Hallo und herzlich willkommen zu meinen verschiedenen „Momentaufnahmen"!

„Momentaufnahmen" ist eine Kurzgeschichtensammlung mit vielen, verschiedenen Pairings und vielen, verschiedenen Kapiteln. Die meisten der Oneshots sind jemandem gewidmet, der ein bestimmtes Pairing sehr gerne mag. Jedes Kapitel ist anders als das vorherige und es wird zu den allermeisten keine Fortsetzung geben, es sei denn, ich habe eine ganz wahnsinnig gute Idee und will sie unbedingt schreiben.

Ich hoffe, euch gefallen die verschiedenen Ideen. Kapitel Neun handelt von Cissa, Cissa und Cissa. Oh, und von ihrer Ehe zu Lucius. In diesem Oneshot lieben sie sich und können trotzdem nicht vollkommen glücklich sein. Was soll ich sagen- ich glaube, von all den Geschichten für „Momentaufnahmen" ist das hier meine liebste, an ihr hänge ich am meisten und ich wollte, dass es das Letzte ist, was ich online stelle, bevor ich alt (volljährig...)werde. Falls es hier irgendwen interessiert ;o) Reviewantworten findet ihrwie immer am Ende der Geschichte.

Summary: Narcissas größter Wunsch geht in Erfüllung und nun wünscht siesich nichts sehnlicher, als die Zeit zurückdrehen zu können.

Pairing: Narcissa Black/Lucius Malfoy

Warnung: Es wird zwischendurch wohl etwas philosophisch und das Ende ist ein wenig traurig.

Disclaimer: Das gesamte Harry-Potter-Universum gehört J.K.Rowling. Ich leihe mir nur die Charaktere aus und schreibe dazu meine eigenen Ideen. Ich verdiene hiermit keinen Cent. Reviews wären allerdings fein.

Widmung: Für meine Mädels.

Viel Spaß beim Lesen,

Maia

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Herzbegehren

Vor siebenundzwanzig Monaten, zwei Wochen und drei Tagen bin ich in dieses Haus eingezogen und habe mich mehr als nur verloren gefühlt. Überall dunkles Holz, schwere Läufer auf den Treppen und diese riesigen Türen mit den reichverzierten Türgriffen- alles war neu und ungewohnt für mich. Heute könnte ich blind durch die Gänge laufen, würde jedes Zimmer finden und nicht einmal gegen eine Wand stoßen. Aber eingelebt habe ich mich trotz allem nicht. Noch immer schaudert mich manchmal, wenn ich aus dem Garten zurückkomme und in der großen, dunklen Eingangshalle stehe.

Kaum ein Sonnenstrahl findet seinen Weg dorthin und die wenigen Kerzen, die in den Haltern dort befestigt sind, spenden nicht viel Licht. Sie brennen Tag und Nacht und schon oft habe ich heimlich einen Zauber gesprochen, um die Halle zumindest etwas zu erhellen. Zwar lebe ich hier, doch vollkommen heimisch werde ich mich wohl nie fühlen. Mit am schlimmsten ist es, wenn ich durch den Gang zwischen Speisezimmer und Wohnzimmer laufe. Denn dort hängen die meisten Gemälde. Lauter Ahnen meines Mannes, die auf ihnen dargestellt sind und mich kühl mustern.

Die Gesichter ähneln sich allesamt und manchmal muss man ganz genau hinschauen, um einen Unterschied zwischen ihnen erkennen zu können. Augen, die so grau sind wie tiefhängende Gewitterwolken. Helle, geschwungene Augenbrauen darüber. Fein geschnittene, klassische Gesichtszüge. Eine schmale, gerade Nase. Langes, helles Haar. Und dann das einzige Merkmal, das sämtliche Männer und Frauen trennt. Die männlichen Gesichter haben schmale, blasse Lippen, die weiblichen himbeerrote, volle.

Als ich hier eingezogen bin, stand ich stundenlang vor den Gemälden und habe sie einfach nur betrachtet. Ich fand es interessant, dass selbst die Frauen, die nur in die Familie eingeheiratet haben, so genau in diese Bildreihe passten. Heute wundere ich mich darüber längst nicht mehr. Lucius, mein Mann, und ich wurden ebenfalls porträtiert und unsere Bilder sind derzeit die letzten der Folge. Und es ist kaum ein Unterschied zu erkennen zwischen Lucius und seinem Vater, zwischen seiner Mutter und deren Schwiegermutter- und zwischen seiner Mutter und mir. Ich weiß nicht, wie es die Malfoys seit Generationen hinbekommen, weiß nicht einmal, ob es wirklich beabsichtigt ist oder nicht, doch es bringt mich immer wieder dazu, in diesem Gang innezuhalten.

