Kapitel 35
Azrael schlenderte gelangweilt durch die Gärten Bruchtals.
„Langweilig!"
Glorfindel stand plötzlich hinter ihr,
„Oh, habt Ihr Eure vielen Verehrer nicht mehr gefunden?"
Erschrocken drehte Azrael sich um, hatte sich jedoch schnell wieder unter Kontrolle.
„Wieso,
Ihr seid doch hier, oder?" dreckig grinste sie ihn an.
Glorfindel
hob eine Augenbraue.
„Zweifelhaft ob das Euren Ansprüchen zu genüge ausreicht."
„Als wenn ich Ansprüche hätte." Sie lachte. „Also, was wollt Ihr?"
„Sehen was Ihr schon wieder vorhabt."
Nun war Azrael an der Reihe eine Augenbraue zu heben.
„Vorhaben? Ich? Wie kommt Ihr auf sowas?"
„Nun, Ihr lauft doch sonst nicht ohne Grund mutterseelenallein hier herum, dass wäre viel zu... friedlich... für Euch."
„Kann ich denn nicht auch mal "friedlich" sein? Ist das so abwegig?"
„Lasst mich nicht lügen. Ja"
Azrael seufzte
„Ach, Ihr glaubt also, wie alle anderen auch, zu wissen wie ich wirklich bin und was ich zu tun habe?" fragend sah sie ihn an.
„Ist es nicht so?" überlegen lächelte er sie an.
„Wenn Ihr es genau wissen wollt, NEIN; ist es nicht!"
Langsam wurde das Mädchen wütend.
„Na dann überzeugt mich mal vom Gegenteil."
„Und wie soll ich das bitte schön machen?"
„Woher soll ich das wissen? Ich kenn Euch ja nicht."
Wütend drehte Azrael sich um und ging ein paar Meter weg um sich leicht vor sich hin köchelnd auf eine Bank zu setzen.
„Blöde Elben!"
„Ihr seid immer noch die Alte geblieben."
„Und was ist so schlimm an meinem alten ich?"
„Nun ja, es ist laut, nervig, störend und eigensinnig."
„Aber genau das lieben alle an mir." Sie grinste breit.
Glorfindel seufzte.
„Gut möglich..."
Azrael schaute ihn verwirrt an.
„Hä? Ihr stimmt mir zu? Das ist ja noch nie passiert."
„Nun man kann sich ja nicht immer quer stellen."
„Der große Glorfindel, der Balrogtöter… versucht NETT zu sein?"
Sie bekam einen Lachanfall.
Dieser schaute sie grimmig an.
„Nur, dass Ihr es noch nie erfahren habt, heißt nicht das es so selten ist!"
„Aber an wem liegt das, an mir oder an Euch?"
„Vielleicht an uns beiden?"
„Hm, hm, hm. Das klingt ja schon fast wie ein versöhnliches Gespräch. Das kann ich nicht zulassen. Hinterher mögt ihr mich noch." Sie lachte. „Was würdet ihr sagen, wenn ich Euch eine Kurzhaarfrisur verpassen würde?" breit grinste sie ihn an.
Glorfindels andere Augenbraue schoss in die Höhe.
„Wie kommt Ihr bitte darauf?"
„Ich weiß nicht, Ihr würdet sicher süß aussehen mit kurzen Haaren."
„Süß?" er stuckte das Wort fast aus. „Ihr geht nie und nimmer an meine Haare!"
Azrael sprang auf und hüpfte um Glorfindel rum.
„Bitte, bitte, bitte." Lieb lächelte sie ihn an. „Bitte Glori."
Innerlich musste selbst der sonst so ernste Elb lachen.
„Nein!"
„Aber warum denn nicht? Ich bin auch ganz brav."
„Weil das MEINE Haare sind und ICH später so rumlaufen müsste und nicht Ihr." Dabei ließ er sie die ganze Zeit nicht aus den Augen, so als würde er befürchten, sie könnte jeden Moment eine Schere hervorziehen.
Azrael sah ihm tief in die Augen.
