Kapitel 28
Der zweite Tag in Bruchtal fing für Galawen schon super an, Legolas war zu irgendeiner Besprechung gerufen wurden und sie saß schon seit heute Morgen allein im Zimmer rum und las.
Doch plötzlich kam Azrael atemlos durch die Tür gestürmt.
„GALAWEN!" schrie sie so laut sie konnte und ließ Galawen aufblicken.
„Was ist los? Ist Alrik wieder aufgetaucht?"
Azrael hielt kurz irritiert inne.
„Natürlich nicht, schlimmer!"
Erst jetzt bemerkte die Elbe, dass ihre Freundin kurz vor einem Heulkrampf stand und eilte auf sie zu.
„Schlimmer? Aber Azrael was ist denn passiert?"
Jetzt bekam das Mädchen den Heulkrampf.
„Ich werde sterben!"
Verwirrt sah Galawen sie an.
„Wie in Erus Namen kommst du darauf?"
„Weil es so ist! Mein leben ist gelaufen." Schrie sie hysterisch weiter.
„Jetzt sag schon! Was macht dich so fertig?"
„Ich will sterben!" dabei schüttelte sie Gala heftig durch.
„WARUM?" schrie sie laut auf.
„ICH WILL KEIN KIND!"
Verständnislos schaute Galadriels Nichte das Mädchen vor sich an.
„Kind?"
„ICH BIN SCHWANGER!"
„Schwanger?"
Azrael bekam einen neuen Heulkrampf.
„Jaaa…!"
„Wieso? Warum? Von WEM?" bestimmt dirigierte sie Azrael zum Bett und drückte sie nieder. „Tut mir leid, ich war etwas überstürzt. Jetzt beruhig dich erstmal."
Azrael schluchzte tief und sah Galawen mit feuchtem Gesicht an.
„Es ist sooo schrecklich."
„Erzähl am Besten mal ganz von vorne."
„Ich… ich hab in letzter Zeit nicht so darauf geachtet, wegen dem Stress, du weißt schon aber… aber ich habe sie nicht mehr… ich bin überfällig… und zwar sowas von."
„Und das kann nicht vielleicht vom Stress kommen?"
„Nicht sooo lange. Außerdem geht es mir total schlecht. Mir ist übel und schwindelig, seit heute morgen. Ich will nicht schwanger sein!" wieder liefen ihr Tränen übers Gesicht.
Tröstend nahm die Elbe Azrael in den Arm.
„Aber von wem sollte es denn sein?"
„Das ist ja DAS Problem."
„Ich versteh nicht ganz."
„Was ist daran nicht zu verstehen? Ich WEIß NICHT WER DER VATER IST!"
„Aber wer steht den bitte zur Auswahl? Doch nur Elladan oder?"
Azrael wurde auf Knopfdruck rot und stammelte vor sich hin
„Naja… da gibt es noch andere Möglichkeiten."
„Und zwar?
„Alrik."
Galawen blieb der Mund offen stehen.
„Das ist nicht dein Ernst oder?"
„Doch, was dachtest du denn habe ich die ganzen Wochen bei ihm getrieben, als ihr auf dem Weg in den Düsterwald wart?" ärgerlich stand sie auf und lief im Raum auf und ab.
Galawen schluckte
„Weiß Elladan davon? Ach was frag ich noch, bestimmt nicht."
„Von was genau? Er weiß, dass ich mit Alrik… du weißt schon. Das musste ich sozusagen in einem Streit mit ihm zugeben."
„Aber das du schwanger bist?"
„NEIN!" entsetzt sah Azrael Galawen an. „Keiner weiß es, nur du und ich."
Galawen nickte verstehend.
„Aber ich denke, du solltest damit warten es ihm zu sagen, bis fest steht, dass es wirklich so ist."
„Aber was mache ich denn jetzt? Ich bin zu jung und sehe zu gut aus um schwanger zu sein!"
„Nun du könntest Elrond fragen ob er dich untersucht."
„WAS? NIEMALS! Nicht Elrond, er wird mich töten!"
„Wieso?"
„Weil… er ist nicht all zu gut auf mich zu sprechen, er weiß von mir und Elladan und von mir und Alrik und wenn ich jetzt mit einer Schwangerschaft ankomme…"
„Aber falls du wirklich von Alrik schwanger bist, MUSS er es wissen!"
„Warum?"
