Kapitel 44

Wieder gingen ein paar Wochen ins Land, und wieder konnte man fast zusehen wie es Azrael besser ging.

„Elladan ich kann das alleine!" genervt schaute sie ihn an. „Ich bin wieder so gut wie gesund."

Der Elb seufzte.

„Fuindi, lass dir doch helfen, ich weiß das dein Arm wieder beinahe ganz ist, aber deswegen musst du dich doch nicht auf Teufel komm raus verbiegen."

„Ok, ok, ok." Genervt ließ sie sich beim umziehen helfen. „Nun zufrieden?"

„Ja, du nimmst ja doch langsam Vernunft an." Zufrieden ließ Elladan sich zurück aufs Bett fallen und verschränkte die Arme hinterm Kopf.

„Das hat mit Vernunft nichts zu tun. Ich bin einfach nur genervt." Im Schneidersitz saß sie neben ihm auf dem Bett und betrachtete ihn.

„Azrael, sei doch froh, dass wir uns alle so um dich kümmern und du nicht mit den Verletzungen allein klar kommen musstest." Beschwörend sah er sie an.

„Ihr behandelt mich wie ein rohes Ei. Ich habe keine Minute für mich alleine!"

„Das haben wir doch durchgesprochen, wir dürfen Alrik nicht die Möglichkeit geben an dich ran zu kommen."

„Ja, ja, ja" beschwichtigend hob sie eine Hand „Es ist aber einfach so… so… NERVIG!"

„Bitte lass uns das ausdiskutieren wenn wir beide morgen ausgeschlafen sind, heute würde das nur wieder zu sinnlosem Streit führen." Er kuschelte sich in die Kissen.

„Und wenn ich mich jetzt streite will?" herausfordernd sah sie ihn an.

Elladan seufzte.

„Bitte nicht, dafür bin ich zu müde heute. Bücher durch die Gegend zu schleppen ist nicht gerade leicht."

„Weichei!" schmollend sah sie ihren Mann an.

„Ein müdes Weichei." Er gähnte „Bitte Schatz lass uns schlafen gehen."

„Du bist in letzter zeit immer „müde"." Anklagend sah sie ihn an.

„Willst du mir damit etwa unterstellen, dass ich sowas ähnliches wie Migräne hätte?" fragte er amüsiert.

„Und wenn es so wäre? Was würdest du dann dazu sagen?"

„Nun, das ich heute wirklich sehr müde bin aber da deine Verletzungen sich so gebessert haben, weiteren Aktionen in den nächsten Tagen oder viel besser Nächten nichts im Wege stehen würde." Er grinste.

„Pha!" sie kletterte unter die Decke. „Dann habe ich Migräne." Beleidigt drehte sie sich um.

Der Elb seufzte.

„Tu was du nicht lassen kannst." Er drehte sich ebenfalls um und war sofort eingeschlafen.

„Ich glaube das nicht…!" fassungslos starrte sie Elladan an, versuchte dann aber krampfhaft einzuschlafen, was damit endete das sie sich ein paar stunden hin und her wälzte.

„Verflucht!" leise krabbelte sie aus dem Bett um Elladan nicht zu wecken, zog die Schiene am Arm wieder richtig und warf sich einen Morgenmantel über, leise schlich sie aus dem Zimmer und machte einen Spaziergang durch die Gärten, um die Ruhe zu genießen.

„So spät noch unterwegs, und ganz ALLEINE?" fragte eine Stimme höhnisch. Erschrocken drehte das Mädchen sich um.

„Alrik? Ach geh doch weg, ich will nur ein paar Minuten meine Ruhe. Ist denn das zu viel verlangt?" sie klang genervt.

„Nein, es ist die erste Gelegenheit sein WOCHEN dich mal wieder sprechen zu können, warum?" misstrauisch sah er sie an.

„Das fragst du noch? Die hängen 24 stunden an meiner Pelle DAMIT du keine Möglichkeit hast mit mir zu reden. Jetzt weißt du es und nun lass mich in Ruhe.

Ich will doch nur ein paar Minuten alleine sein!"

