Kapitel 1
-Alte Gewohnheiten und Bekannte-
Hermine Nasenflügel schnauften gehörig bebend auf und ab, während sie unentwegt immer schnelleren Schrittes Ron dicht auf den Versen blieb. Sah man schnell hin, glich sie in ihrem Aussehen zusehends der Ausstrahlung eines Thestrals, wenn man fähig war diese zu sehen. Ihre Miene war kalkweiß, steinern und bei dem Tempo mit dem sie an den Tag legte, glich es einem Wunder, dass sie niemandem, der ihr im Weg stand einfach umrannte.
„Pass doch auf", pfiffen ihr einige Schüler hinterher und sogar eine leicht erschütterte Prof. Gonagall ließ vor Verwunderung über Ms Grangers Verhalten ihre linsenförmigen Brillengläser eine Etage tiefer auf ihrem Nasenrücken rutschen. Doch dies drang nur vernebelt zu ihrem Bewusstsein hindurch. Im inneren glich sie in diesem Augenblick keinesfalls dem eisigen Fels, den sie nach außen hin preisgab. Genauso wenig herrschte brodelnde Wut in ihrem Herzen. Je stärker es in ihrem Busen klopfte, desto bewusster wurde ihr das Gefühl. Es war Angst, Unverstandenheit, Trauer.
Jeder, der sie nicht kannte und die Situation eben mit angesehen hätte, würde denken, sie sei eine verwöhnte kleine Furie, die wohl sofort einen Großaussetzer an den Tag legte, wenn ihr jemand mal blöd oder kurz angebunden kam. Zugegeben, für normale Umstände war ihre Reaktion auf Rons einfache, wenn auch kalte Bemerkung eine Spur zu heftig ausgegangen. Jeder konnte schließlich einen schlechten Tag haben, gerade Ron. Und beschimpft hatte er sie auch nicht. Nichtmal patzig ist er geworden. Er wollte anscheinend einfach nur raus und in Ruhe gelassen werden.
Nun könnte man natürlich anführen, dass es Freunde natürlich immer interessiert, wieso der jeweils andere miese Laune hatte und stets dazu bereit waren für den anderen da zu sein, auch wenn man zunächst auf abwehrende Fronten stieße, doch sie hatte Ron regelrecht angeschrieen und nun trampelte sie ihm hier eigentlich ohne zu wissen, was zu tun ist, hinterher. Wieso konnte sie nicht so gelassen wie Harry reagieren. Harry war auch einer von Rons besten Freunden, nein er war Rons bester, und doch blieb er im Gegensatz zu ihr ruhig, tickte nicht aus wie ein kleines eingebildetes Kind – und Hermine musste sich eingestehen, dass sie unter anderen Umständen wohl auch nicht so wild geworden wäre.
Wäre noch alles so wie früher, damals vor mittlerweile zwei Jahren… Nun kam einfach alles zusammen. Das gerade eben war wohl nur der bekanntlich letzte Tropfen, der das Glas zum Überlaufen bringen würde. Was würde Ron nur über sie denken, sie Trampel? Sie wollte doch nur… Hermines Schritte verlangsamten sich bei diesen wirren Gedankengängen, die wild wie kleine Blitze unter ihrer flauschigen Mähne hin und her zuckten. Was wollte sie eigentlich? Genau, Ron finden, wissen, was ihm diese schlechte Laune eingebrockt hat, wie ein normaler Mensch mit ihm reden, genau.
Plötzlich erkannte sie, dass sie Ron gar nicht mehr folgte, sie war schon längst draußen angekommen und befand sich vor dem schäbig, zerbrochenen Schaufenster, welches als tarnender Eingang zum Ministerium in der Muggel-Welt diente. Gerade eben hatte sie Ron doch gesehen – oder war sie einfach nur davon gerannt, vor ich selbst, vor ihren Gefühlen? Keuchend machte sie nun Rast und lehnte sich an das kalte Glas der vom Ruß beschlagenen Scheibe. Sie schnappte hastig nach Luft und presste ihre rechte Hand auf ihren wild auf und ab hebenden Brustkorb, versuchte wieder Fassung zu erlangen. Das war ihr schon lange nicht mehr passiert. Sie wusste selbst nicht genau, was mit ihr los war. „Ron", murmelte sie leise zu sich selbst, während sie sich brütend der Telefonzelle näherte, um wieder ins Ministerium einzutreten. Sie wollte schließlich keinen Verdacht erwecken, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte. „Ron, du machst mich …" Sie nahm den Hörer ab. „Willkommen im Zaubereiministerium. Bitte nennen Sie Ihren Namen und Ihr Anliegen."
