Titel: Das Meeting
Autor: Laren
Disclaimer: Ich besitze absolut keine Rechte an Gundam Wing. Und ich gedenke auch keinen müden Pfennig mit diesem Geschreibsel zu verdienen.
Betadank: wie immer an Zanna.

Hui, ja das hätte ich nie erwartet. Ziemlich viele schienen im letzten Kapitel irritiert gewesen zu sein, weil Heero „Und… wie ist den Name" nach der Lemon gefragt hat.

Alle die sich deshalb Sorgen gemacht haben, seien beruhigt. Es bedeutet nicht, dass Heero nicht mehr wusste mit wem er gerade Sex gehabt hatte. Sondern es war von ihm eine Anspielung auf Duo's vorangehenden Befehl – nähmlich ihn so hart ran zu nehmen das er (Duo) vergessen würde wie er heißt.

Vielleicht werde ich Heeros Satz noch mal in „Und… weißt du noch deinen Namen" umändern um weiteren Missverständnissen vorzubeugen, aber ich hatte echt gedacht, dass die Sache klar sein müsste.

Viel Spaß jetzt beim letzten Kapitel von „Das Meeting"


Duo wachte auf, weil er ganz dringend auf Toilette musste. Von einem Sekundenschlag auf den anderen war er praktisch aus dem Bett gestürmt. Natürlich war er noch nicht wirklich wach, aber wach genug, dass er seinen Weg zum Klo navigieren konnte ohne gegen allzu viele Ecken zu stoßen.

Während er sich erleichterte grummelte er etwas wegen dem unangenehmen Gefühl das er dabei hatte. So war das immer wenn er nach längerer Zeit mal wieder Sex gehabt hatte.

Bei dem Gedanken lief er dann mit einem Schlag rot an weil er sich plötzlich in Farbe und in jeder kleinen Einzelheit an die vorherige Nacht erinnerte. Uuuups. Er hatte mit Heero geschlafen. Frustriert zog Duo an seinen Haaren. Wie hatte er es nur soweit kommen lassen?

Als er endlich fertig war, wusch er sich noch lange die Hände – fast so als wolle er noch etwas Zeit schinden. Dann öffnete er die Tür und schaute vorsichtig in das Hotelzimmer. „Heero?" fragte er leise.

Aber der Manager antwortete ihm nicht. Duo runzelte die Stirn, ging jetzt vollends in das Zimmer und drehte sich einmal um die Ecke. Wenn Heero nicht den Trick herausgefunden hatte sich hinter der Stehlampe zu verstecken dann war der junge Manager nicht im Raum. Das Stirnrunzeln von Duo wurde tiefer. Wo steckte der Mann nur?

Bei seiner erfolglosen Suche hatte Duos Blick die Anzeige des Weckers erblickt und musste zu seinem großen Entsetzen feststellen, dass es schon halb neun war. Leichte Panik stieg in Duo auf. Heero war nicht auffindbar, und in einer halben Stunde würde das Meeting wieder beginnen.

Duo wollte schon laut und ausführlich mit dem Fluchen anfangen, als er ein Stück Papier unter dem Wecker hervorlugen sah. Mit flinken Fingern schnappte er es sich und hielt es dicht vor seinen übermüdeten Augen.

‚Guten Morgen Duo,

ich musste leider sehr früh aufstehen da ich um sieben ein Frühstücksmeeting mit dem CEO habe. Du hast noch tief und fest geschlafen und ich habe keinen Grund gesehen dich so früh zu wecken. Ich habe den Weckalarm auf acht Uhr gestellt, dass sollte dir genügend Zeit geben. Das Hotel wurde von mir informiert, dass du über Nacht geblieben bist und du kannst dir ein Frühstück servieren lassen.

Wir sehen uns dann im Meeting

Heero'

Duo kniff seine Augen zusammen und wendete den Zettel hin und her. Versuchte auf diese Art und Weise irgendeine geheime Botschaft darin zu entdecken. Zu sagen dass seine Gefühle jetzt vollkommen verwirrt waren, war noch eine Untertreibung.

Heero hatte in der kurzen Notiz zwar einen guten Grund gegeben warum er jetzt nicht hier im Zimmer war und mit Duo kuschelte, dass er Duo nicht wecken wollte und sogar für Frühstück gesorgt hatte zeugte sogar von einer Art Fürsorge. Aber ansonsten war es eine total klinische Nachricht. Sie ging überhaupt nicht auf die letzte Nacht ein und ließ Duo deshalb unsicher zurück.

Er schlief schließlich nicht jeden Tag mit seinem Chef. Da wäre ein klitzekleiner Hinweis was das Ganze zu bedeuten hatte schon sehr beruhigend gewesen. Duo quietschte entnervt. Wieso war er gestern nur so unsäglich dumm gewesen? Was hatte er nur gedacht?

