Bitter Hearts
von Rilla

Disclaimer (Rilla): Mir gehört nichts, was ihr wieder erkennt. Ich verdiene kein Geld damit.
Disclaimer (Nici): Mir gehört ebenfalls nicht, weder die Personen noch die Story. Alles gehört JKR bzw. Rilla.

Ein riesengroßes Dankeschön geht wieder an meine Beta CallistaEvans und an alle Reviewer!


Kapitel 41 – Der große Tag ist da

Sehr zu Freude drei sehr aufgeregter Kinder, reisten Margaret und Roger Granger drei Tage vor Weihnachten an. Hermione war deswegen nicht weniger begeistert, gab es ihr doch Zeit für sich, um sich ganz auf die Hochzeit zu konzentrieren. Sie war froh, dass sie eine Zeit ausgesucht hatten, in der das Schloss fast leer war. Weder sie noch Severus wollten extra Aufsehen wegen der Hochzeit erregen.

Sie genoss es, ihre Mutter um sich zu haben, mit der sie über ihre Gefühle und Ziele sprechen konnte. Mit dem Heimvorteil auf ihrer Seite gab es auch viel weniger Streit um die Kindererziehung. Auch Tonks und Remus kamen regelmäßig zu Besuch, und Remus und Roger schienen wie gewöhnlich gut miteinander auszukommen. Die Bekanntmachung ihrer Eltern mit Severus war ebenfalls viel besser gelaufen, als sie geglaubt hatte.

Er war während des ersten Treffens so ruhig gewesen und hatte so leise gesprochen, dass Hermione hätte schwören können, dass Remus vorher mit ihm geübt hatte. Sicher, Remus kannte Roger Granger schon seit Jahren; er wäre die richtige Person für diese Angelegenheit. Margret schien ein wenig zurückhaltender zu sein durch Severus' unheilvolle Erscheinung, aber sie konnte es gut verbergen, wie Hermione mit einem Lächeln feststellte. Aber das war auch zu erwarten gewesen; Severus war physisch in jeder Hinsicht das komplette Gegenteil von Mark.

Während Mark ziemlich klein, gebräunt und muskulös gewesen war, war Severus groß, dünn und fahl. Mark hatte sich wie jeder Durchschnittsmuggel gekleidet, während Severus täglich seine berüchtigten, zugeknöpften schwarzen Hemden und formellen Hosen trug, was ihm einen entschieden unheimlichen Touch gab. Hermione konnte die Gedanken, die ihrer Mutter durch den Kopf schossen, förmlich sehen, während diese Severus von oben bis unten musterte. Als sie dann schließlich warm lächelte und ihre Hand ausstreckte, glaubte Hermione vor Erleichterung ohnmächtig zu werden. Sie machte sich innerlich Vorwürfe, weil sie bis kurz vor der Hochzeit gewartet hatte, die drei einander vorzustellen.

Das Einzige, was Hermione am Abend vor der Hochzeit noch Sorgen machte, war die Tatsache, dass ihre Alpträume erschreckende Ausmaße angenommen hatten. Der Schrecklichste von allen hatte sie in der Nacht zuvor eingeholt. Sie hatte geträumt, dass sie mitten in der Nacht in ihr Wohnzimmer gekommen war und Marks schon lange verstorbene Großmutter dabei gesehen hatte, wie diese die Schubladen ihres Schreibtischs durchwühlte. Die zerbrechliche alte Frau hatte das Hochzeitsbild, das Hermione mit der Sicht nach unten in die oberste Schublade gelegt hatte, herausgezogen.

Stumm hielt sie es hoch und blickte Hermione vorwurfsvoll an, die nach erklärenden Worten suchte. Der Blick der Frau verfinsterte sich und sie begann alles, was sie in Reichweite hatte, nach Hermione zu werfen. Sie begann zu schreien: „Hure! Abschaum. Du bist nicht als Abschaum!" Hermione konnte fühlen, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte, als sie den fliegenden Gegenständen auswich und durch den Raum stürzte. Sie war erneut Schweiß gebadet aufgewacht, wütend und frustriert über den plötzlichen Ausbruch der Alpträume.

Jetzt, da sie mit ihrer Mutter auf der Couch saß, während die Kinder schon lang im Bett waren und schliefen, fing sie nervös an, von den Träumen der letzten Wochen zu erzählen.

„Fühlst du dich schuldig wegen Mark, Hermione?", fragte ihre Mutter sanft.

