Glorfindel
Glorfindel hatte Glück. Der erste Tag seines Versuches, die Orkfrau zu erobern, begann mit einem nahezu phantastischen Frühlingsmorgen. Die Vögel balzten um die Wette, Tau tropfte von den Tannenzapfen und der Blütenstaub der ersten Frühblüher schwängerte die Luft.
Frisch gekämmt eilte Glorfindel bei Sonnenaufgang zu dem Gemach Eruiwens und klopfte höflich an. Minuten vergingen bevor sie öffnete und ihn müde und fragend anschaute.
„Guten Morgen!", trällerte er fröhlich und reichte Eruiwen einen Blumenstrauß.
Dass die Blumen in dem abgedunkelten Zimmer nicht lange überleben würden, ignorierte er großzügig, denn darauf kam es nicht an. Viel wichtiger war ihm Eruiwens dankbares Lächeln, welches sie ihm nach einem satten Aufstoßen schenkte. Gedanklich notierte er ihren gesunden Appetit, ihre Vorliebe für Schneeglöckchen und den angenehmen Duft, den sie danach zur Abwechslung einmal verbreitete.
„Ich wollte fragen, ob Ihr nicht an einem kleinen Ausritt interessiert seid. Die Umgebung von Imladris ist wundervoll und einmalig!", fuhr er in schwärmenden Ton fort.
Dass die Orkfrau kein Wort von sich gab, irritierte ihn zwar ungemein, aber schweigsame Frauen waren ohnehin besser als Plaudertaschen. Denen musste man nur ständig mit der eigenen Zunge den Mund stopfen.
„Und mein Pferd erst...", lockte er weiter. „Das ist auch wundervoll und einmalig."
Den kurzen Gedanken daran, dass Eruiwen auch dieses gnadenlos verspeisen würde, verdrängte er allein bei der Vorstellung, wie sie sich ihm danach hingab. DAS war ihm Asfaloth wert!
Eruiwen jedoch machte keine Anstalten, sich auch nur die Schuhe anzuziehen... die sie bei ihren schmutzigen, langen Krallen an den Füßen auch gar nicht nötig hatte. Entsetzt sah sie nur den blonden Schönling an und warf einen argwöhnischen Blick auf den mit Sonnenlicht durchfluteten Flur
Glorfindel hätte sich selbst ohrfeigen können. Natürlich! Eruiwen war am frühen Morgen gekommen, nachdem sie die gesamte Nacht hindurch gewandert war, weil sie die Sonne nicht vertrug... Sie war ja schließlich kein Uruk-hai!
Verdampften Orks eigentlich im Sonnenlicht? Zerfielen sie zu Staub oder bekamen sie arge Brandblasen?
Glorfindel verschob die Antworten auf diese Fragen auf einen späteren Zeitpunkt. Er verabschiedete sich nur hastig, wünschte ihr eine gute Nacht und eilte davon.
„FIGWIIIIIIIIT!", brüllte er nur Minuten später durch das Haus. „Sorg dafür, dass sie sich wäscht! Dringendst!"
Den Rest des Tages polierte er die Hufe seines Schimmels, wachste den Sattel und striegelte sein blondes Haar.
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Kaum war der Abend angebrochen stand er erneut vor Eruiwens Tür – wieder mit Blümchen und wieder mit einem breiten und hoffnungsvollen Lächeln. Eruiwen ließ ihn gar nicht zu Wort kommen. Sie entriss ihm die Blüten, schmatze laut und genüsslich, packte ihn am Handgelenk und führte ihn zum Ausgang des Hauses.
Ein wenig missfiel ihm das. Frauen hatten seiner Ansicht nach nichts zu bestimmen – und schon gar nicht ihm, einem solch edlen und reinrassigen Krieger. Aber ihre euterähnlichen Brüste, deren nicht gerade kleine Verhärtungen sich durch den Stoff ihres Hemdes abzeichneten, besänftigten seinen Unmut und sorgten für eine ganz andere Art der Erregung. Eilig führte er sie zum Stall.
„Das ist Asfaloth, seines Zeichens Pferd", stellte Glorfindel sein Reittier vor. „Er macht gute fünfzig Meilen in der Stunde, kommt von 0 auf 30 in etwa 23 Sekunden. Seine Beine sind sechs Fuß lang und er ist mit echtem Mithril beschlagen! Es hat sehr intensiver Pflege bedurft, um ihn so schön weiß zu bekommen."
