Kapitel 29
Nach ca. einer Stunde betrat Elladan das Zimmer.
Azrael saß mittlerweile auf der Brüstung vom Balkon und starrte gedankenverloren Löcher in die Luft, Elladan hatte sie nicht bemerkt.
Er sie jedoch sehr wohl, trat leise hinter sie und hob sie von der Brüstung.
„Mach keinen Scheiß."
Erschrocken schrie das Mädchen auf und klammerte sich an ihm fest.
„Ich…" sie wusste nicht was sie sagen sollte, als der Elb sie im Zimmer wieder abstellte und dann sich an den Schreibtisch setzte, um einige Dokumente zu bearbeiten.
Sprachlos starrte Azrael seinen Rücken an.
Dann sah sie wieder auf die Tasche, die sie in der letzten Stunde mindestens 10 ein und wieder ausgepackt hatte.
Frustriert setzte sie sich auf die Bettkante und starrte weiter Elladans Rücken an.
Er jedoch spürte ihre Blicke.
„Was ist?"
Bei seinem schroffen Ton zuckte sie zusammen
„Nichts."
Schnell schaute sie weg und sah nun den Fußboden an.
Elladan derweil schrieb ungerührt weiter.
„Was hat Galawen noch gesagt?"
„Sie hat mir das mit dieser komischen Anziehungskraft erzählt. Ich habe das nie bemerkt."
„Nein?"
„Ich meine nicht so als wenn da eine Kraft auf mich einwirken würde, nicht bewusst."
„Du dachtest also es würde alles aus dir kommen?"
„Ja, das ist ja das Schlimme. Ich dachte es wäre alles meine Schuld. Ist es ja auch, aber… ach ich weiß doch auch nicht."
„Aber wenn du es nicht gemerkt hast, wie konnte Galawen diese Kraft dann bemerken?"
„Vielleicht weil ich keine Elbe bin?" wütend sah sie ihn an „Dreh dich gefälligst um!"
Wie geheißen tat er es.
„Ja?"
„Es tut mir Leid verdammt. Ich weiß, ich kann mich noch so oft Entschuldigen, es macht das nicht mehr, gut was ich alles getan habe."
„Wenn du es so siehst. Vielleicht war es so bestimmt."
„Bestimmt?"
„Ja, vielleicht wollten die Valar uns auf eine Probe stellen, um zu testen wie viel wir ertragen können."
Verzweifelt ließ Azrael sich aufs Bett fallen und vergrub ihr Gesicht in den Kissen
„Mehr halte ich eindeutig nicht mehr aus!"
„Doch was immer es auch sein mag, was das Schicksal so verlaufen ließ, es hat dich vor eine Entscheidung gestellt."
„Und falls du es immer noch nicht bemerkt hast, habe ich mich bereits entschieden."
„Er liebt dich."
„WAS?" erschrocken fuhr sie hoch und starre den Elb ungläubig an.
„Er liebt dich." Erwiderte der Elb nochmal nachdrücklich.
„Das… das glaube ich nicht!" sie sprang vom Bett auf. „Warum sagst du sowas?"
„Weil es stimmt, denkst du ich würde mir sowas ausdenken?" wütend sah er sie an.
„Nein, eigentlich nicht. Aber wie kommst du auf so einen blödsinnigen Gedanken?"
„Ich sah es in seinen Augen."
„In seinen Augen… In seinen Augen!" sie lief im Raum auf und ab „Stand da etwa „Alrik liebt Azrael"?"
„Nein, verdammt! Aber wie er dich angesehen hat, du hast es ja nicht mal bemerkt!"
„Warum sollte ich es auch bemerken, wenn da nichts war. Warum sollte er mich sonst wie Dreck behandeln und sich so scheiße mir gegenüber benehmen?"
„Woher soll ich das wissen?" fuhr Elladan wütend auf.
„Und ich weiß es noch weniger!"
„Du müsstest es doch eigentlich besser wissen als jeder andere, wer war den schließlich bei ihm und wäre beinahe von ihm geschwängert worden?"
„Jetzt fängst du schon wieder mit dieser Schwangerschaftssache an."
„Wer hat den bitte damit angefangen?" anklagend sah er sie an.
„Was kann ich denn dafür? Hab ich mir das ganze etwa ausgesucht, ich bin bestimmt nicht heute Morgen aufgewacht und mir überlegt, hach tust du mal so als seihst du schwanger, weil du ja nicht sicher sein könntest von wem das Kind ist, nur um Elladan zu verletzten. Tolle Idee!"
„Und bist mal wieder in Panik verfallen wie du es so gerne tust! Warum bist du nicht gleich zu ihm gerannt um ihm zu erzählen, dass er Papi wird?"
„Dann
bin ich halt panisch geworden. Wer wäre das nicht an meiner
Stelle?
Von dir hätte ich erwartet, dass du wenigstens DAS
nachvollziehen kannst. Außerdem wäre ich niemals zu ihm
gegangen wenn ich schwanger wäre. Wie schon gesagt, der Balkon
ruft."
