Als Commander Ford öffnete, sah er nicht besonders begeistert aus einen Besucher vorzufinden. „Sie wünschen?"

„Wir müssen reden, sofort." sagte Bridger und drängte sich an dem Commander vorbei in dessen Quartier.

Ungläubig verfolgte der dunkelhäutige Mann die Bewegungen und konnte gar nicht so schnell schalten, wie Bridger es sich auf einem Stuhl gemütlich machte. Er seufzte auf und schloß die Tür. „Worüber wollen Sie denn mit mir reden?"

„Es geht um die Unterbringung von Lucas."

„Was haben Sie damit zu tun?" Commander Ford machte sich nicht die Mühe sich ebenfalls zu setzen, sondern wartete ab.

„Anscheinend wissen Sie nicht genau darüber bescheid, aber Lucas Bridger trägt nicht zufällig den selben Namen wie ich." Nathan sah streng zu dem Commander. „Ich habe nicht vor hier irgendwas zu bewegen oder mich in ihren Führungsstil einzumischen, doch wenn es um meinen Sohn geht, dann versteh ich keinen Spaß. Wer hat ihm diese Besenkammer zugeteilt?"

Jonathan Ford musste hart schlucken. „Das wusste ich nicht, Sir. Lucas hat niemanden bisher gesagt, wer er ist. Ich denke es wäre in diesem Fall anders gelaufen. Es konnte schließlich keiner ahnen, das er Ihr Sohn ist."

„Das hab ich gemerkt." sagte Nathan mit gerunzelter Stirn. „Wie sieht es aus, haben Sie etwas besseres für ihn? Ich könnte es mir nämlich noch anders überlegen und länger hier bleiben als gewillt, wenn Sie nicht augenblicklich etwas dagegen unternehmen."

Der Commander dachte nach. Irgendwas würde er doch sicherlich tun können. „Sekunde", sagte er und ging zu seiner Computerkonsole auf dem Tisch. „Ich habe hier einen Plan mit der Mannschaftsbelegung." Auf dem kleinen Monitor kam nun der Grundriss der seaQuest zum Vorschein. Bunte Markierungen zeigten die derzeitige Nutzung der einzelnen Sektionen an. Captain Bridger rutschte näher heran, um einen genauen Blick darauf werfen zu können.

Tief ausatmend zeigte der Commander auf einen Raum neben dem MoonPool. „Das hier ist ein noch freies Quartier, oder besser Kabine. Diese Räume sind, wie Sie selbst sicherlich wissen, nur für Personal, das kurzfristig an Bord ist. Evakuierte Personen, kurzfristige Besucher geringer Wichtigkeit oder Elitesoldaten, die von uns zu ihrem nächsten Einsatzgebiet gebracht werden."

„Ich weiß das alles, Sie müssen mir das nicht erklären. Gibt es sonst noch etwas?"

„Ich fürchte nicht, Sir. Die anderen Quartiere sind schon überbelegt. Ich kann Ihren Sohn nicht einfach in eine Offizierskabine setzen, das geht nicht. Es wäre gegenüber der Mannschaft nicht fair." Jonathan hatte nicht die Absicht mit sich reden zu lassen. Captain hin oder her, noch hatte er das Kommando.

„Gut, ich seh mir das mal an." Nathan prägte sich die genaue Lage der Kabine ein und verließ augenblicklich das Quartier. Commander Ford lief ihm sicherheitshalber hinterher. Vielleicht würden Sie weitere Räume ansehen müssen, in diesem Fall wollte er ihm den Weg sparen, ihn erneut aufsuchen zu müssen.

Schnell hatte Bridger den genannten Raum gefunden. Die Tür war nur angelehnt und er konnte eintreten. Zweifelnd sah er sich um und musste feststellen, dass Darwin an der Röhre ihm zuzulächeln schien. Ob es wirklich ein Lächeln war konnte er nur erahnen. Die starren Gesichtszüge von Delphinen waren immer freundlich, aber ihm tat es gut ein Lächeln seines tierischen Freundes darin zu sehen.

„Sollen wir uns noch eine andere Kabine ansehen?" Commander Ford war draußen auf dem Gang stehen geblieben, die Arme vor der Brust verschränkt.

