Ich danke euch für eure ermutigenden Reviews :) Dieses Kapitel ist auch nicht wirklich länger als das vorherige, aber die nächsten Kapitel werden länger. Auf die Vorgeschichte werde ich natürlich auch noch eingehen, aber das muss noch ein wenig warten. Ab jetzt sind übrigens auch anonyme Kommentare freigeschaltet. Danke für den Hinweis!

Go away from my window
Leave at your own chosen speed
I'm not the one you want, babe
I'm not the one you need

Immer wieder tauchte Ron in ihren Gedanken auf. Hermine versuchte andere Gedanken zu fassen, doch es schien ihr nicht zu gelingen. Er hatte sie zwar etwas überrascht angeschaut, als sie ihm kurz erklärt hatte, dass sie eine alte Freundin getroffen habe und deshalb nicht mehr zur Urteilsverkündung erschienen sei und jetzt vorhabe, mit ihr etwas trinken zu gehen, doch dann hatte er ihr doch geglaubt. Erschrocken von der Leichtigkeit, mit der ihr diese Lüge über die Lippen kam, hatte sie sich dann auf den Weg zu Severus, der am Hinterausgang des Gerichts wartete, gemacht.

Er hatte sie ohne ein Wort zu sagen am Arm gepackt und war mit ihr zu einem billigen Motel irgendwo in London appariert. Einen Moment lang hatte die Bestimmtheit, mit der er das Motel betrat, in ihr die unangenehme Frage aufgeworfen, ob er so etwas schon einmal getan hatte, doch sie hatte schnell entschieden, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war, um sich darüber Gedanken zu machen und selbst wenn, hätte es ihr doch egal sein können. Immerhin war sie es, die gerade dabei war, ihren Verlobten zu betrügen.

Der Rest des Abends war ebenfalls ohne große Worte verlaufen. Anfangs hatte Hermine dies nicht gestört, doch wie sie jetzt so neben ihm im Bett lag und ihren Kopf auf seinem Oberkörper ausruhte, wurde ihr das Schweigen zunehmend unangenehm.

„Was wird jetzt sein?" fragte sie Severus zaghaft. Er schien kurz nachzudenken, dann antwortete er ihr in einem Ton, der so neutral war, dass er Hermine richtig wütend machte: „Ich werde mir eine neue Wohnung suchen müssen, aber erst mal brauche ich natürlich Arbeit. Bis dahin kann ich bei Freunden wohnen."

Hermine entschied, dass sie genauso wenig wissen wollte, was das für Freunde waren, wie sie wissen wollte, warum er so genau wusste, wo ein Motel war, zu dem er apparieren konnte, also schluckte sie ihre Wut hinunter, überspielte die Enttäuschung in ihrer Stimme und sagte ihm, dass sie wissen wollte, was mit ihnen beiden sein würde. Doch er erklärte ihr nur mit einem Schulterzucken, dass er nicht für sie verantwortlich sei.

In diesem Moment kam Hermine alles wie ein riesengroßer Fehler vor. Daheim wartete Ron, der sie immer liebevoll und mit Respekt behandelt hatte, auf sie und sie hatte nichts besseres zu tun, als ihn mit einem Mann, dem sie anscheinend vollkommen egal war, zu betrügen. Sie hätte nie gedacht, das ausgerechnet sie mit vollem Verstand in eine derartige Situation schlittern würde, aber sie musste sich eingestehen, dass sie dem Irrglauben unterlegen war, es würde alles wieder so sein, wie in dieser einen Nacht während des letzten Kampfes. Leider musste sie sich auch eingestehen, dass sie von Ron niemals so fasziniert gewesen war wie von Severus. Severus war nicht besonders hübsch oder muskulös, seine Haut war blass und sein Haar fettig, doch sie hatte ihn trotzdem nie vergessen und sie bezweifelte, dass sie ihn vergessen würde, wenn sie in der Zukunft so tun würde, als sei das alles nie geschehen.

Snape sah ihr nur schweigend zu, als Hermine aufstand und begann, ihre achtlos auf den Boden geworfene Kleidung aufzusammeln und anzuziehen. Sie bemühte sich, ihm nicht in die Augen zu schauen und es gelang ihr auch, bis sie seinen fragenden Blick bemerkte, als sie einen Geldschein aus ihrer Handtasche zog. „Ich bezahl die Rechnung", meinte er nur knapp, doch Hermine legte das Geld trotzdem auf den Tisch und disapparierte sogleich. Sie hätte sich nur noch schmutziger gefühlt, wenn sie ihn alleine bezahlen lassen hätte.