„Das kannst du später auch. Wieso machen die plötzlich so einen Aufstand wegen mir? Was hast du ihnen erzählt?"

„Die haben einfach die Nase voll davon, dass ich wegen dir immer wieder scheiße baue und die Sache mit der Entführung hat dem wohl den Rest gegeben. Frag sie doch selber."

„Würde ich auch zu gerne, doch ich frag DICH, genauso wie ich DICH frage wieso du so erschrocken warst als du Celebrians Namen gehört hast." Langsam kam er auf sie zu.

Azrael wich erschrocken zurück.

„Ich dachte ich würde den Namen kennen, er kam mir sehr bekannt vor, aber ich habe mich geirrt."

„Bist du dir da sicher?"

Hektisch nickte sie.

„Ja, sag ich doch. Und wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich muss wohl wieder zu meinen Freunden, die mich wie ein rohes Ei behandeln und zu meinem Dauer müden Ehemann." Sie schnitt eine Grimasse.
"Du bleibst, doch sicher noch etwas, oder?" Es war eine Frage, doch klang es eher wie ein Befehl, langsam drängte er sie zurück.

„Was willst du denn noch?" fragend sah das Mädchen ihn an.

Alrik grinste dreckig.

„Du hast dich doch beschwert, dass dein kleiner Elb immer so müde ist und seine Pflichten als Ehemann vernachlässigt."

Azrael hob eine Augenbraue.

„Habe ich mich beschwert? Ist doch toll, dass er so viel Rücksicht auf mich und meine Verletzungen und meine Erinnerungen an diese schreckliche Entführung nimmt. Was will ich mehr?"

„Nun aber genauso hast DU deine Pflichten als MEINE Ehefrau vernachlässigt." Fuhr er grinsend fort und ging weiter auf sie zu.

„Aber die Ehe mit Elladan wurde bis zum ende durchzogen, außerdem ist sie aktueller. Er hat mich NICHT gezwungen ihn zu heiraten!" sie funkelte ihn an und wich ein paar weitere Schritte zurück.

„Kleine, du warst auch schon mal schlagfertiger." Er zog sie an sich.

„Versuch es nochmal." Flüsterte er nahe ihres Ohres.

„Ach du willst also dass ich mich „schlagfertiger" wehre?" reflexartig holte sie mit der verletzten Hand aus und haute ihm eine runter. Ein stechender Schmerz im Arm ließ sie aufkeuchen.

„Verflucht."

Alrik taumelte von der Schiene getroffen zurück.

„Du Miststück!" keuchte er unter schmerzhaft verzogenem Gesicht.

Dann zog er sie wieder an sich um sie zu küssen und ihr dabei fest auf die Lippe zu beißen.

Erschrocken schaute das Mädchen auf und fuhr mit der Zunge über ihre Lippe.

„Aua!"

Alrik grinste selbstgefällig.

„Hast du mich vermisst?" wie zufällig strich er ihr über ihren Hals.

Azrael schloss die Augen.

„Nicht ein bisschen." Sie grinste breit.

„Nun wirklich nicht?" er küsste ihren Hals.

„So toll bis du auch nicht, mein lieber Alrik"

„Oh, da hast du früher anders geredet." Er grinste eingebildet. „Müssen deine Erinnerungen etwa aufgefrischt werden?" er biss kurz zu.

Azrael musste sich auf die Lippe beißen, um keinen verräterischen Laut von sich zu geben.

„Das ist nun schon so lange her, mein Lieber. Mittlerweile bin ich mit Elronds Sohn verheiratet."

„Doch genauso mit mir." Seine Augen blitzten auf.

„Das sollest du nie vergessen, lass die Elben hinter dir, an meiner Seite ist dein wahrer Platz." Seine Hände glitten über ihren Oberkörper.

Genießerisch schloss Azrael die Augen, versuchte aber sonst nicht zu zeigen wie sehr sie es genoss.

„Und warum holst du mich nicht einfach nach Minas Morgul, sondern lässt mich hier bei den Elben? Lässt es sogar zu, dass ich einen von ihnen heirate?

