Hallo und herzlich willkommen zu meinen verschiedenen „Momentaufnahmen"!

„Momentaufnahmen" ist eine Kurzgeschichtensammlung mit vielen, verschiedenen Pairings und vielen, verschiedenen Kapiteln. Die meisten der Oneshots sind jemandem gewidmet, der ein bestimmtes Pairing sehr gerne mag. Jedes Kapitel ist anders als das vorherige und es wird zu den allermeisten keine Fortsetzung geben, es sei denn, ich habe eine ganz wahnsinnig gute Idee und will sie unbedingt schreiben.

Ich hoffe, euch gefallen die verschiedenen Ideen. Kapitel Zehn (das wahrscheinlich letzte, übrigens) behandelt ein brisantes Thema, nämlich Inzest zwischen Ginny und Ron. Hier sei daher noch einmal ausdrücklich gesagt, dass Inzest nicht verklärt oder gut geheißen wird- es ist nur eine Geschichte und sie hat nichts mit der Realität gemein. Nun seid ihr also gewarnt und wer nicht mag, muss ja nicht weiterlesen.

Summary: Ginny tauscht zwei Stunden Lieben gegen Wochen von Warten. Ein unfairer Tausch, aber es ist alles, was sie bekommen kann. Und es kümmert sie nicht mehr, weil ihre Seele bereits zerrissen ist vom Warten.

Pairing: Ginny Weasley/Ron Weasley

Warnung: Inzest. Und was zu Beginn aussieht wie eine lustige, kleine Geschichte über den Alltag bei den Weasleys- nun ja. Die Story wandelt sich ziemlich.

Disclaimer: Das gesamte Harry-Potter-Universum gehört J.K.Rowling. Ich leihe mir nur die Charaktere aus und schreibe dazu meine eigenen Ideen. Ich verdiene hiermit keinen Cent. Reviews wären allerdings fein.

Widmung: Für Kathy. Ich hoffe, du findest deine Anweisungen ‚Ron/Ginny, Geburtstag, Verstecken' wieder /smile/. Ich hab' dich lieb, Große.

Viel Spaß beim Lesen,

Maia

OoOoOoO

Zwei Stunden Lieben

Gleich beim Aufwachen hab ich es gerochen, den wunderbaren, unvergleichlichen Duft von frisch zubereiteten Pfannkuchen, der durch das ganze Haus zieht und meine Nase neckisch kitzelt. Ruckartig schlage ich meine noch warme Bettdecke zurück, schwinge die schlafanzugbehosten Beine nach rechts und lande mit den Füßen direkt in meinen gefütterten Winterpantoffeln. Etwas verfroren bin ich schon, das gebe ich ja zu- immerhin ist es gerade mal Oktober, der neunte, um genau zu sein, und draußen ist es zwar Herbst, doch der Winter ist in ganz weiter Ferne und die Temperaturen sind manchmal tatsächlich noch angenehm.

Der neunte Oktober. Ich kneife nachdenklich meine Augen zusammen, während ich in meinen flauschigen, gryffindorgoldenen Morgenmantel schlüpfe und zum Fenster tapse, um mir das Wetter anzusehen. Die Sonne leuchtet fahl und blassgelb und bringt die vielen, bunten Blätter zum Strahlen. Kupferrot sind die meisten, so wie meine Haare und die der ganzen Familie. Ich grinse unwillkürlich. Heute würden mal wieder alle zusammenkommen, um den Geburtstag der Zwillinge zu feiern. Ich kann mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann wir das das letzte Mal gemacht haben. Irgendwer hat eigentlich immer gefehlt.

Und nun, fünf Jahre nach dem Krieg, haben wir es endlich einmal wieder hinbekommen. Charlie und Bill leben zwar bereits seit einiger Zeit wieder in Großbritannien und auch Percy gehört wieder vollkommen zu uns- dennoch waren wir lange nicht vollständig gewesen. Heute allerdings ist Samstag, niemand muss arbeiten und alle haben zugesagt. Selbst Ron wird erscheinen, er hat es mir in seinem letzten Brief versprochen. Im Moment ist er noch immer dabei, gemeinsam mit Harry und Hermione die Welt zu bereisen und sich die Träume zu erfüllen, die die drei seit Jahren gehegt haben. Das tun sie bereits seit elf Monaten und es ist kein Ende in Sicht.

