Bitter Hearts
von Rilla

Disclaimer (Rilla): Mir gehört nichts, was ihr wieder erkennt. Ich verdiene kein Geld damit
Disclaimer (Nici1807): Mir gehört ebenfalls nicht, weder die Personen noch die Story. Alles gehört JKR bzw. Rilla.

Ein riesengroßes Dankeschön geht wieder ein meinen Betas Pima und CallistaEvans!
Ich bedanke mich auch bei Maria3261102, MissySnape, Skoyer, Mina Harker Wilhelmina Murray, Angel-of-Mystic, Auriane, Leoka, CallistaEvans, Ginny-the-dark, Kissymouse, pima, McAbe, MomoSnape, Celina-HP, Nifilwen und eiskugel für die Reviews.

Ich hoffe, das nächste Kapitel gefällt Euch auch.
Es ist ein bisschen traurig… /Taschentücher verteil/


Kapitel 25 – Der erste Jahrestag

Der dreizehnte Mai kam viel zu schnell und überrannte Hermione vollkommen. Sie hatte die Flut an Emotionen nicht erwartet, die sie überkam, als sie am Morgen erwachte und das Datum realisierte.
Nachdem sie ihr die Situation geschildert hatte, war Madam Pince schnell bereit gewesen, ihr frei zu geben. Sie ließ die älteren Kinder bei Hagrid, nahm Theresa mit hinunter zum See und setzte sich mit ihr unter einen Baum. Das Baby begann schnell mit einem merkwürdigen Robben den Rasen zu erkunden. Es zog dabei das ganze Körpergewicht mit den Armen vorwärts.

Hermione legte ihren Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
„Mark? Bist du hier bei mir? Natürlich bist du … es ist irgendwie ein Jahrestag für uns, denke ich. Heute vor einem Jahr habe ich dich verloren, mein Engel. In der einen Minute warst du noch bei uns und in der nächsten warst du einfach weg. Ich wünschte, ich hätte es kommen sehen … ich wünschte, ich hätte ‚Auf Wiedersehen' sagen können.
Du solltest die Kinder jetzt sehen. Marka ist so groß, sie lernt schon lesen und schreiben. Sie ist eine Hexe, genau wie ihre Mutter. Sie vermisst dich so sehr. Manchmal finde ich sie, wie sie vor deinem Bild – das, mit dem ich immer rede - sitzt und weint. Noah ist jetzt schon ein kleiner Junge, kein Baby mehr. Er ist fast drei, kannst du dir das vorstellen? Du würdest soviel Freude mit ihm haben; er ist so ein komisches Kind. Du würdest Theresa lieben. Sie ist schon sechs Monate alt. Ich habe sie nach deiner Großmutter benannt, weißt du? Natürlich weißt du es, ich habe es dir schon erzählt, nicht wahr?"

Sie blickte hinunter, um das Baby zu beobachten.
„Es war ein langes Jahr, mein Schatz. Ich hatte nie gedacht, dass ich das alles noch einmal durchmachen müsste. Erinnerst du dich, als ich dir von meinen beiden Freunden erzählt habe, die getötet wurden? Hier sind wir zusammen aufgewachsen. Bist du ihnen schon begegnet? Sag ihnen, dass ich sie grüße, ok? Harry und Ron. Ich bin mir sicher, dass sie irgendwo zusammen sind; wahrscheinlich beim Quidditchspielen. Du hättest Quidditch gemocht. Es ist nicht so viel anders, als das Spiel, welches du gespielt hast. Lacrosse (1) hieß es, oder? Nun, eigentlich ist es schon anders, aber ich bin mir sicher, du hättest es genauso gerne gemocht.
Ich vermisse dich. Du weißt das. Wir alle vermissen dich. Bitte bleib in unserer Nähe. Es wird langsam besser, aber ich bin nicht sicher, ob ich bereit bin, dich loszulassen. Wenn du jetzt hier wärst, würdest du sicher irgendetwas Ritterliches und Heldenhaftes sagen, wie ‚Es ist Zeit, Dein Leben weiterzuleben, Hermione'. Ich versuche es. Ich muss hier ganz von vorne anfangen, aber ich versuche es."