Gar nichts, wie er entnervt zugeben musste. Er versuchte sich zu beruhigen und schob erst einmal die Schuld an der ganzen verfahrenen Situation seiner Libido und dem Wein zu.

Dann wurde er plötzlich von Hektik ergriffen. Klar Heero hatte wohl wie in dem Brief angekündigt den Alarm gestellt damit dieser Duo rechtzeitig wecken würde. Nur wusste Heero natürlich nicht, dass Duo so gut wie alles verschlafen konnte. Ein einziger Wecker – lachhaft. Den schaltete Duo aus ohne überhaupt mit einer Wimper zu zucken und natürlich ohne seinen Tiefschlaf zu gefährden. Zuhause operierte Duo deshalb mit der gefürchteten Dreier-Angriffskette. Drei Wecker die im Zehnminutentakt hintereinander loslegten. Und die in verschiedenen Ecken seines Schlafzimmers standen. Außerdem war der dritte und letzte ein Radiowecker der auf einen lokalen Sender eingestellt war – die Morgens stundenlang im tiefsten Dialekt Nachrichten vorlasen. Da wurde man schon aus reiner Notwehr irgendwann wach.

Aber das alles hatte Heero nicht wissen können – denn außer dieser einen Nacht mit heißem Sex hatten sie ja nichts gemein. Und darum hatte Duo verschlafen. Wenn er nicht so dringend auf Klo gemusst hätte, wäre er sicher bis Mittag im Bett geblieben.

Was gar kein so übler Gedanke war, weil er sich dort die Decke über den Kopf ziehen konnte und nicht mehr darüber nachzudenken bräuchte, wie er seinem neuen Chef jemals wieder unter die Augen würde treten können.

Aber verstecken war absolut keine Alternative heute. Würde noch fehlen, dass er zu allem Überfluss auch noch zu spät zum Meeting kam. Da könnte er sich ja gleich ‚unprofessioneller Verlierer' auf die Stirn tätowieren lassen.

Die Zeit rannte. Er hatte schon fast fünf Minuten damit verbraucht hier Löcher in die Gegend zu starren und sich selbst zu bemitleiden. Duo knurrte und schritt zur Aktion.

Als erstes eilte er unter die Dusche. Die war verdammt nötig, er stank nach Sex und Schweiß. Während er unter den prasselnden heißen Wassertropfen stand kamen Erinnerungsblitze an die letzte Nacht hoch. Das war schon verdammt heiß gewesen.

Duo musste Heeros Duschgel benutzen und dessen Geruch unterstütze seine lebhafte Erinnerung nur noch. Wie auf Kommando schwoll Duos Penis an und lechzte nach Aufmerksamkeit. Duo grummelte wieder. Irgendwie schaffte er es nicht, die letzte Nacht zu bereuen. Zumindest nicht dass er mit Heero Sex gehabt hatte. Dazu war es viel zu befriedigend gewesen. Er bereute die ganzen Komplikationen die es deshalb jetzt geben würde allerdings schon. Sehr sogar.

Es machte wirklich keinen guten Eindruck gleich am ersten Tag mit dem neuen Chef ins Bett zu steigen. Korrektur, es machte keinen guten Eindruck mit dem neuen Chef ins Bett zu steigen. So etwas tat man einfach nicht.

Nun, vielleicht war Heero ja ganz cool was die Sache betraf. Der Brief hatte zumindest cool gewirkt. Vielleicht würde er das ganze einfach ignorieren und nie wieder zur Sprache bringen. Was ihnen zumindest weiter ermöglichen würde halbwegs normal miteinander zu arbeiten.

Allerdings, irgendetwas passte Duo an dieser Vorstellung auch nicht. Vielleicht weil er ganz tief im Verborgenen doch einen kleinen Romantiker in sich versteckt hatte. Er wollte dass diese Nacht etwas bedeutete. Nicht dass er prüde war oder so. Er hatte überhaupt nichts gegen einen anonymen, heißen, One-Night-Stand. Einem Fick der außer schneller, harter Befriedigung nichts bedeutete.

Aber nicht mit Heero. Irgendwas an Heero sorgte dafür, dass Duo mehr wollte. Er konnte es noch nicht einmal in Worte fassen was denn genau und er würde vor dem bösen Wort mit ‚B' schreiend davon laufen und leugnen es jemals gedacht zu haben. Aber nur Sex? Nein, dass wollte er auch nicht.

Frustriert schlug Duo mit seiner Stirn gegen die Duschwand. Es brachte gar nichts, wenn er sich jetzt hier den Kopf zerbrach. Da war ein Meeting das bald ohne ihn anfangen würde, wenn er sich nicht zusammenriss und beeilte.

