Viel Spass beim Lesen vom Kapitel 4


Lass' den Kater aus dem Sack

...und kein Ende in Sicht

Es war inzwischen Abend geworden.

Gottseidank hatte Kai den restlichen Tag einigermaßen heil überstanden, ohne dass es zu weiteren Problemen bezüglich gewisser Kater und deren Namensgleichheit zu diversen Chinesen kam.

Vorerst war er sicher.

Dies lag aber wohl hauptsächlich daran, dass er den anderen Teammitgliedern den ganzen Tag keine wirkliche Pause gegönnt hatte. Was soviel hieß wie, sie waren die letzten Stunden ununterbrochen in der Halle gewesen, und Kai war diesem Tier, welches für sein Problem verantwortlich gewesen war, nicht mehr zu nahe gekommen.

Somit konnte es gar nicht zu weiteren Missverständnissen kommen, wofür Kai im Stillen recht dankbar war.

Er war nur einmal, während Takao dann doch vehement auf eine Mittagspause zum Essen bestanden hatte, in sein Zimmer verschwunden und hatte Rei eine Schüssel Wasser und Futter hingestellt.

Danach war er gleich wieder aus dem Zimmer verschwunden und hatte einen schmollenden Kater zurückgelassen, der sich stark vernachlässigt fühlte.

Doch jetzt war es soweit. Jetzt musste er wohl oder übel wieder zurück zu Rei (Kater). Insgeheim hoffte Kai, dass dieser nicht ein erneutes Chaos in seinem Zimmer veranstaltet hatte.

/Wenn der heute wieder so ein Durcheinander gemacht hat, dann überleg ich mir das mit dem Behalten aber wirklich noch einmal ganz genau. Wehe, er hat es gewagt, mein Zimmer noch einmal so zuzurichten, nachdem ich gestern drei Stunden mit aufräumen verbracht hab. Warum muss Rei aber auch so schwierig sein/

„Bitte?" hörte Kai eine Stimme hinter sich geschockt fragen.

Langsam drehte er sich um. Er hatte jetzt nicht etwa den letzten Satz laut ausgesprochen? Oder etwa doch?

/Bitte lass es jetzt nicht den sein, der ich denke, dass er es ist./ betete er inständig, was jedoch nicht erhört wurde.

Sein Blick fiel auf einen gewissen Chinesen, der ihn ein wenig verwirrt anstarrte. Warum musste der auch direkt hinter ihm die Treppe hinaufgehen?

„Äh...nichts, nichts..." stammelte Kai und rieb sich verlegen den Hinterkopf.

„Wie nichts?" kam es leise von Rei, der überhaupt nichts mit Kais Aussage anfangen konnte.

/Was ist nur in ihn gefahren? Erst erlaubt er sich so eine Sache, dass er im Schlaf redet und meinen Namen erwähnt. Dann brummelt er irgendetwas von, ich sei schwierig, während er auf sein Zimmer geht. Macht er sich wirklich so viele Gedanken um mich/

„Was hast du an dem Wort ‚nichts' jetzt nicht verstanden?" zischte Kai, dem gerade klar geworden war, wie lächerlich er doch eigentlich aussah, wenn er so dastand und einen auf verunsicherten Kerl machte. Schließlich war man bzw. die Anderen das nicht gerade von ihm gewohnt.

Mit immer größer werdenden Augen sah ihn Rei nun an, wusste jedoch nicht, was er auf diese ausgesprochen nette Frage antworten sollte.

Er hätte es auch nicht müssen, denn der Russe hatte sich mittlerweile wieder umgedreht und war in sein Zimmer gestiefelt, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Mit einem Knall schloss er die Tür hinter sich und hinterließ einen absolut verdatterten jungen Chinesen, der immer noch im Gang stand wie bestellt und nicht abgeholt.

/Jetzt versteh ich gar nichts mehr./ Benommen schüttelte Rei den Kopf. Was war bitte schön nur heute in Kai gefahren? Er benahm sich heute so absolut Un – Kai – typisch. Mit einem letzten unschlüssigen Blick auf die verschlossene Tür vor ihm, setzte sich der Chinese in Bewegung und ging nun ebenfalls in sein Zimmer.