„Es würde nur heißen, dass er seinem Ziel noch näher gekommen ist. Außerdem weiß niemand, ob das Kind etwas von Alrik Kräfte geerbt hat und wie sich das während der Schwangerschaft auf dich auswirken könnte."
„Ich bringe mich um." Mit schnellen Schritten lief sie auf Galawens Balkon.
„NEIN!" Galawen rannte hinter ihr her.
„Ich will aber nicht schwanger sein!" sie blieb vor dem Geländer stehen. „Das kommt mir aber bekannt vor."
„Noch ein Grund mehr es zu lassen! Wart doch erstmal ab, vielleicht bist du nicht schwanger und der Stress ist einfach Schuld am Ausbleiben."
Schluchzend schaute Azrael Galawen an.
„Aber du kommst mit zu Elrond und beschützt mich!"
„Natürlich"
„Dann schnell, ich will es so schnell es geht hinter mich bringen. Ich kann dann später entscheiden ob ich von dem Balkon runter springe."
Hektisch packte sie die Elbe am Arm und zog sie mit sich in Richtung Elronds Arbeitszimmer. „Komm schon!"
Galawen stolperte hinterher.
Kurze Zeit später hatten die beiden ihr Ziel erreicht.
„Du wartest kurz hier, ich bereite ihn schon mal drauf vor."
Trotz der ernsten Lage kicherte das Mädchen.
„Ok, ich warte auf sein Geschrei."
Galawen klopfte zaghaft an.
„Ja, herein!" erschallte es genervt von der anderen Seite und Galawen trat zögernd ein.
„Verzeiht, Mylord, wenn ich Euch störe."
Erst jetzt schaute Elrond auf und fing an zu lächeln.
„Ach Ihr seid es, Galawen. Kommt doch herein. Ich befürchtete schon es sei wieder Azrael mit neuen schlechten Nachrichten."
Galawen biss sich kurz schuldbewusst auf die Lippe, sofort mit Azrael zu beginnen wäre keine gute Taktik.
„Nun ja es handelt sich um eine Art Notfall."
„Was kann ich für Euch tun?"
„Nun, ich weiß nicht wie ich es Euch erklären soll, aber könnt Ihr erkennen, ob eine Frau ein Kind unter ihrem Herzen trägt?"
Elrond
lächelten sie liebevoll an.
"Das kann ich sehr wohl, durch
einfaches Handauflegen. Aber Ihr seid doch noch nicht Mal
verheiratete, meine Liebe."
Galawen wurde rot, anscheinend hatte der Herr Bruchtals das ganze falsch verstanden.
„Oh... ähm Ihr versteht mich falsch. Ich bin nicht schwanger."
Elrond hob fragend eine Augenbraue.
„Aber wer denn dann?"
„Eine gute Freundin, sie wartet draußen. Würdet Ihr erlauben sie eintreten zu lassen?"
„Aber gerne doch."
Geschwind eilte die Elbe zur Tür und winkte Azrael herein, diese betrat schüchtern den Raum.
„Hi"
Elrond musste sich sichtlich um Fassung bemühen.
„Du bist diese Freundin?"
„Wenn sie das so gesagt hat. Aber ich kann das erklären." Hektisch suchte sie nach einer Ausrede.
Elrond hob abermals eine Augenbraue.
„Ach ja?"
„Ich… naja… Ich konnte mich ja nicht wehren… und Alrik... naja."
„Alrik? Nicht Elladan?"
Panisch schaute das Mädchen zu Galawen.
„Du hattest es ihm wohl noch nicht gesagt, oder?"
„Nein, so weit war ich noch nicht."
„Oh…" ängstlich schaute sie Elrond an. „Ich weiß nicht wer."
„Nun gut, aber wollen wir erstmal feststellen ob es wirklich so ist... Komm her."
Schüchtern
trat sie auf Elrond zu.
"Wenn es so ist, könnt Ihr mich
ruhig umbringen, sonst erledige ich es selbst."
„Nichts wird so heiß gegessen wie gekocht." ein angedeutetes Lächeln erschien auf seinen Zügen.
„Ich habe diesen Spruch nie verstanden."
Der Halbelb seufzte.
„Es heißt soviel, dass man erstmal abwarten soll bevor man in Panik ausbricht."
„Aha, und nu? Was ist jetzt?"
„Nun werden wir feststellen, ob du panisch werden darfst oder nicht."
Azrael drückte sich selbst fest die Daumen
„Ich will nicht panisch werden… nicht schwanger sein!" krampfhaft schloss sie die Augen.