Darum beeilte er sich auch das Duschgel abzuwaschen. Als er aus der Dusche stieg und sich abtrocknete blickte er sich suchend im kleinen Badezimmer um. Zu seiner großen Erleichterung entdeckte er, dass das Hotel wohl auch Reisezahnbürsten für seine Gäste hinlegte. Ein Problem weniger um das sich Duo sorgen machen musste. Schnell putzte er sich die Zähne.

Dann begutachtete er seinen Zopf. Er war zwar durch die nächtlichen Aktivitäten ein wenig verzogen, sah aber noch halbwegs ordentlich aus. Darum beschloss Duo jetzt erst einmal keine Zeit fürs neu flechten zu verschwenden. Er würde den Zopf halt später in einer Pause richten.

Aber das führte ihn zu seinen nächsten Problemen, wie Duo feststellte als er zurück in das Hotelzimmer ging. Ein Blick auf sein T-shirt zeigte ihm nur zu genau, dass er das nicht noch einmal anziehen konnte. Das gleiche galt natürlich auch für seine Unterwäsche.

Duo runzelte die Stirn. Was sollte er jetzt nur machen? Wenn er den dämlichen Wecker nicht verschlafen hätte, dann hätte er heute morgen gemütlich nach Hause fahren und sich richtig anziehen können. Aber hätte, wenn und aber brachten ihm jetzt gar nichts.

Entschlossen und mit zusammen gebissenen Zähnen ging er deshalb auf Heeros Schrank zu. Es passte ihm zwar gar nicht, aber was blieb ihm schon anderes übrig, als von seinem Chef Klamotten zu leihen?

Mit fahrigen Händen wühlte er so schnell es ging durch Heeros Kleidungsstücke. Immer darum bemüht so wenig Unordnung wie nur irgend möglich zu machen. Und da er auch nicht besonders viel Zeit hatte und auch nicht wählerisch sein konnte, zog er das erstbeste was ihm passend erschien hervor. Die Hemden und Anzüge von Heero hatte er erst gar nicht beachtet – so etwas würde er nicht einmal in einer Notsituation wie dieser anziehen. Aber bei Heeros Sportklamotten – zumindest hielt Duo sie dafür – fand er ein schlichtes weißes T-Shirt, das er sich sofort über den Kopf zog.

Es war vielleicht eine Nummer zu groß – immerhin war Heero muskulöser gebaut – aber es erfüllte seinen Zweck, auch wenn die Farbe so gar nicht zu Duos normalem Outfit passte. Aber in der Not fraß der Teufel auch Fliegen.

Mit zusammengebissenen Zähnen zog sich Duo dann eine von Heeros Unterhosen an. Das war schon ein sehr merkwürdiges Gefühl. Duo kam sich bei dem Gedanken gar nicht wohl vor. Was natürlich absoluter Schwachsinn war, bei dem was sie gestern Nacht alles miteinander geteilt hatten. Trotzdem hatte Duo das unschöne Gefühl zu tief in Heeros Intimsphäre einzudringen. Er schüttelte über sich selbst den Kopf. Währenddessen rannte durch Duos Kopf der total abwegige Gedanke, dass Heero doch wohl hoffentlich nicht zu denjenigen gehörte die für eine Reise ihre Unterwäsche immer penibel genau abzählten.

Duo schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Also wirklich, wenn Heero so penibel war, dann hatte er sicherlich auch ein bis zwei Ersatzhosen mitgenommen. Und außerdem hatte er jetzt wahrlich wichtigere Probleme.

Zum Beispiel das, wie er die Sache zwischen sich und Heero vergessen sollte, wenn er nach dem Duschgel des anderen roch und dessen Kleidung trug. Duo knurrte. Eine nahezu unmögliche Mission.

Duo zog sich noch schnell die restlichen Sachen an, dann schnappte er sich seinen Rucksack und verschwand aus dem Raum. Nein, er rannte nicht davon. Er hatte es nur eilig zu dem Meeting zu kommen.

Heero hatte in seinem Brief etwas von Frühstück geschrieben. Duos grummelnder Magen hätte das gerne ausgenutzt, aber die Zeit reichte eindeutig nicht dafür. Außerdem hätte Duo sich dafür an das Hotelpersonal wenden müssen. Und er war sich sicher, dass die genau wussten warum er die Nacht in Heeros Raum verbracht hatte. Eine tiefe Röte legte sich wieder auf Duos Gesicht. Zwar war das garantiert nichts ungewöhnliches in der Hotelbranche, aber Duo wollte sich diesen wissenden Blicken dann lieber doch nicht aussetzen.