„Du wärest ernsthaft gesprungen?"
„Ja verdammt… Oder glaubst du ich will Alriks Kind in mir tragen?"
„Glaubst du ich will dich wegen sowas verlieren?"
„Aber es ist Grund genug, um mich anzuschreien, mich anzuklagen und zu verurteilen?"
„Hast du es denn immer noch nicht kapiert, verdammt?"
„Vielleicht bin ich ja zu doof dafür."
„Dann kann ich dir auch nicht helfen!"
„Verdammt ich weiß was du mir sagen willst, ich will es aber nicht höre. Nicht nach dem du mir eben hinterher geschrieen hast, es wäre dir egal bei dem Versuch ihn zu töten zu sterben."
„Es entsprach aber der Wahrheit! Dann ist der Rest der Welt diesen Mistkerl wenigstens los und ich hab meine Rache bekommen."
„Und was ist dann mit mir?"
Darauf wusste der Prinz keine Antwort.
„Dann hast du wenigstens deine Ruhe!"
„Meine Ruhe?" Azrael wurde beinahe hysterisch „Das ist doch nicht dein Ernst!"
„Nein, ist er das nicht?"
Geschockt setzte Azrael sich aufs Bett
„Aber…"
„Was aber?" kam die ungeduldige Antwort.
…was mache ich dann?"
„Woher soll ich das den wissen?" nun rannte er im Zimmer auf und ab. „Aber dann kann der Mistkerl sich wenigstens nicht mehr an dir vergreifen. Du wirst sicher jemand nettes finden."
„Ich will aber niemand nettes finden!" wütend sprang sie auf und funkelte Elladan an.
„Glaubst du, nur weil ich ein Mensch bin, würde ich es besser verkraften dich zu verlieren und mir so schnell es geht einen Neuen krallen?"
„Nein, aber du könntest irgendwann wieder glücklich werden."
„Nein, das könnte ich nicht!"
„Woher willst du das bitteschön so genau wissen?"
„Weil ich dich verdammt nochmal liebe Elladan. Ich will niemanden anders lieben, ich will dich und wenn du es wagen solltest zu sterben, dann folge ich dir in Mandos Hallen und hole dich eigenhändig da wieder raus!"
Trotz seiner Wut musste Bruchtals Prinz grinsen.
„Das würde ich dir sogar zutrauen."
„Und ich würde es machen und wenn es das Letzte wäre, was ICH tun würde."
„Woher kenn ich diesen Spruch nur?" seufzte der Elb auf.
„Müssen wir weiter streiten?"
„Nein..."
„Und warum tun wir es dann?":
Elladan zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung, wir sind wahrscheinlich beide nervlich ziemlich angegriffen."
„Was du nicht sagst."
Der Sarkasmus triefte nur so.
„Hättest du ne bessere Erklärung?"
„Eigentlich nicht. Wenn ich nicht langsam ein bisschen Urlaub bekomme krieg ich noch einen Nervenzusammenbruch."
„Wollen wir uns dann wieder vertagen?" liebevoll nahm er sie in die Arme.
„Und das Streiten setzt mir auch zu. Also ist ja wohl klar, dass ich das will."
Damit hob er ihr Kinn an und küsste sie sanft.
„Lass den Nervenzusammenbruch am Besten einfach da wo er hin gehört."
„Ich halte das aber nicht mehr lange durch!"
„Hey, wir werden einige Zeit hier in Bruchtal bleiben, er wird sich sicher nicht so schnell hier her trauen."
„Einmal hat er es schon getan, warum sollte er es nicht wieder versuchen?"
„Weil er gemerkt hat das er hier keine Möglichkeiten hat an dich ran zu kommen."
„Das hoffe ich doch. Ich will nicht, dass er wieder auftaucht und ich mich nicht mehr steuern kann."
„Das wird er nicht. Je länger du von ihm fern bleibst, desto weniger wird er dich beeinflussen können."
„Aber wenn er wieder auftaucht. Was wird dann sein? Ich will dich nicht noch mehr verletzten."
„Also Vater meinte, dass du durch die Zeit in der du den Ring hattest so anfällig geworden wärest. Also müsstest du theoretisch ihm das nächste Mal mit einem entsprechend langen Zeitraum dazwischen widerstehen können."
„Das hoffe ich doch. Aber…" sie stockte.
„Aber?"
„Ich werde trotzdem tun müssen, was er sagt."
„Wieso?"
„Er wird wieder drohen euch etwas anzutun, wenn ich ihm nicht gehorche. Ich habe es gesehen… er hat mir eine Vision geschickt in der er dich getötet hat."
Bei dem Gedanken daran schluchzte sie leise auf.
„Was? Fuindi, keine Sorge das wird nicht passieren." Beruhigend zog er sie in seine Arme.
„Ich werd auf mich aufpassen, das verspreche ich."