Nathan sah sich noch einige Augenblicke um, bevor er sich zu Ford drehte. Das hier würde Lucas sicherlich besser gefallen als neben der Kombüse. Auf diese Weise hatte er seine Ruhe. Sein jetziges Zimmer beinhaltete eine Menge Unruhe durch kommen und gehende Crewmitglieder, die auf dem Weg zum Essen waren. Er kannte seinen Sohn gut genug, auch wenn sie einige Zeit getrennt waren, um zu wissen wie sehr dieser seine Ruhe brauchte. Nein, das hier wäre auf jeden Fall eine Verbesserung. „Nein, wir warten ab, was Lucas dazu sagt."

„Aye, Sir." nickte Ford. „Möchten Sie sich jetzt ein wenig weiter umsehen? Der Admiral hat mir eine Nachricht zukommen lassen mit Vorschlägen." Wie aus dem Nichts holte der Commander ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus seiner Gesäßtasche.

Bridger trat auf den Gang hinaus. „Weisen Sie mir den Weg."

Verdutzt blickte Ford auf den Captain. „Sir?"

Nathan zuckte mit den Schultern. „Jetzt bin ich schon mal hier, da kann ich mir das doch ansehen."

„Soll ich Ihnen anschließend ein Shuttle bereit stellen lassen um uns zu verlassen?", fragte Ford weiter.

„Sie können es wohl nicht abwarten mich endlich los zu werden. Keine Sorge, ich gehe noch früh genug, erst möchte ich wissen, ob es Lucas hier auch wirklich gefällt. Wäre er nicht auf diesem Boot, würde ich früher gehen, so müssen Sie es leider noch ein wenig mit mir aushalten." sagte er.

Der Commander nickte und wies ihm den Weg. Als sie gerade in einen Gang einbiegen wollte, rief eine Frauenstimme: „Commander Ford? Commander Ford!" Die beiden bleiben stehen und der Commander trat auf den entgegen gesetzten Gang zurück, wo eine rotblonde Frau in hellblauer Uniform und Sicherheitshandschuhen auf ihn zutrat. „Um hier eines von Anfang an klar zu stellen. Meine Wissenschaftler und ich haben keine Lust sich von Ihren Leuten wie billiges Frachtgut behandeln zu lassen."

„Ich verstehe nicht was Sie von mir wollen." sagte der Commander stur.

„Ach, dann muss ich wohl deutlicher werden. Ihre Leute besetzen Räume, die ausschließlich uns zugewiesen worden sind!"

„Was erwarten Sie nun von mir?"

„Na schaffen Sie Ihre Leute dort weg! Das hier ist kein Militärboot mehr, sondern ein wissenschaftliches Forschungsschiff." selbstsicher verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Wie auch immer sie es drehen wollen, wir sind in der Mehrheit."

„Klären Sie das unter sich, ich habe weitaus wichtigere Dinge zu tun." versuchte der Commander die aufdringliche Frau abzuweisen.

„Hören Sie auf mir mit dem Finger vor der Nase herum zu fuchteln!" beschwerte sich die Frau, als Ford seinen Zeigefinger ihr gegenüber einsetzte. Bridger, der dem ganzen aus einer etwas geschützteren Position zusah, konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und rief somit die Aufmerksamkeit der Frau auf sich. „Ach, sie finden das wohl lustig."

Bridger fasste sich. „Ja, allerdings."

„Und Sie sind?" Sie drehte sich herum.

„Nathan Bridger." stellte er sich ihr vor und trat die wenigen Schritten an sie heran.

Den Namen hatte sie doch schon mal irgendwo gehört. „Captain Nathan Bridger?"

Bridger sah auf seinen Pass, der mit einem Clip an seine Jeansjacke befestigt war. „Ja, ich denke schon."

„Ich hatte nicht erwartet Sie hier anzutreffen, es hieß, Sie seien untergetaucht." Sie hielt ihm ihre Hand hin.

„Ich habe es versucht, aber bin leider gefunden worden." sagte er lächelnd und ergriff ihre Hand.

„Bitte entschuldigen Sie, ich komme gar nicht dazu mich vorzustellen. Dr. Kristin Westphalen. Ärztin und wissenschaftliche Leiterin an Bord dieses Schiffes." Sie sah damit provozierend auf Commander Ford, der augenrollend zur Seite sah. „Vielleicht hätten Sie später noch etwas Zeit um einen Kaffee zu trinken. Ich bin sehr an Ihren Arbeiten interessiert. Ich hatte einmal versucht Sie zu erreichen um Sie weiter über eine von dieser zu befragen, doch es war damals bereits unmöglich gewesen."

