Bitter Hearts
von Rilla
Disclaimer (Rilla): Mir gehört nichts, was ihr wieder erkennt. Ich verdiene kein Geld damit.
Disclaimer (Nici): Mir gehört ebenfalls nicht, weder die Personen noch die Story. Alles gehört JKR bzw. Rilla.
Ein riesengroßes Dankeschön geht wieder ein meinen Beta CallistaEvans und an alle Reviewer!
Kapitel 43 – Kindermund
Zwei Tage nach Neujahr schwankte Hermione aus ihrem Schlafzimmer und gähnte herzhaft. Sie hatte ihren Raum seit gestern Morgen nicht mehr verlassen und ihre Wohnung nicht mehr seit dem Tag, an dem die Hochzeit hätte stattfinden sollen. Sie schniefte ein wenig und tapste in die Küche, wo ihrer Mutter dabei war, eine Schüssel Frühstücksflocken für Noah zu machen. Margaret hatte entschieden, noch ein wenig länger zu bleiben, während Roger in der Woche zuvor schon in die Zahnarztpraxis zurückgekehrt war. Margaret trat einen Schritt zurück und sah Hermione von oben bis unten an.
„Was?", fragte Hermione schnippisch. Sie wusste sehr genau, worauf der Blick ihrer Mutter abzielte.
Sie hatte ihre Kleidung seit drei Tagen nicht mehr gewechselt, und ihre Haare hatte sie seit Weihnachten nicht mehr gewaschen oder gebürstet. Sie glaubte sich zu erinnern, dass sie in der letzten Woche gebadet hatte, aber bezeugen wollte sie das nicht. Margaret hatte sich um die Kinder gekümmert, während Hermione sich die meiste Zeit im Bett verkrochen hatte. Aber zumindest hatte sie keine Albträume mehr; um ehrlich zu sein hatte sie es in den letzten eineinhalb Wochen fertig gebracht, ihren Kopf von Gedanken frei zu halten.
Margaret rümpfte die Nase. „Wann hast du dir zuletzt die Zähne geputzt?"
Hermiones Augen blitzten und sie schnellte herum, die Arme fest vor der Brust verschränkt.
„Und damit ist dein Besuch beendet, Mutter. Danke, dass du vorbeigeschaut hast!"
„Du bist ein wandelndes Desaster, Hermione. Dein ganzes Leben ist im Moment ein einziger Trümmerhaufen. Du schaffst es ja noch nicht mal mit dir selber klar zu kommen."
Sie öffnete den Mund, um sich zu verteidigen, aber ihre Mutter fuhr unbeirrt fort.
„Wie auch immer, ich werde deinem Wunsch nachkommen. Ich fahre heute Nachmittag." Hermione merkte, wie ihr Kiefer nach unten klappte.
„Es ist an der Zeit, meine liebe Tochter, dich ins kalte Wasser zu werfen. All dies", sie zeigte mit einer ausladenden Armbewegung auf das Chaos um sie herum, „ist nun dein Problem. Du hast Kinder, für die du sorgen musst und einen Job, den du in ein paar Tagen wieder antreten musst, und du musst es vorher schaffen, dich in einen ausgehfähigen Zustand zu versetzen. Viel Glück dabei, Liebling." Sie küsste Hermione auf die Stirn, ging ins Schlafzimmer, um sich von Marka zu verabschieden und ließ eine ziemlich sprachlose Tochter zurück.
Hermione stand blinzelnd in der Küche. Die Spüle war voll mit schmutzigem Geschirr, überall waren Schmutzflecken von Ausgelaufenem, und Spielzeug lag in der Gegend herum. Margaret hatte es nicht geschafft, sich viel um den Haushalt zu kümmern, da Hermione dies normalerweise mit Magie erledigte und aus diesem Grund nicht viele Reinigungsmittel im Haus hatte. Da ihre Mutter im Wohnzimmer stand und ihren Koffer packte, entschied Hermione, dass sie irgendetwas gegen dies alles hier tun musste.
Sie schloss sich selber im Bad ein und drehte die Dusche auf, wobei ihr das zufriedene Grinsen ihrer Mutter im anderen Zimmer entging. Seufzend warf sie einen langen Blick in den Spiegel.