Das klingt verbittert und neidisch? Ja, das bin ich wohl in der Tat ein wenig. Immerhin bin ich zu Hause geblieben und habe mein Studium begonnen, um in hoffentlich naher Zukunft als Lehrerin für Zauberkunst in Hogwarts arbeiten zu können. Der Posten ist schon seit einiger Zeit nur ersatzweise besetzt und wartet geradezu auf mich. Doch leider muss ich noch bis zum Herbst warten, denn davor warten etliche Prüfungen und das Drei-Monate-Praktikum auf mich. Und dann darf ich mich offiziell Lehrerin nennen und endlich auch als solche arbeiten.

Meine Eltern und Brüder haben sich köstlich amüsiert, als ich ihnen eines Tages nach dem Krieg erzählt habe, was ich später machen will. „Du willst also freiwillig zurück in die Schule?", hat mich Charlie lachend aufgezogen und Fred und George haben mich gemustert, als wäre ich eine Wahnsinnige, die gleich auf sie zuspringen und sie verhexen würde. Ich hab nur mit den Schultern gezuckt und genickt. Irgendwie komme ich nicht los von Hogwarts, das sage ich ja selbst, aber ich sehe daran nichts Schlimmes. Außerdem macht es mir Spaß, den Schülern etwas beibringen zu können. Und ich finde es wichtig, dass es zwar erfahrene, doch auch junge Lehrer gibt.

Mittlerweile haben sich meine Brüder an den Gedanken gewöhnt, auch wenn mich Fred und George noch des Öfteren mit einem spöttischen „Guten Morgen, Professor Weasley!" begrüßen und dabei so unverschämt grinsen, dass man sie für zwölfjährige Lausbuben halten möchte und nicht für die Erwachsenen, die sie angeblich sind. Das vereint uns alle, selbst Percy kann dem nicht entfliehen: wenn wir wollen und in der richtigen Stimmung sind, sind wir wieder wie Kinder. Das liegt uns im Blut, ganz einfach. Und ich weiß sehr wohl, dass das nach fauler Ausrede klingt und dennoch- so ist es nun mal.

Langsam nehme ich meinen Blick von dem bunten Blätterwirbel direkt vor meinem Fenster und binde mir mit einer raschen Bewegung die Haare zusammen. Nicht gerade ordentlich, doch für das Frühstück mit der Familie reicht es allemal. Zumal Ron noch nicht da sein wird… Ich kann förmlich spüren, wie sich eine leichte Röte über meine Wangen legt und ich beiße mir hastig auf die Unterlippe. 23 Jahre alt und dennoch erröte ich wie ein Schulmädchen, wenn ich an meinen älteren Bruder denke und daran, wie sehr ich mich danach sehne, seine gebräunte Haut wieder streicheln, meine Finger durch seine weichen Haare fahren lassen zu dürfen.

Seine Lippen schmecken so, wie seine Augen aussehen, denke ich plötzlich. Ein gefährlicher Gedanke, ich weiß. Denn ich sollte eigentlich nicht wissen, wie die Lippen meines Bruders schmecken, nicht wahr? Nein. Das sollte ich tatsächlich nicht. Aber ich tue es und ich kann machen, was ich will- ich werde die Erinnerung daran nicht los. Ich vermisse Ron mehr, als ich mir selbst und vor allem ihm eingestehen will. Doch ich bin felsenfest davon überzeugt, dass er es längst weiß. Schließlich habe ich es nicht einmal 24 Stunden ohne ihn ausgehalten… Es muss ihn verlegen gemacht haben vor seinen besten Freunden, dass er gleich am ersten Tag ihrer Reise einen Brief von seiner kleinen Schwester erhalten hat.

Hermione. Lange Zeit hatten wir alle geglaubt, sie und Ron würden irgendwann zusammen kommen und miteinander glücklich werden. Nun, ich für meinen Teil bin, so mies es auch klingen mag, froh darüber, dass es mit ihnen nicht funktioniert hat. Sie sind nach wie vor sehr gut miteinander befreundet, aber Mione ist seit einigen Monaten in festen Händen. Ich weiß nur, dass sie ihren Traumprinzen im Urlaub kennengelernt hat und er offenbar jetzt mit ihnen weiterreist, um dann mit Hermione in England oder sonst wo zu leben.

Das mit Harry und mir ist nie wieder etwas geworden, nachdem es bereits vor dem Krieg zerbrochen ist. Er war ein anderer, nachdem er Voldemort besiegt hatte und obwohl ich nicht mehr verliebt war in ihn, habe ich dennoch keinen Zugang zu ihm gefunden. Ich war zu sehr mit meinem Studium beschäftigt und er zu sehr damit, seine Träume wahr werden zu lassen. Ich bin ihm nicht böse, keineswegs, und ich weiß durch Rons Briefe, dass es Harry nun endlich richtig gut geht. Und ich bin zuversichtlich, dass wir es nach ihrer langen Reise hinbekommen, unsere Freundschaft wieder zu beleben. Ich hab' ihn nämlich sehr gern und möchte, dass er glücklich ist.

