Hallo und herzlich willkommen zu meinen verschiedenen „Momentaufnahmen"!
„Momentaufnahmen" ist eine Kurzgeschichtensammlung mit vielen, verschiedenen Pairings und vielen, verschiedenen Kapiteln. Die meisten der Oneshots sind jemandem gewidmet, der ein bestimmtes Pairing sehr gerne mag. Jedes Kapitel ist anders als das vorherige und es wird zu den allermeisten keine Fortsetzung geben, es sei denn, ich habe eine ganz wahnsinnig gute Idee und will sie unbedingt schreiben.
Ich hoffe, euch gefallen die verschiedenen Ideen. Kapitel Acht ist um einiges düsterer als Kapitel Sieben. Wie der Titel schon andeutet, geht es um die Zeit nach dem Krieg, um Harry und seine Gedanken. Ich mag die Geschichte irgendwie und ich hoffe, ich kann euch auch irgendwie für die Idee begeistern. Reviewantworten findet ihr wie immer am Ende der Story.
Summary: „Meine einzige Aufgabe im Leben bestand darin, Voldemort zu besiegen und das hab' ich erledigt. Und nun? Nun kann man mich wegwerfen." Harrys Leben nach dem Krieg. Nach dem Ende.
Pairing: Harry Potter/Ginny Weasley
Warnings: Zum Ende hin wird es kitschig…
Disclaimer: Das gesamte Harry-Potter-Universum gehört J.K.Rowling. Ich leihe mir nur die Charaktere aus und schreibe dazu meine eigenen Ideen. Ich verdiene hiermit keinen Cent. Reviews wären allerdings fein.
Widmung: Für Amy.
Viel Spaß beim Lesen wünscht euch eure
Maia
OoOoOoO
Nach dem Ende
Raben fliegen krächzend auf und verschwinden, schwarzen Farbtupfern am hellen Himmel gleich, langsam in der Ferne. Ansonsten herrscht bedrückende, lastende Stille. Gewitterwolken ziehen auf, verbergen die Sonne und lassen das Gelände um Hogwarts herum noch düsterer wirken, als es in diesen Tagen sowieso schon ist. Müde hebt Harry Potter den Kopf und blickt um sich, bemerkt die vielen Leichen um sich herum. Weißmagier und Schwarzmagier, wie sie tot nebeneinander liegen und alles, was bleibt, ist grenzenlose Trauer.
Der Kampf ist vorüber, Voldemort ist besiegt und der Weg für den Frieden ist frei. Nun kann er in Großbritannien wieder Einzug halten und die Menschen erfreuen. Doch bis dahin scheint noch eine ganze Weile vergehen zu müssen. Zu gebeutelt sind Land und Leute, zu erschöpft vom Kämpfen, um jubilieren zu können. Sie haben noch nicht begriffen, dass es nun wirklich vorbei ist, dass der Schrecken ein Ende hat und sie tatsächlich erleichtert aufatmen dürfen.
Erschöpfte Menschen sehen Harry an, die Gesichter und Körper zerschunden, übersät von unzähligen Narben so vieler Flüche. Und dennoch stiehlt sich ein Lächeln auf eben diese Gesichter. Trübe Augen werden klar, blitzen fröhlich und ein Wispern geht durch die Reihen. „Vorbei…. Der Krieg ist vorbei… Voldemort ist besiegt!" Das Wispern schwillt an zu einem lauten Rufen und Harry zuckt kurz zusammen, als er es hört. Ja, vorbei. Er hat seine Aufgabe erledigt. Und was kommt danach? Was kommt nach dem Ende?
Eine kühle Hand legt sich auf Harrys rechte Schulter, schüttelt ihn sachte und lässt dann los, als er verwirrt die Augen öffnet und sich, auf beiden Händen abstützend, etwas erhebt. „Was ist los?", will er wissen und kann fühlen, wie schweißgebadet er ist. Aus der Dunkelheit heraus bemerkt er einen besorgten Blick und schüttelt unwillig den Kopf. „Mir geht's gut.", knurrt er und ahnt mittlerweile, was geschehen ist. „Du hattest einen Alptraum.", stellt Ginny Weasley sachlich fest. „Du hast gezittert und im Schlaf gekeucht. Ich bezweifle offen gesagt, dass es dir so gut geht, wie du behauptest."