Inzwischen saß Kai seufzend hinter seiner Zimmertür auf dem Boden. Nachdem er diese zugeknallt hatte, war er an ihr heruntergerutscht und musste erst einmal tief Luft holen.

/Warum immer ich? Warum passiert mir das nur? Da meint es einer aber überhaupt nicht gut mit mir? Schluss jetzt. Bevor ich hier noch in Selbstmitleid verfall. Wo ist Rei/

Sein Blick wanderte durch den Raum. Im Gegensatz zum gestrigen Tag fand er das kleine Fellknäuel auch sofort, wie es sich auf seinem Handtuch zusammengerollt hatte. Das Zimmer schien soweit in Ordnung zu sein.

„Du hast mir heute ganz schönen Ärger gemacht, mein Lieber." Kai war aufgestanden und setzte sich auf sein Bett.

Durch die Stimme geweckt, begann Klein – Rei sich gähnend zu strecken und schaute zu seinem Herrchen.

„Miau!"

Er stand auf und tapste zu dem Russen, welcher ihn auch gleich auf seinen Schoss hob und begann, ihn hinter den Ohren zu kraulen. Ein tiefes Schnurren entrann seiner Kehle. Kai musste grinsen.

„Das gefällt dir, was Rei?"

„Nein, ich will zuerst duschen!" Zornig sah Max seinen Freund an.

„Nein ich. Du warst gestern schon dran," brummte Takao und stapfte mit dem Fuß auf, „heute bin ich der Erste!"

„Aber nachdem du geduscht hast, ist kein warmes Wasser mehr da." konterte der Blonde, um so den Japaner doch noch von ‚seiner' Duschreihenfolge zu überzeugen.

Während ihres kleinen Disputs waren sie an der untersten Treppenstufe angelangt.

„Dann eben, wer schneller im Bad ist." war Takaos Idee.

Kurz sahen sich die beiden an, nickten und sprinteten auch schon los. Max lag in Führung, war er doch schon im oberen Stockwerk angekommen und hatte ein paar Schritte im Gang zurückgelegt. Takao erreichte gerade die letzte Stufe, als der Blonde abrupt stehen blieb.

„Was..." kam es noch von dem Japaner. Allerdings konnte er nicht mehr bremsen, da er zu viel Schwung hatte. Gemeinsam mit Max purzelte er auf den Boden.

Schmerzend rieb sich Takao den Kopf. „Was, in drei Teufels Namen, sollte das denn jetzt?" meckerte er und schoss einen bösen Blick in Richtung Max ab.

„Sssh. Hörst du das denn nicht?" Der Amerikaner deutete auf eine Tür, welche eindeutig zu Kais Zimmer gehörte. Takao spitzte die Ohren, konnte jedoch nur leises Gemurmel dahinter ausmachen.

„Also, entweder hast du ein Supergehör, oder ich bin taub?" Fragend sah er in das Gesicht seines Freundes, während ihm dieser aufhalf.

„Hör doch." Max ging nicht auf die Bemerkung ein. Er bedeutete Takao ruhig zu sein und schob diesen zur Tür. Neugierig legten sie ihre Ohren auf das glatte Holz, um das Gesprochene besser verstehen zu können.

„Nein, Rei. Lass das!" Eindeutig Kais Stimme.

Erschrocken sprang Takao einen Schritt nach hinten, doch Max winkte ihn wieder zu sich.

„Rei. Jetzt geh von mir runter! ... Hör auf, mein Gesicht abzulecken. Das ist nicht angenehm... Autsch. Wenn das jemand sieht..."

Das wurde Takao jetzt aber doch zu bunt. Hatte ihnen Kai nicht vorhin noch hoch und heilig versichert, dass er nichts mit Rei hatte? Und hatte der Chinese dies nicht ebenso beteuert? Warum hörte sich das in dem Raum jedoch überhaupt nicht danach an?

Verärgert zog er Max hinter sich her, wobei dieser gerne noch ein wenig weiter gelauscht hätte. Schwungvoll ließ er die Tür seines Zimmers hinter sich ins Schloss fallen, nachdem er den Amerikaner in den Raum gezogen hatte.

