Titel: Das Meeting
Autor: Laren
Disclaimer: Ich besitze absolut keine Rechte an Gundam Wing. Und ich gedenke auch keinen müden Pfennig mit diesem Geschreibsel zu verdienen.
Betadank: wie immer an Zanna.
So, hier was neues kurzes von mir. Sollte eigentlich ein One-shot werden, aber dafür wurde es dann zu lang. Ich denke es wird 3-4 Teile haben und ich tue mein bestes um es bis Weihnachten fertig zu schreiben.
Und ja, ich weiß dass der Titel absolut schrecklich ist… Aber mir ist nichts anderes eingefallen. Totale Sperre im Hirn. Und das da oben ist noch die beste von allen Alternativen seufz
Ihr wisst ja, ich bin Kommiesüchtig, also sagt mir was ihr von dem hier haltet.
Ein halblautes Pling des Computermonitors unterbrach Duo beim lesen seiner Emails. Er sah auf das kleine Poppup-Fenster das ihn an seinen nächsten Termin erinnerte und seufzte tief. Schnell loggte er sich aus und begann damit auf seinem Schreibtisch seine Unterlagen zusammen zu sammeln.
Natürlich fand er nicht auf Anhieb das was er suchte und sein Fluchen wurde mit jeder Sekunde lauter.
„Das kommt davon, wenn man nach dem Motto ‚Wer Ordnung hält ist nur zu faul zum suchen' lebt, Duo," erklärte eine lachende Stimme vom Flur.
Duo drehte sich zu Hilde um und bedachte seine Kollegin mit zusammengekniffenen Augen. „Ha, Ha, Ha," sagte er gespielt ärgerlich. „Ich könnte hier ein bisschen Mitgefühl brauchen."
Dann sah er in seinen Augenwinkeln sein großes, rotes Notizbuch und griff danach. „Hab ich dich."
„Warum sollte ich Mitgefühl haben?" fragte Hilde verwundert.
Duo verdrehte seine Augen. Hörte ihm überhaupt jemals jemand zu? Seit Tagen klagte er jetzt schon sein Leid, und trotzdem schien niemand davon Kenntnis zu nehmen. „Weil ich doch jetzt zu DEM Meeting muss," erklärte er.
Hilde schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Wie konnte ich nur das Projekt Meeting des Grauens vergessen? Hast du genug Valium eingeschmissen um es zu überstehen?"
Duo verzog sein Gesicht, bei dem Gedanken was ihn erwartete. Da das Projekt um das es sich drehte auf zehn verschiedene Standorte ihres Konzerns verteilt war, gab es alle zwei Monate gemeinsame Meetings, wo sich die entscheidenden Personen trafen. Es gab immer Dinge die sich leichter von Angesicht zu Angesicht besprechen ließen als nur über Telefon. Und es war auch immer gut zu der Stimme die man von den Telefonkonferenzen kannte auch ein Gesicht zu kennen. Trotzdem waren die Meetings dieses speziellen Projektes der pure Horror. „Da helfen auch keine Drogen mehr," gab er zu bedenken.
„Wirklich nicht? Ich mein, du könntest es ruhig auf einen Versuch ankommen lassen. Ich glaub ich hab noch Bachblütenextrakt da. Wurden mir von meinem Pflanzen-Doc verschrieben damit ich meine Chakras ins Gleichgewicht bring und mich nicht mehr so oft grundlos aufrege."
Duo blickte jetzt wirklich verwundert auf seine Kollegin. Hilde und ein Kräuterdoktor. Diese zwei Bilder passten gar nicht zusammen. Ganz davon abgesehen, dass Duo nicht bemerkt hätte, dass die schwarzhaarige Frau ruhiger und ausgeglichener gewesen wäre. Allein die Vorstellung brachte Duo jetzt dazu haltlos zu kichern.
„Was gibt's hier zu lachen Duo? Beeil dich lieber, oder wir kommen zu spät," sagte die Stimme eines Neuankömmlings. Quatre, sein Sub-Projektmanager streckte neugierig seinen Kopf in Duos Büro.