Seufzend betaste ich kurz meine glühenden Wangen, öffne dann die Küchentür und drücke meiner Mum einen Kuss auf die Schläfe. „Morgen.", lächele ich sie, nun unbekümmert, an und greife nach meiner Lieblingstasse, auf der lauter bunte Herzen flattern. „Guten Morgen, Engelchen.", strahlt sie zurück und wendet den Pfannkuchen, der gerade in ihrer Pfanne brutzelt. Mum macht sie traditionell ohne Hexerei und auf dem Teller, der neben dem Herd steht, wächst ein bereits bedenklich hoher Pfannkuchenturm heran, der durch Zauber warm gehalten wird.

Dad und die anderen Herren schlafen natürlich noch und so sind Mum und ich alleine in der Küche. Was allerdings den Vorteil hat, dass ich den frischgebrühten Kaffee zu einem Großteil in meine Tasse schütten kann und nicht mit dem letzten Schluck vorlieb nehmen muss. Obwohl es heute zur Feier des Tages bestimmt auch für die Spätaufsteher noch genügend Kaffee geben wird. Mum hält mir die Zuckerdose hin und ich nehme sie ihr dankbar ab. Ich schütte drei große Löffel Zucker in meinen Kaffee und rühre vorsichtig um. Selbstverständlich ist die Tasse zu voll. Wie immer.

„Weißt du, wann Ron kommen wollte?", erkundige ich mich in möglichst neutralem Tonfall und kann sehen, wie Mum den Kopf schüttelt, während sie den nächsten fertigen Pfannkuchen auf dem Turm platziert. „Tut mir Leid, Liebes, ich dachte, er hätte es dir in seinem Brief geschrieben. Nun, vermutlich wird er heute Nachmittag hierher apparieren. Zumindest gehe ich davon aus. Er weiß doch, dass an Fred und Georges Geburtstag die Geschenke grundsätzlich nach dem Mittagessen verteilt werden, um unsere beiden Wildfänge ein wenig zappeln zu lassen."

Ein breites Grinsen umspielt meine Lippen. „Stimmt ja, du hast Recht.", nicke ich und ärgere mich innerlich, dass ich nicht selbst daran gedacht habe. Seit Wochen fiebere ich nun dem neunten Oktober entgegen und heute, da es endlich soweit ist, fühle ich mich wie unter Strom gesetzt. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen und zähle bereits die Minuten, die noch verstreichen, bevor ich mich Ron ganz schwesterlich in die Arme werfen und ihn an mich drücken kann. Vielleicht noch ein klitzekleiner Kuss auf die Wange, das wäre doch okay, nicht wahr? Da würde sich niemand etwas bei denken…

Sehnsüchtig starre ich nach draußen und wärme meine kalten Finger an meiner heißen Tasse. Ab und zu nippe ich an meinem süßen Kaffee, manchmal durchbricht ein leises Zischen die Stille, wenn Mum Pfannkuchenteig in die Pfanne gießt, doch ansonsten herrscht himmlische Ruhe. Allerdings nicht besonders lange. Irgendwer – ich tippe ja auf Charlie – kommt die Treppe heruntergepoltert und es hört sich nicht nach den Zwillingen an. Und da Bill mit Fleur gleich in der Nachbarschaft wohnt, haben sie auch nicht bei uns übernachtet, sondern kommen erst zum Geburtstagsfrühstück rüber.

„Morgen, Charlie.", begrüße ich meinen älteren Bruder daher lächelnd, kaum dass die Küchentür aufgeschwungen ist. Fröhlich summend nickt er mir erst huldvoll zu, bevor er sich, nachdem er Mum gebührend umarmt hat, zu einer Antwort herablässt. „Morgen, Kleine.", grinst er mich an und findet sich im nächsten Moment auf dem Boden wieder. Schon praktisch, wenn man per Handbewegung einen Stuhl zur Seite rutschen lassen kann, finde ich. Aber ich will ja nicht so sein. Nicht an dem Tag, an dem ich Ron endlich wieder zu Gesicht bekomme.