Was auch der Grund war, weshalb er mit gesenktem Blick auf die Rezeption zuging. Nur ein leichtes „Guten Morgen" murmelte, dann schnell den Schlüssel auf den Tresen legte und ohne groß auf eine Erwiderung zu warten den taktischen Rückzug aus dem Gebäude antrat. Wenigstens etwas, dass ohne Probleme klappte.

Draußen schloss er dann in Windeseile sein Fahrrad auf und schwang sich dann in den Sattel. Uuuugh, er wurde wieder – nicht ganz unangenehm – an den Sex von letzter Nacht erinnert. Rot wie eine Tomate strampelte Duo los. Er würde sich jetzt nicht von so einer Kleinigkeit ablenken lassen.

Zum Glück war der Weg bis zur Firma wirklich nicht weit. Nach wenigen Minuten hatte er das Haupttor erreicht und dann radelte er hinunter in die Tiefgarage.

Nachdem er sein Fahrrad abgeschlossen hatte, stürmte er zum Fahrstuhl und drückte die Taste für seine Etage. Endlich kam er mal zum auspusten. Dabei warf er einen Blick auf sein Spiegelbild an der Kabinen Wand. Er sah jetzt aus, als wenn er eine längere Strecke geradelt wäre. Sein Zopf in leichter Unordnung und sein Gesicht errötet. Hm, unterschied sich kaum von anderen Morgen, an denen er seine Wecker nicht gehört hatte. Vielleicht würde niemandem etwas auffallen. Er hoffte es zumindest.

Er eilte in sein Büro, schmiss dabei in der Bewegung seinen Rucksack in die Raumecke. Dann wühlte er in seiner untersten Schreibtischschublade. Ah, ein Schokoriegel, dass Frühstück der Champions. Ungeduldig riss er die Verpackung herunter und stopfte sich das eine Ende in den Mund. Sein Magen jubilierte während Duos Zähne die süße Masse bearbeiteten. Währenddessen sammelten seine Hände die Unterlagen die er gleich brauchen würde zusammen.

Er war gerade dabei die letzten Papiere aufzunehmen, als Quatres Stimme vom Eingang ertönte. „Duo beeil dich, wir kommen sonst zu spät."

Duo drehte sich zu seinem Freund um. „Komm ja schon," nuschelte er am Schokoriegel vorbei.

Quatre lehnte am Türrahmen und hob fragend eine Augenbraue. „Und hat er dich gestern noch so richtig ran genommen?"

Duo verschluckte sich fast und fing unkontrolliert an zu husten. Dabei wurde er schlagartig tief rot. Solange bis ihm sein Gehirn signalisierte, dass Quatre gar nichts wusste und nur darauf anspielte, das Heero ja mit ihm gestern noch ein Einzelgespräch haben wollte. Duo kniff seine Augen zu und versuchte die Röte aus seinem Gesicht zu zwingen. „War gar nicht so schlimm," wiegelte er ab.

„Nicht? Also er wirkte gestern schon ziemlich wütend. So als wenn er dir am liebsten den Hintern versohlt hätte," bohrte Quatre weiter nach.

Die Hitze schlug in Duos Gesicht wieder hoch, als ungebetene Erinnerungsfetzen darüber was Heero denn mit seinem Hintern angestellt hatte aufblitzen. Arrgh, Duo hätte sich jetzt am liebsten in ein dunkles Mäuseloch verkrochen. Damit Quatre nichts mitbekam, hastete er nach draußen. Dabei warf er seinem Kollegen noch ein, „Jetzt komm schon, wir haben keine Zeit zum trödeln," zu. Mit schnellen Schritten entschwand er in Richtung Sitzungssaal.

Natürlich machte er trotz seiner Eile auch diesmal einen kurzen Stopp bei der Teeküche. Wenn er jemals einen Kaffee gebraucht hatte, dann heute Morgen. Nicht nur, dass die schwarze Flüssigkeit ihn aufwecken würde, nein er konnte sich auch so schön an der Tasse festhalten.

Dann gab es keine weitere Ausrede mehr und er musste in den Meetingraum. Er setzte sich auf den gleichen Platz wie gestern und grüßte schnell alle die in seiner Nähe saßen. Gespannte Aufregung lag in der Luft. Nach den überraschenden Ereignissen vom gestrigen Tag waren wohl alle neugierig was denn heute noch alles passieren würde. Duo auch, aber wegen etwas vollkommen anderes.

Denn dort vorne sah er Heero neben seinem Laptop stehen. Wie aus dem Ei gepellt sah der junge Manager aus und er zuckte noch nicht einmal mit einer Wimper als sein Blick den von Duo streifte.