Obwohl ich rein vom Äußeren her so aussehe wie die Gemälde selbst, blicken mich die Personen darauf stets so starr und steif an, dass ich keinerlei Zweifel daran habe, dass sie wissen, dass ich keine Malfoy von Geburt bin. Unter ihren kühlen Augen werde ich wieder zu einem kleinen Mädchen und fühle mich hilflos. Sie starren mich an und beinahe kann ich sie tuscheln hören: Wer ist sie? Was tut sie in unserem Haus? Manchmal überlege ich, ob es Lucius' Mutter ebenso erging, als sie hierher zog. Nicht, dass wir jemals darüber geredet hätten. Ich glaube eher, sie mochte mich zwar recht gern, wollte jedoch auf jeden Fall die Distanz wahren, die zwischen uns herrschte.

Nichts wirklich Neues für mich. Lucius' Familie und die meine ähneln sich in gewisser Weise. Sie gehören beide der Oberschicht der Zaubererfamilien an und verhalten sich dementsprechend. Dennoch war ich irritiert, als ich hier einzog und die vielen Gesichter auf den Bildern wahrnahm. Sie waren so vollkommen anders als alles, was ich bisher gekannt hatte. Man konnte kaum etwas von ihnen ablesen. Da war immer nur eine leichte Ablehnung, Kühle und vielleicht sogar Abscheu. An langweiligen Tagen habe ich mich vor die Gemälde gestellt und versucht, sie zum Lachen zu bringen. Allerdings ohne Erfolg.

Lucius ist ihnen so ähnlich. Es kommt nicht oft vor, dass sich auf seinem Gesicht seine Emotionen widerspiegeln und selbst wenn es passiert, erkenne ich seine Gedanken und Gefühle in dem Augenblick, in dem er sie offenbart. Es ist nicht so, dass mein Mann berechenbar ist, ganz im Gegenteil- ich habe nur gelernt, ihn zu lesen. Schließlich sind wir seit gut zwei Jahren verheiratet und manchmal denke ich sogar, dass Lucius mir sein Herz öffnen und zu Füßen legen würde, wann immer ich ihn darum bäte.

Ich habe gesehen, wie seine schmalen Lippen vor Glück lächelten und sich feine Grübchen in der weichen Haut seiner Wangen gebildet haben. Ich weiß das so genau, weil ich es war, der dieses Lächeln galt, damals, an unserem Hochzeitstag, als wir gerade die Ringe und einen scheuen Kuss getauscht hatten. „Jetzt sind wir Mann und Frau.", flüsterte er mir zu und lächelte dieses Lächeln, das bei mir wacklige Knie auslöste. Lucius wirkte so unfassbar glücklich in diesem Augenblick und ich erinnere mich nur allzu genau daran, dass ich mich ebenso fühlte. An der Seite dieses Mannes zu stehen, der Grund dafür zu sein, dass er derart entrückt lächelte- dies alles war dafür verantwortlich, dass ich ebenfalls unsagbar glücklich war.

Ich habe miterlebt, wie sich seine feinen, aristokratischen Gesichtszüge vor Wut verzerrten und das Gewittergrau seiner Augen den blanken Hass widerspiegelte. Ich kann es seinem Tonfall anmerken, wenn er zornig wird und ich kann die hellroten, kaum sichtbaren Flecken auf seinen blassen Wangen erkennen, wenn er sich über etwas aufregt. Man kann es Lucius ansehen, wie sich seine Wut langsam steigert und wann sie den Punkt erreicht, an dem man nachgeben sollte, damit er nicht vollständig explodiert. Meistens geschieht das jedoch sowieso nicht. Lucius hat sich gut im Griff, so wurde er erzogen, doch mir offenbart er seine Seele.

Trotz allem habe ich lange auf den Tag gewartet, an dem ich etwas Bestimmtes in seinem Blick sehen kann. Davor kam so vieles anderes. Nie werde ich den Stolz und die Freude vergessen, die sein Gesicht überzogen, als ich ihm mitteilte, dass ich schwanger war. Übertroffen wurde sie wohl nur von seinen Empfindungen, als er Draco dann vor anderthalb Monaten wahrhaftig in seinen Armen hielt und hingerissen seinen schlafenden Sohn betrachtete. In solchen Momenten dachte ich, mir müsse vor lauter Glück das Herz überschwappen. Es muss ein so friedliches Bild gewesen sein: Ich, mit gelösten, strähnigen Haaren und weißem Nachthemd, erschöpft im Bett, Lucius daneben, einen Arm um mich geschlungen, der andere hält unser Neugeborenes.

Heute weiß ich, dass sich Lucius' Augen kaum merklich verändern, wenn er vor Dracos Bettchen steht und auf ihn hinabschaut. Dann sagt sein Blick: Ich schwöre, ich werde dich vor allem Bösen dieser Welt beschützen. Ich werde nicht zulassen, dass dir irgendjemand wehtut. Ich passe auf dich auf, damit du ein schönes Leben führen kannst. Ich werde darauf achten, dass dich nie jemand verletzt. Manchmal stehe ich neben Lucius und lege eine Hand auf seinen Arm, damit er den Blick hebt und sich daran erinnert, dass Draco noch so unglaublich klein ist und früher oder später seine eigenen Erfahrungen machen wird.

