Kapitel 47
Langsam wurde Galawen wach und fand sich auf einer harten Matratze, als Bett, in einem dunklen Raum wieder.
Mühsam richtete sie sich auf und rieb sich den Nacken.
/Was ist passiert/
Verwirrt sah sie sich um.
Feargil stand in einer dunkeln Ecke des Raumes, und beobachtete wie der Elbe langsam aufwachte und sich versuchte zu orientieren.
Sie hatte ihn anscheinend nicht bemerkt, stand auf und wollte zur Tür gehen. Jedoch konnten ihre Beine ihr Gewicht noch nicht tragen und so fiel sie und schlug hart am Boden auf.
„Verdammt!" fluchend rieb sie sich den Arm.
Feargil lachte höhnisch auf, mit einem großen Schritt war er bei ihr und sah auf sie herab.
„Sind wir etwa gestürzt?" heuchelte er Mitgefühl.
Erschrocken sah Galawen ihn an.
„Du?"
Panisch sah sie sich nach einem Fluchtweg um, doch Feargil stellte einen Fuß auf ihre Hand und verlagerte sein Gewicht darauf.
„Wo wollen wir denn hin?"
Die Elbe schrie mehr vor Schreck als vor Schmerz auf.
„Was willst du, warum hast du mich hier her gebracht? Wo immer hier ist."
„Immer der Reihe nach. Wir sind in Minas Morgul. Alrik und ich haben deine Ankunft schon lange ersehnt und was ich will?" er beugte sich zu ihr runter. „Rache." Flüsterte er leise aber gefährlich, seine dunkeln Augen funkelten.
Galawen fing an zu zittern, erst jetzt wurde ihr die feuchte Kälte de Kerkers bewusst, versuchte es jedoch zu unterdrücken.
„Rache? Wofür? Ich hab dir nie etwas getan!"
„Du nicht, aber deine beste Freundin."
„Was kann ich dafür was Azrael tut?" fuhr die Elbe ungehalten auf, doch Feargil trat fester zu.
„Sie steht unter Alriks Schutz. Und wie kann ich ihr besser schaden, als mir ihre beste Freundin vorzunehmen?"
Galawen konnte einen erneuten Schrei grade noch unterdrücken, diesen Triumph wollte sie ihn nicht lassen.
„Was willst du tun?"
Feargil hob den Fuß, packte sie jedoch stattdessen am Kragen und zog sie zu sich hoch.
„Keine Sorge, es wird dir gefallen." Er grinste böse.
Krampfhaft versuchte sie seinen Griff zu lösen.
„Gefallen?" ihre Stimme klang seltsam hoch. „Wie könnte etwas, was von dir kommt, mir gefallen?"
„Wer nicht frech, kleine Elbe!" mit der freien Hand gab er ihr eine Ohrfeige.
Von dem Schwung des Schlages wurde Galawens Kopf zur Seite geschleudert.
„Du erträgst die Wahrheit doch nur nicht." Sagte sie leise aber deutlich.
Feargil legte langsam eine Hand um ihren Hals und drückte zu.
„Lass... mich los!" schrie die Elbe panisch und zappelte, beim Versuch sich zu befreien.
„Feargil!" Alrik stand plötzlich mitten im Raum und sah den Elb scharf an.
„Unser Gast sollte eigentlich noch am Leben bleiben, vorerst."
Dieser ließ Galawen erschrocken fallen, verbeugte sich hastig vor Alrik und verließ den Raum.
Hustend hockte Galawen auf dem Boden.
„Was stört es dich, ob ich lebe oder nicht?" fragte sie heiser, als sie wieder einigermaßen Luft bekam.
Abwertend sah Alrik auf sie runter
„Du bist als Geisel lebend viel wertvoller. Steh auf Elbe!"
Schwankend kam sie auf die Beine.
„Was willst du?"
„Mich nach meinem Gast erkundigen, gefällt Euch Euer Zimmer?" fragte er sarkastisch.