„Q, hysterisches Kichern ist eine der Grundvoraussetzungen für jeden der bei dem Projekt des Grauens mitarbeiten will. Das, oder zu einem Berserker mutieren und alle anderen töten," sagte Duo halb im Spaß, halb im Ernst.
„Duo," tadelte Quatre nur, dann drehte sich der blonde Mann um und ging in Richtung zu den Konferenz-Räumen.
Duo lief ihm nach. Schließlich konnte er nichts daran ändern. Die nächsten zwei Tage würde er auf diesem Meeting verbringen. Und jede einzelne Sekunde würde die reinste Qual werden. Duo war sich ziemlich sicher dass diese Projektbesprechung gegen die Genfer Konvention verstieß.
Trotzdem schickte es sich nicht, wenn er und Quatre zu spät kommen würden. Schließlich waren sie vor Ort, hatten nicht wie so viele andere Manager tausende von Kilometern hinter sich bringen müssen um an diesem Treffen teilnehmen zu können.
Obwohl, vielleicht würde das Meeting nicht ganz so sehr wehtun, wenn wenigstens eine anständige Dienstreise dabei raus gesprungen wäre. Bei Duos anderen Projekten fanden diese Treffen abwechselnd in den verschiedenen Niederlassungen seines Konzerns statt, was Duo die Gelegenheit gegeben hatte ziemlich viel von Europa zu sehen. Und komischerweise hatten sich diese Meetings bei den anderen Projekten nicht wie moderne Foltermethoden angefühlt. Vielleicht war das der Grund?
Oder es konnte natürlich auch einzig und allein an diesem Projekt des Grauens liegen. Duo schüttelte sich bei dem Gedanken. Und er fragte sich zum wohl tausendsten Mal, wieso er ausgerechnet dort gelandet war.
Das Projekt schien schon von Beginn zum Scheitern verurteilt zu sein. Und das schlimme – dieses Gefühl machte sich inzwischen auf allen Ebenen bemerkbar. Niemand glaubte mehr an einem Erfolg und das machte die Situation nur noch schlimmer.
Warum es so schlecht um das Projekt stand, wusste wohl auch niemand. Jeder kannte die Symptome. Die meisten wussten auch genau was schief lief, aber keiner wusste das Wundermittel mit dem man wieder Ruhe und Ordnung in dieses Projekt bringen konnte.
Duo wunderte sich immer wieder warum es so sehr aus dem Ruder gelaufen war. Es hatte wohl damit angefangen, dass beim Beginn nicht genau klar gewesen war, was alles in diesen Software-Release gepackt werden sollte. Und um bei einem megawichtigen Kunden alle anderen Bewerber bei dem Deal des Jahrhunderts auszustechen war diesem Kunden wohl vom Marketing das Blaue vom Himmel versprochen worden. Und anstatt wenigstens dann alles klar zu definieren und halbwegs realistische Zeitpläne aufzustellen, gab es nur einen Wischiwaschi Vertrag und der Kunde änderte alle paar Stunden seine Meinung darüber, was er denn jetzt alles haben wollte.
Trotz all dieser Unsicherheiten war das Projekt weiter angerollt und befand sich jetzt sogar in der Design und Testphase. Die Designer arbeiteten wie wild am Code und das obwohl an vielen Stellen immer noch nicht klar war, was wo und wie eingebaut werden sollte.
Das führte natürlich zu Chaos. Anforderungen und Lieferpläne wurden fast täglich geändert. Es gab keine klaren Planungsgrundlagen. Und während alle in einem immer größer werdenden Haufen von Problemen ertranken, stürmte das Projekt mit Lichtgeschwindigkeit auf ein totales Desaster zu.
Es schien fast so, als wenn alle vergessen hatten wie man ein Projekt richtig führte, oder dass es Prozesse gab die genau beschrieben wie man arbeiten musste. Oh, nicht in Quatres Subprojekt. Q würde so etwas nie zulassen. Sein Team und Duos Tester versuchten so gut es ging trotz aller Widrigkeiten ihren Teil des Projektes am Laufen zu halten und bisher hatten sie aus alle Zeitpläne einhalten können.
