Bitter Hearts
von Rilla

Disclaimer (Rilla): Mir gehört nichts, was ihr wieder erkennt. Ich verdiene kein Geld damit.
Disclaimer (Nici): Mir gehört ebenfalls nicht, weder die Personen noch die Story. Alles gehört JKR bzw. Rilla.
Ein riesengroßes Dankeschön geht wieder ein meinen Beta CallistaEvans und an alle Reviewer!


Kapitel 44 – Aufrichtigkeit

Erleichtert, dass der Unterricht an diesem Tag vorbei war, machte sich Severus auf den Weg zurück zu seinen Räumen. Es war der erste Unterrichtstag nach den Ferien, und seine Gedanken hatten sich den ganzen Tag nur um Hermione gedreht. Er wusste, dass sie in der Bibliothek sein würde, hielt es aber für besser, sie nicht während der Arbeit aufzusuchen. Und doch er musste sie finden und ihr sagen, dass er wusste, warum sie ihn am Altar hatte stehen lassen. Er hatte das Gefühl, dass da vielleicht noch eine Chance für sie bestand, solange er einen anderen Weg fand.

Er war so in Eile, dass er die kleine Gestalt, die vor seiner Eingangstür stand, gar nicht bemerkte und sie fast umrannte. Als er im letzten Moment auswich und gegen die Kerkerwand taumelte, erschrak auch sie und sprang aus dem Weg.

„Marka?"

„Hi, Severus!"

Er blickte den Gang entlang. „Was machst du hier draußen?"

„Ich wollte zu dir."

„Oh."

„Ich muss dich was fragen."

„Ja?"

„Warum sagt Mami deinen Namen, wenn sie schläft?" Sein Herzschlag beschleunigte sich.

„Wie bitte?"

„Mami, sie sagt deinen Namen, wenn sie schläft. Tut sie das, weil sie dich vermisst?"

„Ich weiß es nicht."

„Vermisst du sie?"

„Sehr."

„Ich vermisse dich auch." Er nahm das kleine Mädchen hoch und küsste es sanft auf den Kopf.

„Natalie", rief er durch die Tür. „Ich nehme Marka den Nachmittag über mit nach draußen in den Schnee."

Natalie erschien am Eingang und sah ihn geschockt an. „Ähm … okay, Professor Snape. Ich hatte nicht gedacht, dass Sie … ähm, okay."

„Du kannst ihrer Mutter sagen, wir werden rechtzeitig zum Abendessen zurück sein."

„Selbstverständlich, Professor."

Mit einem knappen Nicken drehte er sich schnell herum und brachte Marka damit zum Kichern.

„Eine Sache noch", sagte er und drehte sich wieder zur Tür. „Accio Schneeanzug und Stiefel."

Markas Schneekleidung und Stiefel schwebten in den Flur, und er half ihr schnell hineinzuschlüpfen. Während sie den Gang entlang liefen, nahm sie seine Hand und drückte sie fest. Er erwiderte den Druck, blickte zu dem kleinen schwarzhaarigen Mädchen hinab und spürte, wie sich etwas in ihm festigte. Zum ersten Mal in seinem Leben entschied Severus, eine Niederlage nicht einfach als solche zu akzeptieren.

-o-

Als sie zum Schloss zurückkehrten, sprach er zuerst einen Trocknungs- und Wärmezauber für Marka, dann für sich selber. Sie hatten fast den ganzen Nachmittag zusammen gespielt, sich mit Schneebällen beworfen und durch den Schnee gejagt. Nach den Stunden zusammen mit Marka war ihm nun bedeutend leichter ums Herz. Den Weg nach Hogwarts zurück verbrachte er damit, sich in Gedanken einen Plan zurecht zu legen, wie er Hermiones Zuneigung zurück gewinnen konnte. Von den wenigen Informationen, die Marka ihm gegeben hatte, wusste er, dass Hermione ihn vermisste und dass sie gerade erst wieder angefangen hatte, unter Leute zu gehen.

Das gab ihm einen entscheidenden Vorteil. Er fühlte sich schuldig, sie in jedweder Form zu manipulieren, aber er wusste, der einzige Weg, sie zurück zu gewinnen, war, sich völlig selbstbewusst zu geben und ihr das Gefühl zu geben, diejenige zu sein, die eine Änderung herbeiführen musste. Marka sprang ein paar Schritte vor ihm umher. Bei diesem Anblick entschied er, dass er, wie schlimm es auch immer kommen würde, zumindest Marka wieder hatte.

Als sie Hermiones Quartier erreichten, sprang Marka vor ihm hinein. Er spürte eine Welle der Erleichterung in sich, nicht anklopfen zu müssen und so den Überraschungsmoment auf seiner Seite zu haben. Nach bester „Professor Snape" Manier, rauschte er hinter Marka her in den Raum. Hermione saß über Noah gebeugt auf dem Boden, der sich unter ihrer Kitzelattacke wand und kicherte.

Sie blickte zu ihm auf. Ihr Mund stand leicht offen, während sich ihr Atmen augenscheinlich beschleunigte.

„Severus!"

„Hermione", sagte er leise, fest entschlossen, den Ball ins Spiel zu bringen.

„Ich – wusste nicht – danke, dass du Marka heute mitgenommen hast. … Sie hat dich vermisst."

„Ich habe sie vermisst."

„Ja." Sie senkte den Blick und ließ von Noah ab, der die Gunst der Stunde nutzte, um aus dem Zimmer zuflüchten.

„Nun", sagte er, entschieden, die Sache langsam angehen zu lassen. „Dann werde ich mal wieder gehen."

„Warte!", rief sie.