Eruiwen warf nur einen kurzen, desinteressierten Blick auf die rassigen Nüstern des Tieres und tastete mit ihren Fingern nur den Sattel ab, als wolle sie prüfen, wie weich er ist.
„Edelstes Hirschleder! Im hohen Norden gejagt, gehäutet und von Spezialisten der Noldo gegerbt und gefärbt. Diesen Sattel gibt es nur in dieser Ausführung!"
Eruiwen nickte erneut desinteressiert und ließ sich von Glorfindel aufhelfen.
Nie hätte er gedacht, dass er einmal davon träumen würde, eine frisch gewaschene und wohlig duftende Orkfrau in seinen Armen halten zu dürfen, und nie hatte er geglaubt, dass sich dieser Traum der letzten Stunden auf seinem Pferd realisieren würde. Und was man nicht alles auf dem Rücken eines Pferdes ausprobieren konnte...
Obwohl Asfaloth einen sicheren Schritt besaß und sich nur langsam fortbewegte, hielt es Glorfindel UNBEDINGT für nötig, Eruiwen mit seinem Arm zu umschlingen und fest an sich zu drücken. Sie sollte die Sicherheit und Geborgenheit spüren, die er ihr zu bieten hatte. Plan B sollte gar nicht erst in Kraft treten müssen.
Doch kaum dreißig Minuten später verkrampfte er mehr und mehr, weil Eruiwen wie ein steifes Brett in seinen Armen hing. Mit einer geschickten Bewegung wollte er diese Fehlhaltung ausgleichen... so geschickt, dass er dabei versehentlich – ja wirklich! - ihre Brüste streifte und sofort eine wachsende Erregung in seiner Hose verspürte, die auch Eruiwen nicht entgehen konnte.
Nervös rutschte sie auf dem Sattel hin und her und klemmte dabei sein wichtigstes Stück zwischen ihren breiten Hintern und den Sattel.
Ein Schrei, und drei Sekunden später stand Glorfindel neben dem Pferd, suchte hastig nach einer Möglichkeit, seine „Verletzung" zu kühlen und fand keine.
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Die erste Nacht war voll in die Hose gegangen – im wahrsten Sinne des Wortes. Den zweiten Tag seiner Frist verbrachte Glorfindel in einem Eisbad. Elbereth hatte diese Frau einen harten Hintern! Bei ihrer Größe hatte er das nie vermutet.
Doch in der darauf folgenden Nacht glaubte er wieder fit zu sein. Plan B musste doch noch in Kraft treten.
Geborgenheit und Sicherheit, das war es, was Frauen wollten. Also musste eine Gefahr her. Figwit.
Der wollte zwar nicht, musste aber, denn schließlich hatte er das kürzeste Los von allen gezogen.
Die Sonne war noch nicht richtig untergegangen, da hallte ein Schrei durch die Gänge von Elronds Haus. Erschrocken sprangen alle aus den Betten, bewaffneten sich zusätzlich zu ihren soeben polierten Schwerten mit Dolchen und hasteten in die Richtung, aus welcher der Schrei gekommen war.
Schon bald standen sie vor Eruiwens Zimmer und hörten lautes Gezeter und Elladan stieß mit einer eleganten Bewegung die Tür auf. Erhellt vom glühenden Licht der Abendsonne stand Eruiwen am Fenster und lachte schallend, sprang erfreut auf und ab und kaute Schneeglöckchen.
Glorfindel stand nahe bei ihr, hatte Figwit am Ohr gepackt und schrie wild auf ihn ein. In der anderen Hand hielt er sein Schwert – sein echtes! - und zerstückelte wild einen herabgefallenen Vorhang, der eigentlich Eruiwen vor der Sonne hätte schützen sollen und sich auf seltsame Weise aus der Verankerung in der Wand gelöst hatte.
Niemand verstand ein Wort, denn alles, was Glorfindel brüllte, wurde von Figwits jämmerlichem: „Aber Herr! Aber Herr!" übertönt.
Wütend drehte sich Glorfindel schließlich um, stieß die verwundert starrenden Elben beiseite und verließ den Raum.
„Aber Herr!", kreischte ihm Figwit hinterher. „Ihr habt mir nicht gesagt, dass es mir verboten ist, ihr „Elronds-Spezial-Sonnencreme" zu geben!"
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Auf die restliche, ihm zur Verfügung stehende Zeit, Eruiwen zum Fischen zu überreden, verzichtete Glorfindel großzügig. Wie er den Elben von Imladris am nächsten Morgen beim Frühstück verkündete, hatte er seine Vorliebe für Abstinenz entdeckt.