Ich reiche Charlie eine Hand und helfe ihm wieder auf die Beine. Gnädigerweise hat er die volle Tasse in meiner anderen Hand bemerkt, sonst hätte ich schwören können, dass er mich zu sich nach unten zieht. So allerdings rückt er sich nur seinen Stuhl zurecht und nimmt neben mir Platz. Ich schiebe ihm die Kaffeekanne zu und beobachte, wie er sich jede Menge Milch hineinschüttet. „Schon was mitbekommen, ob die Geburtstagskinder wach sind?", erkundige ich mich und übergehe das „Kleine" von vorhin. Immerhin musste Charlie dafür schon auf dem Boden landen, das genügt ja wohl. Zum mehr leiden lassen liebe ich meine Brüder wohl einfach zu sehr.

„Sorry, da muss ich dich enttäuschen.", murmelt Charlie und deutet wissend auf den Pfannkuchenberg. „Du wirst dich wohl noch ein wenig gedulden müssen, wenn du was essen magst. Die beiden schnarchen so munter vor sich hin, dass man es selbst im Flur hört." Mum lacht leise und auch ich pruste in meinen Kaffee. Charlies Zimmer liegt dem der Zwillinge direkt gegenüber und er muss nur aus der Tür heraustreten, um sie zu hören. Behauptet er jedenfalls immer wieder gerne und dann amüsieren sich alle köstlich. Auch und vor allem Fred und George.

„Verdammt.", grinse ich. „Wenn man sie mal braucht, sind sie natürlich nicht da." „Ginny!", entrüstet sich Mum spaßeshalber und ich zucke mit den Achseln. „Ist doch wahr. Da sitzt man mit hungrigem Magen vor einem Riesenberg Pfannkuchen und darf ihn nicht anrühren, weil die Herren Geburtstagskinder auf sich warten lassen. Ist euch das mal aufgefallen? Die schlafen mit jedem Jahr länger.", erkläre ich im Brustton der Überzeugung und werfe Charlie einen bösen Blick zu, als er kichernd den Kopf schüttelt.

„Nanana, das ist üble Verleumdung, das möchte ich nicht gehört haben!", ertönt Freds Stimme und die Zwillinge grinsen uns von der Tür aus entgegen. Mum stößt einen kleinen Schrei aus, stellt hastig die Pfanne auf eine kalte Herdplatte und fällt dann George um den Hals. „Meine Lieblinge, alles Liebe zu eurem Geburtstag!", bringt Mum gerade noch hervor, bevor ihr einer Liebling nach Luft japst und ein „Mum, du bringst mich noch um und dann war das mein letzter Geburtstag!" hervorstößt. Mum läuft pink an, nuschelt etwas und herzt dann Fred. „Setzt euch.", meint sie schließlich und schiebt beide auf den Tisch zu, sodass auch Charlie und ich endlich gratulieren können.

„Ich sehe davon ab, euch beide zu küssen, ja?", erklärt Charlie und als die Zwillinge enthusiastisch nicken, zieht er sie nur in eine kurze Umarmung, gratuliert ihnen herzlich und schon drücke ich Fred fest an mich. „Alles, alles Liebe zu eurem Geburtstag!", wünsche auch ich ihnen, küsse Fred auf die Wange und wiederhole das Ganze dann bei George, bevor die zwei endlich Platz nehmen können. „Aaaah, Geburtstage sind was Wunderbares.", macht Fred zufrieden und schaut gierig auf den Pfannkuchenberg, den Mum gerade auf dem Küchentisch platziert. „Greift zu!", strahlt sie und natürlich lässt sich das in dieser Familie niemand zweimal sagen.

In einer atemberaubenden Geschwindigkeit schaffen es die Zwillinge, sich drei Pfannkuchen auf einmal auf den Teller zu schaufeln, mit Marmelade oder Zucker zu bestreichen und gierig zu verschlingen. Charlie und ich selbst kommen erst gar nicht zum Essen, da wir mit offenen Mündern daneben sitzen und unsere Brüder fassungslos beobachten. Schließlich fasst sich Charlie ein Herz und räuspert sich auffällig. Offenbar allerdings nicht auffällig genug, da Fred und George nur seelenruhig weiterspeisen. Charlie versucht es einen Tick lauter. Ohne nennenswerten Erfolg. Gut, mal abgesehen davon, dass sich die Zwillinge eine neue Ladung Pfannkuchen holen.

„Jungs.", probiert es Charlie nun direkt, „Meint ihr nicht, ihr könntet euch ein wenig zurückhalten? Ginny und ich möchten auch gerne was essen." Nett von ihm, dass er auch an mich denkt, finde ich, und so nicke ich zustimmend. „Bedient euch doch!", nuschelt George mit vollem Mund und Charlie und ich verdrehen synchron die Augen. Allerdings werden wir bereits im nächsten Augenblick davon abgelenkt, dass Fred so großzügig war und uns beiden gleich mal Pfannkuchen auf die Teller gelegt hat. „Guten Appetit!", wünschen wir vier gleichzeitig und ich kann Mum lachen hören, während ich mich heißhungrig über meinen Pfannkuchen hermache.

