Kontaktaufnahme
Es war ein lauer Spätnachmittag auf dem Planeten. Die zwei Sonnen kursierten
wie zwei glühende Feuerbälle am Himmel. Bewegten sich jedoch ihrer
Laufbahn folgend gen Abend. Die Luft war schwül. Dämpfte die Geräusche.
Auch er schien nichts wahr zu nehmen, als er die letzten paar Fuß des
Sandweges entlang lief. Zu verträumt fiel sein Blick ins unendliche.
Irgendwo zwischen dem hier, mit den zwei Sonnen und dem dort, wo vielleicht
ein hübsches Mädchen auf ihn wartete. So bemerkte der Jogger auch nicht
die flinke Gestalt, die sich zwischen den Büschen an der Hauswand entlang
drückte.
Der junge Mann kann zum Stehen und atmete ein paar Mal tief ein und aus.
Schaute auf die Uhr. Zufrieden nickte er dem silbernen Metallstück zu.
Für die restlichen Yards zu seiner Unterkunft ließ er sich Zeit. Der Kopf wurde
wieder klarer und die Allastagsgeräusche des Planeten drangen an sein Ohr.
Stimmengeschwirr aus dem Cafe gegenüber, dem Park. Dessen Weg er nun folgte.
Doch sobald er lief war er allein.
Ja, irgendwie musste er sich die freie Zeit hier vertreiben. Die Verhandlungen
dauerten nun schon Tage an. Und die beiden Parteien konnten sich nicht einigen.
Auch brachte seine Anwesenheit keine Besserung zutage.
Eigentlich hatten sie es hier mit einem Präzedenzfall zu tun.
Eine Lappalie, hätte sein Vater gesagt. Doch leider schien
die Mücke immer mehr zu einem Elefanten zu mutieren.
Sie waren in der Sommerresidenz der Herrschaft untergebracht.
Mit dem ganzen Prunk und Schick.
Das Rascheln der Büsche riss ihn aus der Träumerei. Verdammt, schollt
er sich selbst. Automatisch riss er den Kopf nach links, nahm eine
Abwehrhaltung ein. Doch da war nichts. Vielleicht nur ein Tier.
Oder eine Falle, meldete sich die innere Stimme zu Wort.
In der Sicherheitszone war das Tragen von Waffen verboten.
Selbst für ihn mit einem Diplomatenstatus.
Angestrengt horchte er in die aufkommende Dunkelheit.
Wie spät war es eigentlich? Er musste über eine Stunde durch
die Gegend gewandert sein.
Da, wieder etwas. Sein Körper fuhr um die eigene Achse.
Trat einen Schritt nach vorne.
Komm heraus du Feigling.
Wer ist hier der Feigling, kam es Zischend zurück.
Binnen von Sekunden fasste eine Hand nach seiner Schulter.
Er wurde gegen die Hauswand gedrückt.
Spürte den Kopf eines Blasters an seinem Rücken.
Keine falsche Bewegung Star Sheriff, flüsterte der Unbekannte in sein Ohr.
Was wollen Sie?
Das wirst du noch früh genug erfahren.
Der Blondschopf konnte sein fieses Grinsen beinahe riechen.
Er kannte jenen Gesichtsausdruck nur zu gut. Das Maul weit aufgerissen
wie bei einem Esel. Die gelben Zähne empor gestreckt.
Plötzlich unterrückte er keuchend einen Aufschrei. Der Unbekannte hatte seinen
Griff verstärkt.
Noch immer in der Hand des Feindes und mit einer Waffe im Genick
stolperte der Gefangene vorwärts. Da es bereits dunkel war beschränkte sich
seine Sicht auf ein paar Yards vor ihm.
Wohin wollen sie überhaupt?
Seinen Entführer zu siezen und ihm den geheuchelten Respekt entgegen zu
bringen lernte man bereits im ersten Jahr an der Akademie. Nur an der
praktischen Umsetzung hatte er immer gezweifelt.
Angestrengt dachte er über eine Fluchtmöglichkeit nach. Doch ohne Waffe und
Orientierung schien ihm jene zu diesem Augenblick aussichtslos.
Zwar waren seine Verletzungen fast verheilt, doch fühlte er sich seinem
Gegner körperlich unterlegen.
Also wurde jener Gedanke verworfen und er konzentrierte sich wieder auf
die Dunkelheit.
Halt, vernahm er die Stimme an seinem Ohr.
Ein hauchender Luftzug erreichte seine Sinne. Etwas an dem Fremden
kam ihm verdammt bekannt vor.