„Natürlich, ich stehe Ihnen gerne zur Verfügung." sagte Nathan wohl wissend in der Annahme, dass der Commander innerlich wahrscheinlich gerade dieses Treffen verfluchte. Schließlich wollte dieser ihn los werden.

„Gut, dann sehen wir uns später." Durchaus erfreut über dieses zukünftige Treffen, wandte sich die Ärztin zum gehen, jedoch nicht ohne Commander Ford noch einen Wink auf den Weg zu geben. „Wir beide sprechen uns noch!"

Nur schwer mit sich kämpfend unterdrückte Ford einen bissigen Kommentar, der ihm auf der Zunge lag. Das konnte ja eine spaßige Mission werden mit solch netten Wissenschaftlern an Bord.

„Ähm, eine engagierte Frau." sagte Bridger zu dem Commander und wandte sich zum gehen.

„Ja, sehr nett." grummelte der Commander zwischen seinen Zähnen hindurch und führte den Captain zu der entsprechenden Sektion des Schiffes, die sie besichtigen wollten.


Am Landungsbecken waren nach wie vor die Verladearbeiten im Gange. Vereinzelte Crewmitglieder brachten verschiedenartige Boxen an Bord. Ein Klemmbrett auf dem Schoß, kontrollierte einer von ihnen den Inhalt einer Box, als ein höherrangiger Offizier zu ihm trat. „Was ist das?" Er kniete sich vor der Box nieder.

„Filmdisks, Sir." sagte der Seemann.

„Filmdisketten? Zeigen Sie mal her." Er griff in die Box hinein und griff eine Handvoll dieser kleineren Disketten heraus. „Was ist denn das? Das sind doch alles Familienfilme. Wir sind hier doch nicht im Kloster, sondern auf einem U-Boot! Wo sind wir?"

„Auf einem U-Boot, Sir." antwortete der Mann unsicher.

„Genau." sagte der Offizier und war höchst erfreut über die doch so schnelle Auffassunggabe seiner Männer. „Packen Sie das weg, ich beschaffe etwas aus meinen eigenen Beständen." Er warf die Disks unachtsam auf die Box zurück und stand wieder auf. Er ging einige Dinger auf seiner Liste durch, die er auf dem Display seines Clipboardes hatte. Dann sah er jemanden, den er hier nicht erwartet hätte. Schnell drückte er das Clipboard jemanden in die Hand. „Halt das mal." Anschließend zog er den Reißverschluß seiner Uniform höher. Er musste schließlich einen guten Eindruck machen. Gefasst stellte er sich hinter den Mann. „Sie sind Captain Bridger, richtig?"

Der ältere Mann drehte sich herum. „Kennen wir uns?"

„Oh, nein, nein. Aber ich kannte Ihren Sohn Robert."

Es war nicht zu übersehen wie diese Nachricht in Nathan etwas auslöste.

„Wir waren zusammen auf der Akademie." Erst jetzt fiel ihm ein, sich noch gar nicht vorgestellt zu haben. „Entschuldigen Sie bitte, ich bin Lieutenant Benjamin Krieg, Versorgungs- und Moraloffizier. Wenn Sie irgendetwas brauchen, dann wenden Sie sich vertrauensvoll an mich." Er hielt ihm die Hand hin.

Freundlich ergriff Bridger diese. „Moraloffizier?"

„Ja, ja, die Mannschaft muss bei Laune gehalten werden. Es hat sich einiges geändert, seit dem zwanzigsten Jahrhundert. Das menschliche steht nun im Vordergrund." Bridger antwortete nicht, sondern sah sich eher weiter um. „Ist schon komisch, ich lerne Sie erst jetzt kennen, aber habe das Gefühl, Sie schon ewig zu kennen. Muss wohl an Bobby liegen. Er hat viel von Ihnen erzählt."

Nathan drehte sich herum. „Auch etwas gutes?"

Ben nickte, nachdem er ein wenig darüber nachdachte und die Einzelheiten abwog. „Gelegentlich."

„Lieutenant Krieg!" Commander Hitchcock kam wie aus dem Nichts herbei und sah ihn auffordernd an. „Sollten Sie nicht die Verladearbeiten überwachen?"

„Ist so gut wie abgeschlossen." verkündete Ben stolz. „Wir holen nur noch die letzten Vorräte an Bord und dann sind wir schon fertig."