Nicht ganz zwanzig Minuten und definitiv zu viele Pfannkuchen später sitzen Fred, George, Charlie, Mum, Dad, Percy, Bill, Fleur und ich (ja, alle… abgesehen von Ron) am Tisch und manch einer schielt missmutig auf seinen vollen Bauch. „Ich bin ja sooo satt!", erzählt uns Charlie und ich kichere leise los. „Stell dir vor- wir auch.", erwidert Bill träge und Mum greift ausnahmsweise zum Zauberstab, um das ganze Geschirr zu spülen und wieder ordentlich im Schrank verschwinden zu lassen. Normalerweise besteht sie darauf, das per Hand zu machen, doch im Moment ist scheinbar selbst sie zu faul dafür. Und keiner von uns käme auf die Idee, ihr Vorwürfe zu machen. Schließlich hat sie bereits das gesamte Frühstück vorbereitet.

„Sagt mal", George setzt sich plötzlich mit einem alarmierten Gesichtsausdruck auf und schaut fragend in die Runde, „Unter diesen Umständen wird das Mittagessen etwas nach hinten verschoben, oder?" „Vielleicht…", gibt Mum nur zurück und alle nicken bekräftigend. Schließlich wird kaum einer von uns in den nächsten zwei Stunden auch nur das geringste Hungergefühl verspüren. „Verdammt!", stößt George zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und handelt sich damit irritierte Blicke ein. Er stupst Fred recht unsanft in die Seite. „Aua!", kommt es empört zurück, „Soll ich dich auch schlagen, ja? Und das an unserem Geburtstag…" Amüsiert verfolge ich Freds kleinen Auftritt und beobachte lachend, wie George seinen Zwilling am Arm packt und mit vor die Küchentür schleppt.

„Verdammt!", ertönt es etwa dreißig Sekunden später und ich kann nur vermuten, dass die beiden eben begriffen haben, dass ihre Geschenke noch länger auf sich warten lassen, wenn es das Mittagessen später geben wird. Und das können sie nicht im Geringsten ausstehen. Mit versteinerten Mienen kehren sie an den Tisch zurück und verschränken synchron die Arme vor der Brust. „Ihr seid gemein und hinterhältig.", erklärt George, während Fred Mum anklagt: „Gebt es doch wenigstens zu, dieses Riesenfrühstück war geplant, um uns zu ärgern und uns unsere Geschenke vorzuenthalten!" Treffer. Ich hatte also Recht.

Mum sieht die Zwillinge milde überrascht an. „Ach, Jungs, glaubt ihr ernsthaft, wir würden das machen? Ich dachte nur, ihr würdet euch über Pfannkuchen freuen… Wenn euch das lieber ist, können wir das Frühstück nächstes Jahr ja ausfallen lassen. In Ordnung?" Und damit lässt sie die zwei verdutzt stehen, während Mum selbst leise summend ins Wohnzimmer geht und an den Weihnachtspullovern weiterstrickt. „Mum… so war das auch nicht gemeint!", ruft ihr George zwar noch hastig hinterher (Keine Überraschung, sie lieben Pfannkuchen wirklich sehr. Darauf verzichten? Weder in diesem noch im nächsten Leben.), aber Mum ignoriert ihn überraschend gut. Ich kann ihr Grinsen selbst auf die Entfernung hin einwandfrei erkennen.

„Mum…" Langsam nimmt Freds Stimme einen panischen Unterton an. Die Aussicht, im nächsten Jahr kein Frühstück zu bekommen, dürfte die Zwillinge ziemlich beunruhigen. „Mum, hör mal, wir meinen das nicht so…", beginnt er zu säuseln und wandert gemeinsam mit George zu Mums Sessel, wo es sich die beiden auf je einer Armlehne bequem machen und versuchen, das furchtbare Schicksal wieder abzuwenden. Viel Glück den beiden, ich verabschiede mich erstmal von allen und tapse die Treppe wieder nach oben, in mein Zimmer, um mich noch ein wenig in mein Bett zu kuscheln und zu schlafen. Hunger habe ich in den nächsten paar Stunden sowieso nicht, daher macht es auch nichts, sollte ich das Mittagessen verpassen.