Warte kurz und keine Spielchen. Ich hab' dich im Visier.
Er spürte wie der Druck der Waffe nachließ. Die Präsenz des anderen
verklang. Er hielt kurz inne. Natürlich. Der Dialekt. Abgehackt.
Langsam drehte der Blonde sich um. Der andere schien von der Dunkelheit
verschluckt. Vernahm man nur noch das leise Aufstampfen der Boots auf dem
Waldboden. Nicht sehr weit. Doch weit genug um…
Diesen Moment nutze Richard. Der Fremde mochte vielleicht 5-6 Yards vor ihm
gewesen sein. Also machte er kehrt und preschte in das Dickicht vor ihm.
Astzweige und Büsche versperrten ihm den Weg. Nur mit Mühe konnte er sich
den Weg durch das Unterholz bahnen.
Hatte er auch schon Sekunden später seinen Verfolger mit den Armeeboots
dicht auf den Fersen.
Dann ein paar Schüsse. Der Verrückte schoss auf ihn. Abrupt wechselte er
die Richtung . Schlug ein paar Haken. So schüttelte auch das Getier
seine Jäger ab.
Irgendwann wurde es ruhig hinter ihm. Vielleicht hatte der andere aufgegeben.
Doch der Blonde lief weiter. Sein Knie, eine frühere Verletzung begann
zu schmerzen.
Zweimal Jogging an einem Tag war eindeutig zu viel. Selbst für ihn.
Wieder wurde er langsamer. Hatte er es bis jetzt vermieden nach
hinten zu sehen, drehte sich sein Kopf nun in alle Richtungen.
Niemand, nichts. Nur die typischen Geräusche einer Nacht im Wald.
Nicht dass er viele Nächte in einem Wald verbachte. Das taten nur seltsame Leute.
Solche die unendliche Selbstgespräche führten. Wie der alte Eddie in
seinem schottischen Heimatdorf.
Irgendein Tier schrie. Der Bach… Bach?
Richard setzte vorsichtig einen Fuss vor den anderen und stieg
einen kleinen Abhang hinunter.
Waren sie an einem Gewässer vorbeigekommen? Und wenn,
erinnerte er sich nicht.
Dann ging er in die Knie und tauchte seine Hände ein.
Wusch auch sein Gesicht, ließ sich dann rückwärts ins Gras fallen.
Er war müde. Selbst um einen klaren Gedanken zu fassen.
Doch wer hatte es auf ihn abgesehen? Der Auftrag war geheim.
Niemand konnte wissen, dass er hier war. Nur der Kommandeur und der Stab.
Die Deathcula? Doch selbst das war unmöglich…
Er horchte auf. Etwas am oberen Abhang zog seine Aufmerksamkeit auf sich.
Schnell ergriff er einen am Boden liegenden Ast.
Der Jemand kam nun ebenfalls den Abhang hinunter. Immer noch schwer
bewaffnet.
Richard versteckte sich hinter einer ziemlich breiten Eiche.
Just in diesem Moment verschob sich das Wolkenbild und der
Mond trat hervor. Der Wald wurde um einige Nuancen heller.
Schwarze Boots. Wie er schon vermutet hatte.
Ein dunkler Kampfanzug und eine Maske.
Der andere schien wie er etwas trinken zu wollen und zog sich das
Fasergewebe über den Kopf. Blaue Haare kamen zum Vorschein.
Verblüfft hielt Richard einige Sekunden die Luft an.
Waren die Toten also wieder zum Leben erwacht.
Der jetzt nicht mehr ganz so Unbekannte kniete am Ufer nieder.
Richard stahl sich aus seinem Versteck hervor und presste
den Zweig an den Rücken des Outriders.
Erwischt! Keine falsche Bewegung.
Dieser schreckte kurz auf. Fuhr aber mit seinem rechten Bein gekonnt nach
hinten und brachte den Blonden zu Fall.
Bloody Hell, stöhnte jener und rieb sich die schmerzende Stelle.
Der andere hatte sich inzwischen aufgerafft und grinste triumphierend auf
ihn herunter.
Hast du nicht etwas vergessen?
Jetzt grinste Richard. Kickte mit einer fließenden Bewegung den
Blaster, der neben dem Grinsekönig lag in die Dunkelheit.
Man vernahm ein leises Pflopp und es wurde wieder still.
Der Blauhaarige, der nun gar nicht mehr so glücklich dreinschaute,
setzte sich nun ebenfalls auf den Boden.
Verdammt. Nuschelte jener in sich hinein.
So, ich glaube du hast einiges zu erklären, Jesse Blue.