„Gut." nickte sie, enttäuscht darüber keinen weiteren Punkt zu haben Ben Krieg an seiner Arbeitsmoral zu kritisieren. Sie nickte Bridger zu. „Captain", dann lief sie die Treppe hinunter auf dem Weg um weitere Arbeiten kontrollieren zu können.

„Was für ein Zuckerschneckchen." sagte Ben mit einem anzüglichen Grinsen.

„Der Lieutenant-Commander ist ein Zuckerschneckchen?" Bridger glaubte sich verhört zu haben. Dieser Moraloffizier war doch etwas seltsam.

„Naja, wir waren sozusagen, verheiratet." erklärte Ben. „War nicht lang, nur für ein Jahr. Am Anfang war es noch richtig romantisch. Aber sie hängt noch an mir." sagte er selbstsicher.

Nathan nickte erneut wieder. „War nett Sie kennen gelernt zu haben." Er drehte sich herum und ging ebenfalls die wenigen Stufen hinab um Lucas zu suchen, als Ben ihn nochmals zurück hielt indem er sagte: „Bobby sagte immer, dass derjenige sich glücklich schätzen kann, der einen Vater hat wie Sie."

Captain Bridger musste hart schlucken, nach diesen Worten. „Danke." sagte er. „Warten Sie mal, ich glaube Robert hat mal einen Ben Krieg erwähnt. Waren Sie derjenige, der das Navymaskottchen gelb angemalt hat?"

„Nein." sagte Ben entschieden. „Eher rosa", beichtete er jedoch sofort.

Der Captain musste grinsen. Das schien doch eine interessante Crew zu sein, die man hier zusammen gewürfelt hatte. Wenn Ben Krieg nach wie vor solche Dinge durchführte wie in seiner Jugend, dann konnte das hier ein interessanter Trip werden. Nur dieser würde garantiert ohne ihn stattfinden.


Da Lucas ihm gesagt hatte, er sei im wissenschaftlichen Team eingesetzt, versuchte er es als erstes dort den Teenager zu finden.

„Captain?" Dr. Westphalen war die erste Person, der er auf dem Deck mit den ganzen wissenschaftlichen Labors begegnete. „Kann ich Ihnen behilflich sein?"

„Nun, wenn Sie mir bei der Suche nach einer ganz bestimmten Person helfen können, sicherlich." sagte er.

Sie sah ihn verwundert an. „Die da wäre?"

„Lucas."

„Ich nehme mal an, Sie meinen Seamen Lucas?"

„Nein, nein, ich meine den Lucas, der sich vornehmlich nur mit Lucas anreden lässt und es gar nicht mag, wenn man ihn mit seinen sechszehn Jahren bereits siezen tut." Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.

Kristin musste lachen. Sie wusste aus dieser Beschreibung sehr genau wer gemeint ist. „So schlimm ist er gar nicht. Alles was er braucht ist eine führende Hand und solange er beschäftigt ist, ist er sowieso harmlos. Kommen Sie mit, ich bringe Sie zu ihm."

Nathan rechnete es ihr hoch an, dass sie nicht weiter nach dem Grund fragte, warum er ihr jüngstes Crewmitglied sprechen wollte. Dr. Westphalen brachte ihn in eines der Labore, wo Lucas vor einem Mikroskop saß und Notizen machte. „Dort ist er." sagte sie und ging sofort wieder an ihre Arbeit. Bridger sah sich in dem Raum um. Einige der Geräte waren noch nicht einmal ausgepackt. Kein Wunder, dass sich Lucas derzeitig noch so wohl hier an Bord fühlte, da sich das Chaos in nichts mit dem unterschied, das er für gewöhnlich sein zu Hause nannte. Außer seinem Sohn befand sich niemand anderes im Raum. Er trat an den Tisch heran und setzte sich neben dem Teemager auf einen freien Hocker. „Kommst du voran?"

Es schien als hätte Lucas ihn nicht bemerkt gehabt, so langsam wie er von dem Mikroskop aufsah und zur Seite blickte. Fast wirkte es, als wäre er ein ungesehener Gast. Nach den vergangenen Worten, die sie vor nicht allzulanger Zeit miteinander gewechselt hatten, war es nicht besonders verwunderlich. „Was willst du hier?", fragte Lucas leise. Er legte den Stift auf die Seite.

„Ich möchte dich nicht überrumpeln, aber ich habe was gegen deine Unterkunft getan. Wenn du möchtest zeige ich dir dein neues Quartier. Vorausgesetzt du hast nicht gerade etwas sehr viel wichtigeres zu tun."