„Das ist ja wohl die Höhe!" brauste Takao auf, während er begann, in seinem Zimmer auf und ab zu wandern.

Max hatte es sich auf dem Bett bequem gemacht und schaute den Anderen fragend an.

„Was hast du denn?"

„Was ich habe?" Der Japaner blieb kurz stehen.

„Ja, was ist denn los?" wollte Max wissen.

„Ich fass es nicht. Hast du etwa vergessen, dass die beiden heute morgen noch zu uns gesagt haben, dass sie nicht... na ja... zusammen wären oder so. Und dann müssen wir solche Sachen aus Kais Zimmer hören. Ich will ja nicht wissen, was die Zwei da drin getrieben haben oder noch treiben werden." Wild mit den Armen fuchtelnd stand Takao vor dem Blonden.

„Ja, aber was wäre denn so schlimm, wenn die beiden... na ja... ein Paar wären?" kam es leise von Max. Er konnte Takaos Aufregung nicht so ganz nachvollziehen.

„Da wäre nichts schlimm dran. Das ist es ja gerade." Seufzend ließ sich der Japaner neben dem Anderen auf das Bett fallen.

„Und warum regst du dich dann so auf?" Max hatte immer noch nicht begriffen, worauf Takao denn jetzt eigentlich hinaus wollte.

„Mensch, Max. Mir geht es nicht darum, dass die beiden ein Paar sein könnten. Das stört mich nicht. Im Gegenteil. Irgendwie würde es mich ja freuen. Schließlich hat Kai in seiner Vergangenheit ja nicht gerade viele schöne Erlebnisse gehabt. Aber, wenn er mit Rei zusammen wäre, dann hätte er endlich einmal etwas Positives erlebt. Wer eignet sich denn besser dazu, Kai aufzutauen? Was Besseres kann ihm da doch fast gar nicht passieren. Ich finde es nur schade, dass sie es uns scheinbar nicht sagen wollen. Ich meine, wir sind ja nicht blöd. Denen müsste doch klar sein, dass wir das irgendwann merken. Spätestens nach der Weckaktion von heute morgen, sollte den beiden doch ein Licht aufgegangen sein, oder?" Ein erneutes Seufzen kam über Takaos Lippen.

„Stimmt. So hab ich das noch gar nicht gesehen," nickte Max, „wirklich schade, dass die beiden uns wohl nicht vertrauen, um uns so etwas zu sagen."

Einen kurzen Moment herrschte Stille, in der die beiden ihren eigenen Gedanken nachhingen.

„Was meinst du? Sollen wir sie noch einmal direkt drauf ansprechen?" unterbrach der Amerikaner die Ruhe.

„Nein. Besser nicht," Takao schüttelte heftig den Kopf, „die würden das doch eh wieder nur abstreiten. Das müssen wir schon anders bewerkstelligen."

„Aber wie?" wollte Max wissen und sah zu seinem Teamkameraden, der nachdenklich an die Decke starrte.

„Vielleicht sollten wir die beiden erst einmal beobachten und so viele Fakten sammeln, wie nur möglich. Erst, wenn wir sozusagen genügend Beweise haben und sie sich also nicht mehr rausreden können, dann reden wir noch einmal ein ernstes Wort mit ihnen." schlug er vor.

„Das ist gut," Max stimmte zu, „genauso machen wir es."

„Dann kann also die Aktion ‚Oute das Pärchen' beginnen."

Die beiden Jungen grinsten sich verschwörerisch an.

In der Zwischenzeit war eines ihrer gerade neu auserkorenen Opfer, auch Kai genannt, damit beschäftigt, ein scheinbar wildgewordenes Fellbündel von sich herunter zu bugsieren.

„Rei. Jetzt hör endlich auf. Und fahr verdammt noch mal die Krallen ein! Wehe, du zerkratzt mir irgendwo das Gesicht. Dann schmeiß ich dich hochkant aus dem Fenster."

Kai war wütend.

Und wie wütend er war.

Seit fast fünf Minuten versuchte er nun schon, Rei endlich von seinem Körper herunter zu bekommen, da dieser scheinbar fest entschlossen war, ihn komplett wegzuschlecken, wobei es ihm jedoch überhaupt nicht passte, dass der Russe sich dagegen wehrte.