Müde streift sich Harry mit einer Hand über sein Gesicht. „Was wird das- Diskussion um Mitternacht?", erkundigt er sich und bemerkt selbst den bissigen Unterton in seiner Stimme. Er kann im Mondschein sehen, wie Ginny den Kopf dreht und sich verletzt auf die Lippe beißt. Wieder eine Person auf seiner Liste der Menschen, die er in den letzten paar Monaten vor den Kopf gestoßen hat, obwohl sie nur versucht haben ihm zu helfen. „Ich dachte nur, du fühlst dich vielleicht besser, wenn du darüber redest.", antwortet Ginny ihm ruhig und macht einen Schritt rückwärts. Ein kurzes Blitzen, als sich das Mondlicht in den Gläsern bricht, zeigt ihr, dass Harry nach seiner Brille gegriffen und sie aufgesetzt hat.
Ein alter, leicht wackliger Holzstuhl steht an dem kleinen Fenster und Harry weiß, schon bevor er es sehen kann, dass Ginny darauf Platz nehmen wird. Sie schaut hinaus in die Dunkelheit und betrachtet die blätterlosen Bäume, die dem Haus ihre Äste entgegenstrecken. Der Himmel ist in dieser Nacht ein einziger, blaugrauer Teppich und nur vereinzelt sind ein paar Sterne zu sehen, während der Mond, blassschimmernd und leuchtend, sichelförmig auf die Erde blickt. „Gute Nacht, Harry.", wünscht Ginny ihm leise und ihre dunkelblauen Augen fixieren weiterhin die Bäume und Sträucher, die vom Herbst und Winter bereits mitgenommen und geprägt aussehen.
Einen Moment lang überlegt Harry, sich schlafend zu stellen und sich somit vor einer Antwort zu drücken. Dann geht der Moment vorüber und er erschrickt vor sich selbst. So etwas geschieht recht häufig in der letzten Zeit und manchmal widert er sich an. „Ich bin ein Monster.", stellt er dumpf und düster fest, sich kaum der Tatsache bewusst, dass er seine Gedanken laut ausspricht. „Nein, bist du nicht.", widerspricht ihm Ginny und ihre helle Stimme holt ihn zurück in die Wirklichkeit. Sie hat den Kopf gedreht und ihre schulterlangen, sonst kupferroten Haare wirken beinahe schwarz im Dämmerlicht.
Harry kann ihren Blick nicht deuten, denn er hat es im Laufe des vergangenen Jahres verlernt, in Ginnys Gesicht das zu lesen, was sie denkt und empfindet. „Bin ich wohl", entgegnet er und ignoriert den Trotz in seiner Stimme, will ihn nicht hören, sondern sich lieber einlullen in seinen eigenen Gedanken. Seine Hände vergraben sich in der dicken Bettdecke und langsam zieht er seine Beine zu sich heran, bettet seinen Kopf darauf und versucht die Bilder zu verdrängen, die der Alptraum wieder hervorgerufen hat.
„Hör auf, dich wie ein Kleinkind zu benehmen." Ginnys Worte durchschneiden scharf das Schweigen, das zwischen ihnen geherrscht hat, und lassen ihn erstaunt aufsehen. „Die Zauberer und Hexen Großbritanniens haben in dir ihren Helden gefunden, also erzähl mir nichts von Monster, ja?" Langsam redet sie sich in Rage, ihre Hände ballen sich zu Fäusten und sie muss an sich halten, um nicht aufzuspringen, sich zu Harry zu setzen und ihn hart an den Schultern zu packen und zu schütteln, damit er wieder zur Vernunft kommt.
„Du hast keine Ahnung…", beginnt der Schwarzhaarige nun, hebt den Kopf und fixiert das Mädchen am Fenster. „Keine Ahnung davon, wie es ist, mit diesem ungeheuren Druck umgehen und leben zu müssen. Meine einzige Aufgabe im Leben bestand darin, Voldemort zu besiegen und das hab' ich erledigt. Und nun? Nun kann man mich wegwerfen." Zum Ende hin ist er immer leiser geworden und hat den Kopf wieder sinken lassen, sodass er nicht mitbekommt, wie Ginny aufsteht und auf ihn zukommt.
„Nun hörst du mir einmal zu, Harry Potter…", setzt sie mit gefährlich leiser Stimme an, „Dein Selbstmitleid kannst du dir sparen, ist das klar? Seitdem ich dich kenne, gehörst du praktisch zu unserer Familie und jeder hier sieht dich als Harry an, nicht als strahlender Retter der Welt. Wage es ja nicht, mir zu erzählen, du hättest das nicht gemerkt, ansonsten kann ich für nichts garantieren. Glaubst du im Ernst, dass Ron und wir anderen uns nur mit dir angefreundet haben, weil du der bist, der du eben bist?"