„Nicht unbedingt schuldig. Es ist nur so, dass … Mark und ich, das ist nie zu Ende gegangen, nicht richtig. In gewisser Weise habe ich wohl noch nicht losgelassen, denke ich."

„Liebling, ich möchte dir in deiner Situation nicht noch mehr Stress machen, aber solltest du dich mit diesen Gefühlen nicht auseinander gesetzt haben, bevor du zugestimmt hast, Severus zu heiraten? Die Hochzeit ist morgen Nachmittag!"

„Mum?", fragte Hermione leise. „Wie viele Zweifel sind normal?"

„Nun, ich denke, das ist unterschiedlich. Deine ganze Situation ist von jeglicher Normalität weit entfernt, Hermione. Welche Art von Zweifel hast du?"

„Manchmal … da frage ich mich, ob ich das Richtige tue, wenn ich wieder heirate."

„Ich bin nicht sicher, ob wir jemals wissen, dass wir das Richtige tun, Liebling. Warum liebst du Severus?"

„Nun, er ist wundervoll zu mir und zu den Kindern. Er liebt mich. Wir haben viel gemeinsam – in intellektueller Hinsicht …", brach sie schließlich ab. Sie fühlte sich ziemlich unbehaglich in Gegenwart ihrer Mutter, um zu erwähnen, dass der überwältigende Sex seinen Teil dazu beitrug.

„Nun, ich denke, dann musst du dich selber fragen, warum du meinst, dass das nicht genug ist. Doch jetzt würde ich empfehlen, schlafen zu gehen. Morgen wird ein sehr langer Tag für dich, und es scheint, dass du einige Entscheidungen treffen musst."

Ihre Mutter gab ihr einen Kuss auf die Stirn und stand auf. Hermione tat es ihr gleich und verwandelte dann die Couch in ein Bett. Margaret lächelte; sie war jedes Mal aufs Neue von den magischen Fähigkeiten ihrer Tochter beeindruckt.

„Was hat Dad gesagt, wann sie zurück sein wollen?"

„Er war nicht sicher. Remus sagte, dass sie Severus irgendwohin mitnehmen würden, was sich ‚Die Drei Besen' nannte."

Hermione lächelte. "Dann werden sie noch eine Weile brauchen. Es hat keinen Sinn zu warten."

-o-

In dieser Nacht blieben die Alpträume aus; in erster Linie, weil Hermione nicht schlief. Stattdessen blieb sie wach, lief im Zimmer auf und ab und sah gelegentlich nach den schlafenden Kindern. Sie hörte, dass ihr Vater kurz nach zwei Uhr nachts nach Hause kam und lachte leise für sich. Die Worte ihrer Mutter kamen ihr immer wieder ins Gedächtnis. „Du musst du dich selber fragen, warum du meinst, dass das nicht genug ist."

Wo lag ihr Problem? Sie sollte sich über ihren Hochzeitstag freuen. Doch stattdessen dachte sie nur an Mark. Als die frühen Morgenstunden verstrichen, war das bohrende Gefühl in ihrem Magen, dass sie Mark irgendwie betrog, wenn sie Severus heiratete, ihr bis in die Kehle gewandert. Ihre Angst war greifbar. Sie saß auf Markas Bettkante und beobachtete ihre langsam wach werdende Tochter.

Müde rieb sich das Mädchen die Augen und setzte sich auf.

„Mami?"

„Ich bin hier, Baby."

Markas Augen weiteten sich. „Es ist heute, oder?"

„Die Hochzeit? Ja, das ist sie."

„Und Severus wird bei uns wohnen?"

„Gewiss, das wird er. Du fährst heute Abend mit zu Oma und Opa, aber wenn du in ein paar Tagen zurückkommst, dann wird er hier mit uns leben."

„Hurra!"

Hermione lächelte. Markas Begeisterungsstürme wegen der Hochzeit, halfen ihr, ihre eigenen Gefühle ein wenig zu beruhigen. Sie brachte sie in die Küche und fand den schon wachen Noah auf dem Schoss ihres Vaters sitzend vor.

„Und hier ist die Braut!", verkündete Roger heiter.

„Ich nehme an, ihr hattet Spaß letzte Nacht?", fragte Hermione gähnend.

„Severus ist … ein interessanter Mann, Hermione, und er empfindet sehr viel für dich."

Sie lächelte. "Ich weiß."

„Dann sollten wir jetzt dafür sorgen, dass alles für heute Nachmittag bereit ist."

