Kapitel 1: Ein wundersamer Auftrag

Graue Wolkenfetzen zogen über einen dunklen Himmel, auf denen sich in unregelmäßigen Abständen das Licht eines Leuchtturms abzeichnete. Der Wind blies in Orkanstärke, ließ die Wellen gegen die kleine Insel rollen auf dem der Leuchtturm stand und der Regen prasselte senkrecht gegen das alte Haus des Leuchtturmwärters neben ihm. Im Haus waren die unteren Fenster hell erleuchtet und ab und zu huschte ein Schatten an ihnen vorbei. Hinter diesen Zimmer sah es wunderlicher aus als in einen normalen Haus. An der Decke hingen verschiedene Kräuter, in einer Ecke saß ein großer Seeadler, in der Küche stand ein Topf auf dem Herd, der sich selbst rührte und auf einem Regal darüber standen die seltsamsten Zutaten. Doch die seltsamste Erscheinung war der Mann, der in einem gemütlichen Sessel am prasselten Feuer saß. Auf den ersten Blick hätte man ihn mit seiner schwarzen Kutte, dem langen Bart und den kurzen Stoppelhaar für einen Mönch halten können. Auf den zweiten Blick fielen dann seine seltsam eisblau leuchteten Augen auf und dass er mit einem Stab in der Hand auf eine Teekanne zeigte, die auf einen eleganten Schlenker hin eine Tasse in seiner Hand auffüllte.

Plötzlich schien der Mann in seiner Bewegung anzuhalten und lauschte in den Sturm hinaus. Er erhob sich und schritt rasch zu einem der Fenster und öffnete es. Die volle Stärke des Sturm blies ihm den Regen in das Gesicht, doch auch eine große Schleiereule kam herein und blieb erschöpft auf dem Boden liegen. Schnell schloß er das Fenster, nahm die Eule behutsam in die Hände und setzte sich wieder vor den Kamin. In einer wunderlichen Sprache, die sehr sanft klang, redete er leise mit der Eule, die sich mit jedem Wort zu erholen schien. Langsam nahm er der Eule das eingerollte und versiegelte Pergament vom Bein und ließ sie auf der Lehne seines Stuhles sitzen.

Seine Augen nahmen einen traurigen Ausdruck an, als er das Siegel betrachtete und er schien keine Kraft zu haben den Brief zu lesen. Dann zerbrach er mit zitternden Händen das Siegel und rollte das Pergament auseinander, dabei fiel ihm ein Amulett in den Schoß. Er betrachtete es jedoch nicht, sondern fing gleich an zu lesen.

Hochgeschätzter Freund,

da Du diesen Brief in Händen hältst, ist die Situation, über die wir im letzten Sommer gesprochen haben, eingetreten. Ich bin mir sicher, dass Du erst jetzt davon erfährst, da Du deine selbst gewählte Einsamkeit kaum aufgegeben haben wirst. Ich weiß auch, dass Du diese nicht gerne aufgibst, doch ich muß nun, da die Situation eingetreten ist, Dich darum bitten. Ich muß Dich bitten dein Versprechen mir gegenüber einzulösen.

Wir haben in unserer Jugend manch großes Abenteuer bestanden. Daher weiß ich um deinen Mut und deine Fähigkeiten. Sei Ihm ein Ratgeber und ein Lehrer, aber lass Ihn seinen Weg gehen. Du weißt, das ich Dich nicht bitten würde, wenn ich nicht von der Wichtigkeit der Aufgabe überzeugt wäre. Du bist die einzige Hoffnung die er noch hat. Reise bitte sofort ab und mache Dir dein eigenes Bild. Für Unterkunft ist gesorgt, da ich hoffe, das Du noch weißt, wo ich meine Ferien am liebsten verbringe. Dort ist alles für deine Ankunft hergerichtet. Ich kann Dir nicht sagen, wo er im Moment ist, doch er sollte leicht zu finden zu sein. Wende Dich dafür vertrauensvoll an Remus Lupin. Er wird das Amulett erkennen und Dir helfen.

Ich muß Dich nicht daran erinnern, das dein Auftrag von allergrößter Wichtigkeit ist. Keine Hexe und kein Zauberer, in England oder sonst wo auf der Welt, kann in Ruhe schlafen bei der Gefahr, die im Moment droht.

Du warst immer ein zuverlässiger und lieber Freund

Dein alter Weg- und Studiengefährte

Nachdem er die letzten Worte gelesen hatte, ließ er den Brief sinken und seine Augen schienen in eine unbekannte Ferne zu blicken. Traurig schüttelte er den Kopf und nahm nun das Amulett in die Hand. Er betrachtete es eingehend und als er das Zeichen auf der Vorderseite sah, mußte er lachen.

Ja, das sah seinem alten Freund ähnlich! Er hatte immer schon einen besonderen Humor gehabt. Die Prägung auf dem Amulett stellte einen Butterbierdeckel dar, nur das statt dem normalen Logo, einem fetten Mönch, der sein Bier über seinen mächtigen Bauch kippte, war ein Bild von Gandalf zu sehen, der völlig betschippst alte schottische Weisen sang! "Ja, mein alter Freund!" sagte der Mann leise "wir hatten wilde Zeiten!" Seine Augen wurden feucht und um seinen Mund spielte ein Lächeln. Dann stand er mit Schwung auf, so dass die Eule von der Armlehne fiel und ärgerlich auf krächste. "Entschuldigung, meine Liebe! Aber ich muß leider aufbrechen. Du kannst aber gerne das Ende des Sturms hier abwarten, bevor Du zurückkehrst." Der Mann schwang seinen Zauberstab und zwei große Schrankkoffer kamen die Treppe herab geschwebt. Er schwang seinen Zauberstab nochmals und die Koffer wurden zu einem Rucksack und einer Tasche. Der Mann steckte seinen Zauberstab ein, hängte sich die Tasche über die Schulter, legte den Rucksack um.

"Komm Hugin! Auf, auf alter Knabe, wir müssen ein Versprechen einlösen!" Der Seeadler, der bisher ruhig in seiner Ecke gesessen hatte, schwang sich auf seine Schulter. Der Mann griff nach einem langen Eichenstab, der neben dem Kamin stand, drehte sich um und mit einem Schwung seines Stabes erloschen alle Lampen im Haus. Er griff in einen kleinen Beutel an seinem Gürtel, nahm etwas Flohpulver heraus und streute es in das Feuer. "Ob ich dich jemals wiedersehe, mein Festung der Ruhe?" fragte der Man leise und trat in die Flamen. "John O'Groats" sagte er deutlich und die Flammen züngelten hoch während er sich drehend verschwand.