Lucas atmete tief durch. „Wieso tust du das? Hast du auf einmal das Bedürfnis doch wieder den lieben Daddy zu spielen, der sich immer und ständig um seine Kinder kümmert?"

„Nein, das ist es nicht. Dieses Bedürfnis habe ich ständig. Ich möchte hier jetzt auch nicht dort weiter machen, wo wir vorhin aufgehört haben. Ich möchte nicht, dass du glaubst du bist mir egal. Ich liebe dich nicht weniger, seit wir... nun du weißt seit wann. Alles was geschehen ist hat mich einfach überrumpelt und ich dachte, du seist am besten aufgehoben, wenn du dich mit deinem Studium ablenken könntest. Ich hatte wirklich keine Ahnung, wie es derzeitig bei dir aussah." Er legte Lucas die Hand auf die Schulter. „Lass mich dir wenigstens jetzt der Vater sein, der ich seit langer Zeit nicht mehr gewesen bin. Es tut mir leid, dich unter meinem Egoismus leiden gelassen zu haben."

„Und du hast dich mit Ford an meiner statt angelegt?" Lucas legte die Stirn in Falten. Kam ihm doch glatt jemand bei einem seiner Hobbies zuvor. Nun musste er sich etwas neues ausdenken weshalb er dem sympathischen ersten Offizier auf die Nerven gehen konnte.

„Ja, oder hättest du ihm gerne noch etwas länger die Hölle auf Erden bereitet?"

„Eigentlich schon." sagte Lucas grinsend.

„Möchtest du es sehen? Es ist nicht besonders größer als dein voriges, aber ich glaube es ist besser, als alles was du sonst an Alternativen hast." Nathan sah auf die Notizen. „Kannst du kurz mitkommen?"

„Ich denke schon. Eine Pause könnte mir gut tun. Diese Untersuchungen laufen ja nicht davon. Wirklich arbeiten tun bisher nur die wenigsten. Alle richten sich nur ein."

„Das wirst du auch, wenn dir dein neues Zimmer gefällt. Komm mit." Captain Bridger stand auf und führte Lucas zu seinem neuen Zimmer. „Was meinst du?", fragte er, als sie gemeinsam in dem kleinen Raum standen.

„Es ist größer." Lucas lehnte sich mit den Armen an den oberen Rohren abstützend. Darwin war gerade zu ihnen geschwommen und winkte mit der Flosse. Er wollte unbedingt mit Lucas spielen. Nun trafen sie nach langer Zeit wieder aufeinander und der Sohn von Bridger hatte noch kein einziges mal mit ihm gespielt. Sonst hatte das doch nie lange gedauert bis dieser zu ihm nach draußen an den Steg gekommen war und sie um die Wette schwammen und Schatztauchen spielten.

„Ist das alles? Commander Ford sagte mir es gäbe noch andere Quartiere, aber die würden sich alle nicht groß unterscheiden und schon gar nicht von der Größe. Wenn ich den Plänen glauben darf, die ich dabei gesehen habe, sind auch sämtliche Mannschaftsquartiere belegt. Man könnte vielleicht höchstens darüber reden, sobald ein Teil der Crew wechselt. Meistens werden dann Quartiere frei und neu belegt." Nathan verschränkte die Arme und beobachtete Lucas ganz genau.

Zweifelnd blickten ihn die blauen Augen des Jungen an. „Das kann dann wohl aber noch etwas dauern, wenn wir gerade erst mit neuer Besatzung los schippern."

„Nun ja...", begann Bridger, doch ihm fiel nicht wirklich etwas ein.

„Außerdem wirst du sowieso bald von Bord gehen und damit hätte sich die Option wieder. Egal wer an Bord kommt, und das wird garantiert kein netter Kerl sein, was ich in seiner Akte gelesen habe, ich bekomme kein größeres Zimmer. Eher wandere ich in das Teil zurück, das ich gerade bewohne."

„Eine Sekunde, was hast du gerade gesagt?"

„Ich habe nur gesagt, was ich denke."

„Nein, das über den, der an Bord kommen soll. Weißt du bereits etwas genaueres?" Konnte es sein und die UEO hatte doch bereits einen neuen Captain gefunden? Wieso aber gingen sie ihm dann noch auf die Nerven?

„Flippst du auch nicht aus?"

„Weshalb sollte ich?" Nathan trat in den Raum und schloß hinter sich die Tür. „Wir sind unter uns, du kannst mir alles erzählen."