Ron, währenddessen, saß zusammen mit Harry, Luna, Ginny, Lavender und einigen anderen Beaubatons sowie Hogwarts-Schülern zusammen in der großen Empfangshalle des Zaubereiministeriums. Während Lavender dabei war, ihm die Haare ordentlich zur Seite zu scheiteln und Harry anscheinend mundtot geworden war seit Ginny aufgetaucht ist, ließ Luna sich ausgelassen an der Kröte von Neville aus, die er ihr zum Aufpassen mitgegeben hatte, bis er mit seiner Prüfung für die „schottische Rechts-Anstalt für Verklagungen aller Art" fertig war. Heute war Tag der Prüfungen im Ministerium, dachte Ron abwesend. Neville würde also in Großbritanien bleiben, dachte er, als er Luna dabei zusah wie sie mit ihren heute überaus hellaufleuchtenden Riesenaugen versuchte Nevilles Kröte das Wort „Riesiger schottischer Schlaf-Krackler" beizubringen.
Doch ablenken ließ Ron das von seiner schlechten Laune nicht. Nicht, dass er die Prüfung verhauen hätte, nein, das war es nicht. Im Gegenteil! Zum ersten Mal im Leben hatte er ein wirklich gutes Gefühl in der Angelegenheit gehabt und war sich seiner Sache ziemlich sicher gewesen. Damit konnte er seine doch mageren UTZ-Noten locker dreifach ausgleichen und doch in der Akademie „Zentaur – Vancouver" angenommen werden. Es war etwas anderes, was ihn störte. Angestrengt, als ob er über sich als fremden Menschen nachdenken würde, kräuselte Ron seine Stirn, was seine buschigen Augenbrauen, die Lavender bis heute noch nicht zu zupfen versuchte, eng an seine Augen drückte. Wusste er die Antwort auf seine Frage nicht seit Urzeiten?
„Won-Won?" – Ron schreckte auf und saß geraden Rückens stocksteif auf seinem Stuhl. Lavender hatte ihn gerade noch vor einem recht fatalen Gedanken gerettet, der ihn wohl mit angrenzend höchster Wahrscheinlichkeit das gesamte kommende Jahr auf Kanada verderben hätte können. Innerlich stieß er einen erleichterten Schwall Erleichterung aus. Er liebte Lavender einfach.
„Was ist?", fragte er seine Freundin leicht verwirrt lächelnd, nachdem er sich aus ihrem Klammergriff befreit hatte und sich den für seinen Geschmack viel zu ordentlichen Scheitel gehörig zur Seite geworfen hatte. Flapsig quoll Lavender mit ihrer Unterlippe hervor und finsterte Ron gespielt missmutig an. „ Ich hatte deine Haare gerade so schön gerichtet. – Macht nichts!" „Oh", entfuhr es Ron unweigerlich. Es war ein nicht im geringsten beteiligten oder schuldbewusstes „Oh" – viel eher ein resignierendes. „Was ist mit dir los Ronny?", schluchzte Lavender nun beinahe weinerlich. „Du bist schon den ganzen Morgen so und das wo wir uns heute zum ersten mal seit den Sommerferien wieder sehen. Was hat mein Schatz denn?" Treffer – versenkt !
Missmutig fasste sich Ron an die Stirn und spürte, wie der Gedankenzug, den Lavender noch eben so erfolgreich ausgelöscht hatte, wieder aufzuflammen schien. „Klasse, einfach klasse…" schimpfte er sich im Inneren dafür. „Ron, verachte dich für diese Gedanken. Du hast mit der Sache abgeschlossen, schon seit 2 Jahren! – Schluss aus "
Gezwungenermaßen wand sich der Rothaarige erneut dem fragenden Blick des Mädchens zu, das nun halb auf seinen Schoss geklettert war. Im ersten Moment verwundert über den so raschen Geistesblitz, der ihn nun wie Gottes Segen überkam, flötete Ron gelassen die Antwort heraus, die wohl jeder der Anwesenden hier erwartete. „Ach Lav, es ist nur… die Prüfung ist sicher klasse verlaufen, doch das heißt gleichbedeutend auch, dass ich dich ein ganzes Jahr nicht wieder sehen werde, Schatz." Schnurrend grinste das Mädchen ihn an und verzog ihre Lippen zu einem Kussmündchen, was Ron über sich ergehen ließ. Harry, bei dem letzten Satz aus seiner Ginny-ritis-Trance erweckt, verdrehte die Augen.