„Könnt Ihr diesen Augen widerstehen, Schätzchen? Nur ein paar Zentimeter."
Der Elb erwiderte kurz den Blick schaute dann jedoch weg.
„Nein."
„Ihr habt auch einen Wunsch frei, einen ganz tollen, egal was es ist." Er überlegte kurz. „Ok, außer es ist etwas Peinliches oder hat was mit Elrond zu tun. Bitte, bitte, bitte!" nervte sie ihn weiter.
Glorfindel war sichtlich hin und her gerissen.
„Das wird mich noch ewig nachhängen..." seufzte er schließlich.
„Ich erfülle Euch auch den Wunsch zuerst. Ist das ein Deal?"
„Gut... Ihr habt gewonnen aber nur ein ganz kurzes Stück, und vor allem grade!"
„JUHU HURRA." Wie ein Kleinkind hüpfte herum und bekam vor Freude glitzernde Augen.
„Und was muss ich dafür tun?"
„Ich erbitte dafür einen Kuss von Euch." Erwiderte er höflich.
Erschrocken riss das Mädchen die Augen auf und wich ein paar Schritte zurück. „Was?"
„Ihr sagtet, alles außer etwas Peinliches oder mit Elrond."
„Aber… aber... Warum… ich meine Oh mein Gott!"
„Ihr braucht keine Panik zu kriegen, es ist ein KUSS und keine Nacht."
„Habt Ihr etwa über eine Nacht nachgedacht? Aber Ihr hasst mich!"
Langsam war Azrael ernsthaft verwirrt.
„Nein habe ich nicht, und nein ich hasse Euch nicht, auch es so scheinen mag."
„HA!" Azrael bekam einen Einfall. „Jetzt weiß ich wieso Ihr das machen wollt. Wie konnte ich nur so blind sein?"
„Ach und was meinst du zu denken?"
„Ihr macht das nur, um mir wieder zu schaden." Triumphierend sah sie ihn an.
„Und wie sollte Euch das schaden?" amüsiert sah Glorfindel sie an.
„Ihr rennt dann heulend zu Elrond und erzählt ihm, ich sei über Euch hergefallen und dann schmeißt er mich raus und Elladan verlässt mich, hab ich nicht Recht?"
Der Elbe lachte laut auf.
„Das wäre zwar eine überaus verlockende Idee. Aber nein, Ihr habt unrecht."
„Verlockendes Angebot…" wiederholte Azrael leise und musterte ihn nachdenklich. „Warum hassen mich alle?" fragte sie schließlich gespielt verzweifelt.
„Nun wie schon gesagt, Ihr seid laut, nervig und eigensinnig."
„NEIN; ich bin toll, super, genial, geil, bestens, was gibt es für Definitionen von super-mega-hyper-sexy?"
Der Berater Elronds verdrehte die Augen.
„Ich vergaß eingebildet zu erwähnen!"
„Ich bin nicht eingebildet!" hochnäsig schaute sie ihn an. „Ich WEIß, dass ich toll bin, ihr blöden Elben seid eingebildet."
„Ach und wieso das bitte?"
„Weil alle Elben denken wie wären viiiiiiiiiiiiiel besser als Menschen."
„Und du denkst du wärest das erotischste Wesen Mittelerdes, was ist da der Unterschied?"
„Weil ich es BIN." Stolz schaute sie in die Gegend. „Oder erklärt mir sonst, wie es sein kann, dass alle Männer Mittelerdes scharf auf mich sind." Kicherte sie schließlich.
„Ach sind das alle?"
„Nennt mir drei die es nicht sind." Erwartungsvoll sah sie ihn an.
„Legolas, Saruman und Aragorn."
„Hm…" schnell überlegte sie sich etwas. „Legolas tendiert gerade auch dazu mich zu mögen. Saruman ist TOT! Und Aragorn? Da kann ich auch drauf verzichten, lieber würde ich Euch heiraten!"
„Gut wenn nicht Saruman dann Celeborn." Erwiderte der Elb emotionslos.