Elrond zog sie näher zu sich, legte seine Hand auf ihren Bauch und konzentrierte sich.
„Bitte… bitte…" flüsterte das Mädchen leise vor sich hin. „Ich will auch immer artig sein."
Galawen kicherte leise, irgendwie sah es ziemlich komisch aus, wie der Herr Bruchtals dort vor Azrael hockte.
Plötzlich klopfte es an der Tür.
„Adar, kann ich kurz…" Elladan blieb bei dem Anblick der beiden geschockt stehen.
„Adar… Azrael?"
„Keine Angst, ganz harmlos." Lachte Galawen.
„Ich kann das erklären!" erschrocken sah Azrael den Elb an, doch er beachtete sie gar nicht und schlich zu Galawen.
„Was hat das zu bedeuten?" flüsterte er leise um seinen Vater nicht zu stören.
„Das ist eine lange Geschichte."
„Ach ja? Dann leg mal los."
„Naja dein Vater überprüft grade ob die Kinderplanung erfolgreich war."
Elladan schaute verwirrt zu Azrael und wieder zurück.
„Kinderplanung?"
Unsicher sah Azrael ihn an.
„Naja… du weißt doch wie das funktioniert."
„Ja? Und was hat das hier zu bedeuten?"
„Dein Vater überprüft nur meinen Verdacht."
„Das du schwanger bist?" Elladans Augen leuchteten auf.
„Mach dir bloß keine Hoffnungen Mister! Ich will das nämlich nicht."
„Aber Fuindi, wenn es wahr wäre, dann würdest du ihm doch nie etwas antun können, oder?"
Azrael funkelte Elladan böse an.
„Wenn es so wäre, schmeiß ich mich vom Balkon."
„Das würdest du schön unterlassen!"
„Ach und wer sollte mich abhalten?"
„Ich."
„Als wenn du ein Recht dazu hättest!"
„Was sollte mich davon abhalten?"
„ICH!"
„Und wie wenn du springen willst?"
Azrael schüttelte verwirrt den Kopf verwirrt Kopf.
„Langsam komme ich nicht mehr mit."
„Was gibts da nicht zu verstehen? Wenn du springen willst, wie willst du mich dann davon abhalten, dich aufzuhalten?"
„Ganz einfach, indem ich springe, habe ich dich aufgehalten, mich aufzuhalten."
„Aber wenn ich dich vorher davon abhalte?"
„Ach lass das!"
Elrond stand auf.
„Wenn ihr mit dieser sinnlosen Diskussion fertig seid, sagt bescheit."
„Jaja, und was ist nun?" erwartungsvoll sah sie Elrond an.
„Nun, also Elladan, du wirst nicht Vater."
Azrael atmete tief durch und schaute Elrond tief in die Augen.
„Und die andere Möglichkeit?"
„Welche andere Möglichkeit?" kam es sofort von Elladan.
„Frag lieber nicht." Sie schaute wieder zu Elrond „Und?"
Der Halbelb schüttelte den Kopf.
Erleichtert
aber zugleich weinend brach Azrael zusammen.
"Ein Glück!"
Nach kurzer Zeit rappelte sie sich wieder auf und strahlte Elladan mit feuchten Augen an. „Ich will doch nicht springen!"
Dieser schloss sie in die Arme.
„Meine Fuindi." Sanft strich er ihr durchs Haar, und sie heulte seine Tunika vor Freude nass
„Tut mir leid."
„Was tut dir leid?" fragte der Prinz sanft.
„Das ich so einen Schwachsinn geredet habe und das ich dir solche Sorgen mache und das… das… das alles."
„Ach meine Süße, das ist doch alles nicht schlimm. Es war verständlich."
„Wenigstens bin ich nicht schwanger, von keinem von euch beiden."
„Euch beiden? Was redest du da?"
„Oh, ich dacht du wüsstest, was ich meinte." Vorsorglich trat sie ein paar Schritte zurück.
„Nein, nicht wirklich." Verständnislos sah er sie an.
„Es gab zwei Möglichkeiten für einen Vater wenn ich schwanger gewesen wäre." Unsicher schaute sie weg.
„Mich und wer?"
„Als wenn du das nicht selber wüsstest!" schrie sie ihn an.
„Ich will es aber aus deinem Munde hören!" kam die nicht minder laute Antwort zurück.
„Verdammt noch mal, ich hatte Angst, dass Alrik der Vater des Kindes sein könnte."