Aber das funktionierte nur solange, wie sie von allen anderen Subprojekten unabhängig waren. Und genau das waren sie nicht mehr. Duo hatte Quatre immer für einen der besten Projektmanager gehalten den er kannte, aber selbst der Blonde schien an manchen Tagen angesichts der Probleme zu verzweifeln. Es war so überaus frustrierend wenn man einfach nicht die Informationen und Beschlüsse bekam die man brauchte.
Duo wusste auch, dass die anderen Subprojektmanager auch keine Schuld an der Misere hatten. Die waren genauso von den Problemen betroffen wie sie. Sicherlich, einige von ihnen hatten wohl innerlich auch schon mit dem Projekt abgeschlossen. Aber selbst diese doch unprofessionelle Haltung konnte Duo ihnen nicht einmal verdenken. Wer über ein halbes Jahr auf einen wichtigen Entschluss warten musste, obwohl man fast täglich berichtete dass die Antwort auf diese Frage essentiell für die Fortführung eines der Features war, der musste unweigerlich seine Motivation verlieren.
Und genau diese Hilflosigkeit spiegelte sich am besten bei den Projekt Meetings wieder. Es war so unglaublich frustrierend, wenn Sachen wieder und wieder diskutiert wurden, die eigentlich schon vor einem Jahr in Stein gemeißelt sein hätten sollen.
Endlich erreichten Quatre und er den Tagungsraum. Es herrschte ziemlich großer Betrieb, da sich gerade alle Teilnehmer anfanden. Schnell schnappte sich Duo und Quatre aus der nahe gelegenen Teeküche noch Becher mit Kaffee bzw. Tee, dann betraten sie auch schon den Raum.
Quatre steuerte zielstrebig auf seinen Lieblingsplatz zu und Duo folgte ihm einfach. Auf dem Weg dahin grüßten sie alle Kollegen, wechselten hier und dort auch ein paar freundliche Worte. Inzwischen kannten sich die Verantwortlichen aus den verschiedenen Bereichen schon recht gut und einer der wenigen positiven Nebeneffekte dieser Meetings war, dass man sich mal wieder traf.
Duo hatte sich kaum hingesetzt und seinen Becher vor sich abgestellt, als sein Tischnachbar – ein brasilianischer Kollege – ihn mit breitem Lächeln grüßte. Sie tauschten ein paar kurze Sätze aus, dann beugte sich Raoul fast verschwörerisch zu Duo und flüsterte, „Es gibt das Gerücht dass sie uns einen neuen Chef vor die Nase setzen wollen. Einen ganz harten Hund, der das Projekt rum reißen soll."
„Endlich," war Duos spontane Erwiderung.
Raoul schaute ihn beinah entsetzt an. „Endlich?" fragte er zurück.
Duo nickte bestätigend. „Hey denk doch mal nach. Wir brauchen schon lange jemanden der hier endlich alle Fäden in die Hand nimmt und dafür sorgt dass Ordnung und Ruhe ins Projekt kommen. Das oder wir werden doch einen kolossalen Rückschlag mit diesem Projekt erleben. So wie es jetzt läuft, kann es doch nur scheitern."
„Das schon, aber glaubst du nicht auch, dass diesem Typ eher daran gelegen sein wird uns die Schuld in die Schuhe zu schieben? Ich hab schon von diesem Heero Yuy gehört, ein absolut eiskalter Bursche. Unter seiner Führung rollen Köpfe."
„Raoul, es kann nur besser werden. Außerdem haben wir keine Schuld, also haben wir auch nichts zu befürchten."
Sein Kollege wollte noch etwas erwidern, doch genau in dem Moment entstand erst sehr viel Unruhe – weil die letzten Teilnehmer in den Raum beordert worden waren, dann stand auch schon der derzeitige Main-Projektleiter auf und ging nach vorne um das Meeting zu eröffnen.
Duos Blick schwenkte noch einmal durch den Raum. Die Tische waren in einem großen U angeordnet, so dass er jeden der Teilnehmer sehen konnte. Es waren alles alte Bekannte und Duo nickte einigen von ihnen freundlich zu.