Ich habe die feinen, hellen Punkte in Lucius' Augen bemerkt, die immer dann auftauchten, wenn seine Augen vor Freude glitzern. Am meisten strahlen sie, wenn es im Winter zum ersten Mal schneit und die Flocken alles in reines Weiß hüllen. Lucius liebt den Winter über alles, viel mehr als die übrigen Jahreszeiten. Manchmal lächele ich darüber, doch sein jungenhaftes Grinsen, wenn er mir einmal wieder eine Schneeballschlacht vorschlägt, bringt mein Herz zum Hüpfen und lässt mich glücklich sein, weil ich einen Mann habe, der derart ausgelassen im Schnee herumtollen kann. An solchen Tagen vergesse ich, dass mir ab und zu etwas fehlt.

Gefehlt hat, muss ich wohl sagen. Mittlerweile ist es geschehen und ich kann mich nicht einmal darüber freuen. Im Gegenteil… Wann immer ich daran denke, krampft sich mein Herz vor Schmerzen zusammen und mein Blick richtet sich nach draußen, wo der kalte Wind um unser Haus streift und sein einsames Klagelied singt. Sei achtsam mit dem, was du dir wünschst, denn es könnte in Erfüllung gehen. Meine Tante hat das früher oft gesagt und ich weiß noch, wie ich dachte, so ein Unfug. Heute verstehe ich den Sinn der Worte und habe sie am eigenen Leib erfahren.

Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der jeder ein bestimmtes Talent oder eine besondere Freude an etwas hatte. Bellatrix' Augen begannen zu glitzern, wenn es um Dunkle Flüche ging. Andromeda lächelte seltsam entrückt, sobald sie ihren Photoapparat gepackt hatte und nach draußen verschwunden war, um neue Aufnahmen zu machen. Schwarz-weiße Muggelphotographien. Sirius war verrückt nach Quidditch, Streichen und Abenteuern. Regulus' liebstes Unterrichtsfach und Hobby war Zaubertränke. Und mein Herz schlug für die Sterne, die Nacht für Nacht am dunklen Himmel ihr gleißendhelles Licht verstrahlten.

Ich habe die Gesichter der gesamten Malfoybilder sorgsam studiert und auch in Lucius' Gesicht immer wieder nach dem gesucht, was ich am allermeisten vermisste. Merlin, was hab ich mich danach gesehnt, es in seinen Augen lesen zu können! Leidenschaft. Für irgendetwas. Tag für Tag, Stunde um Stunde habe ich gewartet, lange Zeit umsonst. Ich wollte wenigstens einmal miterleben, wie sich die Leidenschaft wie Röte über sein blasses Gesicht legt und es belebt, wie es nur die Leidenschaft vermag. Ich dachte, für irgendetwas Bestimmtes muss sein Herz doch schlagen, auf eine Art und Weise, die keine Liebe ist, sondern- Leidenschaft. Irgendeiner Sache muss er sich doch verschrieben haben.

Letzte Nacht geschah es zum ersten Mal, dass ich noch wach war, als Lucius von seinem Todessertreffen zurückkam. Ich hatte schon einiges davon gehört, durch meine Eltern, meinen Cousin Regulus und auch durch Lucius. Und ich wusste, dass etwas Wichtiges unmittelbar bevorstand. Aber ich hatte nicht einmal geahnt, welche Intensität Lucius' Augen belebten, wenn er davon sprach, wie wichtig es war, die Reinheit des Blutes zu bewahren. Ja, ich hatte endlich erlebt, wie Leidenschaft von meinem Mann Besitz ergriff. Und es hatte mir Angst gemacht. Etwas Eisiges hat sich in diesen Minuten um mein Herz gelegt und es seitdem nicht mehr freigegeben.

Mein größter Wunsch ist in Erfüllung gegangen und ich wünschte, ich könnte irgendetwas tun, um es rückgängig zu machen. Das hatte ich nicht gewollt. So hatte ich es nicht haben wollen. Doch das Schicksal fragt nicht nach. Du äußerst einen Wunsch und er wird dir gewährt. Auf welche Weise auch immer. Du musst dich zufrieden geben mit dem, was du bekommst. Und sollte ich eines Tages wieder Verlangen, Sehnsucht haben nach etwas- ich werde mich hüten, den Gedanken auszuformulieren. Mein Herzbegehren wird dort bleiben, wo sein Platz ist. In meinem Herzen. Fest verschlossen. Damit es nur ja nicht geschehen kann.

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Vielen Dank an meine lieben Reviewer:

Leaky: Danke für das „süß" des FF-Tests! Ich befürchte, das hier wirst du weniger süß finden, aber vielleicht gefällts dir ja trotzdem?

LadyAdamas: Glaub mir, ich bin auch immer wieder froh, etwas von dir lesen zu können. Da ergänzen wir uns doch perfekt, hm? Ich hoffe, du magst „Herzbegehren" und sage „Tausend Dank" für all deine wunderbaren Kommentare.

Moon: Danke schön!

Jolinar89: Danke für dein Review! Und was Bellatrix/Sirius angeht… Schau doch mal bei meiner Story „Lebensgeschichte" vorbei, da geht es um die beiden.