„Ihr seid voll fies, versaut mir mein Selbstbewusstsein." Sprach sie mit weinerlicher Stimme. „Jetzt bin ich beleidigt!"
„Als wenn das bei Euch etwas Neues wäre, Ihr werdet es überleben."
„Nein werde ich nicht." Schmollte das Mädchen weiter.
„Gut, dann kann ich auch nichts mehr für Euch tun, nur um Elladan wäre es schade."
Azrael unterdrückte einen Schreikrampf und stampfte mit dem Fuß auf.
„Hört auf mich an die Wand zu kontern!"
Glorfindel lachte laut.
„Das seid ihr anscheinend nicht gewöhnt." Er ging auf sie zu „Angst vor neuem?"
Unsicher schaute sie ihn an und suchte nach einem Konter.
„Ähm… Nein?"
Doch er grinste immer noch.
„Das sieht aber ganz anders aus." Schritt für Schritt drängte er sie zurück.
„Ihr grinst für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr." Mehr wusste sie dazu nicht zu sagen.
„Ach, und was wäre nach Eurem Geschmack?" er grinste noch weiter, als sie wegen eines Baumes nicht weiter zurückweichen konnte.
„Wenn Ihr ganz schnell, ganz weit weg gehen würdet und aufhört mich nervös zu machen." Unsicher schaute sie sich um und drückte sich fester an den Baum.
„Habt ihr Angst?" kam die Frage amüsiert ein weiteres Mal.
„Ihr seid der Balrogtöter. Ihr seid aus Mandos Hallen wiedergekehrt. Sollte ich?"
Kurz sah Glorfindel an sich runter.
„Aber ein Geist bin ich nicht." Er blickte sie wieder an. „Nun das kommt ganz darauf an, was Ihr gedenkt als nächstes zu tun."
„Ich gedenke hier stehen zu bleiben und abzuwarten was Ihr gedenkt zu tun." Grinste sie leicht.
„Oh mein Gott, flirte ich etwa gerade mit Euch?"
Seine blauen Augen blitzen auf.
„Keine Ahnung wie Ihr es anders bezeichnen wollt."
Sein Gesicht befand sich nahe an dem ihrigen.
„Ich könnte es als Belästigung bezeichnen, aber anscheint seht Ihr es als flirten."
Unsicher beobachte sie wie sein Gesicht langsam näherte und drückte sich fester an den Baum.
„Belästigung? Das ist ein sehr hartes Wort, wisst Ihr das? Wir unterhalten uns doch nur."
„Nur das normalerweise einer der Unterhaltenden nicht mit dem rücken an der Wand steht und keine Fluchtmöglichkeit besteht."
„Das ist doch nur eine unwesentliche Nebensache, wenn Ihr wünscht zu gehen sagt es nur."
Azrael grinste breit.
„Würdet Ihr es tun, sollte ich euch darum bitten?
„Wer weiß."
„Und wenn ich Euch darum bitten würde, aber in Wirklichkeit hoffe, dass Ihr es nicht tut?" sie kicherte leise. /Oh mein Gott, ich flirte mit Glorfindel/
„Nun, dann würdet Ihr sehen was Ihr davon habt."
„Hm, ich wüsste zu gerne, was ich dann habe bzw. bekommen würde."
„Dann lasst es drauf ankommen." Herausfordernd grinste er sie an.
„Wie ich es eben schon gesagt habe ich, stehe hier einfach und erwarte das unerwartete."
Seine Augen blitzten kurz auf, er überbrückte den letzten weg und drückte seine Lippen auf ihre, dabei fielen seine Haare nach vorne und verdeckten die beiden wie durch einen Vorhang.
Azrael wusste nicht ob sie ihn wegschuppsen oder es genießen sollte. Schließlich beugte sie sich etwas nach vorne um ihm zu ermutigen weiter zu gehen, doch selbst machte sie keinen Finger krumm.
Glorfindel verstand die Aufforderung und öffnete ihre Lippen mit seiner Zunge.
Langsam erwiderte Azrael schüchtern den Kuss, doch der Elb erkundete immer mutiger ihren Mund und zog sie an sich.
