Kapitel 7

Überrascht bemerkte er, dass Hermine zusammengerollt auf einem Sofa lag und schlief.

Langsam und so leise er konnte ging er zu ihr hinüber. Er wollte sie nicht wecken. Sie sah wunderbar aus...

Er kniete sich neben das Sofa und beobachtete sie eine Weile beim Schlafen. Ihr Atem ging langsam und ruhig. Doch plötzlich zuckte sie zusammen und begann etwas zu murmeln.

„Nein... nein, lass... ich will nicht..." Sie begann sich zu winden und zu zucken und dann schrie sie: „RON, hilf mir!" Beunruhigt versuchte Ron sie aufzuwecken. Was träumte sie denn da für schreckliche Sachen? Er beugte sich über sie und begann sie zu schütteln. „Hermine!" rief er. „Wach auf!"

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Sie hörte jemanden ihren Namen rufen und schrak aus ihrem Albtraum hoch. Sie setzte sich auf und landete sofort in Rons Armen. Er hatte sie wachgerüttelt. Er hatte sie schon wieder vor Krum gerettet. Zum zweiten Mal... Weinend legte sie ihren Kopf an seine Schulter und er hielt sie fest.

Beide genossen es. „Sshhh, Hermine, es ist alles gut. Ich bin ja da..." flüsterte Ron beruhigend. Doch urplötzlich wurde ihr klar, dass sie ganz allein mit einem Jungen in einem Raum war und sie wahrscheinlich niemand hören würde, wenn sie schrie.

Sie schubste Ron von sich und wischte sich die Tränen weg. „Fass mich nicht an. Und guck mich am besten auch nie wieder an." sagte sie forsch zu ihm und stand auf. Sie wollte hinüber zur Mädchenschlafsaaltreppe gehen, doch Ron packte sie am Handgelenk.

„Hermine, dieses Mal entkommst du mir nicht!" sagte Ron etwas wütend und festigte den Griff um ihr Handgelenk. Sie würde jetzt mit ihm reden! Er hatte genug davon, ihr den ganzen Tag hinterherzulaufen und zu versuchen sie zum Reden zu kriegen. Er war in sie verliebt und wie er dachte, sie auch in ihn. Jetzt würde sie ihm endlich mal Rede und Antwort stehen müssen!

Doch Hermine hatte diesen Satz natürlich völlig falsch verstanden. Sie hatte es doch gewusst. Auch Ron hatte nichts anderes im Kopf als ihren Körper. Panik stieg in ihr auf. Er war stark. Stärker als sie und er hatte ihr Handgelenk fest im Griff.

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Plötzlich sah Ron die Angst in ihren Augen. Sie schien panisch zu werden. Er wollte sie an sich ziehen und sie in den Arm nehmen, doch das schien sie nur noch mehr zu verängstigen. „Weg! LASS MICH SOFORT LOS, DU MISTKERL!" schrie sie und Ron ließ sofort von ihr ab. Das schien Hermine zu verwirren.

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Er hatte sie auf ihren Befehl hin losgelassen. Das hatte Krum nicht getan... Hatte sie sich doch getäuscht? Nein, er versuchte nur, sie um den Finger zu wickeln. Er wusste ja, dass sie in ihn verliebt war und das nutzte er jetzt aus. Dieser fiese Mistkerl...

Wieder brach sie in Tränen aus. Und dieses Mal machte Ron keine Anstalten, sie in den Arm zu nehmen oder sie sonst wie zu berühren. Wahrscheinlich hatte er jetzt Angst, sie wieder zum Schreien zu bringen und die Gryffindors aufzuwecken.

„Hermine, bitte, ich will doch nur mit dir reden!"

Na klar, reden...

„Seit Wochen verhältst du dich so abweisend mir und auch allen anderen gegenüber. Ich weiß, dir ist etwas schreckliches passiert, aber es ist doch vorbei. Warum verschließt du dich so vor mir?"

Lag da etwa Trauer in seiner Stimme?

„Ich dachte eigentlich, dass du auch so in mich verliebt bist, wie ich... in dich..."

Oh Gott, er meinte es Ernst. Sie hatte ihn wirklich verletzt.

„Vertraust du mir denn nicht mehr?"

„Ich vertraue niemandem mehr."

Und damit verließ sie endgültig den Gemeinschaftsraum und ging in den Schlafsaal. Dort brach sie wieder weinend auf ihr Bett zusammen und schlief kaum, wie die letzten zwei Wochen.

Ron hingegen rollte sich auf einem gewissen Sofa zusammen und schlief diese Nacht noch weniger als sie.

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Unglücklich wachten sie beide am nächsten Morgen auf und redeten wie die letzten Woche kein Wort miteinander. Weitere Tage vergingen und Ron gab sich nicht mehr die Mühe, mit Hermine zu reden. Traurig versuchte er sie zu vergessen. Wenn sie nicht wollte, dann eben nicht.

Und Hermine dachte viel an Ron. Vielleicht konnte sie ihm doch vertrauen. Er hatte immer auf sie aufgepasst, er hatte ihr nie etwas getan. Er hatte sofort losgelassen, als sie es ihm gesagt hatte. Warum vertraute sie ihm nicht einfach? Es waren doch nicht alle Menschen so gemein wie Krum.

Beim Gedanken an Krum lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Widerlich war er. Dass sie das nicht schon früher erkannt hatte. Und Ron hatte sie immer vor dem Kerl gewarnt. Warum hatte sie nicht auf ihn gehört? Merkwürdigerweise war Krum nirgends zu sehen. Seit drei Wochen hatte sie nichts mehr von ihm gehört.

Was würde passieren, wenn sie ihm wiedersehen würde? Was würde er machen?

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Es war Samstag und Hermine war früh aufgestanden und in die Bibliothek gegangen. Bis mittags saß sie dort in ein Buch vertieft, doch als sie einmal aufblickte, sah sie plötzlich ein Augenpaar hinter einer Rehe Büchern verschwinden. Sie fühlte sich beobachtet. Wer war da?

„Wer ist da?" fragte sie mit zittriger Stimme und stand auf. Es war niemand in der Bibliothek außer ihr und der Person hinter den Büchern. Selbst Madame Pince war weg. Ängstlich ging sie um das Bücherregal herum und sah – Krum.

„Erminne." sagte er. Sein Gesichtsausdruck war hart und kein schmieriges Grinsen lag auf seinem Gesicht. Hermine stand da wie eingefroren. Sie konnte sich nicht bewegen, solche Angst hatte sie. „Du wirst niemandem was sagen! Verstanden?" flüsterte Krum. „Keiner Menschenseele, sonst tue ich dir Schlimmeres an, als letztes Mal."

Und mit diesen Worten marschierte er davon. Versteinert stand Hermine da und dann begann sie leise zu weinen.

Wie oft sie in den letzten Wochen geweint hatte. Und nur einer konnte es gut machen. Doch dem einen vertraute sie nicht mehr. Oder?

Ach, ist schon wieder vorbei. Bald geht's weiter! Macht's gut, bis dann, Virsing!

saule-pleureur