So sieht es also aus, wenn man ‚von Schuld zerfressen' ist, dachte sie. Sie zog sich die speckigen Klamotten aus, die sie seit einer halber Woche trug und verzog bei dem muffigen Geruch, den diese freigaben, das Gesicht. Als sie in die Dusche stieg wurde ihr klar, dass sie dies schon eine Woche eher hätte tun sollen. Anspannung und Verzweiflung schienen mit dem heißen Wasser den Rücken hinunter zu fließen. Sie schrubbte sich gründlich, bevor sie sich zweimal das Haar wusch und spülte, um überhaupt mit den Fingern hindurch gleiten zu können. Als sie endlich das Wasser abdrehte, war sie schon fast wieder die Alte. Sie wickelte sich ein Handtuch um den Körper und ging in ihr Schlafzimmer zurück.
Entschlossen öffnete sie den Kleiderschrank und suchte nach etwas Modischem zum Anziehen. Sie entschied sich für ein Paar locker sitzende schwarze Samthosen und eine hellviolette Bluse und zog sich schnell an. Aus dem Augenwinkel sah sie das zerknitterte Hochzeitskleid, das auf dem Boden in der Ecke lag. Wehmütig seufzend hob sie es auf. Sie hatte einen Fehler gemacht, soviel war ihr klar, aber was sollte sie als nächstes tun? Das war nicht mehr zu kitten. Sie hängte das Kleid auf, bürstete die Haare und nahm ihren Zauberstab vom Nachttisch. So sehr es sie auch ärgerte, sie wusste, dass ihre Mutter Recht hatte; sie musste etwas tun. Die Räume mussten dringend auf Vordermann gebracht werden und ihr Leben musste endlich wieder in geordneten Bahnen verlaufen.
-o-
Am nächsten Tag saß Hermione mit Theresa auf der Couch in einem blitzblank geputzten Wohnzimmer und versuchte sie zum Sprechen zu animieren. Sie war mittlerweile schon dreizehn Monate alt und hatte außer dem obligatorischen „Mama" noch kein Wort gesprochen.
„Komm, Süße, sag ‚Baby'."
Theresa starrte sie nur an.
„Mami, ich glaube nicht, dass sie Lust zum Reden hat", sagte Marka, während sie zu ihnen auf die Couch kletterte. „Warum ist Severus nicht gekommen und wohnt mit uns?"
Hermione zuckte zusammen. Sie hatte gewusst, dass die Frage irgendwann kommen würde, aber das Wissen hatte es nicht leichter gemacht, sich eine Antwort darauf zurecht zu legen.
„Was hat Oma euch dazu gesagt?", fragte sie, in der Hoffnung vom Thema abzulenken.
„Dass du es uns sagen wirst."
Danke, Mum, dachte sie bitter. „Nun, Süße, Mami hat eine schwere Entscheidung getroffen und ich weiß nicht, ob es die richtige war. Ich hatte einfach Angst, dass es für eine Heirat zu früh war."
„Ich glaube, du hast Severus wehgetan."
Zum ersten Mal seit sie von der Hochzeit davon gelaufen war, dämmerte es Hermione, dass die Kinder ebenfalls da gewesen waren, als sie selber nicht aufgetaucht war. Der dicke Knoten in ihrem Magen verdrehte ihre sämtlichen Eingeweide zu einem widerlichen Klumpen. Nachdem sie von der Kapelle geflohen war, hatte sie sich bis spät am Abend im Astronomieturm versteckt, bevor sie zu einer letzten Pilgerfahrt in die Kapelle zurückgekehrt war. Bis zu diesem Punkt hatte sie es geschafft, die ganze Situation nur auf sich zu beziehen. Doch plötzlich kehrten all die Bilder zurück, die sie versucht hatte, aus ihrem Kopf zu verbannen. Sie sah Severus' Gesicht als ihm klar wurde, dass sie nicht kommen würde, Markas Enttäuschung, ihre Eltern, die sich um ihre Kinder kümmerten, ohne die geringste Ahnung zu haben, wo sie, Hermione, steckte. Doch am meisten schmerzte ihr Herz bei dem Gedanken, was Severus nun fühlte. Er hasste sie sicherlich.