Unweigerlich
drückte sie sich näher an ihn, ihre Hände wanderten
nach vorne zu seiner Brust und krallte sich in seiner Tunika
fest.
Ihre Berührungen erzeugten ein Kribbeln auf seiner Haut
und ließ ihn die Umgebung völlig vergessen.
Plötzlich löste Azrael von ihm und sah ihn mit verschleierten Augen an.
„Ihr habt Recht, ich bin laut, frech und nervtötend."
„Wie kommt der plötzliche Sinnenswandel?" fragte er sie überrascht, würde sie jedoch am liebsten gleich wieder küssen.
„Weil ich das hier sonst zu sehr genießen, sogar wiederholen würde." Sie starrte auf seine Lippen.
„Und was hindert euch daran?" schon wieder näherte er sie ihr.
„Es könnte vielleicht, aber auch nur vielleicht, an meinem Verlobten liegen." Amüsiert lächelte sie ihn an.
Glorfindel hielt kurz inne, zuckte dann jedoch mit seinen Schultern und küsste sie ein weiteres Mal.
Azrael keuchte vor schreck in seinen Mund, und begann das ganze unentschlossen wieder zu genießen.
Innerlich grinste der Elbe breit und wurde leidenschaftlicher.
Azrael versuchte sich nicht mitreißen zu lassen, und versuchte krampfhaft vorzutäuschen, dass der Kuss sie völlig kalt lässt.
Sanft aber herausfordernd neckte er ihre Zunge.
Das Mädchen hielt sich an seinen Schultern fest und drückte sich automatisch näher an ihn, innerlich kämpfte sie um ihre Selbstbeherrschung.
„Was zum..." geschockt blieb Elladan stehen. Erschrocken wich Azrael von Glorfindel zurück und sah ihn geschockt an.
Elladan sah fassungslos von einem zum anderen.
„Und du wirfst MIR vor, mit anderen rummachen zu wollen?"
„Er war es!" sie zeigte auf Glorfindel.
„Aber DU hast dich nicht grade dagegen gesträubt, eher das Gegenteil war der Fall."
„Ja super, erst über mich herfallen und dann noch mir die Schuld geben!" wütend schaute sie Elronds Berater an.
„Mir ist es egal WER angefangen hat!" mischte sich Elladan wütend ein.
Reuevoll schaute Azrael weg.
„Es tut mir leid."
„Das hättest du dir vorher überlegen sollen!"
„Elladan, es ist meine Schuld, mach sie deswegen jetzt nicht fertig." Versuchte Glorfindel ihn zu beschwichtigen, doch es nützte nichts.
„Ich bin mit schuld. Nein eigentlich bin ich ganz alleine schuld. Es tut mir leid."
„Macht das unter euch aus, wer schuld ist oder nicht." Er sah das Mädchen nochmal anklagend an, drehte sich um und verschwand im Haus.
„Das habt Ihr ja super hinbekommen, herzlichen Glückwunsch, Ihr habt erreicht was Ihr wolltet. Wie es aussieht werde ich wohl nicht mehr lange bleiben." Wütend schaute sie Glorfindel an.
„Ich? Das war nie meine Absicht! Ihr hättet ja nicht noch einen zweiten vordern müssen."
„Ich habe nie einen gefordert verdammt."
Verzweifelt sah sie in die Richtung in der Elladan verschwunden war.
„Würde ich es schlimmer machen, wenn ich hinterher laufen würde?"
„Keine Ahnung, er könnte vielleicht ne Dummheit begehen."
„Eine Dummheit?" erschrocken sah sie ihn an. „Wie meint Ihr das?"
„Nun, es gibt hier genug Elbinnen die das ausnutzen würden, und so wie er jetzt drauf ist könnte es gut sein, dass er etwas Unüberlegtes tut."
Das Mädchen beachtete ihn gar nicht mehr und rannte so schnell es ging Elladan hinterher, doch er war schon weg, suchend lief sie weiter durch Bruchtal.