Dann streifte sein Blick Bastian, den Main-Projektleiter, einen fünfzigjährigen untersetzten Mann mit Halbglatze der wirkte als wenn er nur sehr ungern den Vorsitz dieses Treffens ausübte. Für ihn konnte Duo sich kein Lächeln abringen. Er fand dass sich sein Vorgesetzter eher durch Nichtstun, denn durch aktives, entscheidungsfreudiges Handeln hervortat. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, wie viele ihrer Probleme wohl auf Bastians falsche Entscheidungen zurückzuführen waren. Natürlich gab es auch Unmengen von Problemen auf die keiner von ihnen Einfluss hatte, aber trotzdem war vieles auch hausgemacht. Und wenn zumindest diese Sachen nicht schief laufen würden, dann wäre das Projekt insgesamt viel ruhiger und Erfolg versprechender. Es konnte mit dem neuen Typen also nur besser werden.
Völlig zusammenhangslos dachte Duo wieder daran, dass es Weltweite Firmenpolitik war, dass sich jeder Angestellte beim Vornamen nannte. Sollte wohl vorgaukeln dass es eine weniger strenge Hirachie gab, als es tatsächlich der Fall war. Zumindest ein gutes hatte es, Duo konnte seinen unfähigen Vorgesetzten so richtig schön im Geiste einen Idioten schimpfen. Das klappte mit dem Vornamen viel viel besser, als mit dem Nachnamen.
Aber dann vergaß Duo Bastian auch schon vollkommen. Denn neben ihm sah er ein ihm unbekanntes Gesicht. Und was für ein Gesicht das war. Duo zog scharf die Luft ein und flüsterte ein leises, „Lecker."
Quatre schien mal wieder Luchsohren zu haben, denn er verpasste ihm dafür sofort einen kurzen Rempler mit dem Ellenbogen.
Aber das registrierte Duo fast gar nicht. Zu sehr war seine Aufmerksamkeit von diesem Mann gefangen genommen. Das Aussehen war wirklich umwerfend. Er hatte ein Gesicht das man nur als schön bezeichnen konnte. Dazu kam ein unbezähmter, schokoladenbrauner Haarschopf der dazu einlud seine Hände hindurch zu wuseln. Der perfekt sitzende Anzug unterstrich den guten Körperbau des Mannes, und ließ gleichzeitig erahnen dass er unbekleidet sogar noch besser aussehen würde.
Und jung war dieser fremde Mann. Duo schätzte ihn ungefähr auf sein eigenes Alter, sicherlich nicht mehr als ein paar Jahre älter.
Aber das was Duo fast den Atem verschlug war die Augenfarbe dieses umwerfenden Mannes. Ein tiefes Kobaltblau ließ kalte Schauer über Duos Rücken fahren.
Er fragte sich kurz, wer dieser Mann war. Hatte Bastian etwas eingesehen dass ihm die Arbeit über den Kopf wuchs und sich einen Assistenten zugelegt? Wenn ja, dann würde das beweisen dass Bastian zum einen nicht so dumm war wie er alle glauben machte und zum anderen dass er sogar einen ausgesprochen guten Geschmack hatte.
Duo leckte sich die Lippe. Plötzlich wirkte die Aussicht auf dieses Meeting gar nicht mehr so schrecklich. Immerhin könnte er diesen wandelnden feuchten Traum von nahem beobachten und vielleicht in den Pausen sogar mit ihm ins Gespräch kommen.
Mit sich und der Welt zufrieden rückte Duo seinen Stuhl zurecht und wartete darauf dass ihre Tagung endlich begann.
Bastian fing auch tatsächlich an zu reden. Duo hörte ihm kaum zu, all seine Sinne waren auf dieses wunderschöne neue Gesicht konzentriert. Wie durch Nebel hörte er, das Bastian das Treffen eröffnete und alle begrüßte.
Dann machte er eine kurze Pause, nestelte nervös an seinen Hemdknöpfen herum. Er schluckte einmal schwer und erklärte dann, „Wie ihr vielleicht schon gehört habt, hat man entschieden dass wir einen weiteren Manager brauchen. Ich möchte euch deshalb Heero Yuy vorstellen." Er zeigte auf den jungen Mann neben sich und Duo klappte der Unterkiefer herunter.