Sie beugte sich nach vorne, stützte sich auf das Gras und begann zu schluchzen. Sie wusste nicht einmal mehr, warum genau sie weinte, nur, dass sie nicht damit aufhören konnte. Theresa drehte sich um und robbte zu ihr zurück. Sie vergrub das Gesicht in ihren Händen und weinte solange, bis sie nicht mehr die Kraft dazu hatte. Wenigstens war sie nicht mehr empfindungslos; Verzweiflung und Leere waren ihr lieber als jene verstümmelte Form von Nichts, die sie in den ersten Wochen nach Marks Tod empfunden hatte.

Entfernte Schritte erklangen leise hinter ihr. Sie kamen näher und hielten inne. Sie hörte, wie Severus sich neben sie kniete. Er legte eine Hand auf ihre Schulter.
„Hermione?"
Sie sah zu ihm auf.
„Ich habe mit Madam Pince über den heutigen Tag gesprochen. Wenn da etwas ist, worüber du reden möchtest …"
„Ich denke nicht, dass du verstehen könntest, was ich durchgemacht habe, Severus", sagte sie unter Tränen. Es klang nicht verärgert, jedes Wort unterstrich nur ihre tiefe Traurigkeit deutlich. „Ich denke, du solltest einfach gehen. Ich bin im Moment keine gute Gesellschaft – für niemanden. Bitte, lass mich einfach alleine."
„Hermione … ich möchte, dass du weißt …"
„Geh einfach. Bitte!" Sie brach zusammen und sah durch die Grashalme, wie seine Schritte langsam den Hügel hinauf verschwanden.

In Wirklichkeit wünschte sie sich jemanden zum Reden; jemanden, der ihr durchs Haar strich und ihr sagte, dass alles gut werden würde. Sie wollte Severus dafür jedoch nicht ausnutzen. Er hatte schon genug durchgestanden. Ihre Trauer war durchsetzt mit nagenden Schuldgefühlen für das, was sie gerade zu ihm gesagt hatte, aber es war kein Kampf, den er führen müsste. Es war alleine ihrer. Sie putzte ihre Nase am Ärmel ab, nahm Theresa hoch und ging zu Hagrids Hütte.

-o-

Als sie in das Schloss zurückkehrte, rannte sie in Tonks, die gerade ihre letzte Klasse für den heutigen Tag entließ. Tonks legte einen Arm und sie, und Hermione wusste, dass sie verstand, welcher Tag heute war.

Sie war dankbar, dass Tonks nicht versuchte mit ihr zu reden, während sie zurück zu ihren Räumen gingen. Stattdessen plapperte sie mit Theresa, die gurrend antwortete. Als sie Hermiones Quartier betraten, nahm Tonks ihr das Baby ab.
„Ich hole dir ein Glas Wasser", sagte sie.
Marka setzte sich neben Hermione auf die Couch.
„Mami? Du weinst, weil Papi gestorben ist, oder?"
Hermione schaffte ein schwaches Nicken.
„Und er kommt nicht wieder?" Sie schüttelte den Kopf.
„Das macht mich auch manchmal traurig." Marka legte ihren Kopf in Hermiones Schoss. Sie entfernte die winzigen Gummis, die Markas Zöpfe hielten und strich durch das weiche schwarze Haar ihrer Tochter.
„Es ist Ok, Baby", flüsterte sie. „Du weißt doch, dass du mit Papi reden kannst, wann immer du möchtest, nicht wahr? Er hört dir immer zu. Ich bin heute nur ein bisschen mehr traurig, weil es heute genau ein Jahr her ist, seit Papi weg ist." Sie räusperte sich und setzte Marka auf ihren Schoss. „Lass uns über etwas Erfreulicheres reden. Wie gehen deine Unterrichtsstunden voran?"
„Gut! Ich kann jetzt eine Feder schweben lassen. Presser Flitwick sagt, dass er dir zu Ehren Punkte an Griff-door geben würde, wenn er könnte. Was heißt das?"
Hermione lachte. „Du wirst es herausfinden, wenn du hier zur Schule gehst, Süße."
„Ich kann meinen Namen schreiben und Noahs und deinen. Aber ich übe immer noch Theresa und Severus. Die sind schwierig."