„Ja, die Kinder werden bei dir und Mum sitzen. Die einzigen weiteren Gäste sind Remus, Tonks und Minerva. Albus wird die Zeremonie durchführen." Sie ignorierte den besorgen Blick ihrer Mutter und fuhr fort: „Ich sollte Noah und Marka wohl anziehen, damit sie rechtzeitig fertig sind. Das ist das Schöne an Magie; selbst wenn sie sich schmutzig machen, braucht es nur einen Schwenk mit dem Zauberstab und ein Schnippen, um sie sauber zu machen."

Margaret lachte. „Bist du sicher, dass du nicht wieder zu uns ziehen möchtest? Ich könnte ein wenig Hilfe im Haushalt gebrauchen."

-o-

Sie zog sich das langärmelige, cremefarbige Kleid über ihren Kopf und lächelte, als es sich perfekt um ihre Kurven legte. „Nicht schlecht, dafür, dass die Geburt erst ein Jahr zurück liegt", sagte sie, während sie sich in dem großen Spiegel betrachtete und dabei von einer Seite zur anderen drehte. Sie nahm ihre Haare zurück und steckte sie lose mit einem Kamm aus Blüten zusammen. Margaret tauchte hinter ihr auf.

„Bist du dann fertig, Schatz?"

„Wie sehe ich aus?", fragte Hermione und drehte sich herum, um ihre Mutter anzusehen. Das herzförmige Dekolleté ihres Kleides funkelte durch den goldenen Faden, der dort eingewoben war, eicht auf

„Atemberaubend", antwortete Margaret. „Hast du noch mal über das nachgedacht, was wir letzte Nacht besprochen haben?"

"Mir geht es gut, Mum. Wirklich. Das war wohl nur die Panik in letzter Minute. Mehr nicht."

Margaret sah sie skeptisch an. „Wenn du meinst. Bist du dann soweit?"

„Geht ihr zwei schon mal mit den Kindern vor. Ich muss noch ein paar letzte Dinge erledigen. Dafür brauche ich … ein wenig Privatsphäre."

„In Ordnung. Aber beeil dich. Du musst in einer halben Stunde da sein."

„Ja, Mami." Sie lächelte und Margaret verließ den Raum.

Als sie die Kinder mit ihren Eltern gehen hörte, ging Hermione in den Wohnraum und nahm das Bild von Harry, Ron und sich selber. Sie blinzelte ein paar Tränen weg, die jedes Mal zum Vorschein kamen, wenn sie sie begeistert winken sah.

„Ratet mal, was ich heute Nachmittag tun werde, Jungs. Ja, genau. Ich werde Professor Snape heiraten." Sie lachte kurz. „Unglaublich, nicht? Ich denke, das hätte keiner von euch beiden gedacht. Ich – ich möchte euch gegenüber ehrlich sein … Ich bin ein bisschen nervös deswegen. Okay, ich bin sehr nervös.

Ich wünschte, ihr könntet heute zu meiner Hochzeit kommen. Das ist schon die zweite, auf der ich euch vermisse, wisst ihr. Dumme Jungen." Sie spürte eine abtrünnige Träne über ihre Wange laufen. „Ich vermisse euch so sehr … Harry, Ron. Ich denke an euch. Ich werde euch auf dem Laufenden halten, wie sich alles entwickelt."

Sie stellte das Bild wieder hin, ging zur Tür und blieb einen Moment stehen, als ihr einfiel, dass da noch jemand war, von dem sie sich verabschieden sollte. Sie öffnete die oberste Schublade und nahm das Bild von Mark heraus. Sein perfektes Lächeln füllte den ganzen Rahmen aus, und obwohl es nur ein Muggelbild war, schien es genauso pulsierend zu sein, wie ein magisches.

Sie sah es lange an, ohne zu wissen, was sie sagen sollte. Schließlich flüsterte sie „Ich liebe dich. Es tut mir Leid" und legte es zurück in die Schublade. Als sie auf die Uhr blickte, wurde ihr klar, dass sie in fünf Minuten den Gang entlang schreiten sollte.

Sie rannte durch die Gänge, ihre Schuhe hinterließen leichte klopfende Geräusche auf dem Steinboden. Sie konnte sich nicht erinnern, als Schüler jemals so schnell die Treppen genommen zu haben – nicht einmal, wenn sie zu spät gewesen war. Nach einer halben Ewigkeit erreichte sie die Tür der kleinen Kapelle. Sie erlaubte sich einen Moment, um wieder zu Atem zu kommen, glättete ihr Kleid und straffte die Schultern.

Hermiones Finger schlossen sich um die kalte Metallklinke, doch sie konnte sich nicht mehr bewegen.


-TBC-