„Und wie!" antwortete die Elbe ebenso sarkastisch „Vielleicht etwas dunkel hier, und die Aussicht ist auch etwas dürftig, aber kann ich mich sonst nicht beklagen."
„Das freut mich zu hören. Ihr habt extra die schönste Zelle von allen bekommen." Er lachte auf. „Extra für den hohen Besuch reserviert."
„Du bist wirklich zu liebenswürdig!" sagte Galawen und spuckte ihm vor die Füße.
Hart fasste Alrik sie am Kinn und zog ihr Gesicht zu sich.
„Das ist aber gar nicht nett, meine Liebe!" zischte er leise.
„Nett? Gerade du redest von nett?" sie benutzte extra nicht die respektvolle Anrede, sie wollte nicht, dass er das Gefühl hatte, sie würde sich kampflos ausliefern. Wütend funkelte sie ihn an, doch tat sie um einiges mutiger als sie sich fühlte.
„Wir sind aber heute unfreundlich, Elbe. Bekommt Euch der Besuch in Minas Morgul etwa nicht? Vermisst Ihr etwa Euren holden Gatten?"
„Meinen Gatten?" plötzlich konnte sie sich nicht mehr richtig konzentrieren. Ihr Blick wanderte immer wieder runter zu Alriks Lippen.
Dies bemerkte auch Alrik und zog höhnisch lächelnd eine Augenbraue in die Höhe.
„Aber, aber meine Liebe, was hegt ihr denn für Gedanken?"
„Gar keine!" sagte Galawen schnell und zwang sich ihm in die Augen zu sehen, sie durfte seiner Anziehungskraft jetzt nicht erliegen.
„Was bildest du dir eigentlich ein? Außerdem bin ich nicht deine Liebe!" fügte sie bissig hinzu.
„LIEBES, was ich mir einbilde? Die Frage ist, was glaubt Ihr, wer Ihr seid, Euch, Eurem zukünftigem Herrscher zu widersetzen."
„Zukünftiger Herrscher?" sie lachte kurz auf. „Du bist ein Nichts! Ein möchte gern Herrscher, der es nie zu etwas bringen wird."
Doch trotz ihrer harten Worte lehnte sie sich leicht gegen ihn, da er sie ja immer noch fest hielt.
„Willst du etwa, dass ich dich mit Feargil alleine lasse?" wütend funkelte er sie an.
„Nein!" fast flehend sah sie ihn an.
„Mögt Ihr den lieben Feargil etwa nicht?"
„Er ist... widerlich! Ich kann nur allzu gut Azrael verstehen, dass sie nichts mit ihm zu tun haben will."
Wütend verzog Alrik das Gesicht.
„Sie hat sich von diesem Elben fern zu halten. Aber seht mal von seinem kranken Charakter und seinem Wahnsinn ab, sonst ist er doch nett." Er grinste böse.
„Was bleibt da sonst noch übrig? Er hat doch noch nicht mal mehr das, was einen Mann ausmacht!"
Doch Alrik grinste sie böse an
„Ach, glaubt Ihr das?"
„Das müsstest du doch am besten wissen!" herausfordernd sah Gala ihn an,
„Ihr glaubt wohl alles was Azrael Euch erzählt, so wie sie alles glaubt, was ich sage."
Galawen wurde bleich.
„Du meinst… er hat noch…"
Alrik schuppste sie aufs Bett.
„Er hat was?"
„Er ist nicht Feargil, der Schwanzlos?" hart landete sie auf der Matratze.
Melkors Sohn lachte laut auf.
„Kommt diese Bezeichnung von Azrael?"
„Nein..." sie wurde rot und versuchte krampfhaft ihn nicht anzusehen. Langsam wurde sie verdammt nervös.
Alrik näherte sich langsam dem Bett.
„Was habt Ihr denn, Elbe?" fragte er spöttisch „Habt ihr Angst?"
Ruckartig sah sie ihn an.
„Sollte... ich das?"
So weit es ging, versuchte Galawen vor ihm zurückzuweichen, was er breit grinsend bemerkte.
Genau vor dem Bett blieb er stehen und schaute auf sie runter, gefährlich blitzte es in seinen Augen auf.