Duo sackte fast in sich zusammen. Soviel also zu seinen letzten Hoffnungen, dass gestern Nacht noch etwas anderes als sein allergrößter Fehler gewesen wäre. Irgendwie hatte er schon gehofft dass Heero ihm ein Lächeln schenken würde. ‚Dumm! Dumm! Dumm!' schalt Duo sich im Stillen aus.

„Nettes T-Shirt. Aber ist es nicht ne Nummer zu groß?" fragte ihn in diesem Moment Quatre.

Duo stöhnte. War ja klar, dass diese ungewöhnliche Farbe Quatre sofort auffallen würde. Aber er hatte jetzt wirklich keine Energie sich um seinen neugierigen Kollegen zu kümmern. „Das ist jetzt so Mode," erklärte er deshalb kurz angebunden und tat so als würde er sich vollkommen auf seine Unterlagen konzentrieren.

„Na, wenn du meinst," antwortete der Blonde mit einem neckenden Unterton.

Doch zum Glück musste Duo gar nicht darauf reagieren, denn in diesem Moment ergriff Heero das Wort und eröffnete die Sitzung. Obwohl, ob das wirklich besser war, das wagte Duo zu bezweifeln.

Er wusste nicht so richtig was er jetzt tun sollte. Er mochte den anderen nicht ansehen, denn das brachte immer wieder ungewollte Erinnerungsblitze hoch und lenkte ihn so ziemlich ab. Außerdem war er es leid sich wieder und wieder geistig in den Arsch zu treten. Deshalb konzentrierte er sich lieber vollkommen auf die Präsentation die an die Wand projektiert wurde.

Heero hatte inzwischen alle Anwesenden begrüßt und erklärt, dass die neue Strategie die er gestern vorgestellt hatte etwas überarbeitet wurde. Dann begann er in aller Ausführlichkeit damit den Plan vorzustellen den er und Duo gestern Abend ausgearbeitet hatten. Duo fragte sich, wann der Manager denn Zeit gehabt hatte ihre Ideen in eine Präsentation zu bannen, entschied aber, dass dies wohl nach dem Frühstücksmeeting geschehen sein musste. Was auch immer Heero von ihrer Nacht halten mochte, es hatte ihn zumindest nicht dazu gebracht ihre Ideen zu verwerfen. Das erleichterte Duo schon irgendwie.

„Wie lange habt ihr denn gestern noch daran gesessen?" flüsterte ihm Quatre zu. Duos Kollege hatte sofort erkannt dass Heero diese neuen Ideen nur von Duo haben konnte.

„So lang bis uns die Putzfrauen rausgeworfen haben," flüsterte Duo zurück. Mehr brauchte sein Kollege ja nicht zu wissen. Wie hieß es noch so schön? ‚Der Rest war Schweigen'? Nun, Duo würde garantiert gar nichts verraten.

Die anderen Anwesenden schienen die neuen Fakten zumindest leichter zu verdauen als die Ankündigungen von gestern. Und sie waren eher bereit zu diskutieren. Und so hatte sich sehr schnell eine recht rege Unterhaltung aufgebaut. Aber anders als gestern war der ganze Raum von positiver Energie durchzogen. Die Pläne erschienen jetzt ausgefeilter und realistischer und deshalb blockten die anderen nicht mehr ab, sondern nahmen aktiv an der Veranstaltung teil.

Alle bis auf Duo. Duo hielt die ganze Zeit über seinen Mund. Er wusste dass dies Quatre irritierte, denn der Blonde warf ihm hin und wieder einen fragenden Blick zu. Auch Heero hatte das eine oder andere Mal seine Augenbraue fragend nach oben gezogen wenn Duos Blick ihn streifte. Aber Duo biss sich lieber auf die Zunge und konzentrierte sich auf die Slides.

Und wann immer es in den Pausen den Anschein hatte, dass Heero auf ihn zukommen wollte, dann drehte sich Duo schnell um und floh. Er hasste zwar die unsicherere Lage in der er gerade war, aber er hatte keine Energie für die Wahrheit.

Den Vormittag hatte er mit dieser Taktik zumindest gut überstanden. Doch als er gerade mit den anderen zum Mittagessen gehen wollte, stand plötzlich Heero neben ihm und hielt ihm am Ellenbogen fest. „Duo wir müssen reden," erklärte der Braunhaarige mit fester Stimme.

Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn Duo diesem Gespräch tatsächlich aus dem Weg hätte gehen können. Er könnte natürlich seinen Arm losreißen und wieder fliehen, aber es waren viel zu viele Kollegen in ihrer Nähe und sie alle hätten diesen peinlichen Zwischenfall mitbekommen. Was blieb Duo also anderes übrig als gute Miene zum bösen Spiel zu machen und zu nicken. Dann wurde er von Heero praktisch in einen der angrenzenden kleineren Meetingräume gezerrt.