„Wenn es nach mir gegangen wäre hätte dies nie passieren dürfen, doch Elrond ist leider nicht so dumm wie es aussieht. Ich komme zwar leicht hier rein, doch hier weg zu kommen, ist um einiges komplizierter. Zu zweit wäre es ein Ding der Unmöglichkeit." Seine Zunge spielte mit ihrem Ohrläppchen.

„Und was war vorher? Warum hast du mich nicht einfach bei dir behalten, anstatt mich gegen die Elben zu schicken, um sie auszuspionieren?"

„Das lass mal schön meine Sorge sein! Es wäre eine Frage der Zeit gewesen bis sie dich rausgeholt hätten, doch langsam schwinden die Kräfte aller, besonders dein Elb wird langsam des Stresses müde." Er lachte böse.

Das Mädchen schlug ihn vor die Brust.

„Und nicht nur er. Ich habe bald auch keinen Nerv mehr. Irgendwann ist es auch für mich genug, schließlich bin ich nur ein Menschenmädchen."

„Du wirst genug dafür entschädigt werden, wenn mein Plan aufgeht hast du für immer ausgesorgt. Niemand wird es sich wagen auch nur etwas gegen deinen Willen zu unternehmen." Er ließ seine Hände über ihre Taille nach unten wandern.

„Und du glaubst durch deine lächerlichen Verführungskünste kannst du erreichen, dass ich alles für dich tue um an dieses Ziel zu kommen, das dein Plan aufgeht?" ironisch funkelte sie ihn an.

„Bis jetzt hat es funktioniert." Sein Blick wurde kühl.

„Und wie es aussieht, klappt es wohl nicht mehr so gut. Die Kleine sträubt sich, ja sie wehrt sich sogar mit allen Mitteln. Hast du das auch geplant?" kritisch musterte sie ihn.

„Nun ich sehe dich nicht alle Mittel einsetzen." Sagte sie herausfordernd.

„Du weißt was das bedeuten würde."

Azrael seufzte auf.

„Ja ich weiß es." Doch plötzlich fiel ihr etwas ein und sie wechselte schnell das Thema.

„Ich wollte mich übrigens noch bei dir bedanken."

Alrik stutzte.

„Bedanken? Wofür?"

„Das du diese Mistkerle umgebracht hast." Wütend ballte sie die Fäuste.
"Ich hätte es zwar lieber selber getan, aber die Hauptsache ist, jemand hat es getan."

Alrik grinste breit.

„Ich konnte doch die Entführer meine Ehefrau nicht ungestraft davon kommen lassen. Sie hätten beinahe die Mutter meines Nachfolgers umgebracht."

„Nicht nur umgebracht. Ich wollte dich deswegen auch was fragen. Du hast meine Erinnerungen gesehen, doch weiß ich nichts, was geschah nachdem ich das Bewusstsein verloren habe. Haben sie… Ich meine" sie wusste nicht wie sie es sagen sollte „Haben sie mich…" sie schaute ärgerlich wegen ihrer Unfähigkeit es auszusprechen weg.

„Nein haben sie nicht, die letzte Wache und der Hauptmann sind dazwischen gegangen. Können wir uns jetzt angenehmeren Dingen widmen?" fragte er ungeduldig.

„Warum denn so ungeduldig?" sie lachte leise. „Wenn du es doch so nötig hast, dann geh doch zu einer deiner Mädchen in Minas Morgul, oder willst du mir weismachen, dass du seit unserer Hochzeit nicht einmal mit einer anderen geschlafen hast?" interessiert schaute sie ihn an.

„Ich mag vielleicht evil sein, aber von Ehebruch halt ich nichts." Er funkelte sie an. „Hast du ein Problem damit?"

Überrascht hob Azrael eine Augenbraue.

„Nein, nein. Ich meine, du besitzt ja richtige Moralvorstellungen, zwar schlage ich meine Frau, aber sie betrügen würde ich nie."

„Tja, du kennst mich eben nicht halb so gut wie du meinst es zu tun."

„Du überrascht mich immer wieder, Alrik."

Ihre Hand strich über seine Wange.