Am liebsten hätte er sich gezwickt oder den Kopf geschüttelt. Dann wirbelten seine Gedanken durcheinander. Zum einen fragte er sich, wie dieser noch so junge Mann es zu so einer Stellung – und scheinbar auch zu so einem Ruf gebracht haben konnte. Gleichzeitig fluchte er leise vor sich hin, als die Erkenntnis in ihm reifte, dass der wunderschöne Mann den er in Gedanken während der letzten fünf Minuten des öfteren nackt ausgezogen hatte, sein neuer Chef war. „Fuck!" flüsterte er leise.
Quatre drehte sich zu ihm um und warf ihm einen besorgten Blick zu. Duo winkte schnell ab, das war nichts, was er hier und jetzt mit seinem Freund und Vorgesetzten besprechen konnte oder wollte.
Quatre zog zwar noch seine Augenbraue hoch, konzentrierte sich dann aber doch wieder nach vorne.
Genau wie Duo. Er sah wie ihr neuer Chef mit einem angedeuteten Lächeln in die Runde blickte. Dann öffnete er seinen Mund und sprach – mit etwas das Duo nur als Schlafzimmerstimme bezeichnen konnte seine Begrüßung. „Vielen Dank. Wie mein Kollege schon sagte, ist mein Name Heero. Heero Yuy. Ich arbeite für unsere Firma seit etwa acht Jahren. Seit vier Jahren beschäftige ich mich damit Projekte die aus dem Ruder gelaufen sind wieder auf die richtige Bahn zu bringen. Und wie Sie sicherlich wissen, dieses Projekt ist aus dem Ruder gelaufen. Aber meine Erfahrung sagt mir, dass wir es zusammen retten können. Dafür werde ich sorgen."
Duo schluckte. Das waren ziemlich harte Worte, aber dieser Heero Yuy hatte damit Recht. Und im Grunde mochte Duo es lieber wenn das Management die Wahrheit aussprach und sie nicht zu verschleiern versuchte. Dem Gemurmel seiner Kollegen nach zu urteilen waren diese der gleichen Meinung.
„Interessant," flüsterte Quatre.
„Nun, da ich außer Bastian noch niemanden in diesem Raum kenne, wäre vielleicht eine Vorstellungsrunde ganz angebracht," schlug Heero in diesem Moment vor. Das war nichts ungewöhnliches, es gab immer eine Vorstellungsrunde sobald ein neues Gesicht auftauchte, aber es war schon etwas anderes sich seinem neuen Boss vorzustellen.
Vielleicht erklärte das, warum Duo fast ins stottern geriet, als er an der Reihe war. „Hi," brachte er nach einem Anlauf dann doch heraus. „Ich bin Duo Maxwell. Arbeite für unsere Firma seit 7 Jahren. Seit drei bin ich Leiter der Testabteilung die Sub-Bereiche die Quatre managet." Duo biss sich vor Ärger über sich selbst fast auf die Zunge, nicht gerade berauschend was er gerade von sich gegeben hatte. Damit würde er auf keinen Fall Eindruck schinden können.
Nicht das er jetzt noch Eindruck schinden wollte. Zumindest nicht diese Art von Eindruck. Schließlich war Heero sein Boss und damit absolut tabu. Aber wie der letzte Idiot wollte Duo trotzdem nicht dastehen.
Aber es sollte alles noch schlimmer für Duo kommen. Nach der Vorstellungsrunde übernahm Heero die Leitung des Meetings mit eiserner Hand. Er gab einige Präsentationen darüber, wie er sich vorstellte dass sie ihr Projekt doch noch retten konnten.
Und bei allem was ihr neuer Chef so von sich gab, wurde eine Sache immer klarer. „Verdammt ich hab's dir doch gleich gesagt Duo, der gibt uns die Schuld," fasste Raoul die Lage flüsternd zusammen.
Genauso war es. Zwar sagte Heero das nicht direkt, aber aus all seinen Vorschlägen wie man das Projekt jetzt noch retten konnte, sprach diese Meinung. Duo kochte innerlich. Sicher, ein paar von den Ideen waren nicht schlecht. Sogar ziemlich gut – wenn er ehrlich war. Aber einige waren schlicht und ergreifend nicht durchführbar. Absolute Hirngespinste.