Er drehte sich langsam herum, versucht, sein zufriedenes Grinsen zu unterdrücken. „Ja?", fragte er mit erhobener Augenbraue.

„Würdest du gerne …", sie war offensichtlich nervös, „zum Essen zu bleiben … als Dankeschön?"

Er beobachtete sie einen Moment lang und bemerkte ihre Unruhe. Innerlich fragte er sich, ob ihre Einladung reine Höflichkeit war, weil er den Tag mit Marka verbracht hatte, oder ob mehr dahinter steckte.

„Ich denke, ich kann ein oder zwei Stunden erübrigen."

Sie lächelte erleichtert. „Marka? Kannst du bitte ein zusätzliches Gedeck auflegen? Severus wird mit uns essen."

„Hurra!"

-o-

Das Essen entpuppte sich als unangenehmes Unterfangen. Hermione versuchte es mit Smalltalk, während Severus sich bemühte, herzlich zu antworten dabei aber eine emotionale Distanz zu wahren. Gegen Ende des Essens war sie offensichtlich frustriert, dass er ihr keine Chance gab, eine Erklärung abzugeben. Marka plauderte über den Schnee und ihre Unterrichtsstunden bei Flitwick, während Noah das Alphabetlied immer wieder anstimmte.

Nach dem Essen bat Marka Severus, ihr ein paar Geschichten vorzulesen. Er saß mit ihr auf der Couch, las vor und versuchte das unangenehme Gefühl zu ignorieren, dass Hermiones Blick in ihm hervorrief. In Wahrheit fühlte er sich erleichtert, als sie in das Zimmer der Mädchen ging, um Theresa ins Bett zu bringen. Marka lehnte ihren Kopf gegen seine Brust und er strich ihr gedankenverloren durchs Haar. Nach ein paar Minuten bemerkte er, dass ihr Atem gleichmäßig und tief wurde, legte einen Arm unter ihre Beine und trug sie ins Bett.

Hermione saß in dem Schaukelstuhl in der Ecke und sang leise. Noah lag zusammengerollt auf ihrem einen Bein, während Theresa auf der anderen Seite lag. Sie lächelte ihn schüchtern an. Er legte Marka in ihr Bett und ging hinüber zu Hermione. Er beugte sich zu ihr hinunter, hob fragend eine Augenbraue und als sie nickte, nahm er Noah hoch und trug ihn in sein Zimmer. Als er den kleinen Jungen zudeckte, brach seine Haltung endgültig in sich zusammen.

Den ganzen Abend über hatte er es geschafft, kühl und gleichgültig zu wirken, um Hermione nur ahnen zu lassen, was wirklich in ihm vorging. Doch nun, als er über Noahs Bett gebeugt dastand, wurde ihm bewusst, dass er dies, wenn die Sache anders verlaufen wäre, wohl jeden Abend machen können würde. Er hatte plötzlich dieses Übelkeit erregende Gefühl, dass er nicht mehr hier hingehörte. Er kniff die Augen fest zusammen, um die Tränen, die versuchten sich vorzukämpfen, zu unterdrücken. Dann strich er sich seine Robe glatt und hastete zur Tür. Vielleicht wäre es besser gewesen, er wäre gar nicht erst hergekommen.

Er griff nach dem Türknauf, als er hinter sich leise seinen Namen hörte. Er hielt inne, drehte sich herum und sah, dass Hermione an der Tür des Mädchenzimmers lehnte, das tränennasse Gesicht wie im Schmerz verzogen.

„Ich muss jetzt gehen", sagte er knapp und wandte den Blick, so schnell es ging, wieder ab.

„Bitte … bitte geh nicht. … Wir … müssen reden."

Er hielt den Türknauf eine Minute lang umklammert und drückte seine Stirn gegen die Tür.

„Bitte, Severus … ich muss das erklären."

„Warum hast du mich zum Essen eingeladen?" Seine Stimme war barscher als er beabsichtigt hatte.

„Ich wollte mit dir reden." Ihre dagegen war leise, gebrochen.

Dann war sie plötzlich neben ihm. Sie sprach immer noch. Er schloss die Augen, um sie nicht ansehen zu müssen. Ihre Hand legte sich sanft auf seinen Oberarm.

„Severus … bitte. … Es tut mir so Leid. Du hast ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren. Du musst wissen, warum ich nicht …" Sie lehnte sich zitternd in seinen Arm. Er hob eine Hand, um sie zu stabilisieren.

„Ich weiß", sagte er, entsetzt, weil seine versagende Stimme ihn verriet.

„Ich liebe dich so sehr", flüsterte sie.

„Hermione." Er legte eine Hand sanft unter ihr Kinn und hob ihren Kopf. Dann beugte er sich zu ihr hinunter und streifte mit seinen Lippen ihren Mund, darauf bedacht, dass die Süße, die er schmeckte, ihm nicht den Verstand raubte. Doch es war zu spät. Sie lehnte sich nach vorn, vertiefte den Kuss, während er sie an sich zog und gegen die Tür presste. Erst, als sie sich leicht bewegte, merkte er, wo er war und was er tat. Er fuhr rasch zurück.

„Es tut mir Leid, Hermione. Ich … da sind Dinge, über die wir zuerst reden müssen."

„Zuerst?"

"Bevor…" Zu schnell verlor er die Kontrolle. Das Klügste wäre es, zu gehen, doch er konnte seine Füße nicht dazu überreden, sich in Richtung Tür zu bewegen.

„Was kann ich tun", fragte sie und richtete sich auf, „damit du mir vergibst?"

Er hob eine Augenbraue. "Sei einfach aufrichtig, Hermione."

„Ich denke, dann sollten wir uns besser hinsetzen", sagte sie mit einem leichten Lächeln.


-TBC-