Ron ließ das mittlerweile kalt, er kannte Harry Reaktionen auf ihn und Lavender schon in und auswendig. Er machte sich beinahe schon fast Angst mit seinem lügnerischen Talent, dass in der Zeit, seit er mit Lavender zusammen war um ein gehöriges Stück gewachsen war. Schlagfertigkeit war wie so oft die Devise. Er liebte Lavender. Er konnte Lavender doch unmöglich sagen, dass er nur deswegen so furchtbar missmutig gestimmt war, weil er beim Austreten aus dem Prüfungsgewölbe im parallel anliegenden Saal einen freudestrahlenden Viktor Krum apparieren sah, der, wie es aussah, sich auch um ein Austauschsjahr Vancouver bemühte. Viktor war ihm die letzten Monate nicht einmal unter die Augen gekommen, geschweige denn in Briefformat an Hermine. Er schien aus ihrem Leben gewichen zu sein, was ihn aus irgendeinem ihm unerklärlichen Grund diebisch freute. Und nun war er wieder da. Hermine gehörte zu ihm, nicht zu Viktor! Jawohl – obwohl, was im dreizauberers Namen dachte er da wieder?
Ron wusste um Lavenders Temperament, wenn es um dieses Thema ging. Deswegen hatte er sie schon einmal verloren. Und er konnte sie auch verstehen. Was ging es ihn an mit wem Hermine Kontakt hatte und mit wem nicht. Er war nicht ihr Freund und nicht in der Position Besitzansprüche zu stellen, und dennoch versetzte es Ron immer einen Stich in die Seite, wenn er Viktors Namen auch nur lesen musste. Viktor Krum, sein personifiziertes Feindbild. Viktor „Ich libbe dich Erminne" Krum – der hochnäsigste Quidditch-Spieler seit es den Schnatz gab. Viktor – „Ich bin so…
„Viktor!" - Eine freudestrahlende Stimme versetzte Ron einen kalten Schauer auf dem Rücken und sein Gesicht verzerrte sich, als hätte er gerade seine Zähne von heißem Tee in kalte Eiscreme schnellen lassen. - „Erminne, endlich!"
Hermine, die vor wenigen Augenblicken aus dem metallenen Gitter des Fahrstuhls im Stockwerk der „Ministeriumsabteilung für Prüfungen und Offizielles" ausgestiegen war und sich für einen kurzen Moment nach Ron und Harry umgesehen hatte, traf mit ihrem Blick nun auf Viktor. Erleichtert machte ihr Herz einen kurzen Hüpfer, als sie vernahm, wie er ihren Namen gerufen hatte, noch immer mit derselben Begeisterung, wie damals auf dem Weihnachtsball im vierten Schuljahr von Hogwarts. Sie hatten sich mindestens zwei Jahre nicht mehr gesehen.
Und doch wusste Viktor weit mehr als so mancher anderer von Hermine. Hermine vertraute ihm. Beide waren gute Freunde geworden, soweit das ohne persönlichen Kontakt möglich war, aber Eulen und magische Schnappschüsse aus dem Urlaub taten ihr übriges daran, dass ihr Kontakt nicht erlischt. Vielleicht war es gerade die Tatsache, dass Viktor nie wirklich zugegen war, die Hermine über die ganze Zeit so ermuntert hatte ihm über ihre Gefühle und Ängste Auskunft zu geben. Es würde nie plötzliche unangenehme Fragen geben. Viktor akzeptierte ihre Verschlossenheit, ihre aufbrausende Art in Zeiten der Prüfungen. Viktor schaffte es, wenn auch nur für kurze Zeit, dass sie all ihre Sorgen vergessen konnte.
So auch jetzt. All ihre traurigen, hilfe – und schutzsuchenden Gedanken und Ängste waren wie vergessen. Es war zu schön, um wahr zu sein. Ein leichtes, fast schon verlegenes Lächeln schlich sich über die Lippen von Hermine. Sie bemerkte nun, dass sie inmitten eines Raumes stand, der über und über mit Menschen gefüllt war und sie einfach so ohne nachzudenken durch den Raum geschrieen hatte. Sowas schickte sich nicht, nicht in Viktors Gegenwart. Er war so furchtbar berühmt wegen all seiner Quidditch-Meisterschaften in Rumänien und sie kannte ihn – dazu noch ziemlich gut. Ein leichtes Rosa schlich sich um ihre Nasenspitze, als sie bemerkte, wie sich der Mädchenkreis, der sich noch vor wenigen Minuten kichernd und wild gestikulierend um Viktor und seine Freunde tummelte, verstummte und sich all ihre Blicke auf sie richteten.