„Ja, das solltet Ihr."
Die Elbe zwang sich, ihre Angst sich nicht allzu sehr anmerken zu lassen.
„Wieso? Nur weil du Alrik bist?"
Das brachte ihn zum Lachen.
„Das ist einer der Gründe. Ich bin außerdem größer und stärker als Ihr, meine liebe Elbe."
„Und? Was willst du schon machen? Töten geht ja schlecht." Trotzig sah sie ihn an.
„Ich könnte viele schlimme Dinge mit dir anstellen." Langsam kniete er sich aufs Bett.
Galawen zuckte zusammen.
„Und Azrael damit betrügen? Nie!"
Böse grinste Alrik sie an.
„Da habt Ihr Recht, das überlasse ich lieber Feargil." Er wollte wieder aufstehen doch Galawen hielt ihn fest.
„Bitte tu das nicht!"
Melkors Sohn hob eine Augenbraue.
„Und warum nicht?"
„Weil…" sie musste sich schnell etwas überlegen also sagte sie das was ihr als erstes einfiel. „Weil er Feargil ist!"
„Ach, glaubt Ihr, Ihr seid hier, um Euch zu erholen?"
Krampfhaft sah sie an ihm vorbei.
„Aber das...? Das kannst du doch nicht wollen!"
Hart faste er sie am Kinn und zwang sie ihn anzusehen.
„Und warum sollte ich das nicht wollen?"
„Du kannst doch kein Unelb sein, oder was immer du bist."
Böse sah Alrik sie an.
„Nenn mich nicht Elb!" er ließ sie kurz los um ihr eine schallende Ohrfeige zu geben, hielt sie dann aber wieder am Kinn fest. „Hast du vergessen WER ich bin?"
Der Schlag trieb ihr die Tränen in die Augen.
„Sohn Melkors und einer Elbe."
„Woher weißt du das?" seine Augen blitzten „Hat Azrael dir das erzählt?"
Doch die Elbe schwieg.
Mit einem Ruck hob Alrik sie hoch und drückte sie mit den Rücken gegen eine Wand.
„REDE!"
„Ja..." keuchte Gala verzweifelt.
Alrik lockerte den Griff etwas.
„Also?"
„Sie hat es erzählt, mir genauso wie den anderen."
„Also weiß es ganz Bruchtal schon." Er wurde wütend. „Kennst du sie?"
„Nein." Doch die Antwort kam etwas zu schnell
Misstrauisch sah Alrik sie an.
„Du verschweigst mir etwas, ebenso wie Azrael. Aber bei dir habe ich keine Hemmungen es dir rauszuprügeln."
Er lachte böse als er fühlte wie die Elbe anfing zu zittern, denn sie wusste, dass es keine leere Drohung war.
„Sie war meine Cousine."
„Ich bin in Elbischen Stammbäumen nicht so unterwandert, mit wem ist sie noch verwandt?"
„Galadriel." Sie wollte unbedingt vermeiden Elladan mit ins Spiel zu bringen.
Alrik hob eine Augenbraue.
„Das ist ja interessant. War sie ihre Tochter oder Schwester?"
„Ich weiß es nicht."
„Ihr seid doch Galadriels Nichte. SPRICH ENDLICH!
„Nein!"
Alrik verpasste ihr erst einen Kinnhaken und dann einen Schlag in den Magen.
Keuchend krümmte Galawen sich zusammen und schnappte nach Luft, konnte jedoch nicht zu Boden gehen, da er sie immer noch festhielt.
Gespielt freundlich sag er sie an.
„Also, wollt Ihr immer noch nicht reden?"
„Ich darf es nicht sagen..." brachte sie keuchend hervor.
„Und wieso nicht?"
„Du würdest sie umbringen"
„Wen? Ach ihre Verwandten, ja und?"
„Das darf nicht passieren."
„Kleine, was passieren darf und was nicht, entscheide ganz allein ich. Also, nenn mir die Namen."
Galawen schloss die Augen.
„Es tut mir Leid... Sie war ihr Tochter."