Es schien fast so, als wenn jemand im vornherein Heero mit falschen Daten gefüttert hatte. Zumindest hoffte Duo das, denn andernfalls müsste sein neuer Chef dumm wie Bohnenstroh sein.
Bei einigen Ausführungen von Heero grummelte Duo seinen Unwillen heraus. So laut, dass Quatre ihm einen Ellenbogen in die Seite stieß. Das ärgerte Duo nur noch mehr.
Zum Glück war dann auch bald schon die erste Kaffeepause. Duo rauschte aus dem Raum, dicht gefolgt von Quatre. Draußen füllten sie schnell ihre Becher, dann zog Duo seinen blonden Kollegen zur Seite. „Verdammt Quatre, wie kannst du nur so ruhig bleiben?" fragte er aufgeregt.
Und wirklich, Quatre sah ziemlich entspannt drein. So als wenn da gerade nichts schlimmes in dem Raum passiert wäre. Wobei Quatre einer der wenigen war, die nicht von den neuen Ereignissen aufgeregt wurden. Ganz ruhig stand er da und schlürfte seinen Kaffee.
„Duo, reg dich doch nicht auf," sagte der Blonde nur.
„Nicht aufregen? Q, hast du gerade nicht zugehört?" Duo gestikulierte wild mit seinen Händen.
„Doch."
„Und dann kannst du so ruhig bleiben?"
„Duo, das war doch nur eine erste Bestandsaufnahme. Nimm dir das doch nicht gleich zu Herzen."
„Der gibt uns die Schuld!"
Bevor Duo noch etwas erwidern konnte, klatschte jemand laut in die Hände. „Die Pause ist um. Bitte kommt zurück in den Tagungsraum," ertönte Heeros Stimme.
Duo knurrte. Jetzt wurden ihre Pausen auch schon so verkürzt, dass sie nicht einmal mehr ihren Kaffee austrinken konnten. Seine Sympathie für den neuen Manager verringerte sich von Sekunde zu Sekunde.
Und es wurde noch schlimmer. Der nächste Teil des Meetings wurde davon bestimmt, wie Heero ihnen die neue Liefer- und Teststrategie erklärte. Da jetzt Duos direktes Wissensgebiet betroffen war, konnte er sich nicht mehr zurück halten.
Er spürte im gesamten Raum, dass die anderen genauso unzufrieden waren wie er. Nur keiner traute sich etwas gegen die neuen Pläne zu sagen. Vielleicht weil sie wie Quatre meinten dass dies alles noch nicht in Stein gemeißelt wäre, oder weil sie nicht auffallen wollten. Es war schon schlimm genug beim Projekt des Grauens mitzuarbeiten, aber dort dann auch noch als unwillig gebrandmarkt zu werden konnte unter Umständen das Ende einer Karriere bedeuten.
Aber um so etwas hatte sich Duo noch nie Gedanken gemacht. Er war mehr als zufrieden mit dem Job den er jetzt hatte, hegte keinerlei Ambitionen die Karriereleiter weiter nach oben zu klettern. Und da er seinen Job verdammt gut machte und Quatre und alle anderen in ihrer Abteilung das auch wussten, war sein Job sicher.
Nicht dass er sein Mundwerk im anderen Fall unter Kontrolle hätte halten können. Dazu war er einfach viel zu aufgeregt.
Als Heero wieder etwas sagte, dass alle anderen nur mit Schweigen annahmen, konnte Duo sich einfach nicht mehr beherrschen. „Genau das sagen wir schon seit Monaten," brach es aus ihm heraus.
Heero schien für eine Sekunde verwirrt und blickte sich in der Runde um, um zu lokalisieren wer denn gerade gesprochen hatte. Als sein Blick Duo streifte sagte er, „Duo, könntest du bitte wiederholen was du gerade gesagt hast?"
Das musste man ihm lassen, gab Duo neidlos zu. Namen schien sich ihr neuer Manager verdammt gut merken zu können. „Ich hab gesagt, dass wir genau das schon seit Monaten, sieben um genau zu sein, fordern."
„Ich verstehe nicht."