Tatsächlich erwache ich erst viereinhalb Stunden später, als irgendwer (ich tippe auf Fred oder George, die zwei haben an ihrem Geburtstag grundsätzlich noch mehr überschüssige Energie als sonst) enthusiastisch und ohne erkennbaren Rhythmus gegen meine Zimmertür hämmert. „Wach auf, es gibt gleich Geschenke!", schallt es mir zweistimmig entgegen und damit ist auch das Geheimnis gelöst, wer da klopft. Beide zusammen. Herrlich. Seufzend und murrend erhebe ich mich aus meinem kuschligwarmen Bett, schlüpfe endlich aus meinem Schlafanzug und dafür in einfache Jeans und einen dicken, schwarzen Rollkragenpullover. Das heute ist definitiv nicht mein Wetter.

„Ich komm' ja schon, habt doch ein wenig Geduld, ihr Monster!", brülle ich geschwisterlich-nett wie eh und je zurück und kämme hastig meine Haare, die in den letzten Jahren immer länger geworden sind. Irgendwann hab ich einfach beschlossen, sie wachsen zu lassen und mittlerweile reichen sie schon bis zur Hälfe meines Rückens. Nur ein, zwei Handbewegungen und schon sind sie zu einem Zopf zusammengebunden und ich sehe gut genug aus, um mich dort unten bei meiner Familie blicken zu lassen. Ansonsten dürfte ich mir mit Sicherheit mal wieder einige lästige Kommentare anhören. Darin sind meine Brüder wirklich große Klasse.

Zum zweiten Mal an diesem Tag tapse ich die Treppe hinunter und schlitterte direkt ins Wohnzimmer, wo bereits jeder wartet. Und zwar wirklich jeder. Mein Herz hat einige gefährliche Aussetzer, als ich mich umsehe und mir ohne jegliche Vorwarnung Rons Gesicht entgegen schaut. „Oh…", mache ich nicht besonders intelligent, „Du bist also schon da… Hey." Ich umarme ihn zaghaft und bemühe mich anschließend, so schnell wie möglich wieder von ihm wegzukommen. Es muss ja nicht sofort jeder merken, was los ist. Und würde ich neben ihm stehen bleiben- ich wäre innerhalb von Sekunden wunderbar rot im Gesicht.

So betrachte ich interessiert den Fußboden und male mit meinen in Pantoffeln steckenden Füßen unsichtbare Muster darauf auf. „Für heute haben wir uns etwas Besonderes ausgedacht.", verkündet Dad nun voller Begeisterung und deutet auf die vielen Geschenke, die bereit liegen, „Jeder, abgesehen von Fred und George, schnappt sich eines oder auch mehrere Päckchen und versteckt sich mit diesem irgendwo im Haus. Aufgabe der Zwillinge ist es dann, sie zu finden. Sie haben zwei Stunden Zeit. Sollten sie es innerhalb dieser Zeitspanne nicht schaffen, alle Verstecke aufzudecken, ertönt ein lauter Pfiff und wir versammeln uns wieder hier im Wohnzimmer, um ihnen auch den Rest der Geschenke zu übergeben. Und los geht's!"

„Klasse. Verstecken spielen mit Geschenken.", murmelt Charlie mir zu und zieht grinsend eine Grimasse, während Fred und George recht bedröppelt da stehen und mit großen Augen verfolgen, wie sich alle anderen ihre Päckchen greifen und damit verschwinden. Als ich an die Reihe komme, sind nur noch wenige übrig und so greife ich nach einem mittelgroßen und husche sofort zur Tür hinaus, die Treppe nach oben und öffne die Tür zu meinem Zimmer, in der Absicht, das Geschenk irgendwo dort zu verstecken. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass schon jemand hier ist.

Mit einem Schlenker meines Zauberstabs verschließe ich die Tür und mache zögernd einen Schritt auf Ron zu. Er steht in der Mitte des Raumes, sein Päckchen liegt unbeachtet auf meinem Schreibtisch, während ich meines noch rasch im Schrank verstaue, bevor ich mich Wichtigerem zuwende. Wie beispielsweise meinem großen Bruder. Ron zwinkert mir zu und ich werfe mich in seine Arme, klammere mich an ihn wie eine Ertrinkende und nehme kaum wahr, wie er einen Schweigezauber über mein Zimmer legt. „Ich hab dich so furchtbar vermisst…", höre ich mich selbst flüstern und kann seine Lippen fühlen, die sich schmetterlingsgleich auf meiner Wange niederlassen.