Sie hatte das Gefühl der Mittelpunkt des ganzen Ministeriums zu sein. Und nicht nur die Mädchen waren verstummt. Generell hüllte sich die Halle, die größtenteils nur von Schülern der drei großen Zauberschulen in sich trug, für einen kurzen Moment in bedächtiges Schweigen und andächtiges Murmeln. „Erminne, die Errgebnisse werdden gleich verlessen", freute sich Viktor, der langsam aber stetig auf Hermine zuschritt, welche noch immer halb angewurzelt im Aufzug stand. Er griff ihre Hand und schritt mit ihr aus dem Lift heraus. Viktor wollte also auch nach Kanada, freute sie sich.
In der Halle nahm alles seinen gewohnten Lauf, doch noch immer spürte Hermine die Blicke auf sich ruhen und unweigerlich fragte sie sich wie sie wohl in diesem Moment aussah. Saßen ihre Haare gut? Wie stand es um ihre Fingernägel? „Erminne" Schlagartig wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, blickte Viktor mit überaus großen Rehaugen an, die glatt der von Luna Konkurrenz machen konnten in dieser Sekunde und erhielt die Antwort auf ihre unausgesprochene Frage. „Du siehsst attemberaubbend auss." Daraufhin ließ Hermine ein kurzes spitzes Lachen hören, zu spitz für die Hermine, die den anderen bekannt war. „Nein Viktor, du musst noch weiter Englisch üben, hörst du. Du meinst sicher nicht atembe.."
„Ich weiß gennau, wass ich meinne", grinste ihr Begleiter sie freundlich an und vervollständigte seine Aussage, indem er aus seinem Lederumhang kurzerhand ein rumänisch-englisches Wörterbuch zog. Verlegen blickte zur Seite und sah nun endlich Harry, Ginny, und Lavender. Aber da fehlte doch jemand, oder. Wo war Ron? Es war das erste Mal, dass sein Name ihr seit den letzten zehn Minuten wieder in den Kopf stieg. Und es kam ihr vor, als würde sie aus einem dichten schützendem Nebel der Trance auf den harten und kalten Boden der Tatsachen stürzen.
Ein ihr schon viel zu gut bekannter Schmerz durchzuckte ihren Körper und sie ließ ihren Blick wieder fallen. Viktor blieb dies anscheinend nicht unbemerkt, denn das nächste, was Hermine spürte, war wie sich ein großer Umhang um ihre Schultern legte, dessen Griff durch einen Arm gestärkt wurde. Überrascht sah sie in die mandelförmigen Augen des Jungen neben ihr. Er lächelte sie bloß stumm an. Hermine wusste nicht wieso, aber irgendwie spürte sie, dass Viktor verstand - verstand, was nicht einmal sie zu verstehen vermochte. Ruhig nahm Hermine Viktors große Hand in ihre, was den Jungen leicht erschaudern ließ, und schritt endlich auf Harry und die anderen zu, die sie schon die ganze Zeit interessiert musterten.
Viktor gab Hermine Kraft. Sie hatte etwas zu klären, gut, das würde sie jetzt auch tun. Selbstbewusst kamen sie und ihr Freund bei ihren Freunden an. „Hey Viktor! Schön dich wieder zu sehen", begrüßte Harry seinen ehemaligen Mitstreiter des magischen Turniers fröhlich und reichte ihm die Hand, die Viktor freudig mit der Hand entgegennahm, die Hermines nicht umschlungen hielt. „Die Freunnde liegtt gannz auff meiner Perspekttive", lächelte Viktor, was Hermine und Ginny mit einem schelmischen Grinsen quittierten. „Das mit dem Englisch üben wir aber noch mal, was Viktor?", stichelte Ginny keck, was Hermine mit einem mahnenden Blick an Ginny beantwortete, der ihr hieß höflich zu sein. Das Jahr als Autoritätspersönlichkeit der Vertrauensschülerin hatten ihre Spuren bei Hermine gelassen. Doch Viktor grinste nur leicht beschämt zurück und schüttelte jetzt auch Ginny die Hand. „So so", flötete Lavender auf einmal den beiden entgegen. „Hat der Herr Krum wohl nur die Vokabeln gelernt, um bei Granger zu punkten, nicht wahr."
Viktor verstand nicht ganz, was Lavender in überhöht hoher Stimme da von sich gab, doch Hermine sog jedes Wort in sich auf. Es war schwer vorstellbar, dass sie und Lavender vor vielen Jahren beste Freundinnen gewesen waren – ein ganz absurder Gedanke in Anbetracht der Situation, in der sich beide nun befanden. Hermine ignorierte ihre Bemerkung komplett. „Wo ist Ron?", fragte sie stattdessen barsch und fand somit nach der kleinen Begrüßungsrunde den eigentlichen roten Faden wieder, der sie dazu geführt hatte hierher zu kommen. „Ron?", fragte Lavender spitz. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht."