„Nun, wir haben wieder und wieder die Hauptverwaltung darauf gedrängt in einigen wichtigen technischen Fragen eine endgültige Entscheidung zu treffen. Ohne die können wir eigentlich nicht weiter arbeiten. Aber anstatt das endlich verbindlich zu entscheiden, wurden die Anforderungen an unsere Software praktisch jede Woche verändert. Heute Hü, morgen Hott. Das ist der Grund warum wir in dem Bereich verzögert sind. Natürlich begrüße ich es, wenn wir endlich eine klare Entscheidung dafür bekommen, aber im Grunde ist das nichts anderes, als das was wir seit Monaten ohne Erfolg einfordern."
Heero runzelte kurz die Stirn, dann sagte er, „Na, dann sind wir uns ja einig," und fuhr mit einen Ausführungen fort.
Duo schnaubte. Das war der letzte Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. Nun hielt ihn gar nichts mehr.
Und genauso kam es dann auch. Den Rest des Meetings über gab Duo Heero an jeder sich bietenden Stelle Kontra. Oh, er blieb dabei immer höflich, erhob nie seine Stimme und er sagte auch nie etwas das nicht stimmte. Aber er untergrub mit seinen Gegenargumenten Heero. Und das nicht zu knapp.
Es war sogar so schlimm, dass Quatre ihn in der Mittagspause beiseite nahm und ihn eindringlich davor warnte so weiter zu machen.
„Wieso, ich sag doch nur die Wahrheit," erklärte Duo mit einem Schulterzucken.
„Es gibt die Wahrheit sagen und die Wahrheit sagen. Heero ist ganz neu auf diesem Posten und du lässt ihn unvorbereitet und dumm aussehen. Glaubst du wirklich dass das die richtige Art und Weise ist mit unserem neuen Chef umzugehen? Geschickter wäre es wenn du ihm in einer ruhigen Minute deine Argumente vorträgst. Nicht hier in aller Öffentlichkeit. Oder geht es dir etwa gar nicht um die Sache, sondern nur darum Recht zu behalten?"
Duo zog zischend Luft ein. Mit seiner Frage hatte Quatre gar nicht mal so Unrecht. Sein Schlagabtausch mit Heero hatte sich inzwischen in einen Pinkelwettbewerb verwandelt. Es schien so als wenn jeder von ihnen vor einer imaginären Jury beweisen wollte dass er Recht hatte. Wobei es Duo ziemlich ärgerte, dass Heero dabei so ruhig blieb. Ihm selbst kostete es ungemein viel Mühe sachlich zu bleiben, da wäre es doch schön wenn sein Gegner zumindest einmal ausfallend geworden wäre. Aber nein, Heero behielt sein kühles Pokerface, so als würden ihn Duos verbale Angriffe gar nicht stören. Etwas das Duo erst Recht anspornte weiter zu machen.
„Vielleicht," gab er deshalb zu. „Aber nicht nur. Sieh es doch mal so Quatre. Der ist mit der vorgefertigten Meinung hierher gekommen dass wir Schuld an den Verzögerungen sind. Von irgendwoher sind ihm diese Fehlinformationen eingeflüstert worden. Wenn wir jetzt alle nur nickend im Raum sitzen und seine Vorschläge ohne Widerworte annehmen, dann wird ihn das nur noch bestätigen."
„Schon möglich, trotzdem Duo das was du machst schadet nur. Es ist der falsche Weg."
„Quatre, dein Weg mag ja normalerweise der richtige sein. Aber in diesem bestimmten Fall hat er uns seit Monaten nichts eingebracht. Vielleicht ist es jetzt Zeit für meinen Weg."
„Aber Duo, deine Karriere…"
„Ist mir egal," erklärte Duo und lächelte breit. „Lass mich nur machen, ich weiß schon was ich tue." Er war zwar selbst auch nicht mehr so davon überzeugt, aber dass musste er Quatre ja nicht wissen lassen.
Sein blonder Freund seufzte, rollte einmal mit den Augen und meinte, „Ok, mach was du willst."
Und das tat Duo dann auch. Der Rest des Meetings am Nachmittag verlief genauso wie am Vormittag. Heero stellte vor wie er sich die nächsten Schritte vorstellte und wann immer es möglich war, wies Duo ihn auf Fehler oder Schwierigkeiten dieser Pläne hin.