Dieser grinste.

„Doch du bist auch nicht ohne." Er spielte mit einer ihrer Haarstränen.

„Wie meinst du das denn?"

„Du kannst einen genauso immer wieder aufs Neue erstaunen."

„Ich dachte, ich wäre so durchschaubar."

„Ja, in deinen Reaktionen, aber manchmal ist da noch ein hauch von neuem."

„Ach?" sie legte beide Hände auf seine Brust. „Etwa als ich es gewagt habe den Elben zu heiraten?"

„Zum Beispiel." Kam sie leicht zerknirschte antwort.

„Damit hast du nicht gerechnet, oder?"

„Wie sollte ich? Es wurden keine Boten zum quälen versendet." Er lachte böse. Auch Azrael lachte leise.

„Ärger dich nicht. DU hast einen Vorteil vor ihm."

„Und welchen?"

„Ich bin gerade hier, bei dir, und nicht bei ihm." Sie grinste.

„Das stimmt."

Verlangend küsste er sie.

Das Mädchen drückte sich an ihn und erwiderte diesen leidenschaftlich.

„Ok, ich gebe es zu, ich habe dich vermisst." Wieder küsste sie ihn und hielt sich an seinen Schultern fest.

Alrik fuhr ihr durchs Haar.

„Schön zu hören." Er zog sie näher an sich.

„Und ich? Habe ich dir wenigstens ein bisschen gefehlt?"

Hoffnungsvoll sah sie ihm in die Augen.

„Wäre ich sonst hier?" er verpasste ihr einen dunklen Knutschfleck.

„Du weißt gar nicht, wie gut das tut es zu hören."

Die drückte ihre Finger tief in die Stoff seiner Tunika.

„Wieso?"

Langsam schob er ihr Nachtgewand hoch.

„Weil du mich vorher wie Dreck behandelt hast und mir eingeredet hast mein Leben sei nichts wert. Aber das hier zeigt mir was anderes." Sie versuchte ungeduldig seine Tunika aufzuknöpfen.

„Und wenn schon, du bist meine Ehefrau." Er schob ihre Träger zur Seite und fing an quälend langsam nach unten zu küssen.

Azrael keuchte auf und wurde langsam ungeduldig.

„Also ist es nur die fleischliche Lust die dich her führt!"

„Sieh es wie du willst." Er verteilte kleine Bisse auf ihrem Körper.

Mit einer hektischen Bewegung streifte sie ihr Nachthemd hab.

„Das werde ich."

Erwartungsvoll sah sie ihn an, Alrik ließ seinen Blick genüsslich über sie schweifen.

„Wahrlich besser als jede Elbe" murmelte er vor sich hin. Das Mädchen hob eine Augenbraue.

„Ach so ist das, Hauptsache ich bin keine Elbe. Scheinst ja schon viele gehabt zu haben."

„Die ein oder andere war dabei, alle Klappergestelle, halten nichts aus." Sagte er hämisch und ließ seine Hände über ihren Körper gleite. Dabei saugte er an ihrem Hals.

„Ich könnte das wieder als Beleidigung verstehen, dass ich fett sei."

Sie versuchte sich nicht auf seine Berührungen zu konzentrieren, sondern versuchte ihn viel lieber mit Worten abzulenken, um ihn zu nerven und zu reizen.

„Das bist du nicht, Kleine, wahrlich nicht. Aber du bestehst zum glück nicht nur aus Haut und Knochen." Er fing an ihre Brüste zu massieren.

Genussvoll lehnte sie sich gegen seine Berührungen, öffnete seine Tunika nun vollends und streifte sie über seine Schulter.

„Du kannst dich aber auch sehen lassen, mein Lieber" sagte sie heiser und betrachtete ihn.
Alrik grinste breit.

„So einen Anblick lange nicht mehr gehabt?" er strich über ihre Oberschänkel

„Oh, so kann man das nicht sagen. Ich habe die Erkenntnis erlangt, dass Legolas auch nicht zu verachten ist." Sie kicherte leise, holte aber schnell scharf Luft „Was tust du da?"