Stille. „He, Lavender", unterbrach Harry sie, dem es vor dem hundertsechsundfünfzigsten Zickenkrieg zwischen Hermine und der Angesprochenen schon wehleidig in Gedanken dämmerte. Hermine konnte es nicht fassen. Wie konnte Lavender bloß so selbstsüchtig sein! Unwillkürlich biss sich Hermine auf die Unterlippe. Schließlich waren sie und Ron doch… „…Freunde", ertönte auf einmal die glasklare und helle Stimme von Luna Lovegood über die Köpfe der anderen hinweg.
„Freunde, wer?", erkundigte sich Ginny flink, während die anderen noch halb wie vom Donner gerührt da saßen, da niemand Luna die letzte halbe Stunde mehr wahrgenommen hatte. „…Schließlich sind Hermine und Ron doch Freunde", wiederholte Luna ihren vorigen Satz nun ausführlicher in ihrer bestehts monotonen Stimmlage. Hermine blickte Luna missmutig an. Konnte sie Gedankenlesen oder was? Aber, ja, das war es, was sie sagen wollte oder viel eher es Lavender an den Kopf schmeißen wollte, genau. Luna hatte ihre Gedanken zu Ende geführt. Lavender schaute Luna giftig an.
-„Ja, da hat sie absolut recht"- Alle sechs Beteiligten drehten sich um. Ron war wieder zu der Runde gestoßen und aus seiner kurzzeitigen Versenkung aufgetaucht. Hermine wusste nicht recht, ob sie sich verguckt hatte, doch ließ Ron da nicht eben ein leeres Fläschchen Pflaumenschnaps in seiner Jacke verschwinden? Er sprach jedoch deutlich und klar und selten hatte er in seinem Leben ernster geklungen als jetzt in diesem Moment.
Hermine starrte ihn an, gefolgt von Viktor. „Hallo Viktor" Ron reichte seinem Gegenüber die Hand, welche Viktor fragend annahm. Es schien fast so, als erwartete er Ron hielte einen kleinen Buzzer oder Trollstaub in seiner hohlen Handfläche versteckt – so kannte er Ron immerhin von früheren Begegnungen, doch nichts dergleichen war hier und heute der Fall. „Hallo", antwortete Viktor danach jedoch freundlich. Hermine staunte nicht schlecht. Was war denn in Ron gefahren. Hallo, Erde an Ron, kneif mich mal jemand, dachte sie in Gedanken, vor dir steht Vicky Krum, den du nicht ausstehen kannst.
Ihr Gesicht hellte sich auf. Sie lächelte Ron an. Ron schien einen plötzlichen Schub Erwachsensein zu sich genommen zu haben. Doch so schnell wie sich Hermines Freude auf ihrem Gesicht ausbreitete, so schnell, wenn nicht schneller verlosch sie im nächsten Moment auch wieder. „Ich will euch beide dann nicht weiter stören", griff Ron diesmal mit deutlich matterer Stimme das Wort auf. Unwillkürlich grabschte er nach Lavenders Hand, was diese zufrieden feixen ließ. „Lavender, wir gehen." Er verzog seine Lider zu einem angestrengt dreinblickenden Gesichtsausdruck. „Ich… muss dir was zeigen, Schatz." Und weg war er, während Lavender sich noch mit einem kurzen Handkuss in die Luft bei Hermine verabschiedete.
Hermines Hand ballte sich zur Faust. Sie zitterte leicht. Es war nicht zu fassen. Ron war kein Stück anders gewesen als sonst. Es war sogar nur noch schlimmer. Wenn er ein Problem hatte, sollte er es ihr sagen, ins Gesicht! Nicht auf so eine Art. Sie hatte sich gerade für den heutigen Morgen entschuldigen wollen und nun das. Harry und Ginny blickten beide hilflos drein. Luna hatte sich wieder ihrer kleinen Kröte zugewandt, die nun versuchte auf ihrem Zauberstab zu balancieren. Viktor starrte Ron und Lavender seufzend hinterher, bevor er sich wieder seiner Freundin zuwand.
Hermine war sauer- und das nicht zu knapp – doch was sie am meisten ärgerte war, dass sich ihre Wut gegen sich selbst richtete. Wie hatte sie auch nur einen Augenblick denken können, Ron hätte sich geändert? Ha! Wäre erwachsener geworden… Der Schnaps sprach ja schon Bände, zündete sie in ihren Gedanken weiter. Viktors Druck auf ihre Schulter verstärkte sich, doch das schleuderte sie nur weiter in ihre Gedanken. Wie konnte sie… wie konnte sie nur eine Sekunde geglaubt haben sie bedeutete Ronald Billius Weasley auch nur mehr als einen Fingerhut!
