die Halle betrat und ihn genauso seltsam musterte, wurde es ihm zu bunt.

„Herrgott noch mal. Hab ich irgendwas im Gesicht, oder was ist los? Was schaut ihr mich alle so komisch an?" herrschte der Schwarzhaarige die anderen drei an, wobei selbst Kai leicht zusammenzuckte.

„Du hast nichts gesagt." flüsterte dieser. Sein Blick ruhte auf Takao.

„Nicht zu Rei," antwortete dieser genauso leise und schaute betreten zu Boden, „nur Max hab ich es gesagt."

Wieder trat eine betretene Stille ein, in der es keiner wagte, den Chinesen anzugucken.

Rei blickte von einem zum anderen, in der Hoffnung, doch noch eine Antwort zu erhalten. Aber als nichts kam, platzte ihm endgültig der Kragen. Vor Zorn hatten sich seine bernsteinfarbenen Augen verengt.

„Wenn ihr mir nicht augenblicklich sagt, was zum Teufel noch mal heute in euch gefahren ist..." Den Rest des Satzes brauchte er nicht mehr auszusprechen. Die Drohung, die in seinen Worten lag, war klar.

„Kai..." begann Takao, wurde jedoch sofort von selbigem unterbrochen.

„Also, eigentlich ist das alles nur ein großer Irrtum." sagte Kai und versuchte Reis Blick standzuhalten.

„Ein Irrtum?" Takao starrte den Russen an. Das hatte in seinen Ohren aber ganz anders geklungen. „Was soll denn daran ein Irrtum gewesen sein, dass du heute morgen, als ich dich wecken wollte, gesagt hast, dass du jetzt keine Lust hast, mit Rei zu kuscheln."

Jetzt war es raus. Voller Unglauben starrte der Chinese auf den Russen, seine anfängliche Wut war so schnell verraucht wie sie gekommen war.

„Was hast du?" krächzte er heiser, hatte er doch das Gefühl, keinen Ton mehr herauszubekommen.

„Ein Irrtum." flüsterte Kai, während sich ein leichter Schimmer auf seine Wangen legte.

„Aha." kam es nun klugerweise von Rei, der immer noch nicht glauben konnte, was er da eben gehört hatte.

/Das darf nicht wahr sein. Kai spricht im Schlaf und sagt dabei, dass er jetzt nicht mit mir kuscheln will. Will er das etwa sonst? Was hat der denn normalerweise für Träume?... blush Nein, Rei. Jetzt nicht rot werden. Bloß nicht rot werden. Kai würde so was nie träumen. Oder doch/

„Ich kann das erklären..." begann Kai nun. Auf den Chinesen hatte in der Zwischenzeit keiner geachtet, so dass sein Farbwechsel nicht bemerkt worden war. Die Blicke der Anderen waren immer noch auf Kai geheftet, der verlegen auf den Boden starrte.

„Da bin ich ja mal gespannt." sagte Max, der bisher geschwiegen hatte, und setzte sich erwartungsvoll auf den Boden.

„Ich aber auch. Habt ihr beiden uns vielleicht irgendetwas zu sagen?" fragte Takao, der sich neben seinen Freund setzte.

Kai und Rei sahen sich kurz an, wandten ihren Blick jedoch schnell wieder voneinander ab. Allerdings nicht, ohne vorher noch einmal rot zu werden.

„Ich weiß genauso wenig wie ihr..." murmelte der Chinese, während er sich ein wenig überrumpelt neben die beiden Sitzenden fallen ließ und krampfhaft versuchte, seine normale Hautfarbe zurückzubekommen.

Jetzt war Kai der Einzige, der noch stand. Gespannt sahen ihn die drei nun an und warteten auf eine Erklärung von ihm.

„Rei und ich, wir haben nix miteinander..." begann er leise, wobei sich der Rotschimmer auf seinen Wangen ein wenig verstärkte.

„Davon wüsste ich schließlich." fügte Rei ebenso leise hinzu, doch Kai ließ sich nicht von diesem Einwurf stören.

„Das Ganze war wirklich ein ganz, ganz blöder Irrtum. Auch wenn es vielleicht nicht danach aussah..." Verzweifelt suchte er nach Worten.

/Oh Mist. Wie soll ich das jetzt gerade biegen? Mir ist nichts Sinnvolles eingefallen. Warum musste das jetzt auch passieren? Wie, in Gottes Namen, kann ich denn ein ‚Kuscheln' abschwächen/

Ein wenig panisch schaute er den anderen Teammitgliedern in die Augen, die immer noch auf eine Erklärung von ihm warteten.

„Also... Takao hat sich da ein wenig verhört. Ich war mit dem Satz noch gar nicht fertig. Das Kuscheln bezog sich auf etwas vollkommen anderes. Und ich dachte, dass Rei mich wecken wollte, und ich wollte was zu ihm sagen, als mir aber klar wurde, dass nicht er, sondern Takao vor dem Bett stand." versuchte Kai eine Erklärung zusammenzuspinnen.

Ein wenig skeptisch schauten ihn seine Teammitglieder an.

„Du dachtest, Rei würde dich wecken?" fragte Max langsam.

„Das Kuscheln war nicht auf ihn bezogen?" wollte Takao nun auch wissen.

Kai nickte nur und war nicht fähig, ein weiteres Wort zu sagen. Er hoffte inständig, dass die Drei ihm diese doch ein wenig an den Haaren herbeigezogene Erklärung abkaufen würden.

Ein Moment lang herrschte Stille, die von Rei unterbrochen wurde.

„Na, dann ist ja alles geklärt und wir können endlich trainieren," sagte dieser fröhlich und stand auf, „und jetzt zieht nicht solche Gesichter."

Er war zu Kai gegangen und hatte diesem freundschaftlich auf die Schulter geklopft. So versuchte er seine eigene Unsicherheit, was die Situation betraf ein wenig zu überspielen. Immerhin war es nicht gerade alltäglich, dass Kai so vor ihnen stand und es dann im Grunde eigentlich auch noch um ihn und den Chinesen und eine angebliche ‚Beziehung' oder so ging... Oder wie man es auch immer nennen wollte.

„Na gut." Schulterzuckend standen Max und Takao auf, hatten sie die Erklärung scheinbar akzeptiert.

/Uffz. Das ist ja dann wohl noch einmal gerade gut gegangen. Ich muss mich das nächste Mal unbedingt beherrschen, wenn ich nicht weiß, wer mir zuhört. Argx. Dieser Kater bringt auch nichts als Ärger./

Von den Anderen unbemerkt verdrehte der Russe die Augen und dachte wieder einmal mehr daran, was für ein Teufel ihn eigentlich dabei geritten hatte, den Kater bei sich aufzunehmen...