Here on Earth
Ich werde warten...

Ich würde gerne die Erde für eine Weile verlassen und
dann einfach wiederkommen und von vorn anfangen

Ich weis nicht wie lange ich schon hier liege, ich habe aufgehört die Monate, Tage oder Stunden zu zählen. Es ist einsam ...

" Omi da sind wir wieder, nah wie geht es dir Heute?"

Sie setzen immer ein Lächeln auf ihre Gesichter, versuchen fröhlich zu wirken. Genauso setze auch ich diese Maske auf, zeige niemanden wie mir wirklich zumute ist, sage nie das ich von hier weg will " Mir geht es schon wieder besser, macht euch keine Sorgen!" Lächelnd sehe ich einen nach den anderen an, will ihnen die Sorgen ersparen. Meine Augen treffen auf die von Aya. Sein Blick ist kalt, zeigt keine Gefühlsregung, so wie jeden Tag...
Betreten schaue ich weg, seine Blicke scheinen mich immer zu durchschauen.
Die anderen gehen wieder, sie wollen es nicht zugeben doch sie halten es nicht lange in meiner nähe aus.
Aya ist noch da...

" Dir geht es nicht gut.."

Es ist mehr eine Feststellung von ihm, als eine Frage. Wie konnte er es bemerken? Ich habe den ganzen Tag über gelächelt, mir nichts anmerken lassen. Ich sehe ihm tief in die Augen, scheine in ihnen zu versinken.

"Du hast recht, es wird immer schlechter..."

Mein Schutzwall den ich mir mit so viel mühe aufgebaut habe scheint zu zerbrechen, denn das erste mal, seid ich von meiner Krankheit weis, weine ich. Sanft nimmt er mich in seine Arme. Ich bin zu erst zu geschockt um zu reagieren, er hat noch nie Gefühl gezeigt oder mich in den Arm genommen. Seufzend lehne ich mich gegen seine Brust, genieße einfach dieses Gefühl der Geborgenheit. So verharren wir schweigend weiter, bis ich vom weinen erschöpft einschlafe.
Als ich meine Augen wieder öffne ist es schon hell und Aya ist weg...
Ich schnappe mir mein Tagebuch, schreibe wie jeden Tag meine Gedanken hinein.

Ich würde so gern einmal aufs Land fahren. Ich will von Bäumen umgeben sein. Entspannt lausche ich dem Plätschern eines nahe gelegenen Baches. Eine Schaukel, die an einer Birke befestigt ist wippt leicht hin und her. Man kann förmlich den Wind sehen der sie antreibt. Ich setze mich auf sie, spüre einzelne Sonnenstrahlen die auf meinem Gesicht auf und ab tanzen.
Diesen Ort würde ich gerne einmal besuchen, doch das wird wohl immer nur ein Traum bleiben...

Ich blicke auf, spüre zwei starke Arme die mich von hinten umarmen. Ich habe nicht bemerkt das Aya wieder ins Zimmer kam. Ich spüre seine Tränen die an meiner Schulter heruntergleiten. Er weint um meinetwillen? Leicht beugt er sich hinab zu meinem Ohr

" Ich werde dich an so einen Platz bringen Omi, wir werden beide dort sein"

Ich schließe meine Augen, lasse die Worte auf mich einwirken. Ich weis das wir beide nie dort sein werden, doch es ist schön sich so etwas vorzustellen.
Mein Herz klopft schneller und mir wird plötzlich heiß. Ich höre nur noch von weitem Ayas verzweifelte Rufe nach einem Arzt, dann falle ich in einen tiefen Schlaf.
Als ich meine Augen wieder öffne bin ich umgeben von Schläuchen und medizinischen Geräten. Ich kann mich kaum noch bewegen, nur mit mühe gelingt es mir meinen Kopf zur Seite zu drehen. Du sitzt an meinem Bett, deine Augen sind ganz rot vom Weinen. Mit einiger Anstrengung kann ich meine Lippen öffnen

"Aya.."

Du beugst dich zu mir vor, deine Lippen sind warm und schmecken nach Kaffee und Tränen. Wir beide wissen das wir keine Zukunft haben, das ich sterben werde.
Mit letzter kraft flüstere ich dir zu

" Ich werde an meiner Schaukel auf dich warten..."