„Harry, Ginny", verabschiedete sich Hermine mit bebender Stimme, woraufhin sie schwungvoll auf ihrem Absatz kehrt machte und sich mit Viktor im Arm auf dem Weg in die Zentralsammlungsstelle für die Ergebnisse der Prüfungen machte.
„Mmmppphffhhhhmm" „mhhhnmnm" Wie konnte er es nur wagen? „hhhnmmpf" Warum zum Teufel war es Fakt, dass er, dieser große… „mhhhm", verlogene, schmierige, … „szzschhmmh", gespielt charmante,…"mpphmm, ..wow Ron!" Holzklotz rumänischer Herkunft seinen dreckigen Arm um die Schultern dieses unschuldigen Mädchens gelegt hatte? „Das war ein langer Kuss", schwärmte Lavender mit glasigen Augen, während sie gefangen zwischen Rons beiden energischen an die Wand gedrückt, jappsend um Luft rang.
Das war es also, was er ihr zeigen wollte, schloss sie sich aus ihren Gedankefetzen zusammen, einfach scharf dieser Ron. Gierig legte das Mädchen ihre beiden Hände um Rons Nacken und grinste ihn verführerisch an. Sie grinste genau wie Hermine, dachte Ron, als Viktor und sie sich getroffen hatten. Ob sie dann auch … nein unmöglich! Er verbat es ihr. Grimmig stand Rons Kopf in Flammen und seine Stirn war gezeichnet von einem Rot, dass selbst den Ton von Krummbeins Fell übertrumpfen sollte.
Nein, schon wieder! Wieso dachte er gerade jetzt wieder an Hermine, was sollte das? Lavender kam dieser Gedanke gar nicht erst in den Sinn. Sie erfreute sich vielmehr an Rons plötzlich aufschäumenden Temperaments, das er ihr hier in einer der Nebengänge des Amtshauses präsentiert hatte. Der Gedanken wieso er das gerade jetzt getan haben könnte, kam ihr nicht einmal ansatzweise in den Sinn. Und auch Ron, der langsam wieder zu sich kam, blickte sichtlich erstaunt an sich hinab. Etwas in ihm suchte die Antwort für dieses stürmische Verhalten, welches im nun wenige Momente nach der Tat nicht nur kindisch sondern auch ziemlich beläppert vorkam. Sein Körper fühlte sich leer an, nicht in geringstem Maße beflügelt.
Irgendwie verspürte er den Drang sich schroff mit dem Ärmel über die Lippen zu wischen, doch er unterdrückte diesen. Wenn sich Liebe so anfühlte, musste es wohl so sein. Ernüchtert wich er etwas von seiner Freundin zurück und schämte sich zugleich dafür, dass er sich nicht unter Kontrolle hatte. Sie waren nicht zuhause oder sonst wo! Lavender war seine erste und mittlerweile ja zugleich zweite Freundin und sie vergötterte ihn, so interpretierte er es zumindest. Besser wusste er es sicht nicht zu erklären, wieso sie andauernd an seinem Rockzipfel hing und ihm keine Minute Ruhe gönnte, trafen sie sich mal. Er war das gewohnt, kannte es nicht besser. Und er wusste auch, dass es sich gut anfühlte. Es war schön so jemanden zu haben.
Aber dieses nagende Gefühl der Leere schien immer zu bleiben. Früher bevor er mit ihr zusammen war, hatte er gedacht, dass dies anders sein würde, wenn er erst eine Freundin hätte. Er hatte sich das alles etwas anders vorgestellt. Jedoch war er Ron – der kleine unwissende Rotschopf, der wohl nie ein Mädchen abkriegen würde, so noch bis zum sechsten Schuljahr – unerfahrener als seine eigene kleine Schwester. Das mit Lavender war richtig. Er mochte sie, wirklich. All das würde schon seine Richtigkeit haben in einer Beziehung, sonst wäre er doch nicht mit ihr zusammen, oder?
Sein Kopf glich, wenn es um Mädchen ging einem Schweizer Käse, nur bekam er recht wenig davon mit. Seufzend stieß Ron einen kleinen Ton aus. „Hat dir gefallen, was Won-Won?", kicherte Lavender verlegen, während sie sich aus Rons halber Umarmung befreite und sich das Pullunder zurecht rückte. Ron antwortete nicht, lächelte sie stattdessen geistesabwesend an. Das machte er immer, wenn er angestrengt über etwas nachdachte und nach Stunden zur Lösung kam, Quidditch gespielt hatte, oder es um ein gewisses brauhaariges Mädchen ging, mit buschigen Haaren und zarten Fingern. „Ron, steh nicht so dumm rum", maulte nun eine Stimme rechts neben ihm, welche ihn am Ärmel zog und in irgendeine Richtung schleifte.
