Bitter Hearts
von Rilla
Disclaimer (Rilla): Mir gehört nichts, was ihr wieder erkennt. Ich verdiene kein Geld damit.
Disclaimer (Nici): Mir gehört ebenfalls nicht, weder die Personen noch die Story. Alles gehört JKR bzw. Rilla.
Ein riesengroßes Dankeschön geht wieder an meine Beta CallistaEvans und an alle Reviewer!
Kapitel 42 – Weinen in der Kapelle
Severus saß da und starrte an die Wand. Sie war nicht gekommen. Irgendwo, tief in seinem Inneren, hatte er immer gewusst, dass sie seine Gefühle nicht auf dieselbe Art erwiderte, aber es war doch ein härterer Rückschlag für ihn gewesen, als er geglaubt hatte. Er gab sich selber die Schuld; er hatte sie in diese Hochzeit gedrängt, keine zwei Jahre, nachdem ihr erster Ehemann beerdigt worden war. Er schnaubte bitter; was er damals gefühlt hatte, als Remus ihn verlassen hatte, war nichts im Vergleich zu dem hier. Er hatte sich nie eine Zukunft mit Remus vorgestellt, aber mit Hermione war es anders. Er hatte sich selbst erlaubt, über ein Leben mit ihr zu phantasieren – und das war es, was letztendlich diesen zerstörenden Effekt hatte.
Er konnte sich nicht vorstellen, dass er sie jemals wieder würde halten können; er würde niemals die Gelegenheit bekommen, morgens neben ihr aufzuwachen. Er setzte das Glas Brandy ab, an dem er nicht einmal genippt hatte. Er hätte es kommen sehen müssen. Der Antrag hatte sie in die Enge getrieben; was außer ‚ja' hätte sie schon sagen können? Sie hatte ihn anfangs sicherlich niemals heiraten wollen.
Severus stand auf und ging ins Badezimmer, wo er sorgfältig sein fahles Gesicht im Spiegel untersuchte. Die Ringe unter seinen Augen waren dunkel und tief. Er war sich sicher, dass sich nun mehr Falten in seinem Gesicht befanden als noch am Morgen, nach dem Aufwachen. Er spritzte sich einen Schwall kaltes Wasser ins Gesicht, richtete sich auf und zog sich aus.
Er sah wieder in den Spiegel und grinste zynisch bei seiner Erscheinung. Ein Jahr zuvor, zum Teufel, sechs Monate früher zuvor, und er wäre jetzt schon in einem Zimmer im Roten Kessel gewesen – aber nicht jetzt. Das war nicht mehr dieses alte, zeitweise auftretende Problem, dass er sich auf dem Kopf ficken konnte; dies hier war real. Er liebte jemanden. Es machte ihm nichts aus, dass da noch andere Leute gewesen waren, als sie ihn am Altar hatte stehen lassen. Es machte ihm nichts aus, was die Schüler hinter seinem Rücken flüstern würden, wenn sie aus den Ferien zurück kämen, oder dass die Gerüchteküche der Schule etwas Neues hatte, mit dem sie ihn verspotten konnten; alles, was zählte, war Hermione und die Tatsache, wie sehr er sie vermisste.
Er war von der Reaktion ihres Vaters auf Hermiones Abwesenheit geschockt gewesen. Um genau zu sein, hatte er Roger Granger schon ziemlich lieb gewonnen. Der Mann war zu ihm getreten, nachdem genug Zeit vergangen war, um jede Hoffnung aufzugeben, dass sie sich nur verspätet hatte. Er hatte ihm angeboten, ihn zu einem Drink einzuladen und zu reden. Severus hatte abgelehnt, aber Roger hatte ihm auf den Rücken geklopft und „Es tut mir Leid" geflüstert.