Kaum hatte Heero die Tür zu dem Raum hinter sich verschlossen, als er Duos Arm losließ und etwas unsicher drein schaute. „Ich weiß nicht was ich sagen soll," erklärte der Manager.

Duo hatte schnell zwei Schritte Abstand zwischen sie gebracht. „Und wieso zerrst du mich dann hierher?" fragte er zurück. Er fühlte sich absolut unbehaglich in dieser Situation.

„Weil wir reden müssen," erklärte der andere. „Duo, so was wie gestern passiert mir normalerweise nicht."

Duo lachte laut auf. Es war ja schon schlimm genug, dass er sich in dieser peinlichen Situation befand, da musste Heero es nicht noch schlimmer machen als es war. Warum sagte der andere nicht einfach was er zu sagen hatte, und dann würden sie wieder getrennter Wege gehen? „Ach komm," ätzte Duo deshalb. „Tu nicht so als wenn du das nicht geplant hattest."

Heero runzelte die Stirn, so als wenn er wirklich verwirrt wäre. „Geplant?" fragte er.

Duo pustete seine Wangen auf. „Nun vielleicht nicht bis in jede Einzelheit. Aber so unvorbereitet hat dich der Fick doch nicht getroffen, oder? Oder bist du ein Pfadfinder und deshalb allzeit bereit?"

Die Runzeln auf Heeros Stirn wurden tiefer. „Duo, wovon redest du?" fragte er.

Duo rollte mit den Augen. „Na davon, dass du ziemlich gut auf den Sex vorbereitet warst. Hattest du vor nach dem Meeting noch die Clubs nach jemanden abzugrasen, oder was hattest du mit dem Gleitgel auf dem Nachttisch vor?" Während er diese Worte aussprach wurde Duo bewusst wie wichtig für ihn diese Frage war, auch wenn er es gestern Nacht vollkommen aus seinen Gedanken verdrängt hatte. Es war eine Sache, ein Aufriss für nur eine Nacht zu sein. Aber eine vollkommen andere, nur genommen zu werden, weil man gerade praktischerweise da war. Irgendwie nagte das ziemlich an seinem Stolz.

„Auf was für Ideen kommst du?" fragte Heero. Aber Duo weigerte sich zu antworten. Für ein paar Sekunden starrten sie beide sich schweigend an, dann hob Heero frustriert die Hände. „Ok, ok. Ich hab mir am Abend vorher einen runter geholt und das Gel nicht wieder in meine Kulturtasche zurück gesteckt. Bist du jetzt zufrieden?"

Heero sah ziemlich peinlich berührt aus, als er das sagte. Aber es konnte nicht halb so schlimm sein wie Duo sich jetzt fühlte. Er wurde wieder wie auf Kommando rot im Gesicht – etwas das ihm bei seinem Vorhaben mit der Tapete zu verschmelzen stark behinderte. Uuups.

Heero wischte seine Irritation mit einer Handbewegung weg. „Aber ich hab dich nicht hierher geholt um DAS mit dir zu besprechen."

Ungewollt fing Duos Herz an sehr aufgeregt zu schlagen. Er starrte den anderen nur an und wartete darauf dass er weiter sprach.

„Ich hab vorhin beim Treffen mit dem Boss darauf bestanden, dass die Stelle des Main-Test-Leaders neu besetzt wird. Er hat mir bei der Entscheidung freie Hand gelassen und ich will dich für die Stelle."

Uuups. Duo starrte den anderen mit offenem Mund an. Also damit hätte er jetzt so gar nicht gerechnet. So überhaupt nicht. Er wusste nicht was er sagen sollte und ein kleines bisschen Enttäuschung machte sich auch in ihm breit. „Ähm…" stammelte er. Dann gab er sich einen Ruck und schob sein Kinn hervor. „Danke für das Angebot. Aber nein danke. Ich hab nicht mit dir geschlafen um befördert zu werden."

Heero zischte laut und trat einen Schritt auf Duo zu. Dann griff er ihn bei den Schultern. „Musst du denn alles was ich sage falsch verstehen?" fragte er aufgebracht.

Duo hätte fast mit einem trotzigen „Ja!" geantwortet, hielt sich aber dann doch zurück. Er hob eine Augenbraue und blickte Heero fragend an.

Der seufzte tief und sagte dann. „Das eine hat mit dem anderen gar nichts zu tun. Ich hatte schon beschlossen dass ich dich für die Stelle will, bevor wir überhaupt zum Hotel gegangen sind."

Ohhhhhh.