„Komm, wir müssen zurück, wenn uns jemand hier findet, haha ha ha." Dieser Griff… ihre Finger hatten ihn damals im Verbotenen Wald während einer Stunde „Magischer Geschöpfe" so umklammert. Wie versteinert er ihr damals in die Augen blickte. Sie entgegnete ihm mit eben so einem Blick, hilfsbedürftig, schüchtern … süß. Jetzt hielten ihre Finger einen anderen Arm umringt. Obwohl, was heißt hier jetzt? Ihre Finger gehörten schon seit er denken konnte einem anderen. Nun ganz so lange auch nicht, nicht so lange, dass er denken konnte – aber solange er an sie denken konnte, da gehörten sie schon Krum.
Er starrte auf den Boden. Sein Blick fiel auf nun Lavenders schmales Handgelenk, dass gerade seines hielt. Stumm ging und folgte er ihr. Es war besser, wenn es so war. Er, er hatte sie gar nicht verdient. Die Finger seiner linken Hand, versteckt unter einem Umhang formten ein kleines Zeichen und er schwor sich, sie nie wieder, nie wieder so zu begehren, wie er es heute tat, seine Hermine.
„Pssstt", zischte Harrys Stimme unheilvoll Ron und Lavender entgegen, die sich gerade versuchten möglichst leise in den großen Raum der Bekanntgebungen zu mischen, um ihre Ergebnisse noch vor dem Zertifikat, dass sie im positiven Fall die Tage per Post erhalten sollen zu erfahren. Das Ministerium, nun unter der Leitung von Remus Lupin hatte sich gehörig weiterentwickelt, nicht nur im Betriebsklima, wie Rons Vater es seiner Familie nun seit einem Jahr fast jeden Abend in höchsten Tönern vorschwärmte, sondern auch in seinem Umgang mit Anträgen und formellen Dingen an sich.
„Service wird hier ab jetzt großgeschrieben", laut Mr Weasley. „schließlich hat sich Remus nach meinem Anliegen dies sehr zu Herzen genommen, damit zumindest unsere Regierung nicht so herzlos mit Anträgen umgeht wie so manches Bauamt der Muggel." Verstanden hatte das Ron natürlich kein Stück Bauamt? Was sollte das bitte sein und vor allem was für Anträge? Waren die Muggel denn zu seiner hohen Staatsform inklusive dezentraler Koordinierung überhaupt ohne Zauberei im Stande.
Er musste zugeben einfach nichts über Muggel zu wissen, fast nichts außer einer Menge über Zahnärzte…, in den Stunden Muggelkunde musste er wohl regelmäßig verschlafen haben oder mit Harry Zauberschach auf dem Papier gespielt haben. Wie dem auch sei. Lupin hat sich was einfallen lassen, damit Prüfungen und Seminare ihre Ergebnisse innerhalb weniger Stunden die Ergebnisse bereits an ihre Teilnehmer mitteilen konnten. Eine revolutionäre Methode mittels einer Maschine, die Formulare blitzschnell ein"scannen" konnte und sofort verarbeitete. Unglaublich – sein Vater nannte das die Weiterentwicklung des Kopierers mit Personalcomputeranschluss, was auch immer diese unheilvollen Worte wieder heißen mochten. Gruselig, so ganz ohne Zauber.
Ron war mal wieder komplett abwesend, wie es ihm ungewöhnlicher Weise einmal selbst auffiel. Typisch für ihn, wenn er etwas verdrängen wollte, doch genug davon! Stutze er sich selbst nochmals drohend zurecht. „Wo wart ihr denn so lange?", flüsterte Harry misstrauisch, als er sich und Ron unbeobachtete glaubte. „ Potter! Also; wenn Sie noch zur Schule gingen, wären das jetzt 50 Punkte Abzug für Gryffindor und ebenfalls für sie Weasley", donnerte die Stimme der alten Professorin hinter ihnen über ihre Köpfe hinweg. Mc Gonagall musterte beide streng an, bevor ihr Ausdruck eine für sie untypische Art Melancholie gewann. „Ja, sie alle sind schon so groß, dabei kommt es mir vor, als säßen wir wieder in der großen Halle und sie würden dem sprechenden Hut gleich gegenübertreten…hach ja"
„Pro-fessor", stammelte Harry verwundert unter seinem leicht verfilzten schwarzen Haarstrang hervor. „Seien Sie doch endlich still!", zischte ihre frühere Lehrerin die beiden jedoch nun wieder wie gewohnt an. Beide richteten ihre Blicke nun nach vorne und Lavender fasste fest nach Rons Hand. „Jetzt wird´s spannend."