„Marka, es tut mir sehr, sehr Leid, dass ich Severus wehgetan habe." Sie konnte dicke Tränen in ihren Augen spüren.
„Sev'rus tommt?" Die kleine hoffnungsvolle Stimme neben ihr gehörte Noah.
„Nein, Liebling, ich glaube nicht, dass er kommt."
„Oh", sagte dieser traurig.
„Ich nehme an, dass du ebenfalls böse auf mich bist?", meinte Hermione und wandte sich an Theresa. Das Baby saß mit einem Gesichtsausdruck neben ihr auf der Couch, den man nur als ein selbstgefälliges Grinsen interpretieren konnte.
„Ich weiß, ich weiß", sagte sie frustriert. „Ich habe alles vermasselt! Was soll ich denn jetzt machen? Sagt mir doch, wie ich das wieder in Ordnung bringen kann."
„Weine nicht, Mami", sagte Marka sanft und klopfte Hermione auf den Rücken, als diese ihr Gesicht in den Händen vergrub. „Ich vermisse ihn auch."
-o-
Hermione kehrte an ihren Arbeitsplatz in der Bibliothek zurück, entschlossen, sich zusammenzureißen. Seit dem Abend, an dem ihre Mutter gegangen war, hatten die Träume wieder angefangen, aber keiner von ihnen hatte von Mark gehandelt; es ging immer um Severus. Und dies würde nicht vorbeigehen. Sie wusste, dass sie es nicht schaffen würde, mit der Situation umzugehen, wenn sie es zuließ, dass die ganze Welt um sie herum zusammenfiel. Sie hatte schon so lange überlebt; sie würde es nicht zulassen, dass ihr ein Fehler im Weg stand, egal, wie schwerwiegend er war.
Es gab nur noch eine Sache zu tun, und dies war die schwerste, die sie sich vorstellen konnte. Sie musste mit Severus reden. Sie musste ihm sagen, was sie fühlte, warum sie nicht gekommen war. Er verdiente zumindest eine Erklärung. Bei ihrem Wissen über Severus Snape war klar, dass Vergebung nicht zu seinen geschätzten Emotionen gehörte. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass es nicht darum ging, was sie fühlte; es ging ganz allein um ihn. Sie musste es richtig stellen.
Ihre erste Schicht war vorbei, bevor sie es überhaupt bemerkte, und sie gab den Rest des Abends gerne an ihre zwei neuen Assistenten ab.
Sie schritt die Gänge mit unschlüssigem Herzen entlang. Ein Teil von ihr wollte Severus endlich begegnen und die Sache hinter sich bringen, während der andere Teil ihm, so lange es ging, aus dem Weg gehen wollte. Als sie ihre Tür erreichte, bemerkte sie, dass der Schutzzauber weg war. Vorsichtig trat sie ein und rief nach Natalie.
Diese trat mit Theresa auf der Hüfte aus der Küche. Noah, der vorsichtig ein Glas Saft trug, folgte ihr.
„Oh, gut", sagte Hermione. „Ich habe bemerkt, dass der Schutzzauber aufgehoben ist. Deshalb war ich ein wenig besorgt."
„Ja." Natalie blickte verlegen zu Boden. „Marka hat das vorhin gemacht. Ich wusste das neues Passwort nicht, deshalb habe ich es nicht wieder erneuert."
„Aber ich hatte meinen Zauberstab doch mit in der Bibliothek."
Natalie trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. „Ähm… tatsächlich hat sie meinen benutzt. Ich will nicht, dass sie Ärger bekommt, aber sie hat ihn aus meinem Umhang gezogen, während ich Noah gebadet habe."
„Wo ist sie?", fragte Hermione knapp. Sie hatte Marka allein im letzten Monat mindestens ein Dutzend Mal gesagt, dass sie außerhalb ihrer Unterrichtsstunden bei Flitwick keinen Zauberstab zu benutzen hatte.
„Nun, das ist das andere Problem … Sie ist nicht hier …"
-TBC-
So, noch drei Kapitel, dann haben wir es „geschafft". ;-)