Er zog sich ein Nachthemd über den Kopf, stieg ins Bett und versuchte die Ereignisse des Tages aus seinem Kopf zu verbannen. Doch an Ruhe war nicht zu denken. Er wusste, dass er einfach ein wenig von dem Trank des traumlosen Schlafes nehmen und für eine Weile einfach alles vergessen könnte; doch zu welchem Preis? Diese Gedanken, diese Gefühle mussten verarbeitet werden, und wenn er es nicht heute Nacht tat, würde es am nächsten Morgen umso schlimmer sein. Er stand wieder auf, warf sich eine lange Lehrerrobe über und schlüpfte in seine Schuhe. Nachdem er die Tür hinter sich versiegelt hatte, hetzte er durch das Schloss, um sich auf seine Art mit diesen Gefühle auseinanderzusetzen.
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Er lief Stunde um Stunde, nur um dann zu erkennen, dass er nur ein paar Schritte von der kleinen Kapelle entfernt ausgekommen war. Sein Herz schlug langsam in seiner Brust, die ganze Welt um ihn herum lief in Zeitlupe. Er öffnete die Tür und schlich leise hinein. Er begann zur Vorderseite der Kapelle zu gehen, als er bemerkte, dass dort schon jemand war. Er stahl sich leise in den Schatten neben der Wand und hielt die Luft an, als ihm klar wurde, dass es Hermione war, die dort in der zweiten Reihe kniete, die Arme vor sich auf die Bank gelegt.
Sie schluchzte herzergreifend, den Blick nach oben gerichtet. Ihre Schultern zitterten unter ihrem Haar, das immer noch mit Kämmen hochgesteckt war. Ihre Augen waren rot und geschwollen; Severus konnte sehen, dass sie schon sehr lange weinte.
„Mark", flüsterte sie durch den Tränenschleicher hindurch, den Blick auf die Decke fixiert. „Ich weiß nicht, ob du mich hören kannst, aber ich muss mit der reden."
Severus schlich näher heran, blieb aber im Schatten verborgen.
„Ich – Es tut mir so Leid, mein Engel, aber ich liebe ihn. Ich liebe ihn wirklich. Ich werde dich niemals vergessen. Ich könnte es nicht. Ich habe ihn für die Erinnerung an dich verlassen, aber ich bin nicht sicher, ob ich das Richtige getan habe. Ich vermisse ihn so sehr. Ich fühle mich so leer, so, wie ich mich gefüllt habe, als du mich verlassen hast. Ich glaube, ich brauche ihn und ich weiß nicht, was ich nun tun soll."
Severus spürte, wie ihm Tränen in die Augen traten, als er hörte, wie sie ihr Herz ausschüttete. Sie war kaum noch zu verstehen, jetzt, wo ihr ganzer Körper unter ihrem Schluchzen erzitterte.
„Er ist so anders als du, Engel. Ganz anders. Natürlich kann er unglücklich und böse sein, aber das bin ich zurzeit auch, denke ich. Die Kinder sind verrückt nach ihm. Das ist wirklich komisch, weißt du. Als Kind hatte ich Angst vor ihm. Aber sie lieben ihn. Ich liebe ihn…"
Ihr Weinen ließ nach und sie lachte halbherzig.
„Als ich noch Schülerin war, hätte ich dich für verrückt erklärt, wenn du mir gesagt hättest, dass ich wegen Professor Snape derart weinen würde. Aber jetzt … es ist alles so anders. Er ist überhaupt nicht so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Er sorgt sich wirklich um mich. Marka wird es nicht verstehen. Sie war so aufgeregt. Ich war … ich konnte einfach nicht die Tür öffnen. Es war so, als würde ich dich damit aus meinem Leben verbannen, und ich habe mich so schuldig gefühlt. Ich fühle mich schuldig, weil ich ihn so liebe, wie ich ihn liebe.
Mein Gott, ich liebe ihn so sehr. Ich wünschte, ich wüsste, was ich tun soll." Sie verstummte und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Severus sah ihr eine Stunde lang beim Weinen zu. Dann stand sie auf, wischte sich die Tränen weg und straffte ihre Schultern.
Er schlich aus seinem Versteck und kehrte schnell zu seinen Räumen zurück, sodass damit Hermione ihn nicht sehen würde. Jetzt, mit der Gewissheit, dass Hermione genauso fühlte wie er, dass sie um ihn weinte, fiel es ihm noch schwerer, Schlaf zu finden.
-TBC-