Seine Hände legen sich wie selbstverständlich auf meine Hüften und ich schmiege mich an ihn, an seinen warmen Körper, der so perfekt zu dem meinen passt. „Ich hab dich auch ganz schrecklich vermisst, meine Kleine.", wispert er zurück und er ist der einzige Mensch, dem ich das „Kleine" durchgehen lassen. Weil ich ihn liebe, bedingungslos. Und er weiß das, denn ich habe es ihm oft genug gesagt seit jener Zeit, in der zwischen uns alles anders geworden ist. Er liebt mich und ich liebe ihn. Und dennoch ist nichts in Ordnung. Verrückt, nicht wahr? Ja, es ist immer verrückt, wenn man jemanden liebt, der einem zu nahe steht, zu ähnlich ist- doch was tun?

Ron kann Gefühle in mir hervorlocken, von denen ich nicht einmal gewusst habe, dass ein Mensch sie empfinden kann. Mit ihm bin ich mehr, mit ihm ist alles mehr. Kein Durchschnitt, sondern weit darüber. Da gibt es keine Grenzen, denn wir haben sie bereits vor langer Zeit eingerissen und nur durch einen schmalen Pfad ersetzt, den wir seitdem regelmäßig miteinander beschreiten, nur um uns kurz darauf wieder zu trennen und darauf zu warten, dass sich unsere Wege erneut kreuzen, damit wir einmal mehr diesen schmalen Pfad entlang gehen können, der unsere Herzen auf seltsame Art und Weise miteinander verbindet.

Ein leises Keuchen entweicht meiner Kehle, ein seltsam erstickter, wehmütig anmutender Laut, der Ron beinahe das Herz zu zerreißen droht, denn ich kann sehen, wie die goldenen Funken in seiner hellbraunen Iris klarer hervortreten, wie immer, wenn er etwas ganz bewusst wahrnimmt und es ihm nahe geht. Ja, so gut kenne ich ihn, dass ich alles von ihm weiß und seine Reaktionen, seien sie auch noch so minimal, in jeder Situation lesen kann, als wären es meine eigenen. In gewisser Weise sind sie das auch. In den letzten Jahren haben Ron und ich so viel miteinander geteilt, bis zur letzten Konsequenz. Irgendwann, in einer dunklen, mondlosen Novembernacht habe ich ihm mein Herz geschenkt und seines im Gegenzug dafür erhalten.

„Alles in Ordnung.", versichere ich ihm daher schnell und streife mit meinen Finger sehnsüchtig durch sein Haar. Es ist länger geworden, stelle ich fest, aber es steht ihm gut. Ron nickt kurz und als er seinen Kopf senkt, schließe ich meine Augen. Seine Berührungen haben nichts vom Zauber jener ersten, scheuen Nächte verloren und noch immer prickelt alles in mir, sobald ich mich nur in seiner Nähe aufhalte. Ich kann seine Lippen auf den meinen spüren und lehne mich hungrig seinem Kuss entgegen. So lange… ich habe so lange darauf gewartet, ihn wieder zu fühlen, zu riechen, einfach zu sehen.

Ich habe längst aufgehört, die Tage zwischen unseren seltenen Treffen zu zählen, denn sie sind so unregelmäßig, dass ich mich auf nichts verlassen möchte. Und es deprimiert mich nur, wenn ich weiß, wie viele Tage, Stunden es bereits her ist, dass ich ihn zuletzt erblickt habe. Niemand ahnt etwas von uns und wir bemühen uns nach Kräften, das auch beizubehalten. Denn wir wissen beide nur allzu genau, dass das, was uns verbindet, in unserer Gesellschaft nicht toleriert wird. Oh, wir haben uns schon oft bemüht, voneinander zu lassen und sind jedes einzelne Mal gescheitert. Es ist, als versuchte ich, das Atmen aufzugeben. Ich kann die Luft zwar anhalten, doch irgendwann, wenn ich kurz vor dem Ersticken stehe, öffnen sich meine Lippen automatisch und ich atme gierig ein und aus. So ist nun mal mein Lebenserhaltungstrieb.

Ich kann zwar versuchen, Ron zu vergessen (und Merlin allein weiß, was ich nicht alles schon getan habe, nur um süßes Vergessen zu finden), aber irgendwann treibt es mich wie von selbst in seine Arme zurück, denn nur mit ihm bin ich lebendig. Nur mit ihm bin ich alles, ansonsten bin ich stets nur Teile meiner selbst. Ich kann dagegen ankämpfen und ich kann mich verzweifelt zur Wehr setzen und das Schicksal anklagen- nichts ist von Erfolg gekrönt. Ich finde mich dennoch eines Nachts in Rons Armen wieder, mit einem unsagbar glücklichen Lächeln auf den Lippen und Hass im Herzen. Hass auf Fortuna, die mir dieses Los beschert hat, die mich gefangen hält in diesem Teufelskreis aus Schuldgefühlen und verbotener Sehnsucht.