Doch Heero sprach weiter. „Es ist doch wohl ziemlich offensichtlich, dass wir jemand neuen für die Stelle brauchen und du bist mehr als geeignet. Du hast neue Ideen und kennst dich gut aus. Die anderen im Projekt kennen und schätzen dich und deine Meinung. Und wir haben verdammt gut zusammen gearbeitet. Du scheust dich nicht auch mal kontra zu geben, bist aber trotzdem nicht so sehr in deiner Meinung gefangen, dass du keine neuen Ideen aufnehmen kannst."

„Ohhhh," sagte Duo jetzt laut. Ihn freute das Lob. Und die Aussicht auf diesen Job war mehr als verlockend. Das wäre ein ziemlicher Karrieresprung. Einer mit dem er normalerweise nicht vor Ablauf der nächsten fünf Jahren gerechnet hätte – wenn überhaupt. Trotzdem gab es ein ziemliches Problem. Etwas dass es Duo unmöglich machte das Angebot anzunehmen. „Alle werden behaupten dass ich mich hochgeschlafen habe, Heero. Dass Stigma werde ich nie wieder los, da verzichte ich lieber."

Er wollte sich schon wegdrehen, doch Heero hielt ihn ziemlich effektiv an den Schultern fest. „Niemand wird es erfahren, Duo."

Duo lachte laut auf. In welcher Parallelwelt lebte Heero, dass er glaubte so etwas geheim halten zu können? „Heero, die Leute lieben Klatsch. Die werden sich so schnell die Münder über uns zerreißen, dass du nicht mal piep sagen kannst."

Heero schüttelte den Kopf. „Nein, werden sie nicht."

Duo rollte wieder mit den Augen. „Und wieso nicht? Weil du unantastbar bist, oder was?"

„Nein, ganz einfach weil nichts zwischen uns laufen wird," erklärte Heero ruhig und gelassen.

Ohhhh. Jetzt war Duo doch wieder vollkommen enttäuscht. Irgendwie hatte das Angebot von Heero in ihm schon wieder die Hoffnung aufkommen lassen, dass vielleicht mehr zwischen ihnen entstehen könnte. Als Main-Test-Leader würde er schließlich sehr eng mit Heero zusammen arbeiten.

„Ich mein, dass was gestern Nacht zwischen uns war, war einfach unglaublich und total heiß," redete Heero weiter ohne sich um Duo zu kümmern. „Aber wir werden es nicht wiederholen."

Ohhhh. Jetzt musste Duo auch das letzte kleine bisschen Hoffnung begraben.

Doch Heero war noch nicht fertig. „Zumindest nicht bis das Projekt beendet ist."

„Was?" brach es aus Duo hervor. Er hatte irgendwie das Gefühl mitten in der Unterhaltung den Faden verloren zu haben.

„Ich hab heute Nacht lange wach gelegen und nachgedacht," erklärte Heero. „Und mir war sehr klar, dass ich dich für diesen Job will. Und dass ich dich will. Aber beides zusammen geht nicht. Zumindest nicht ohne dass diese üblen Gerüchte losgetreten werden."

Er holte tief Luft und redete dann weiter. „Außerdem kenne ich dich nicht. Ja, wir hatten viel Spaß gestern Nacht, aber wer weiß ob da mehr dahinter ist."

„Und deshalb willst du mich jetzt nur für den Job?" irgendwie kroch ein wenig kalter Sarkasmus in Duos Stimme.

Heero schien die Untertöne mitzubekommen. Denn er schüttelte wieder seinen Kopf. „Ich drück mich wohl nicht besonders geschickt aus. Was ich dir anbiete ist mehr als der Job. Es ist auch die Gelegenheit sich besser kennen zu lernen. Wir werden eng zusammen arbeiten und ziemlich viel gemeinsam auf Reisen sein. Ich denke schon, dass wir am Ende des Projektes genau entscheiden können ob zwischen uns mehr als das Körperliche sein kann."

„Eine Art Probezeit ohne Sex?" fragte Duo ungläubig.

Heero zuckte mit seinen Schultern. „Nenn es wie du willst. Aber meine letzte Beziehung war nur auf Sex begründet. Und sie hat den ersten Stress mit Dienstreisen nicht überstanden."

„Und wie hast du dir das ganze jetzt genau vorgestellt?" hakte Duo nach. Heero schien ja wirklich lange darüber nachgedacht zu haben.

„Im Prinzip ist es dass schon. Wir werden jetzt zusammen dieses Projekt aus der Scheiße ziehen. Und uns währenddessen vollkommen professionell verhalten. Denn wir beide wollen schließlich nicht dass es heißt du hättest dich hochgeschlafen. Dass würde nicht nur auf dich ein böses Licht werfen." Er holte wieder tief Luft. „Aber wenn das Projekt beendet ist und du allen bewiesen hast, dass du für den Posten geeignet bist – und daran hege ich nicht den geringsten Zweifel – dann können wir entscheiden ob wir es miteinander versuchen wollen. Wenn ja, dann könnten wir sogar ein ziemlich öffentliches ‚Come together' inszenieren. Du weißt ja auch wie oft so was auf Firmenfeiern und ähnlichem geschieht. Und was unsere Firma von Beziehungen zwischen den Angestellten hält."