Alrik schaute auf und grinste fies.

„Was ich da tue? Wonach fühlt es sich denn an?" fragte er herausfordernd. Doch das Mädchen sah sich im Moment nicht in der Lage zu antworten, sah ihn nur mit vor Leidenschaft verdunkelten Augen an.

Mit seiner freien Hand öffnete Alrik seine Hose.

„Wir wollen ja nicht, dass uns jemand zuvor kommt." Er grinste und küsste sie wieder.

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Nach einigen Stunden lag Azrael erschöpft auf einer Wiese in Bruchtal in Alriks Armen.

„Dann wollen wir mal schön die Daumen drücken das es funktioniert hat." Durchbrach er schließlich die Stille.

„Funktioniert hat?" fragend sah Azrael ihn an.

„Das mein Nachfolger unterwegs ist." Er grinste sie an.

„WAS?" erschrocken saute sie zurück. „Du… du…" sie wurde wütend.

„War das der einzige Grund, damit ich so schnell wie möglich schwanger werde?"

„Nicht der einzige, aber ein wichtiger." Er widerte Melkors Sohn ruhig. „Sei nicht so laut, man könnte dich hören."

„Das ist mir egal!" hektisch sprang sie auf und zog ihr Nachthemd über.

„Wie konnte ich schon wieder auf dich reinfallen? Schon wieder hast du es geschafft, mich zu verwirren um mich auszunutzen!" wütend funkelte sie ihn an.

„Auszunutzen ist so ein böses Wort, dir hat es doch auch gefallen!" er schaute zum Himmel „Du solltest langsam zurück, dein Elb könnte dumme Fragen stellen."

Azrael sah an sich runter.

„Es ist sowieso nicht zu übersehen."

Was sie damit meinte waren die etlichen Bisswunden und Knutschflecken, die nun ihren Körper zierten.

Alrik betrachtete sein Werk grinsend.

„Stimmt. Dann brauchst du dich ja auch nicht mehr zu beeilen."

„Wir werden uns dann wohl lange Zeit nicht wieder sehen, denn jetzt werde ich nie wieder meine Ruhe vor ihnen haben. Du bist wahrscheinlich auch noch stolz darauf!" sie deutete an sich runter.

„Es gab schon schlampigere Arbeit, aber warte ab, die Zeit wird kommen, wo ich dich zu mir holen werde, für immer."

Azrael kniete sich zu ihm auf den Boden.

„Und wie lange denkst du wird das dauern?"

„Kommt drauf an wann sich die Gelegenheit dazu ergibt. Aber ich werde die erstbeste nutzen, versprochen."

„Das ist auch besser für dich!" sie verpasste dem noch am Boden liegenden Alrik einen heftigen Kinnhaken. „Denn meine Geduld hält nicht ewig an!"

Dieser hielt sich die brennende Stelle.

„Miststück! Ich werde dich holen, wenn ICH es für die richtige Zeit halte, verstanden?" doch bevor er weiteres sagen oder tun konnte horchte er auf.

„Da kommt jemand, bis dann." Und weg war er, mit samt seiner Kleidung.

Azrael starrte noch Sekunden auf die Stelle am Boden, schnappte sich dann ihren Morgenmantel und schnürte ihn fest um sich. Erwartungsvoll sah sie in die Richtung der Schritte und harrte auf den, der da kommen mochte.

„Glorfindel?"

Dieser sah überrascht auf.

„Oh, was macht Ihr hier?" er musterte sie kurz. „Und in diesem Aufzug."

„Ich habe einen Spaziergang gemacht. Ich konnte nicht schlafen, außerdem wollte ich endlich mal ein bisschen Ruhe haben." Unauffällig versuchte sie sich den Mantel fester zu zumachen, damit er nichts bemerkte.

„Und Ihr?" neugierig sah sie ihn an.

„Der Tag bricht an, es ist nun mal meine Aufgabe zu sehen ob alles ruhig in Bruchtal ist. Ihr solltet wieder in Eure Zimmer gehen, Elladan wird sich sicher Sorgen machen."