„ARHG!" vor Wut schmiss Elladan einen Tisch um, das Mädchen zuckte vor schreck zusammen und sah ihn ängstlich an.
„Sohn, beruhige dich."
„Nein, ich beruhige mich nicht! Nicht solange dieser Mistkerl nicht tot ist!"
Azrael begann zu zittern und starrte Elladan mit großen Augen an.
„Und das schwöre ich bei Eru: Ich werde nicht eher ruhen bis ich ihn erledigt habe!"
„Und wenn er dich umbringt?" schrie sie ihn verzweifelt an und rannte mit schnellen Schritten aus dem Zimmer.
„Dann soll es so sein!" schrie der Elb ihr noch hinterher.
Galawen sah Elladan kurz anklagend an und folgte dann ihrer Freundin.
„He Azrael warte!"
„Was?"
Doch ohne was zu sagen umarmte Galawen sie nur.
„Sei ihm nicht böse, es war ein Schock für ihn."
„Ach der arme Elb, wie schrecklich. Ihm musste doch klar gewesen sein, dass diese Möglichkeit besteht!"
„Ja, aber er ist doch auch nur ein Mann, denkst du das würde er ernsthaft in betracht ziehen können, ohne seinen Stolz in die Wüste zu schicken?"
„Zum Teufel mit seinem verdammten Stolz. Davon haben die Männer doch eh zu viel!"
„Du sagst es." Seufzte die Elbe.
„Trotzdem! Der braucht mir nicht mehr unter die Augen zu kommen."
„Was hast du vor?"
„Was meinst du?"
„Du schaust so als würdest du etwas planen, ich kenn dich."
„Ich?" gespielt unschuldig sah sie die Elbe an.
„Was denkst du denn von mir?"
„Das du Azrael bist."
„Stimmt, da könntest du Recht haben."
„Also, was hast du vor?"
„Ich ziehe zurück in mein Zimmer!"
Entschlossen marschierte sie in Richtung Elladans Zimmer.
„Aber versuch ihn doch zu verstehen!" startete Gala einen nochmal einen Versuch Azrael umzustimmen.
„Ich will ihn aber nicht verstehen. Er ist nicht der Einzige der verletzt worden ist und dessen Stolz angekratzt wurde."
„Er dachte Vater zu werden, doch jetzt hat er nicht nur kein Kind sondern wittert Gefahr, auch dich zu verlieren. Doch nie hat er dir einen Vorwurf daraus gemacht."
„Mich zu verlieren? In wie fern mich zu verlieren? Außerdem hat er mir schon genug Vorwürfe gemacht, nur wart ihr niemals dabei."
„Dich an Alrik zu verlieren. Ist die Furcht so weit her geholt?"
„Ich…" sie stockte „Wäre ich dann hier?"
„So meinte ich das nicht." Galawen sammelte kurz ihre Gedanken.
„Azrael, ich hab es doch auch gespürt, etwas hat mich magisch zu ihm hin gezogen, wäre ich keine Elbe und hätte man nicht dafür gesorgt das ich von ihm fern blieb, hätte es wer weiß wie geendet."
Irritiert sah Azrael ihre Freundin an
„Ich verstehe nicht ganz."
„Was ich damit sagen will, die Kräfte die auf mich gewirkt haben müssen auf dich hundertmal stärker wirkten, und öfter. Es wäre verständlich wenn du ihm verfallen würdest. Ich wäre es auf alle Fälle, trotz Legolas..."
Erstaunt sah das Mädchen aus der Wäsche.
„Und… Und Elladan weiß davon?"
„Legolas hat ihm von dieser Anziehung erzählt. Ich hörte es in der Nacht mal Lagerfeuer bevor wir hier ankamen. Die beiden dachten wir würden schlafen und unterhielten sich darüber."
„Oh." Kraftlos lehnte sie sich an die Wand. „Und du bist dir sicher… ich meine wegen dieser „Kraft"?"
„Ja"
„Ok, dass muss ich erst einmal verdauen." Langsam schlurfte sie in Richtung Zimmer
„Soll ich mit dir kommen?"
„Ich weiß nicht."
„Willst du allein sein? Ja oder nein?"
„Keine Ahnung, tut mir leid."
Galawen schüttelte den Kopf.
„Das muss es nicht."
„Ich würde am Besten alleine sein." Damit schmiss sie die Tür hinter sich zu und ließ sich kraftlos aufs Bett fallen.
Galawen sah ihr kurz hinterher und machte sich dann auf den Weg zu ihren eigenen Räumen