Und genau wie am Vormittag reagierte Heero nicht darauf. Oh, natürlich hörte er Duo zu, nahm seine Argumente zur Kenntnis. Aber er nahm alles hin ohne jegliche Reaktion. Nach so vielen Widerworten hätte Duo erwartet dass sein ‚Gegner' zumindest mal mit einer Wimper zucken würde. Aber keine Reaktion. Sicherlich war Heero der letzte mit dem man Poker spielen wollte.
Trotz – oder vielleicht gerade wegen – all der Diskussionen ging der Nachmittag schnell vorbei. Der erste Tag des Meetings war überstanden und Duo hatte sich nicht ein einziges Mal gelangweilt. Vielleicht würde er zumindest das als positiven Seiteneffekt aus dieser Tagung ziehen.
Heero stand wieder vorne am Projektor und sprach in die Runde, „Nun, das war ein sehr interessantes Meeting heute. Ich danke euch für eure Mitarbeit," dabei schien sein Blick sekundenlang auf Duo zu ruhen. ‚Sieg' frohlockte Duo und erlaubte sich ein kurzes Lächeln. „Ich werde mir alle Argumente noch einmal vor Augen führen. Morgen werden wir dann die endgültige Strategie besprechen. Einen schönen Abend." Mit diesen Worten ging Heero wieder an seinen Platz und sortierte seine Unterlagen.
Duo schaute sich neugierig um. Er war sich sicher, dass Raoul und die anderen heute Abend noch in die Stadt in ein Restaurant gehen wollten. Und Duo hatte große Lust sie zu begleiten. Doch gerade als er zu dem Pulk seiner Kollegen gehen wollte – die sicherlich besprachen wo sie sich nachher treffen wollten, wurde Duo fast unsanft am Arm gepackt.
Er versuchte erst die Hand abzuschütteln, aber Quatre hatte einen ziemlich festen Griff. Und so wurde Duo wie ein unartiges Kind aus dem Raum gezerrt.
„Ey Quatre, lass los," grummelte Duo.
Doch sein Kollege hörte nicht. Er zog den widerstrebenden Duo noch ein paar Meter hinter sich her, selbst als sie den Raum verlassen hatten. Erst als sie die eine Ecke des Flurs erreichten blieb Quatre stehen. Er drehte sich um und funkelte Duo, der mit dem Rücken zum Tagungsraum stand, wütend an.
Erst sagte Quatre für eine Weile gar nichts. Dann gestikulierte er wie wild mit seinen Armen und sagte, „Aaaaarrrrrgggghhhh!"
„Was ist?" fragte Duo wider besseren Wissens.
„Du treibst mich noch mal in den Wahnsinn, Duo! Was sollte das ganze?"
„Das hab ich dir doch vorhin schon erzählt," erklärte Duo beleidigt. Normalerweise war Quatre sonst nicht so schwer von Begriff.
„Aber das hab ich dir schon vorhin nicht abgekauft. Was hat dich nur geritten, dass du Heero derart reizen musstest?"
„Reizen? Der hat noch nicht mal gezuckt Q. Der ist kalt wie Eis. Und mich hat gar nichts geritten."
„Ich hoffe dass es das wert war!"
„Was?" blaffte Duo verblüfft.
„Nun, ich hoffe wirklich dass es das wert war, denn Heero kommt jetzt genau auf uns zu. Sieht so aus, als wenn er noch ein Wörtchen mit dir zu reden hätte."
Duo konnte sich irren, aber er meinte fast eine gewisse Schadenfreude aus Quatres Stimme hören zu können. Dann erinnerte sein Gehirn ihn daran, dass Heero auf sie zukam. Irgendwie war dass in Duos ach so improvisierten Plan nicht vorgekommen. Er wollte schon einen strategischen Rückzug antreten, als er spürte wie jemand dicht hinter ihm stand. Aus irgendeinem Grund hatte Duo plötzlich eine Gänsehaut.
„Duo, könnte ich kurz mit dir reden?" fragte Heero wieder mit dieser Schlafzimmerstimme die verboten werden sollte.
‚Fuck', dachte Duo und drehte sich schicksalsergeben um.
tbc