Alrik hätte sie beinahe fallen gelassen, so erschrocken war er, doch hatte er sich schnell wieder unter Kontrolle.
„Galadriels Tochter… Elronds Ehefrau und Mutter der Zwillinge." Kalt musterte er sie „Habe ich recht?"
„Ja." Ängstlich sah sie ihn an.
Zornig schleuderte er sie gegen die gegenüberliegende Wand.
„VERFLUCHT!" schrie er wütend auf.
Benommen rutschte die Elbe zu Boden.
„Du müsstest Azrael genauso töten…" sie lachte leise und hysterisch.
„Halt die Klappe!"
„Es ist doch eh egal, sie war meine Cousine, ob du mich jetzt tötest oder später, was macht das schon, kleiner Großneffe?"
„Ich sagte halt deine Klappe!" wütend lief er im Raum auf und ab.
Doch Galawen lachte wieder leise.
„Ganz schöner Schock oder? Verwand mit einer der bekanntesten ELBENfamilien Mittelerdes, obwohl du die Elben hasst." Sie stand schwankend auf und ging auf ihn zu. „Oder wird man mit einem Familienfest rechnen dürfen?"
Wütend blitzte Alrik sie an.
„Ich werde euch alle umbringen!"
„Das sagtest du schon. Aber das hättest du auch so gemacht, stimmts?" sie stand nun direkt vor ihm.
„Aber jetzt habe ich einen Grund mehr, diese verfluchte Familie allesamt zu töten."
„Du redest auch von DEINER Familie."
„Ich brauche keine Familie."
„Doch, die brauchst du, sonst würdest du Azrael nicht so brauchen." Sagte sie fast schon sanft.
Abwertend sah Alrik die Elbe an.
„Ich BRAUCHE Azrael nicht."
„Du liebst sie, stimmts?" fragte Galawen ihm stattdessen einfach ins Gesicht.
Alriks böse Fassade fing das erste Mal an zu bröckeln.
„Ich wüsste nicht, was dich das angeht."
„Sie ist immerhin meine beste Freundin."
„Nicht wenn du tot bist."
„Aber bis dahin, und sie müsstest du eigentlich dann auch töten."
„Nicht das ich wüsste."
„Sie ist schließlich mit Elladan verheiratet."
Wütend schaute Alrik Galawen an.
„Verflucht sei sie, warum hat sie das getan?" seine Stimme klang gepresst.
„Weil sie IHN liebt, was denkst du denn?" fast schon amüsiert blickte sie ihn an, was Melkors Sohn nur noch mehr reizte.
„Sie hat ihn zu vergessen, sie gehört zu mir und nicht zu diesem Elb!"
„Das sehen die beiden aber anders. Tja, scheint deine Anziehungskraft wohl versagt zu haben."
„Sie wird noch zu mir kommen und wenn ich sie dazu zwingen muss!"
Galawen seufzte auf.
„Sie hatte eindeutig Recht, du wiederholst dich ständig. Fällt dir nichts Neues mehr ein?"
Alrik gab Gala eine saftige Ohrfeige.
„Werd bloß nicht frech, Elbe!"
Diese stolperte einige Schritte zurück und hielt sich die schmerzende Wange, ließ sich davon aber nicht mehr groß beeindrucken.
„Das ist auch nichts Neues mehr."
„Vielleicht wiederhole ich mich, aber ich bekomme immer was ich will. Und zu Zeit sind das zwei Dinge. Die Macht über Mittelerde und Azrael."
„Azrael hast du nicht bekommen, wie man sieht. Und die Macht über Mittelerde ist auch noch recht fraglich." Sagte sie lauter als eigentlich nötig, wenn es jemand draußen hörte, umso besser.
„Ich werde beides bekommen, wenn nötig mit Gewalt. Azrael hat sich zu fügen und wenn erst mal all ihre Freunde tot sind, wird sie keine Wahl mehr haben."
Er war einen letzten wütenden Blick auf Galawen, trat dann nach draußen und schloss die Tür hinter sich ab.