Lupin trat auf die Bühne. Seine Haare wirkten noch verwegener als früher, stellte Hermine grinsend fest und äußerte darüber einen kleinen Kommentar an Viktor, der sich nahe an sie gebeugt hatte, um sie besser hören zu können. Er schmunzelte. Sie hatte Lupin lange nicht mehr gesehen, genauso wenig wie die anderen Mitglieder des Ordens. Seit Dumbledores Tod wurde es um den Orden sogar innerhalb ihrer Mitglieder stiller, doch Hermine ließ sich nichts vormachen.
Alles wurde nur noch mehr mit einer verschärften Brisanz behandelt als zuvor, deswegen diese Ruhe… vor dem Sturm. Sie hoffte bloß, dass dieser Sturm nicht zu schnell losbrechen wurde. Kanada stand außerhalb des Schutzes Dumbledores, den er zu Lebzeiten auf Hogwarts, Beaubatons und die anderen großen Zaubereischulen Europas ausgebreitet hatte. Was, wenn die Totesser sie dort angreifen würden? Was wenn sie sich ihnen nicht mutig stellen konnte, wozu sie sich verpflichtet fühlte, da sie seit langem dem geheimen Wunsch hegte sich dem Orden anzuschließen?
Nur Viktor wusste dies und er hatte sie in ihrem Vorhaben unterstützt. Immer wieder betonte er wie wichtig es sei, dass man seinen Platz im Leben fände und dieser weitaus mehr zu bedeuten hatte, als auf dem Besen eines Qudditch-Turnieres oder der Sessel hinter etagenhohen Papierbergen am Schreibtisch. Das war der Grund, wieso er nach Kanada wollte. Auch er wollte Auror werden und sich so nützlich machen, nachdem er alles über die Ereignisse in Hogwarts von Hermien erfahren hatte, noch bevor es in allen Zeitungen der ganzen Zaubererschaft zu verlesen war. Sein Leben als Sportler füllte ihn nicht aus, genauso wenig wie Hermines als allseits bekanntes Lexikon.
---- „An alle, die ihr euch heute hier versammelt habt, Schülerinnen und…."
Alle klatschten Beifall und huldigten Lupins Rede würdevoll. „Ein echter Minister zum Anfassen", strahlte Ginny ihrem Vorbild entgegen und mischte lautstark in Harrys Beifall unter der tobenden Menge ein. Ihre Wangen verfärbten sich leicht. Der Saal war begeistert. „Und bevor ich es vergesse", hallte nocheinmals des Ministers laute Stimme durch das Gebrause des Klatschen Publikums an seine Hörer. „Nun eure Ergebnisse, die euch Stipendien an die berühmte Fakultät „Zentaur" in Kanada ermöglichen sollten.
Ich hoffe ihr habt es euch nicht vermasselt." Lachend tobte die Menge nocheinmals auf, bevor sich wieder Ruhe zwischen sie mischte und – zur Verwunderung aller – der sprechende Hut die Bühne betrat. Lupin stieg von der Bühne herab und wandte sich den Logen zu, die für die Mitarbeiter des Ministeriums im hintersten Teil des Raumes bereitstanden. Dabei schritt er an Harry und Co vorbei, die er freundlich anzwinkerte. Tonks wartete währenddessen schon auf ihren Ehemann. „Großartig", flüsterte sie ihm zu, wofür sie einen beißenden Blick von Ginny erntete, die sich wie es Harry nun verblüfft auffiel etwas in den alten Schulkameraden seines Vaters verliebt hatte. Nun versah Harry seinen neuen Paten mit einem argwöhnischen Blick, der dem von Ginny an Tonks zutiefst ähnelte.
Die Aufmerksamkeit der beiden wurde jedoch wie auch die aller anderer wieder auf die Bühne gelenkt, als sich der ihnen so bekannte Hut räusperte und nun lautstark erhob. „Machen wir es wie immer, kurz und gut!", kräuselte er sich. „ Als erste: Aaron, Linda!"
Naaaa, und wie findet ihrs? Gomen desu. ES IST NICHT BETA-GELESEN ... eventuelle Fehler seien mir also bitte zu verzeihen. Ich hab halt zuviel Stress- Doch wer Lust hat sich an dieser Geschichte zu beteiligen oder im Voraus zu erfahren, was vielleicht Sache wird, darf sich gern als Beta Kanditat/in anbieten - lieb schau
REVIEWS PLS - Gruß an Grideloh und Dank für den ersten Kommie
eure Hydroxion