Tonks kam mit Hermiones Wasser aus der Küche und setzte Theresa auf ihren Schoss.
„Brauchst du sonst noch was?"
Hermione schüttelte den Kopf. „Nein, Tonks. Ich denke, wir kommen zurecht. Wir brauchen nur ein bisschen Ruhe."
„Dann ist gut." Sie beugte sich hinunter und küsste Hermione auf den Kopf bevor sie ging.

-o-

Es war eine große Portion Beklemmung dabei, als Hermione sich in dieser Nacht erlaubte einzuschlafen. Die Emotionen, die sie an diesem Tag mit solcher Stärke überfallen hatten, würden sie mit Sicherheit auch in ihren Träumen verfolgen. Auch waren es die gleichen Gefühle, die ihr fast das letzte bisschen Kraft abverlangten. Bald rasten ihre Gedanken, als der Nebel sich verzog und sich das Thema ihres Traumes offenbarte.

Sie stand in ihrem Hochzeitskleid am Meer und blickte auf die tiefblauen Wellen wie sie mit dem glänzend blauen Himmel verschmolzen. Mark stand neben ihr, keine Berührungen, keine Worte, nur in gemeinsamer Beobachtung, den unendlichen Anblick einstimmig einvernehmend. Der Wind wurde heftiger und bald peitschte ihr weiter Rock gegen die Wellen, welche sich nach ihr ausstreckten, um ihre Hände und ihr Gesicht zu benetzen. Sie sah sich selbst aus weiter Entfernung, wie ihr Haar durcheinander wehte. Mark war nirgends mehr zu sehen.

Der Himmel wurde grau und dunkel, und sie sah aus dieser Perspektive geisterhaft aus; kaum noch lebendig. Ihre Haut war fast durchscheinend fahl, eine Farbe, die ihr seltsam vertraut vorkam, obwohl sie sie nicht zuordnen konnte. Sie sah, wie ihr Haar sich silbern verfärbte und dann weiß wurde, während es die ganze Zeit über wie wild im Sturmwind tanzte. Ihr älteres Ich stand vollkommen still, eine Silhouette in einem schneeweißen Kleid gegen das dunkle Nichts des Himmels und der See. Ihre Haut begann hart zu werden, was ihr den Eindruck von rauem Stein verlieh, bevor sie von Kopf abwärts bis zu den Füßen abblätterte. Zurück blieb ein Haufen weißer Satin, der in einer Pfütze auf den Felsen liegen blieb, als die Asche ihres früheren Selbst über das Wasser flüchtete.

Hermione wachte schwer atmend auf. Sie inspizierte ihre Umgebung und fühlte sich seltsam erleichtert und klaren Kopfes, als sie sah, dass Theresa immer noch tief und fest in ihrer Wiege schlief und ihre Wange gegen das Kissen gedrückt hatte. Vor einem Jahr war sie mit dem Wunsch schlafen gegangen, niemals wieder aufzuwachen. Jetzt aber fühlte sie sich, als könnte sie tief und fest schlafen, sogar wenn ihr Kummer sanft neben ihr auf dem Kissen lag.


-TBC-


A/N: Hermiones Gespräch mit Mark ist stark von Ginger Rogers Rede inspiriert, die diese am Ende des Films "Tender Comrade" an ihr Baby richtet.
(1) Ü/N: Lacrosse ist eine Mannschaftssportart mit indianischem Ursprung und großer Popularität in Nordamerika, England und Australien. Herren-Lacrosse gilt als die schnellste Mannschaftssportart auf zwei Beinen. Das Ziel des Spiels ist es, den faustgroßen Hartgummiball mit dem Schläger in das 1,8m x 1,8m große gegnerische Tor zu werfen. Herren-Lacrosse vereint Elemente aus American Football, Basketball, Feld- und Eishockey sowie Fußball. Die Spieler sind durch eine Schutzausrüstung ähnlich wie beim Eishockey geschützt. (Quelle: passau-lacrosse.de)


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