Duo nickte. Es war ein offenes Geheimnis, dass die Firma das sogar befürwortete. Ihr Konzern war in den letzten Jahren sehr stark gewachsen und unheimlich viele junge Leute wurden immer wieder frisch von der Universität weg angestellt. Kamen von überall her um bei der Firma zu arbeiten. Die meisten von ihnen waren zu der Zeit noch Single. Es gab sogar Witze dass die meisten ‚Social Events' nur veranstaltet wurden um die Leute zusammen zu bringen. Es band die Leute noch mehr an die Firma, wenn sie einen Lebenspartner hatten, der auch in der gleichen Firma arbeitete.

Um Problemen vorzubeugen die dadurch entstehen konnten, wurden Paare immer gefragt ob sie auch weiterhin zusammen arbeiten wollten. Die meisten wollten es lieber nicht, und es wurde immer ohne große Komplikationen dafür gesorgt, dass sie in verschiedene Abteilungen kamen. Quatres Freund Trowa war z.B. auch in eine andere Gruppe gewechselt, weil er seinen Liebhaber nicht zum Boss haben wollte.

„Und dann?" fragte Duo.

Heero zuckte erneut mit den Schultern. „Das wird sich zeigen. Wir können versuchen weiter zusammen zu arbeiten. Ich denke schon dass wir als Team gut miteinander harmonieren. Und wenn wir zeigen, dass die Beziehung die Arbeit nicht stört, wird niemand etwas dagegen haben. Ich werde schließlich nicht mehr wirklich dein Boss sein."

„Hm," überlegte Duo. Der Plan hatte was für sich. Ihn lockte die Herausforderung des Jobs. Und ja, auch er glaubte dass es nicht schaden konnte Heero besser kennen zu lernen. „Wir werden die ganze Zeit über keinen Sex miteinander haben, oder?" stellte er noch einmal fest.

„Nein," bestätigte Heero. „Wir könnten zu leicht auffliegen. Aber es ist doch kein Problem. Zum einen werden wir eh in Arbeit ertrinken. Zum anderen sind es nur noch vier Monate bis zum Ende des Projektes."

Vier Monate! „Das ist eine halbe Ewigkeit," brach es aus Duo hervor. Irgendwie stand für ihn jetzt schon fest, dass sie es nach der Probezeit mit der Beziehung versuchen würden. Und solange Heero in der Nähe zu haben ohne mit ihm schlafen zu können, dass grenzte fast an Folter.

Heero streifte eine Hand ganz leicht über Duos Gesicht. Dann zog er sie zurück und sagte, „Du wirst es schon überstehen."

„Ha," meinte Duo, der sehr starke Zweifel daran hegte. Wahrscheinlich würde er schon am Ende der Ersten Woche eine Sehnenscheidenentzündung im rechten Arm haben.

Jetzt grinste Heero verschmitzt. „Wir könnten ja sagen, dass für jeden Tag den der Test früher als geplant fertig ist, du eine Woche lang bestimmen darfst was wir tun."

Was für ein Vorschlag. Duo wimmerte bei dem Gedanken.

„Und, wie fühlst du dich jetzt dabei?" fragte Heero

„Motiviert," erklärte Duo.

Heeros wunderschönes Lachen erhellte den Raum. „Ich nehme das mal als Zusage auf meinen Vorschlag." Dann beugte er sich vor und küsste Duo kurz auf den Mund. „Das musste jetzt sein," erklärte er. „Ab jetzt sind wir aber vollkommen professionell," stellte er noch einmal klar.

Als er aus dem Raum gehen wollte, hielt ihn Duo noch einmal am Arm fest. „Ich stimm mit dir überein Heero. Und ich freu mich auf das was vor uns liegt. Aber solltest du diese Motivationsstrategie noch bei jemand anderen ausprobieren, dann wirst du mich kennen lernen," stellte er noch einmal klar.

Heero schnaubte kurz. „Keine Angst, dieser spezielle Bonus bleibt nur dir vorbehalten."

„Ok," nickte Duo. Dann gingen sie gemeinsam aus dem Raum. Duo hatte Hunger und er hatte für heute noch viel vor. Schließlich musste er dieses Projekt endlich zum laufen bringen. Ein paar Tage früher fertig werden war jetzt sein ausgemachtes Ziel. Er war schließlich mehr als gespannt darauf, wie sich die Sache zwischen ihm und Heero entwickeln würde. Sehr gespannt.

Ende