„Ich wünschte ich hätte wenigstens manchmal ein eigenes Zimmer. Langsam ertrage ich es nicht mehr, dass mich alle wie ein rohes Ei behandeln." Sie seufzte, ein ‚außer Alrik' konnte sie sich grade noch verkneifen. „Aber Ihr habt wohl Recht."

Glorfindel verbeugte sich und ging weiter.

Azrael sah ihm noch kurz hinterher machte sich dann aber zu Elladans Zimmer auf.

Als sie eintrat eilte dieser sofort besorgt auf sie zu.

„Fuindi, wo warst du?"

„Ich war nur ein bisschen spazieren." Beschwichtigend sah sie ihn an, aber zog den Mantel noch enger. „Ich lege mich noch ein bisschen hin."

Der Elb sah sie besorgt an.

„Tu das, es ist noch früh." Dann stutzte er „Moment mal, was hast du da am Hals?"

„Nichts!" hektisch ging sie ein paar Schritte zurück. „Ich gehe jetzt besser schlafen." Sie verkroch sich im Bett.

Elladan schob ihr seltsames Verhalten noch auf die Entführung und setzte sich in einen Sessel um aus dem Fenster zu sehen.

„Bist du sauer?" fragte Azrael, sein schweigen falsch deutend.

„Nein, hätte ich einen Grund dazu?"

„Ich weiß es nicht. Du sitzt doch sonst nicht so nachdenklich einfach rum und starrst aus dem Fenster."

„Doch, aber das bekommst du nur nie mit, weil du sonst um diese Uhrzeit schläfst." Liebevoll lächelte er sie an.

„Und dann lässt du mich einfach alleine im Bett liegen? Gestern Abend hieß es noch, du seihst sooo müde und dann so wenig schlafen."

„Du weißt doch genau das Elben weniger schlaf brauchen als Menschen.

Aber wenn ich zu dir kommen soll musst du es nur sagen." Er grinste sie anzüglich an.

„Das habe ich nicht gesagt du unersättlicher Elb." Erschrocken dachte sie an die Nacht mit Alrik und wurde leicht rot um die Nase, was man jedoch sofort als Verlegenheit identifizieren konnte.

Irritiert sah Elladan sie an.

„Du bist doch sonst nicht so prüde, was ist los mit dir, Schatz?"

„Was soll mit mir los sein." Verteidigte sie sich verzweifelt.

„Du bist heute irgendwie anders... komisch, irgendwie."

„Bin ich nicht immer irgendwie seltsam?" sie schnitt eine Grimasse und drückte unbewusst die Decke fester an sich.

„Schon, aber anders." Er konnte es einfach nicht in Worte fassen. „Du wirkst... distanziert. Hab ich irgendwas falsch gemacht?"

Das Mädchen seufzte leise.

„Es liegt nicht an dir. Mach dir keine sorgen um mich Schatz."

„Wenn du das sagst, aber wenn du reden möchtest, ich bin immer für dich da, das weißt du." Erwiderte er sanft.

„Das weiß ich. Und ich bin dir sehr dankbar dafür. Aber damit muss ich selber erst einmal fertig werden."

Durch ihre Worte machte Elladan sich nur noch mehr Sorgen, nickte jedoch.

„Dann ruh dich erstmal aus, wir sprechen uns später vielleicht."

„Ist ok." Sie warf ihm einen Handkuss zu und schlummerte langsam ein, nach einigen Minuten schlief sie tief und fest.

Elladan stand auf und ging zu ihr rüber um die Decke, die etwas runter gerutscht war, höher zu ziehen, damit sie sich nicht erkältete.

Dabei verrutschte der Morgenmantel. Ungläubig starrte Elladan ihren Hals und Schultern an. Er konnte es einfach nicht fassen.

„Alrik..." murmelte er entsetzt.

Azrael drehte sich im Schlaf und murmelte leise einige Schimpfwörter, dadurch verbesserte sie die Sicht des Elben noch zusätzlich.

Dieser betrachtete Alriks „Kunstwerk" entsetzt, legte die Decke über sie und verließ fluchtartig das Zimmer.