„Na gut. Setz dich." Lucas sah sich um und schaltete den Computer ein, der in unmittelbarer Nähe angebracht war. Für ihn war es kein Problem diesen zum laufen zu bringen, obwohl er sicherlich noch etwas daran verändern musste. So wie die Hardware hier eingerichtet war, konnte er keine Computerspiele spielen. Demnach war die Prioritätenliste auch schon erstellt. „Die UEO hat eine Liste, auf der verschiedene Offiziere aufgelistet sind, die demnächst das Kommando über neue Boote bekommen sollen. Darunter sind auch einige für die seaQuest notiert. Deinen Namen hatte ich darauf nicht gefunden, darum war ich sehr überrascht, dich hier zu sehen. Wie dem auch sei." Er tippte kurz auf der Tastatur herum und das Bild eines streng aussehenden Mannes erschien auf dem Monitor. „Solltest du dich weiterhin weigern, wird ein gewisser Oliver Hudson das Kommando übernehmen. Ich glaube nicht, dass es hier besonders lustig sein wird, denn er ist ein absoluter Militärtyp."

„Ich weiß, ich kenne Oliver."

„Ach, du kennst den Kerl?" Überrascht sah er zu seinem Vater, der sich auf die unbezogene Koje setzte.

„Natürlich. Nach einer gewissen Zeit kennt man sich. Ich kann mir nicht vorstellen, wie er ein wissenschaftliches Boot führen will. Hat die UEO nicht jemanden anders? Die müssen doch wissen, dass er als letzter für den Job in Frage kommt."

„Anscheinend nicht. Es gibt allerdings eine Unterakte. Die Leute bei der UEO-Führung protokollieren ihre Sitzungen und dort hat auch der eine oder andere dies geäußert. Oliver Hudson sei ein Ignorant was Wissenschaftler angeht. Er würde sich immer versuchen gegen sie zu behaupten. Das ist der Grund, warum der Admiral wollte, dass man ihm Zeit gab, denn er hätte genau den richtigen für diesen Job, da der perfekt wäre und selbst eher als Wissenschaftler gelten will, denn als Militär." Er deaktivierte die Datei. „Ich hätte wissen müssen, dass man dich damit meint."

„Noch ist nichts entschieden. Wart einfach ab was passiert und wenn dir der neue Captain nicht gefällt hast du noch immer ein zu Hause, zu dem du zurückkehren kannst." sagte er freudig, was in Lucas' Gesicht jedoch nicht wieder gefunden werden konnte. Bevor der Teenager etwas sagen konnte, kam eine Durchsage, die Captain Bridger auf die Brücke zitierte. „Dann viel Spaß", sagte Lucas. „Ich richte mich in meinem neuen Zimmer ein." Schwupps war Lucas an Nathan vorbeigehuscht und auf und davon. Wenigstens ein Danke hätte er für seinen Vater übrig haben können, dachte Nathan noch bei sich, dann verließ auch er den Raum.

Als der Captain auf der Brücke ankam stand dort ein besorgter Commander Ford um den Navigationstisch. „Weshalb haben Sie mich rufen lassen?"

Ford drehte sich herum. „Wir empfangen ein Notsignal, Dringlichkeitsstufe 1."

„Warum rufen Sie mich da?" Nathan verstand die Welt nicht mehr. Was hatte er mit diesem Notsignal am Hut?

„Bei allem Respekt, Sir, aber die Vorschriften besagen, dass in solchen Fällen der ranghöchste Offizier informiert werden muss und das sind nun mal Sie."

Innerlich versuchte Bridger sich auf den Fall einzustellen. „Ich möchte Ihre Fähigkeiten nicht anzweifeln, aber ich bin sicher Sie können damit sicherlich umgehen. Sie brauchen mich nicht dazu."

Der Commander wandte sich an den Sensor Chief. „Wie weit sind wir entfernt?"

„Ungefähr 28 Meilen, Sir." antwortete Miquel Ortiz.

„Sie sind in zwanzig Minuten vor Ort und können den Leuten helfen, das sollte selbst Ihnen klar sein, da brauchen Sie mich nicht erst zu fragen." sagte Bridger und schüttelte nur verständnislos den Kopf. Er setzte sich an den Beckenrand des Tankes und begann seinen Darwin zu streicheln, der ihm hierher gefolgt war. Commander Ford gab indess Anweisungen einen neuen Kurs einzuschlagen und zum Gedric Kraftwerk zu fahren, das ihre Hilfe benötigte.