Ginnys Fingernägel graben sich scharf in die weiche Haut ihrer Handballen, als ihre Fäuste noch fester werden und ihre ganze Körperhaltung zeugt von Anspannung. Sie zittert leicht, denn sie ist es nicht gewohnt, solche Reden zu halten und dennoch sprudeln die Worte aus ihr heraus, waren zu lange gefangen in ihren Gedanken. „Ich hab es so satt, mir dein Gejammere anzuhören…", faucht sie wütend und schüttelt energisch den Kopf, sodass ihre Haare heftig fliegen. „Seit Monaten verkriechst du dich in diesem Zimmer, nicht einmal zum Essen raffst du dich auf und erwartest stattdessen, dass man dein Selbstmitleid versteht."
Plötzlich lösen sich die Fäuste, schlanke Finger greifen nach der Bettdecke und ziehen sie ruckartig weg. „Sieh mich an…", zischt Ginny und ihre Stimme bebt ebenso wie ihr Körper. Sie hat die Grenze längst überschritten, vor der sie sonst stets zurückgewichen ist und sie weiß: wenn sie es nun nicht zu Ende bringt, dann wird sich Harry nur noch weiter zurückziehen und irgendwann wird ihn keiner mehr erreichen können. Dann wird es egal sein, welche Worte fallen und welche ungesagt bleiben, denn er wird nicht mehr zuhören und es wird ihn nicht mehr kümmern.
Starr und überrascht sitzt er auf dem Bett, blickt Ginny an, die er noch niemals in einer derartigen Verfassung erlebt hat. Kaum erreichen seine Augen die ihren scheint es, als würde etwas von ihr abfallen, das sie bisher am Stehen gehalten hat. Sie sinkt auf die Matratze, fällt in sich zusammen und schlägt beide Hände vor's Gesicht. Kein Laut ist zu hören und dennoch ist sich Harry sicher, dass die Rothaarige weint. Etwas, was er in all den Monaten, in denen er nun schon bei den Weasleys wohnt, niemals mitbekommen hat.
Und es sind viele Nächte gewesen, in denen Ginny an dem Fenster seines Zimmers gesessen und hinaus in die Ferne geschaut hat. Bisher haben sie kaum ein Wort miteinander gewechselt, denn Harry spricht nicht mehr viel, seitdem Voldemort besiegt ist. Er fürchtet, das Falsche zu sagen oder mitzubekommen, wie niemand auf seine Worte achtet. Nun räuspert er sich und rückt näher, legt Ginny sachte eine Hand auf den schmalen, bebenden Rücken. „Ginny… du weinst?" Seine Stimme klingt rau in seinen Ohren, ungläubig und auch entschuldigend. Er hat das nicht gewollt. Viel bekommt er zwar nicht mehr mit von den Menschen um ihn herum, aber wenn Ginny seinetwegen weint, ist es, als würde etwas Kaltes sein Herz umfassen.
Sie gibt keine Antwort und die herrschende Stille legt sich schwer über ihn. Fieberhaft sucht er nach Worten, will das Schweigen durchbrechen und ist alles andere als zufrieden mit dem, was er schließlich ausspricht. „Du musst nicht weinen…", stammelt er, vollkommen hilflos und lässt seine Hand über ihren Rücken streicheln. „Ginny… nicht… weshalb weinst du denn?" Immer und immer wieder stellt er die gleichen Fragen, kann nicht glauben, dass das starke Mädchen vor ihm lautlos schluchzt. Das Mädchen, das ihn in letzter Zeit mit unglaublicher Ruhe ertragen hat- dieses Mädchen weint nun und er fühlt sich schuldig.
Langsam greift er mit seiner zweiten Hand nach ihren Fingern, die ihr Gesicht bedecken, und zieht sie sanft nach unten. Ihre Augen sind geschlossen, die Lider flattern und auf ihren Wangen glänzen die Spuren silbriger Tränen. Ihre Lippen sind leicht geöffnet und sie atmet schwer, er kann es hören, so nahe ist er ihr. „Ginny…", wispert er und drückt sie leicht an sich. Ein Wort nur, ein Name, und soviel Gefühl darin. Er hat gedacht, er hätte es verlernt, Gefühle auszudrücken, in seine Worte miteinfließen zu lassen. Er hat geglaubt, die anderen wären ihm egal, sein Selbstmitleid wog soviel mehr und nun sitzt er hier und verzweifelt beinahe bei dem Gedanken daran, dass es Ginny seinetwegen schlecht geht.