Irgendwie schien es, als wolle sich der kleine Kater so dafür rächen, dass Kai ihn den ganzen Tag hier eingesperrt hatte.

„Wenn das jetzt eine neue Methode ist, um mich zu ärgern, darf ich dich beglückwünschen. Du hast es geschafft." zischte Kai, woraufhin nur ein ebenso bedrohliches Fauchen zurückkam.

„Geh sofort von mir runter. Sonst gibt es kein Futter mehr, und ich kraul dich auch nicht mehr hinter den Ohren!"

Sofort war Rei mucksmäuschenstill, wie, als hätte er Kais Worte genau verstanden. Ohne weitere Probleme ließ er sich von dem Russen auf den Boden setzen.

/Das Vieh ist irgendwann noch mein Tod. Ich seh es kommen. So eine Furie/ Seufzend massierte sich Kai die Schläfen und schaute zu Rei, der immer noch vor seinen Füssen saß.

„Du..." Eigentlich hatte er ihm noch etwas Fieses an den kleinen Kopf knallen wollen. Doch dann sah er wieder in diese Augen, die ihren extremsten ‚Katzenblick' aufgesetzt hatten.

/argx Wenn der mich so anguckt, dann kann ich ihm nicht böse sein. Ist ja immerhin nur ein Kater. Der weiß also gar nicht, was er da tut. Und er meint das alles sicher auch nicht so... Scheiße, Kai. Jetzt fängst du schon an, dich mit Katzen zu unterhalten und über Katzen nachzudenken. Das ist gar nicht gut. Ich geh wohl besser schlafen./

Mit diesen Gedanken stand er auf und zog sich seine Schlafsachen an.

„Nacht, Rei!"

Er tätschelte dem Kater noch einmal kurz den Kopf und war dann auch schon unter seiner Decke verschwunden. Doch irgendwie konnte er nicht so recht einschlafen.

/Rei macht mich irgendwann noch fertig. Aber, ich kann einfach nicht... Er guckt immer so lieb. So, als könne ihn kein Wässerchen trüben. Wenn ich in diese großen Augen sehe... Fast wie bei Rei ( der menschliche ). Der hat auch so Augen. Genauso gelblich. Na ja, wohl eher ein wenig bernsteinfarben. Mit so einem leichten Schimmer, der irgendwie... /

Kai grinste vor sich hin.

/Moment, wie komme ich denn jetzt da drauf? Warum denke ich jetzt über Reis Augen nach? Gottseidank, dass ich das dieses Mal nicht laut ausgesprochen habe. Da wäre ich nur wieder in irgendwelche Erklärungsnöte gekommen. Aber es war schon wirklich nett, wie Rei heute Vormittag die Situation gerettet hat. Wenn er nicht gewesen wäre, hätten mir Takao und Max diese fadenscheinige Ausrede doch nie im Leben abgekauft. Ok. Ich hab sie mir selbst ja noch nicht einmal abgekauft. Doch durch Rei waren sie abgelenkt. Es schien ihm wohl genauso peinlich zu sein wie mir. Er ist sogar auch ein wenig rot geworden. Moment mal. Warum ist er das denn eigentlich? Gut, es war schon eine leicht unangenehme Situation. Aber wohl eher für mich, als für ihn. Könnte es sein... Nein, stopp, Kai. Jetzt nur nicht auf solche Gedanken kommen. Fang erst gar nicht an, irgendwelche Dinge irgendwo hineininterpretieren zu wollen. Da fall ich sicher nur ganz böse auf die Schnauze. ... Aber, er war genauso verlegen wie ich und ... Argx. Ich sollte jetzt wirklich schlafen. Ist ja nicht mehr zum Aushalten, was mir hier so alles in den Sinn kommt. Gute Nacht, Kai./

Mit diesem Satz erklärte der Russe seine eigenen Gedankengänge für beendet. Er drehte sich um und vergrub seinen Kopf unter dem Kissen.

Und scheinbar schien es zu wirken, denn nur wenige Minuten später war er auch schon eingeschlafen, ohne dass ihn noch einmal irgendwelche Gedanken einen gewissen Chinesen betreffend heimgesucht hatten.