Rons Hände wandern unter meinen dicken Pullover, tanzen über meine gänsehautüberflutete Haut und streicheln mich beruhigend. Ron weiß nur allzu gut, was in mir vorgeht- schließlich verbindet uns das gleiche hassenswerte, bittersüße Schicksal. „Zwei Stunden…", wispert er mir zu und sein warmer Atem an meinem Ohr lässt mich erschaudern. „Wir haben zwei Stunden Zeit…" Und ich nicke. Denn ich bin mir der Tatsache vollkommen bewusst, dass jede einzelne Sekunde zählt. Und dass jede Minute, die wir gemeinsam verbringen, so unglaublich kostbar ist. Denn nach Ablauf dieser zwei Stunden werden wir wieder im Kreis der Familie weilen und anschließend wird Ron zu Harry und Hermione zurückkehren.

Für wie lange, weiß allein Fortuna. Und sie wird es mir nicht verraten. Ich habe sie schon viel zu oft angefleht, verdammt, verwünscht und gehasst. Fortuna gewährt dir keine Wünsche, niemals. Sie spinnt ihre ganz eigenen Fäden und kümmert sich nicht um die Menschen. Hart und unbarmherzig würfelt sie mit unseren Leben und Herzen und beobachtet amüsiert, was dabei herauskommt. Irgendeine sadistische Freude muss sie gewiss empfinden, wenn sie mal wieder einen Blick in meine Seele wirft und feststellen kann, wie zerrissen ich bin. So zerrissen wie Ron und wie seine Seele. Das zwischen uns lässt sich nicht mehr auftrennen, dafür hat Fortuna ihre Fäden zu fest gezogen und zu eng verknüpft, als dass wir Menschen sie so leicht wieder auflösen könnten.

Meine Lider flattern und das Rot von Rons Haaren schimmert hindurch. Meine Finger öffnen mit geübten Bewegungen die Knöpfe seines Hemdes und streifen es ihm ab, damit sie endlich seine Haut fühlen können, die so weiß ist wie frische Milch mit einem winzigen Schuss Kaffee darin. Mal abgesehen von den anbetungswürdigen Sommersprossen, die sich über seinen gesamten Körper verteilen und die ich, wenn wir nackt nebeneinander liegen, stets mit meinem Finger miteinander verbinde, sodass ein unsichtbares Gemälde entsteht auf Rons Körper. Das gleiche Spielchen spielt er stets auf meinem Bauch, nur ohne die Sommersprossen.

Er zieht mir meinen Pullover über den Kopf und kurz darauf fällt sowohl seine als auch meine Hose zu Boden. Ich dränge mich seinem nunmehr kaum verhüllten Körper sehnsüchtig entgegen, lege meine Hände auf seinen Rücken und lasse sie langsam nach unten gleiten, während ich spüren kann, wie er meinen Zopf löst und seine Hände in der kupferroten Flut meiner Haare ertränkt. Ohja, ich weiß ganz genau, wohin das hier führen wird. Wir können nicht voneinander lassen. Und gleichzeitig fragen wir uns selbst, jedoch nie den anderen, wie es nur jemals so weit hatte kommen können.

Verfluchtes, hassenswertes Schicksal. Vielleicht bist du eines Tages gnädig genug gestimmt, mir eine Antwort zu geben. Bis dahin leben und leiden wir so weiter wie bisher. Zwei Stunden Lieben gegen Wochen von Warten. Nein, Fortuna. Das ist alles andere als ein fairer Tausch. Und dennoch muss ich mich glücklich schätzen für die wenigen Glücksmomente, die du uns gewährst. Ich kann diesem Teufelskreis nicht entkommen und du weißt es. Du weißt es, Fortuna, und du lächelst dein boshaftes kleines Lächeln. Aber eines Tages, das schwöre ich dir, werde ich über dich triumphieren und mir meine zerrissene Seele zurückholen. Dann werde ich glücklich sein. Irgendwie.

OoOoOoO

Vielen Dank an meine Reviewer!

Moon: Tausend Dank für's treue Lesen und Reviewen:-) Und nun geh ich weiter an unserem Referat arbeiten…

Leaky: Ja, Große, ich weiß, was du sagen magst /smile/. Ich fühl' mich beim Cissa-Schreiben ähnlich und bin gespannt, was du bei ‚Wie Blätter…' sagen wirst. Sollte ich das jemals beenden. Auch dir vielen, lieben Dank für deine ewige Treue, was mein Geschreibsel angeht.