Sie schluckt schwer und hebt anschließend den Kopf, dreht ihn nach links und sieht ihn direkt an. „Wieso tust du das?", flüstert sie. „Weshalb vergräbst du dich in diesem Zimmer und redest dir ein, dass niemand dich mehr braucht? Meinst du ernsthaft, ich würde noch immer jede Nacht in diesem Raum verbringen und über dich wachen, wenn du mir vollkommen egal wärst? Manchmal… manchmal glaube ich, du denkst überhaupt nicht mehr und deshalb kommen auch deine Alpträume immer wieder. Du lässt nicht zu, dass das Vergangene vergangen ist. Bist du nicht neugierig auf die Zukunft, Harry? Auf all das, was noch vor dir liegt? Vor uns?"
Ihre Stimme schafft es wieder einmal, über seine Haut zu reiben und ihm eine Gänsehaut zu verleihen. Sie bringt etwas in ihm zum Schwingen, von dem er vermutet hat, dass er es längst verloren hat, so lange ist es her, dass er es gespürt und vernommen hat. Und er fühlt, dass es an der Zeit ist, endlich alles auszusprechen, was er bisher stets verschwiegen hat. „Für mich gibt es keine Zukunft.", erwidert er leise, „Was für dieses Leben von mir erwartet worden ist, habe ich erledigt. Und nach Voldemort gibt es nichts mehr, nur ein unglaubliches, schwarzes Loch, in das ich stetig falle und dessen Grund ich erst finden werde, wenn ich sterbe."
Er hat nicht damit gerechnet, dass Ginny so heftig reagieren würde. Verwirrt reibt er sich die schmerzende Wange und blickt das Mädchen überrascht an. Ginnys Augen brennen, schauen ihn wütend und anklagend an. „Wie kannst du nur?", zischt sie und ihre noch immer erhobene Hand zittert leicht. „Wie kannst du dich selbst so aufgeben? Du hast überlebt, oder nicht? Meinst du nicht, es wäre nun an der Zeit, das Leben zu genießen? Jetzt, wo Frieden herrscht?" „Aber ich weiß nicht, wer ich bin…", bricht es aus Harry hervor, die Worte fliegen ihm davon und kaum, dass sie ausgesprochen sind, erschrickt er.
Ginny schließt für einen Moment die Augen, ihre Hand greift nach seiner und sie drückt sie leicht. „Du hast genügend Zeit, das herauszufinden.", wispert sie und er hört ihr an, dass sie seine Antwort bereits kannte und nur darauf gewartet hat, dass er es ihr endlich anvertraut. „Und für den Augenblick- falls dir das reicht… Ich kann dir sagen, wer du bist." Harry sieht auf, sieht grenzenloses Vertrauen im Dunkelblau ihrer Augen und fragt sich, womit er dieses Mädchen verdient hat. Kurz nickt er und fühlt sogleich ihre Hand, die zärtlich seine Wange streichelt- jene Wange, der sie eben noch eine Ohrfeige verpasst hat. Die Hand wandert weiter, verliert sich in seinem Haar und dann spürt er den zarten Flügelschlag ihrer Lippen auf seinen eigenen.
„Du bist der Mann, den ich liebe.", flüstert Ginny noch, bevor sich ihre Lippen endgültig auf Harrys Mund legen und er weiß, dass ihm diese Antwort vorerst genügt. Ginny schmiegt sich an ihn und für einen Moment scheint es ihm, als schwebten ihre Gedanken durch den Raum, denn ohne es erklären zu können, weiß er insgeheim, was Ginny denkt.
Es ist gut, dass es zu Ende ist, schließlich war es eine Zeit des Schreckens. Und falls du dich dennoch vor dem fürchtest, was nach dem Ende kommt- es gibt uns Raum für einen wundervollen Anfang, den Beginn einer neuen Zeit, die unendlich besser wird als die vergangene. Also hab keine Angst, mein Liebster- ich bin bei dir und halte dich, durch alle Anfänge und Enden dieser Welt hindurch.
OoOoOoO
Vielen Dank an meine lieben Reviewer und tausendmal „Entschuldigung", dass es solange kein neues Kapitel gab:
LadyAdamas: Wie gesagt, es tut mir unendlich Leid, dass ihr solange auf ein Update warten musstet, aber ich habe es schlicht vergessen… Tausend Dank für dein wunderbares Review! Und ich kann es wirklich nur empfehlen, sich mal einen Sonnenaufgang anzusehen- es sieht phantastisch aus. Ich hoffe, ich konnte dich mit diesem Kapitel auch wieder ein wenig erfreuen. Ganz liebe Grüße!
Moon: Freut mich, dass es dir gefallen hat! Ich hoffe, du magst das hier auch… Hab dich lieb.
Leaky: Liebe Große, du weißt, dass ich mich wie verrückt über deine Reviews freue? ;) Ich glaube, dieses Kapitel kennst du schon, aber ich bin mir nicht sicher… Hab dich lieb.
